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Je mehr Jussef in seinem 2. Fall einen Lehrer verteidigt, umso verdächtiger macht er sich selber.

Produktbeschreibung
Je mehr Jussef in seinem 2. Fall einen Lehrer verteidigt, umso verdächtiger macht er sich selber.
Autorenporträt
Rees, Matt

MATT REES was born in Wales and read English at Oxford before moving to the Middle East to become a journalist. He is also the author of the award-winning Omar Yussef series, which follows a detective in Palestine, and is now published in twenty-four countries.

Visit his website at www.mattrees.net
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2009

Humanist in der Hölle

In diesem Gaza-Krimi kann es nur Verlierer geben: Der britische Journalist Matt Beynon Rees will in seinem Roman die Wahrheit sagen.

Manchmal werden die Dinge, die Historiker aussprechen sollten, von Dichtern besser gesagt", heißt es an zentraler Stelle in diesem Buch, womit der Autor nichts weniger liefert als die Begründung für sein eigenes Schreiben. Denn Matt Beynon Rees war Journalist und mehrere Jahre lang Jerusalemer "Time"-Korrespondent, ehe er sich auf das Feld der Fiktion begab, im Glauben, auf diese Weise "Wahrheiten" aussprechen zu können, wie es ihm als Journalist nicht mehr möglich schien. So wagte der 1967 in Wales geborene Rees mit seinem 2007 erschienenen Debüt "The Collaborator of Bethlehem", das 2008 auf Deutsch erschien, was sich vor ihm noch niemand getraut hat: einen Krimi in den Palästinensergebieten anzusiedeln, mithin einer Weltgegend, die dem Westen durch die Nachrichten so vertraut ist und über die wir doch so gut wie gar nichts wissen.

Ein in die Jahre gekommener Historiker namens Omar Jussuf ist Rees' Protagonist, der auch in der Fortsetzung "Ein Grab in Gaza" wieder ungewollt Detektiv spielt. Der Lehrer aus Bethlehem ist mit seinem Chef, dem Schweden Magnus Wallender, in den Gazastreifen gereist, um UN-Schulen zu inspizieren. Doch so weit kommt es nicht, denn schon bei der Ankunft erfahren sie, dass in Gaza-Stadt ein Lehrer unter Spionageverdacht verhaftet wurde. Kurz darauf wird Wallender von den Saladin-Brigaden entführt und ein weiterer UN-Mitarbeiter ermordet. Als die Vereinten Nationen sich daraufhin aus dem abgeriegelten Gebiet zurückziehen, bleibt Omar Jussuf allein auf sich gestellt bei dem Versuch, die Kollegen zu retten.

Zweifellos, der Krimiplot ist nicht sehr elaboriert, aber die Frage des whodunit ist hier auch nicht von Belang, denn der Autor nutzt das Genre vor allem, um seine Erfahrungen aus dem Nahost-Konflikt und seine Ansichten über Wurzeln und Hintergründe mitzuteilen. Und tatsächlich gelingt es Rees, ein intensives Bild vom palästinensischen Alltag zu zeichnen, einem unüberschaubaren Dickicht aus Korruption, Gewalt und Waffenhandel: wie die Menschen gelernt haben, in der Ohnmacht ständiger Bedrohung zu leben, wie großmäulige Feiglinge mit ihren Kalaschnikows prahlen, wie der Wind aus der Wüste einem den Atem raubt, wie einer der größten Verbrecher heimlich in seiner Protzvilla böhmisches Kristall sammelt. Israelis tauchen hier nicht auf, und doch ist Israel natürlich immer präsent, schon allein in den aberwitzigen Legitimierungsversuchen der Milizen für ihre Gewalt.

Matt Beynon Rees selbst bezieht politisch nicht Stellung zum Nahost-Konflikt. Nur so viel wird klar: Unter dem Terror der Milizen hat vor allem das palästinensische Volk zu leiden, das in dieser brutalen Welt lebt, in der es nur Verrat und Unterdrückung gibt und in der Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit auf der Strecke bleiben. Aus der Spirale aus Fanatismus und Gewalt scheint es keinen Ausweg zu geben, und auch der friedliebende Omar Jussuf, der in seinem abgewetzten Tweedjackett und einem grenzenlosen Humanismus etwas holzschnitthaft wirkt, muss zuletzt scheitern.

Als einziger Ort der Ruhe und des Friedens schildert Rees ausgerechnet einen Soldatenfriedhof, der einst für gefallene Briten des Ersten Weltkriegs errichtet wurde und jetzt von einem Einheimischen liebevoll gepflegt wird. So bindet Matt Beynon Rees das blutige Geschehen der Gegenwart zuletzt in den historischen Kontext ein. Denn Gaza, dieser schmale Landstrich am östlichen Mittelmeer, für den so etwas wie Frieden in der näheren Zukunft unmöglich scheint, blickt zurück auf eine lange Geschichte der Gewalt.

SANDRA KEGEL

Matt Beynon Rees: "Ein Grab in Gaza". Omar Jussufs zweiter Fall. Aus dem Englischen von Klaus Modick. Verlag C. H. Beck, München 2009. 352 S., geb., 18,90 [Euro].

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A gritty novel which maintains a high level of tension until the closing pages. Yussef is quite clearly a detective who is here to stay. Peter Burton Daily Express