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Mackenzie Prize for Best Political Science Book of the Year 2010The relentless rise of Communism was the most momentous political development of the first half of the twentieth century.

Produktbeschreibung
Mackenzie Prize for Best Political Science Book of the Year 2010The relentless rise of Communism was the most momentous political development of the first half of the twentieth century.
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Autorenporträt
Archie Brown is a British political scientist and historian. He is Emeritus Professor of Politics at Oxford University and Emeritus Fellow of St Antony's College, Oxford. A Fellow of the British Academy since 1991, Professor Brown was elected a Foreign Honorary Member of the American Academy of Arts and Sciences in 2003. He has written widely on Soviet and Communist politics, the Cold War, and political leadership.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2009

Der Glaube an die Formbarkeit der Welt
Archie Browns Geschichte des Kommunismus nimmt die Propaganda beim Wort

Solange die sozialen Verhältnisse Ungleichheit und Ungerechtigkeit erzeugen, werden Menschen der Versuchung nicht widerstehen können, nach Lösungen zu suchen, die scheinbar endgültig sind. Und deshalb ist die Frage, was der Kommunismus war, nicht nur für das Verständnis des vergangenen, sondern auch des gegenwärtigen Geschehens von Belang. Aber was war der Kommunismus? Eine Idee? Eine Bewegung, die sich aus Ideen hervorbrachte? Wer nur von Ideen spricht, wird auf die Frage, was der Kommunismus war, keine zufriedenstellende Antwort bekommen.

Zwar hatten alle kommunistischen Regime eindeutige Vorstellungen darüber, wie mit der Vielfalt der Wirklichkeit zu verfahren sei. Aber die Antworten, die Kommunisten auf diese Herausforderung gegeben haben, waren so verschieden wie die Wirklichkeiten, die sie verändern wollten. Das ist auch der Grund, warum das kommunistische Experiment in der Sowjetunion und in China mehrere Millionen Menschen das Leben kostete oder um ihre Freiheit brachte, während die späte Diktatur in der DDR zwar für viele Menschen bedrückend, aber kaum mehr lebensbedrohlich gewesen ist. Es gab in der DDR keine Deportationen von Bauern, keine Massenerschießungen nach Quoten, keinen GULag und keinen unberechenbaren Staatsterror, dem jedermann zum Opfer hätte fallen können. Das alles versteht man, wenn zu Bewusstsein kommt, dass sich der Versuch europäischer Kommunisten, sich in Übereinstimmung mit sowjetischen Vorstellungen vom Kommunismus zu bringen, anderen kulturellen Mustern folgte als die Experimente Maos oder Pol Pots. Wenn wir wissen wollen, was die kommunistischen Regime jeweils waren, an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Umständen, hilft uns der Hinweis auf den Kommunismus nicht weiter.

Das ist auch der Grund, warum Archie Browns Geschichte des Kommunismus misslungen ist. Der Kommunismus, sagt Brown, sei ein System gewesen, das von einer Staatspartei regiert, von einer Planwirtschaft gelenkt und von einer marxistischen Ausschließlichkeitsideologie mit Heilserwartung legitimiert worden sei. Aber was ist mit einer solchen Definition überhaupt gewonnen, wenn sie es nicht zugleich ermöglicht, die Verschiedenheit jener Herrschafts- und Glaubenssysteme zu beschreiben, die sich kommunistisch nannten? Darauf weiß Brown keine Antwort. Seine Geschichte begnügt sich damit, zu erzählen, was sich in den Ländern, die kommunistisch regiert wurden, politisch ereignet hat. Dabei erfährt man nur, was in ungezählten Überblicksdarstellungen zur Geschichte der Sowjetunion und anderer kommunistischer Länder schon gesagt worden ist.

Wozu braucht man eine Geschichte der russischen Revolution und des Bürgerkrieges, der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, der nationalsozialistischen Besatzungspolitik, wozu eine Geschichte des Langen Marsches und der Kulturrevolution in China, des Korea-Krieges und der Kuba-Krise, der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen und des "Prager Frühlings", wenn sie nicht zugleich davon erzählt, was der Kommunismus als Idee, als Lebensform und Herrschaftsstil war? Dieses Problem wird vor allem in jenen Passagen deutlich, in denen Brown selbst auf die Verschiedenheit jener Experimente verweist, die ihren Urhebern als kommunistisch galten. Für Pol Pot, schreibt Brown, seien die Schriften von Marx und Lenin bedeutungslos gewesen, als er sich dazu entschlossen habe, Hunderttausende ermorden zu lassen, und auch Stalin habe sich den Kommunismus nur als blutige Diktatur eines Alleinherrschers vorstellen können. Maos Kulturrevolution aber hält Brown für einen authentischen Ausdruck kommunistischer Herrschaftspraxis, obwohl sie doch vor allem der Versuch eines Despoten war, seine Macht durch die Erzeugung von Chaos und Gewalt zu erweitern. Wer könnte all das über Wladyslaw Gomulka, Alexander Dubcek oder die Eurokommunisten in Italien und Frankreich sagen?

Menschen haben eine Geschichte, und sie leben in einer kulturellen Ordnung, die es ihnen ermöglicht, Ideen auf eine Weise zu haben, die sich anderen Menschen nicht erschließt. Deshalb waren Stalin und Pol Pot, Castro und Honecker, die von sich behauptet hatten, sie seien Kommunisten, auch nicht Repräsentanten ein und desselben. Es ist nicht einmal wahrscheinlich, dass sie die gleichen Träume von der schönen neuen Welt träumten. Eine Geschichte des Kommunismus, die die Propaganda beim Wort nimmt, hat ihr Thema verfehlt.

Man erfährt in diesem Buch aber auch nichts über die Gemeinsamkeiten, die Kommunisten überall auf der Welt aneinander gebunden haben. Denn Kommunisten haben Überzeugungen und Handlungsgewohnheiten geteilt, die ihnen eine gemeinsame Sprache und einen gemeinsamen Stil ermöglichten: den Glauben an die Erreichbarkeit eindeutiger Ordnungen und die Formbarkeit der Welt, die Verteidigung von Ideen gegenüber der Wirklichkeit, die Organisation der Wirtschaft im Modus der Kampagne und den Kampf gegen Abweichler in den eigenen Reihen. Man könnte auch sagen, dass es eine kommunistische Art des Sprechens, des Herrschens und des Wirtschaftens gab, einen kommunistischen Stil und ein kommunistisches Milieu. Browns Darstellung teilt darüber nichts mit. Warum war das Milieu des Kommunismus für viele Menschen attraktiv, im Westen ebenso wie im Osten Europas? Welche Faszination ging von ihm aus, und welche Werthaltungen erzeugte es? Auf diese Fragen müsste eine Geschichte des Kommunismus Antworten geben. Archie Brown hat solche Fragen nicht gestellt, und deshalb hat er auch keine Antworten gefunden, die den Nachgeborenen das kommunistische Experiment erklären.

JÖRG BABEROWSKI

Archie Brown: Aufstieg und Fall des Kommunismus. Propyläen Verlag, Berlin 2009. 944 S., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.01.2010

Aus und vorbei
Noch eine Geschichte über das Ende des Kommunismus
In der Tragikomödie „Good Bye, Lenin” fällt die überzeugte Kommunistin Chrtistiane Kerner kurz vor dem Mauerfall nach einem Herzinfarkt ins Koma und wacht erst ein Dreivierteljahr später wieder auf. Ihre besorgte Familie inszeniert, um weitere Aufregung zu vermeiden, den Fortbestand des DDR-Sozialismus. Auch manche Kommunismusforscher müssen um jene Zeit in einen tiefen Schlaf gefallen sein. Jedenfalls stellen sie noch immer die gleichen Fragen wie im Zeitalter der Systemkonfrontation. Ihnen sitzt offenbar die Furcht vor dem Gespenst des Kommunismus noch immer in den Knochen, und sie versuchen ihn als „politische Religion” (so schon einst Eric Voegelin) zu delegitimieren. Sie analysieren, wie totalitär der Kommunismus war, und welche Ideen und Machtpolitiken im Kreml ersonnen wurden. Sie diskutieren, was ihn stark gemacht hat und warum er untergegangen ist.
Von diesem Geist lebt auch Archie Browns neues Buch, das zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer eine fast tausendseitige kommunistische Gesamtgeschichte von den Ursprüngen im 19.Jahrhundert über die bolschewistische Revolution, Stalinismus, Hochstalinismus und Poststalinismus, den Kalten Krieg und den trikontinentalen nationalistischen Kommunismen bis zu Glasnost, Perestrojka und dem Fall der UdSSR bietet.
Archibald Haworth Brown wurde 1938 geboren und ist als britischer Politikwissenschaftler in die Schule der Totalitarismustheorie gegangen. Er gehörte jedoch nicht mehr der Generation der Kalten Krieger an, sondern der Kommunismusforscher, die sich ihrem Gegenstand zuwendeten. Die 70er Jahre standen im Zeichen von Entspannung und friedlicher Koexistenz, und auch die westliche Sowjetologie veränderte ihre Aussagen über die Sowjetunion: Diese war nun nicht mehr der Hort der totalitären Weltrevolution, sondern ein autoritärer Staat mit ähnlichen Problemen wie andere Länder und Industriegesellschaften im Westen auch. Diese Generation verstand die Sowjetunion, sie hatte jedoch noch dieselben Fragen, dieselbe Perspektive wie die alte Sowjetologie. Wichtig waren Ideen, Führer, Maßnahmen.
So macht es Brown nach wie vor. Es ist gewiss sinnvoll, eine politische Geschichte zu erzählen bei einer Gesellschaft wie der sowjetischen, in der die Politik bestimmt, wie sie auszusehen hat. Aber indem Brown die klassische Gibbon’sche Frage nach dem Aufstieg und Fall eines Imperiums stellt, verengt er seinen Blickwinkel auf eben jene wichtigen Ideen, großen Männer und ihre politischen Machtkämpfe. Die kommunistischen Gesellschaftsformen, Kulturen und Milieus werden nur gestreift, der (feindliche) internationale Kontext, die westlich-kapitalistische Moderne, gegen die sich der Kommunismus zu behaupten hatte und als deren Alternative er sich begriff, spielen unscheinbare Nebenrollen. Brown beschreibt damit weniger den Kommunismus in seiner Zeit und an konkreten Orten, sondern rekonstruiert politikwissenschaftlich den Aufstieg und Fall von kommunistischen Staaten und Systemen.
Die Lektüre ist deshalb wenig überraschend. Wer muss heute noch darüber belehrt werden, dass Lenin unter Demokratie etwas anderes verstand als politische Freiheit? Interessanter wird es erst, wenn Brown detailliert und kenntnisreich sich den letzten Jahren, dem Gorbatschow-Faktor, zuwendet. Hier entwickelt er spannende Thesen und sorgfältige Argumentationen, wie zum Beispiel, dass in der Sowjetunion eher die Reform zur Krise geführt habe: Im Jahr 1985 sei die Existenz des kommunistischen Systems und des sowjetischen Staates nicht bedroht gewesen. 1989 standen beide vor dem Zusammenbruch. Das wird von anderen Kommunismusforschern nicht unwidersprochen bleiben, die den Anfang des Kollapses bereits in den 70er Jahren verorten oder davon ausgehen, dass der Entwurf einer sowjetischen Moderne von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen sei. Immerhin erklärt Browns These, warum kaum jemand den Zusammenbruch voraussagen konnte.
Die spannenden Sowjetunion-Bücher dieses Jahrzehnts wurden indes von
Sozialhistorikern geschrieben: Sheila Fitzpatricks „Everyday Stalinism” (1999) oder Orlando Figes „Die Flüsterer” (2007, deutsch 2008) lieferten neue Perspektiven auf die sowjetische Gesellschaftsformation. Und das in Leipzig preisgekrönte und geniale Buch „Traum und Terror” von Karl Schlögel ist eine Sammlung von Miniaturen über Moskau im Jahre 1937, die sich großer Narrationen und Thesen gänzlich entzieht. Wer allerdings eine solide, übersichtliche politisch-historische Gesamtdarstellung des Kommunismus lesen will, liegt bei Brown nicht falsch. JÖRG SPÄTER
ARCHIE BROWN: Aufstieg und Fall des Kommunismus. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Propyläen, Berlin 2009. 938 Seiten, 29,90 Euro.
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Superb...a hugely readable book Simon Heffer Daily Telegraph