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  • Buch mit Leinen-Einband

Produktdetails
  • Verlag: Steidl
  • Seitenzahl: 1046
  • Englisch
  • Abmessung: 300mm
  • Gewicht: 6650g
  • ISBN-13: 9783882439052
  • ISBN-10: 388243905X
  • Artikelnr.: 12413312
Autorenporträt
Dine, Jim
Jim Dine wurde 1935 in Cincinnati, Ohio geboren. Er ist als Maler, Bildhauer und Grafiker tätig. Seine Werke wurden vielfach in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt; sie zählen zum Bestand der wichtigen Museen und Sammlungen weltweit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.05.2004

Porträt des Künstlers als junger Pinocchio
Er hat sich immer den erstaunten, entdeckerischen Blick des Kindes bewahrt: Jim Dine, der als einer der Pioniere der Pop Art gilt, hat als Maler, Dichter, Bildhauer, Collageur und Grafiker nie nur den Alltag und seine überwältigende Warenwelt abzubilden versucht – er hat die Dinge des Lebens immer als Chiffren des Unbewussten, der Seele und der eigenen Kindheit verstanden.
Die Motive seiner Bilder – isolierte Sägen, Feilen, Scheren, Zangen, Messer, Revolver, auch Herzen, Malpaletten, Kleider oder Wortkaskaden – galten ihm stets als imaginäres Handgepäck einer Expedition zu einer „Landschaft im Innern”, wie er selbst sagt: „Ich bin ein leidenschaftlicher romantischer Künstler, ein expressiver Maler.”
Als Dine in den neunziger Jahren nach Berlin zog, entdeckte er die Fotografie, die ihm vormals als zu flach und oberflächlich erschien, als künstlerisches Ausdrucksmittel für sich. Doch auch im neuen Medium blieb er gleichsam Maler und Poet, und die Motivwelt geriet ihm nicht weniger träumerisch und selbstbezogen. Techniken wie Digitalprints, die Heliogravure oder der Gelantinesilberabzug erlaubten ihm einerseits, wie in der Malerei die physische Beschaffenheit seiner Bilder zu betonen, und andererseits, die Foto-Negative collagistisch oder grafisch zu bearbeiten, etwa durch Überlagerung von Motiven oder Einritzungen. So entstand eine Welt persönlicher, stilllebenartig ausgebreiteter Ikonen, die oft auf literarische und kunsthistorische Vorlagen verweisen: schattenreiche Bilder von ausgestopften Raben, Schädeln, Werkzeugen, von Gedichten auf Kreidetafeln oder Bettlaken und von Sehnsuchtsfiguren wie Donald Duck oder Pinocchio – Bilder, die wie aus einer vergangenen Zeit heraufscheinen.
Gerade Pinocchio (unser Bild: „The Little Man (Twice)”, 2002, Gelatinesilber) ist eine Figur der Kindheit, mit ihrer Reise ans Ende der Nacht einer ausgesetzten Kinderseele. Der Steidl Verlag hat jetzt ein hervorragend ediertes Werkverzeichnis von Dines Fotografien veröffentlicht; in der Kölner Photographischen Sammlung wurde jetzt eine Ausstellung eröffnet, die eine Auswahl dieser Bilder zeigt (bis 1. August).
HOLGER LIEBS
JIM DINE: The Photographs, So Far. 4 Bände im Schuber. Bd. 1: Heliogravures; Bd. 2: Digital Prints; Bd. 3: Polaroids, Chromogenics and Silverprints; Bd. 4: Text. Steidl Verlag, Göttingen 2004. Zusammen 1046 Seiten, 150 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

... und so verläuft alles im Kreis: Die Pop-Art wurde von der Neo-Pop-Art ersetzt, und die Großen der ironischen Zunft entdeckten die "Altmeisterlichkeit" und begannen zu malen, als müssten sie beweisen, dass sie's wirklich können. So war's auch bei Jim Dine, weiß Daniel Kothenschulte: Der habe "den Reproduktionsgedanken und das Pathos des Konsumismus" konsequent hinter sich gelassen, wovon auch seine Fotos künden. Zunächst mal: Sie sind sehr sehenswert und mindestens hochinteressant. Denn sie stellen, so Kothenschulte, nicht weniger als eine "Renaissance des Piktoralismus" dar. Zur Erinnerung: Piktorialismus, das war, als die Fotografen vor hundert Jahren in den Domänen der Malerei - "Texturreiz"!- wilderten und allerlei chemische Verfahren ausprobierten. "Es war", so Kothenschulte, "Malerei mit den Mitteln der Fotografie und gerade deshalb eine Fortsetzung der experimentellen Lichtbildnerei des Spätimpressionismus". Ein Beispiel: Dines Verwendung der "Heliogravüre", einer Technik, mit der ihm eine "erstaunliche Verquickung von Pathos und Reduktion, von Emphase und Minimalismus" gelinge. Was noch? Eine vierbändige Prachtausgabe.

© Perlentaucher Medien GmbH