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Two courageous journalists chart how the KGB rose from the Soviet ashes and recreated itself as the FSB at the prompting and with the assistance of Vladimir Putin In The New Nobility, two courageous Russian investigative journalists open up the closed and murky world of the Russian Federal Security Service. While Vladimir Putin has been president and prime minister of Russia, the Kremlin has deployed the security services to intimidate the political opposition, reassert the power of the state, and carry out assassinations overseas. At the same time, its agents and spies were put beyond public…mehr

Produktbeschreibung
Two courageous journalists chart how the KGB rose from the Soviet ashes and recreated itself as the FSB at the prompting and with the assistance of Vladimir Putin In The New Nobility, two courageous Russian investigative journalists open up the closed and murky world of the Russian Federal Security Service. While Vladimir Putin has been president and prime minister of Russia, the Kremlin has deployed the security services to intimidate the political opposition, reassert the power of the state, and carry out assassinations overseas. At the same time, its agents and spies were put beyond public accountability and blessed with the prestige, benefits, and legitimacy lost since the Soviet collapse. The security services have played a central- and often mysterious-role at key turning points in Russia during these tumultuous years: from the Moscow apartment house bombings and theater siege, to the war in Chechnya and the Beslan massacre. The security services are not all-powerful; they have made clumsy and sometimes catastrophic blunders. But what is clear is that after the chaotic 1990s, when they were sidelined, they have made a remarkable return to power, abetted by their most famous alumnus, Putin.
Autorenporträt
Andrei Soldatov and Irina Borogan are cofounders of Agentura.Ru and authors of The Red Web and The New Nobility. Their work has been featured in the New York Times, Moscow Times, Washington Post, Online Journalism Review, Le Monde, Christian Science Monitor, CNN, and BBC. The New York Times has called Agentura.ru "a web site that came in from the cold to unveil Russian secrets." Soldatov and Borogan live in Moscow, Russia.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.05.2011

Unter Moskau,
zwölf Stockwerke tief
Der russische Geheimdienst FSB ist mächtiger,
als es der KGB je war – aber auch ineffizienter
Es geschah im Mai 1999, Präsident Boris Jelzin war kaum noch verhandlungsfähig, Russland wirtschaftlich und politisch am Abgrund, als Wladimir Putin – damals Geheimdienstchef – dem Boulevardblatt Komsomolskaja Prawda ein Interview gab. Es herrsche die Sorge, so die Zeitung, dass Putin und seine Freunde einen Staatsstreich planten. Putin gab sich erstaunt: „Warum sollten wir das tun? Wir sind doch schon an der Macht. Wen sollten wir stürzen?“ – Vielleicht den Präsidenten? – „Aber der hat uns doch eingesetzt“, so Putin. Dann kicherte er.
Sieben Monate später war er selbst Präsident und nutzte sein Amt, den „Föderalen Sicherheitsdienst“ FSB zu protegieren. Putin hat dutzende befreundete Ex-Spione in hohe und höchste Ämter gebracht, während sich der FSB – inzwischen ein Koloss mit geschätzten 200 000 Mitarbeitern – jeder Kontrolle entzieht.
Es gibt weder genaue Informationen über die Finanzen des FSB noch über seinen Personalbestand, der FSB wird nicht vom Parlament kontrolliert und nicht – wie der sowjetische KGB – von einer Partei, er jagt die Feinde Russlands im Inneren, aber auch im Ausland: Den tschetschenischen Kommandeur Selimchan Jandarbijew haben FSB-Agenten 2004 in Katar getötet. Sie flogen auf, wurden am Golf verurteilt, ausgetauscht und in Russland wie Helden empfangen. „Der FSB ist keine Wiederbelebung des sowjetischen KGB, vielmehr hat er sich unter der Ägide eines KGB-Veteranen zu einer Behörde entwickelt, die mächtiger und furchteinflößender ist, als es ihr Vorgänger je war“, schreiben Andrei Soldatov und Irina Borogan in ihrem Buch „The New Nobility“.
Unverdienter Glanz fiel auf den FSB, als die Russin Anna Chapman nach eher dürftiger Spionageleistung in den USA 2010 enttarnt wurde, woraufhin man sie in ihrer Heimat als patriotische Paris Hilton bejubelte und im Westen als „Agent 90-60-90“ bestaunte. In Wahrheit, so Soldatov und Borogan, habe der FSB mehr gemein mit arabischen Geheimdiensten, die sich als „Muchabarat“ bezeichnen: „Er ist dem Schutz eines autoritären Regimes verpflichtet, verantwortlich nur gegenüber den Herrschenden, undurchdringlich, zutiefst korrupt, und bereit zu brutalen Methoden gegenüber Einzelpersonen und Gruppen, die des Terrors oder auch nur einer anderen Meinung verdächtig sind.“ Während der FSB in Russland aufstieg, schwanden die Chancen für die Demokratie.
In gründlicher, wunderbar unaufgeregter und allen Verschwörungstheorien gegenüber unempfänglicher Weise zerren die Journalisten Soldatov und Borogan ans Licht, was der FSB nur zu gern verborgen hätte: den krakenhaften Überwachungsapparat beispielsweise, der eine Datenbank von mehr als siebzig Millionen Fingerabdrücken angelegt hat – bei einer Bevölkerung von 145 Millionen; den flagranten Widerspruch zwischen dem asketisch-virilen Anspruch des FSB und seinem gepolsterten Luxusleben an der Moskauer Milliardärsmeile Rubljowka, wo FSB-Offiziere frühere KGB-Villen für fünf Dollar pro Quadratmeter kaufen durften.
Soldatov und Borogan, Gründer der geheimdienstkritischen Internetseite agentura.ru, legen die heimliche Unterwanderung von Medien, Banken und Universitäten durch die sogenannte aktive Reserve offen, offiziell pensionierte Spione, die in Wahrheit weiterwühlen. Und sie enthüllen die Penetration des Sports, die etwa den damaligen FSB-Chef Nikolai Patruschew an die Spitze eines Volleyballclubs brachte.
So misstrauisch und so unersättlich ist dieser Dienst, dass er noch die abwegigsten Projekte des Kalten Krieges pflegt, beispielsweise das atombombensichere Tunnelsystem unter der Hauptstadt. Es ist bis zu zwölf Stockwerke tief und mit einem U-Bahn-Netz für die Spitze des Staatsapparats ausgestattet, das D6 genannt wird und an dem offenbar bis heute weitergebaut wird.
Dabei fürchtete der Geheimdienst den inneren Feind viel mehr als den äußeren. In einem entlarvenden Bekenntnis hatte der FSB-General Gennadi Sotow 1998 gesagt, für Russland sei „der innere Aufruhr immer schrecklicher als jeder militärische Einmarsch“. Überhaupt gehört es zu den großen Vorzügen des Buches, dass es auch das eisige Seelenleben des FSB beschreibt. Der Geheimdienst sieht sich nämlich als Retter Russlands, als einzige Institution, die das Land nach dem Ende der Sowjetunion vor dem Ausverkauf an feindliche Oligarchen, vor terroristischen Bedrohungen und innerer Zersetzung, bewahrt hat; er sieht sich als Orden aus selbstlosen Männern fürs Grobe, als „neuen Adel“, wie FSB-Chef Patruschew 2000 schwärmte.
Dies nun könnte irriger nicht sein, so die Autoren. Zwar lasten Soldatov und Borogan dem FSB keine Verbrechen an, die nicht nachgewiesen sind – die Polonium-Vergiftung des Ex-KGB-Agenten Alexander Litwinenko könnte vom russischen Geheimdienst angezettelt sein, bewiesen ist es nicht. Aber Putins Männer versagen ja auch dort, wo sie auf ihre besondere Durchschlagskraft pochen – im Kampf gegen Terrorismus und Dschihad. Obwohl jedes Jahr laut FSB Hunderte Verräter und Dutzende Spione enttarnt werden, obwohl der Dienst ausländische Organisationen chronisch der Spitzelei verdächtigt, bleibt das Bedrohungsniveau in Russland konstant –, wie der Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo vor einigen Wochen gezeigt hat. Mehr noch, FSB-Einsätze bei der Geiselnahme im Musicaltheater Nord-Ost oder in einer Schule in Beslan wurden zum Fiasko. Die manische Spionitis, die eine diffuse Angst vor allen möglichen Gefahren schürt, ist ein Ablenkungsmanöver. In Wahrheit, so die Autoren, ist der Dienst zu satt, zu faul und zu desinteressiert an jeder Ideologie, um nennenswerte Effektivität zu entwickeln. Im Lichte des demokratiefernen Selbstverständnisses ist das vielleicht nicht unbedingt eine schlechte Nachricht. SONJA ZEKRI
ANDREI SOLDATOV, IRINA BOROGAN: The New Nobility. The Restoration of Russia’s Security State and the Enduring Legacy of the KGB. Verlag Public Affairs, New York 2010. 320 Seiten, 18,95 Euro.
Der Geheimdienst FSB feiert sich
als Retter Russlands
nach dem Ende der Sowjetunion.
Auf der Lauer
Big Brother sieht alles: Nach dem Untergang der Sowjetunion wurde ein neuer russischer Geheimdienst eingerichtet: der Föderale Sicherheitsdienst, FSB. Im Lauf der Jahre ist der Dienst zu einem Koloss herangewachsen. Genaue Informationen über die Finanzen des FSB und über seinen Personalbestand gibt es nicht. Der FSB wird nicht vom Parlament kontrolliert und nicht – wie der sowjetische KGB – von einer Partei. Seine Chefs halten sich für die Helden, die Russland vor dem Chaos gerettet hätten. Dass der FSB tatsächlich für die innere Sicherheit des Landes etwas tut, hat er noch nicht bewiesen. Höchst erfolgreich ist er allerdings bei der Einschüchterung der Bevölkerung. aug
Zeichnung: Ernst Kahl
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