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The first of four volumes, this book provides the first critical edition of Richard Cobden's letters, providing a unique insight into the career of one of Britain's leading nineteenth-century politicians. Drawing on material from Britain, Europe, and the United States, the letters are accompanied by notes, and an introduction explaining the unusual history of the letters and re-assessing Cobden's importance in their light.

Produktbeschreibung
The first of four volumes, this book provides the first critical edition of Richard Cobden's letters, providing a unique insight into the career of one of Britain's leading nineteenth-century politicians. Drawing on material from Britain, Europe, and the United States, the letters are accompanied by notes, and an introduction explaining the unusual history of the letters and re-assessing Cobden's importance in their light.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2008

Der Manchesterliberale
Der erste Band der Briefe Richard Cobdens ist erschienen

Manchestertum - in Deutschland ist das ein antiliberaler Kampfbegriff, der die vermeintliche soziale Rücksichtslosigkeit marktwirtschaftlicher Reformen unterstreichen soll. Dass dies ein Zerrbild ist, zeigt die Beschäftigung mit jenem Mann, dem man dieses Etikett zuerst anheftete. Es handelt sich um den englischen Liberalen Richard Cobden (1804-1865). Nun ist der erste Band einer auf vier Bände konzipierten Ausgabe seiner Briefe veröffentlicht worden, die ein tieferes und persönlicheres Bild in Cobdens Leben und Wirken ermöglicht.

Aus armen Verhältnissen stammend, aber als Unternehmer in Manchester zu Vermögen gekommen, wurde Cobden zum Organisator der Bewegung gegen die Getreidezölle. Diese verteuerten den Lebensunterhalt der Arbeiter in den Städten, dienten den Interessen der Landaristokratie und waren für Cobden ein Relikt feudaler und vordemokratischer Zeiten. Es war ein Kampf für die Armen. Seine Liga gegen die Getreidezölle - "Brotsteuer", wie er sie oft nannte - war eine der ersten großen außerparlamentarischen Massenbewegungen Englands. 1846 zwang sie die konservative Regierung geradezu zur Abschaffung der Zölle. Der Freihandel befand sich auf einer Woge der Popularität.

Der erste Band der Briefe Cobdens deckt den Zeitraum von seiner Jugend bis hin zu jenem Sieg des Jahres 1846 ab. Die von dem renommierten Historiker Anthony Howe (University of East Anglia) zusammengestellte Sammlung verwirklicht ein Projekt, das man schon kurz nach Cobdens Tod plante und das mit ungeheuren Schwierigkeiten verbunden war. Die Briefe waren nie in einer Hand gesammelt, sie waren weiter verstreut in alle Welt, und wesentliche Teile gingen unwiederbringlich verloren. Aber auch das, was nun von Howe in gründlicher Arbeit zusammengetragen wurde, ist beeindruckend. Man kann darin das Reifen eines politischen Weltbilds geradezu erfassen. Cobden war ein für damalige Verhältnisse sehr weit gereister Mann, der sich für die sozialen Probleme der Welt interessierte und den brieflichen Kontakt zu gleichgesinnten Reformern suchte.

Der Freihandel, mit dem man ihn heute am ehesten verbindet, rückte erst nach und nach in das Zentrum seines Interesses. Cobden erscheint als das, was man getrost einen politischen Radikalen nennen könnte. Allgemeine Volksbildung, Frieden, Abrüstung, Wahlrechtserweiterung und Freihandel - das alles bündelte sich bei seinem Engagement zusammen. Cobden war wohl deshalb eine so populäre Figur, weil er die liberale Reformagenda seiner Zeit so umfassend und glaubwürdig verkörperte.

Dass er sie so umfassend und mit einer geradezu klassenkämpferischen Pose verkörperte, hat wohl dazu geführt, dass Cobden zu einer politischen Leitfigur wurde, die zumindest in England für fast ein Jahrhundert den Freihandel als handelspolitisches Grundprinzip fest zementierte. Zudem verbarg sich hinter seinem Radikalismus auch ein Sinn für das Pragmatische, was seine Handlungsfähigkeit enorm stärkte. Diese Kombination von persönlicher Glaubwürdigkeit, politischer Vision und politischem Können fehlt den heutigen Verfechtern des Freihandels vielleicht ein wenig.

DETMAR DÖRING

Der Verfasser leitet das Liberale Institut.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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