Ein spannender Jugendroman über Selbstfindung, queere Identität und das Ringen um Zugehörigkeit. Im Mittelpunkt steht Yamilet Flores, eine 16-jährige Schülerin, die von ihrer alten Schule, an der sie und ihr Bruder schlechte Erfahrungen gemacht haben, in eine reiche, vorwiegend weiße, katholische
Privatschule wechselt. Dort will sie möglichst unauffällig bleiben – als Latina mit geringen…mehrEin spannender Jugendroman über Selbstfindung, queere Identität und das Ringen um Zugehörigkeit. Im Mittelpunkt steht Yamilet Flores, eine 16-jährige Schülerin, die von ihrer alten Schule, an der sie und ihr Bruder schlechte Erfahrungen gemacht haben, in eine reiche, vorwiegend weiße, katholische Privatschule wechselt. Dort will sie möglichst unauffällig bleiben – als Latina mit geringen finanziellen Mitteln und vor allem als Lesbe. Doch dann begegnet sie Bo, einer offen queeren Mitschülerin, und Yamilet fragt sich, wie lange sie ihre eigene Identität noch verleugnen kann. Ihr Bruder scheint sich auf der neuen Schule besser zurecht zu finden als auf der letzten, allerdings scheint er kaum noch zu schlafen. Yamilet findet erst nach und nach heraus, was dahinter steckt und wie sie auch selbst ihren Weg findet.
Was diesen Roman besonders macht, ist die Art, wie Reyes komplexe Themen wie Rassismus, Queerfeindlichkeit, religiöse Zwänge, mentale Gesundheit, Selbstverletzung und familiären Druck miteinander verwebt. Die Jugendlichen, allen voran Yamilet, werden mit einer Authentizität und Wärme gezeichnet, die dazu geführt haben, dass ich mit ihnen mitgefiebert und ihnen die Daumen gedrückt habe. Besonders berührt hat mich, wie ihre Beziehungen untereinander dargestellt werden und wie sie versuchen, sich auch angesichts großer Probleme gegenseitig zu unterstützen.
Natürlich ist der Roman thematisch sehr voll und auch sehr amerikanisch – an manchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass weniger mehr gewesen wäre. Doch genau diese Fülle macht auch sichtbar, wie viele Belastungen queere, rassifizierte, arme Jugendliche oft gleichzeitig schultern müssen. Die Intersektionalität der Themen wird für die Leser*innen spürbar gemacht, ohne jemals belehrend zu wirken. Ich empfehle den Roman allen, die sich für das Ringen um Sichtbarkeit und das Aufwachsen zwischen zwei Welten interessieren – und dafür, wie wichtig es ist, den für sich selbst richtigen Weg zu finden.