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With "The Last Days of California", Mary Miller bursts into the literary world, taking up the mantle of Southern fiction and rendering it her own with wry vulnerability and contemporary urgency. Miller's revelatory protagonist, Jess, is fourteen years old and waiting for the world to end. Her evangelical father has packed up the family and left their Montgomery home to drive west to California, hoping to save as many souls as possible before the Second Coming. With her long-suffering mother and rebellious (and secretly pregnant) sister, Jess hands out tracts to nonbelievers at every rest stop,…mehr

Produktbeschreibung
With "The Last Days of California", Mary Miller bursts into the literary world, taking up the mantle of Southern fiction and rendering it her own with wry vulnerability and contemporary urgency. Miller's revelatory protagonist, Jess, is fourteen years old and waiting for the world to end. Her evangelical father has packed up the family and left their Montgomery home to drive west to California, hoping to save as many souls as possible before the Second Coming. With her long-suffering mother and rebellious (and secretly pregnant) sister, Jess hands out tracts to nonbelievers at every rest stop, waffle house, and gas station along the way. As Jess's belief frays, her teenage myopia evolves into awareness about her fracturing family. Using deadpan humor and savage charm belying deep empathy for her characters, Miller's debut captures the angst, sexual rivalry, and escalating self-doubt of teenage life in America while announcing Miller as a fierce new voice.
Autorenporträt
Mary Miller is the author of three previous books, including the story collection Always Happy Hour and the novel The Last Days of California. She is a former James A. Michener Fellow and John and Renée Grisham Writer-in-Residence. She lives in Oxford, Mississippi.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2014

Mädchen sein ist schrecklich
Über Tornados, Papas Prophezeiungen und ersten Sex: Mary Miller bietet nicht weniger auf als den Weltuntergang

Salingers "Fänger im Roggen", Kerouacs "On The Road", Nabokovs "Lolita", dazu die Filme der Brüder Coen - die Vergleiche, mit denen "Süßer König Jesus", der Debütroman der Amerikanerin Mary Miller, angepriesen wird, spielen ungeniert mit Schlüsselreizen der amerikanischen Kultur. So geht man in der Hoffnung auf großes Kino an die Lektüre des Buches, dessen Übersetzung von Alissa Walser schon vor dem amerikanischen Original erschien. Das Setting ist verheißungsvoll. Eine herrlich fundamentalistische amerikanische Familie macht sich auf eine Reise von Montgomery, Alabama, nach Kalifornien, denn das Ende der Welt ist nah und offenbar am allernächsten in der kalifornischen Zeitzone. Der Vater packt seine Frau und seine beiden pubertären Töchter in den alten Ford, dazu Insulinspritzen (natürlich ist der Mann übergewichtig und zuckerkrank), stapelweise fromme Flyer ("Alles Leiden wird bald enden!") und T-Shirts mit dem Aufdruck "König Jesus kehrt zurück". Und los geht's, mitten durch den Bibelgürtel der Staaten.

"Was uns bevorsteht, ist unvorstellbar. Es ist wie dreimal 9/11 am selben Tag - Tornados an Orten, die noch nie einen Tornado gesehen haben, und Erdbeben in eigentlich erdbebenfreien Gebieten. Die Sonne wird sich blutrot färben." So raunt der Vater im "Wachtturm"-Stil, verheißt seinen Lieben aber die rechtzeitige "Entrückung" ins Paradies, wo keine Arbeit und keine Insulinspritze mehr nötig sein werden. Kurz: Dieser Mensch ist schrecklich resigniert und ausgebrannt, ein ums andere Mal hat er seinen Job verloren und dazu eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Jetzt bleibt ihm nur noch die letzte Ausfahrt Apokalypse.

Das alles könnte einen düster-burlesken Roman ergeben, aber die 1977 geborene Mary Miller, deren Kurzgeschichtenband "Big World" viel Lob erhielt, macht zu wenig aus der knalligen Vorlage. Nichts Überdrehtes, kein Wahnwitz der letzten Tage, sondern kreuzbraver Jugendbuch-Realismus bestimmt den Ton. Als Ich-Erzählerin firmiert die jüngere der Schwestern, die vierzehnjährige Jess, die sich wenig beeindruckt zeigt von Papas Prophezeiungen. Wann, bitte schön, werden die Jungs endlich auch sie mal ein bisschen beachten, und mit wem, um Himmels willen, wird sie in Kürze den ersten Sex haben? "Mädchen zu sein war schrecklich. Ich hatte ständig nur einen Gedanken im Kopf: Ob er mich hübsch fand, und falls er mich hübsch fand, wie hübsch." Das ist hübsch gesagt, und weil sich Jess der eigenen Attraktivität so unsicher ist, sind ihre Blicke auf die Mitmenschen unerbittlich.

Statt Apokalypse also: gewöhnliche Mädchensorgen, "beschissene" Kleinstädte im Vorbeifahren, zu viele Motels, Tankstellenshops, Snacks und Softdrinks. Dutzende Male wird beschrieben, wie die Schwestern unterwegs in irgendwelchen Toiletten verschwinden, um ihr Erscheinungsbild in Ordnung zu bringen. Ab und zu wird ein Film geguckt oder in einen Pool gesprungen. Die meiste Zeit aber sitzt die Familie in Fastfood-Restaurants und verzehrt Fettiges und Süßes; man bekommt geradezu Sodbrennen bei den dankenswert genauen Aufzählungen. Einige Kritiker sind geneigt, dergleichen schon als eine Art in den Alltag gesickerte Apokalypse auf Raten zu verstehen, als den, nun ja, "klimatisierten amerikanischen Albtraum". Sieht man darin allerdings eher einen unspektakulären Ausschnitt der amerikanischen Realität, wird die Sache problematisch. Die handlungsarme, ohne satirischen Biss absolvierte Beschreibung von Riegeln, Süßgetränken und Motel-Schlafzimmern hätte dann eher etwas mit langweiliger Literatur als mit dem Ende der Welt zu tun.

Die Darstellung der Figuren ist wenig plastisch. Schon der Vater, dessen religiöser Furor doch die treibende Kraft dieses Romans sein soll, bleibt merkwürdig schemenhaft. Auch Millers Stil ist keine Offenbarung: "Als unsere Mutter aus dem Klo kam, wusch sie sich die Hände und goss Drinks ein - Sprite für sich und Whiskey für unseren Vater. Sie hielt ihm das Glas hin, aber er war damit beschäftigt, seinen Koffer auszuräumen: Stapel bügelfreier Hemden, Bündel von Socken, ein Berg Schlüpfer." Angesichts solch dürrer Mitteilungsprosa, bei der die Notwendigkeit vieler Details nicht zu erkennen ist, muten die Lobgesänge des Klappentextes ("Mary Miller ist das ungewöhnlichste Ereignis der gegenwärtigen Literatur") befremdlich an. Die Perspektive der Vierzehnjährigen kann einen jugendlichen Naivitätston, aber keinen Banalitätssound rechtfertigen. "Irgendein Teil von mir hatte schon immer befürchtet, sie könnte gehen", heißt es einmal über die Mutter. Irgendein Teil des Rezensenten kommt zur Überzeugung, dass dieses Buch eine Enttäuschung ist.

WOLFGANG SCHNEIDER

Mary Miller: "Süßer König Jesus". Roman. Aus dem Amerikanischen von Alissa Walser. Metrolit Verlag, Berlin 2013. 252 S., geb., 19,99 [Euro].

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