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A New Yorker and Economist Best Book of the Year Two hundred years of modern science and culture told through one family history. This momentous biography tells the story of the Huxleys: the Victorian natural historian T. H. Huxley ("Darwin's Bulldog") and his grandson, the scientist, conservationist, and zoologist Julian Huxley. Between them, they communicated to the world the great modern story of the theory of evolution by natural selection. In The Huxleys, celebrated historian Alison Bashford writes seamlessly about these omnivorous intellects together, almost as if they were a single man…mehr

Produktbeschreibung
A New Yorker and Economist Best Book of the Year Two hundred years of modern science and culture told through one family history. This momentous biography tells the story of the Huxleys: the Victorian natural historian T. H. Huxley ("Darwin's Bulldog") and his grandson, the scientist, conservationist, and zoologist Julian Huxley. Between them, they communicated to the world the great modern story of the theory of evolution by natural selection. In The Huxleys, celebrated historian Alison Bashford writes seamlessly about these omnivorous intellects together, almost as if they were a single man whose long, vital life bookended the colossal shifts in world history from the age of sail to the Space Age, and from colonial wars to world wars to the cold war. The Huxleys' specialty was evolution in all its forms--at the grandest level of species, deep time, the Earth, and at the most personal and intimate. They illuminated the problems and wonders of the modern world and they fundamentally shaped how we see ourselves, as individuals and as a species. But perhaps their greatest subject was themselves. Bashford's engaging, brilliantly ambitious book interweaves the Huxleys' momentous public achievements with their private triumphs and tragedies. The result is the history of a family, but also a history of humanity grappling with its place in nature. This book shows how much we owe--for better or worse--to the unceasing curiosity, self-absorption, and enthusiasm of a small, strange group of men and women.
Autorenporträt
Alison Bashford is Scientia Professor in History and codirector of the New Earth Histories Research Program at the University of New South Wales in Australia.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2023

Von Darwin zum Transhumanismus

Arbeit an der Evolutionstheorie als Familiengeschichte: Alison Bashford legt eine Biographie von Thomas Henry und Julian Huxley vor.

Thomas Henry Huxley (1825 bis 1895), vor allem bekannt als "Darwins Bulldogge" und als Urheber des Begriffes "Agnostizismus", war der Stammvater einer eminenten Dynastie von Biologen, Physiologen, Ethnologen und Schriftstellern, die ihre Bedeutung bis in die Gegenwart bewahrt hat. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, war der willensstarke, kämpferische und unaufhörlich für andere Wissenschaftler und die Allgemeinheit schreibende Thomas Henry Huxley einer der Schöpfer des modernen Berufsbilds des Wissenschaftlers. Sein Enkel Julian Huxley (1887 bis 1975), Bruder von Aldous, nutzte die Möglichkeiten, die sein Großvater mit auf den Weg gebracht hatte: Er studierte Zoologie in Oxford und schlug zunächst eine Karriere als professioneller Wissenschaftler ein. Wie sein Großvater suchte auch er allerdings ein breites Publikum zu erreichen, mit zahlreichen Büchern, aber auch mit Filmen - er war einer der Förderer des jungen David Attenborough - und im Rundfunk.

In der faszinierenden Biographie der australischen Historikerin Alison Bashford werden Großvater und Enkel Huxley fast zu einer, ungemein vitalen und langlebigen Person, deren Lebensaufgabe die Weiterentwicklung der Evolutionsbiologie war und die sich nie damit begnügte, die Biologie im Sezierraum oder im Labor zu belassen. Es galt immer, sich dabei mit großen Fragen wie dem Verhältnis von Mensch zum Rest der Tierwelt, zu anderen Menschen oder zu angeblich höheren Mächten zu beschäftigen.

Bashford verzichtet auf eine chronologische Darstellung der enormen Themen- und Materialfülle, die die beiden Huxleys anbieten, sondern gliedert ihre Darstellung thematisch. Das erlaubt es ihr, Kontinuitäten und Zäsuren im privaten und im öffentlichen Leben, wie auch in der Wissenschaft und dem kulturellen und politischen Umfeld pointiert darzustellen.

Thomas Henry wurde in verarmten Verhältnissen geboren und genoss nur zwei Jahre formale Schulbildung. In Coventry lernte er von seinem dreizehnten Lebensjahr an das medizinische Handwerk und wurde dort auch vertraut mit nonkonformistischen und atheistischen Strömungen. Schließlich konnte er seine Studien in London fortsetzen und einen Abschluss in Medizin machen. Er war ein nahezu grenzenlos wissbegieriger Autodidakt, brachte sich, neben Anatomie und Morphologie wirbelloser Tiere, Deutsch, Latein und Griechisch bei. Von 1845 bis 1850 erkundete er als Schiffsarzt auf der HMS Rattlesnake die Gewässer um Neuguinea und Australien und wurde dabei zu einem Experten für Nesseltiere. In Sidney lernte er 1847 mit Henrietta Heathorn die Liebe seines Lebens kennen. Da seine wirtschaftliche Situation nach seiner Rückkehr nach London noch nicht die Gründung einer Familie erlaubte, konnte Henrietta ihm erst fünf Jahre später nach England folgen.

Huxley arbeitete unermüdlich daran, mit seiner wissenschaftlichen Qualifikation seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1854 wurde er zum Professor an der Royal School of Mines ernannt, doch für den Rest seines Lebens musste er pausenlos auch für die breite Öffentlichkeit schreiben, nicht nur aus Freude am Debattieren, sondern auch um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern.

Julian Huxley hatte hingegen einen weitaus leichteren Bildungsweg - er war Schüler in Eton und studierte dann Zoologie in Oxford. Seine Karriere verlief jedoch nicht reibungslos. Er hatte für einige Jahre eine Professur an der neugegründeten Rice University im texanischen Houston inne, kehrte dann nach England zurück, forschte einige Jahre in Oxford, verließ dann aber die institutionalisierte Wissenschaft, für deren Etablierung sein Großvater so leidenschaftlich gekämpft hatte, und führte ein Leben als öffentlicher Intellektueller - unterbrochen von Anstellungen als Leiter des Londoner Zoologischen Gartens und als Gründungsdirektor der UNESCO.

Wie Thomas Henry und Julian Biologie praktizierten, konnte jedoch unterschiedlicher kaum sein. Thomas Henry war vergleichender Anatom und seine Forschung - die ihn schließlich von einer gemeinsamen Abstammung aller Lebewesen überzeugte, seine Zweifel über die Wirksamkeit der natürlichen Auslese jedoch nie ausräumte - fand nur im Sezierraum statt. Verhalten oder Lebensraum der von ihm sezierten Tiere spielten für ihn keinerlei Rolle. Julian, einer der Architekten der modernen Synthese aus Evolutionsbiologie und Genetik, war beteiligt an der Formierung der modernen Ökologie und Verhaltensbiologie und auch ein Pionier des Artenschutzes. Eine seiner frühesten wissenschaftlichen Leistungen war die Analyse und evolutionäre Deutung des ritualisierten Balzverhaltens des Haubentauchers.

Bashford zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie sehr die beiden Wissenschaftler bei aller Kreativität und Debattierlust immer auch Grundannahmen ihrer Zeit ungeprüft übernahmen. Thomas Henry war zwar davon überzeugt, dass alle Menschen einer Art angehören, sortierte sie aber ganz in der Tradition des achtzehnten Jahrhunderts, nach der angeblichen Höhe ihrer Zivilisation ein. Julian verantwortete als Generaldirektor der UNESCO die 1950 veröffentlichte Stellungnahme zu menschlichen Rassen, die eine wissenschaftliche und moralische Verurteilung des Rassismus war. Gleichzeitig war er vom Potential der Eugenik überzeugt, seit den Zwanzigerjahren Mitglied der Eugenics Society und von 1959 bis 1962 ihr Präsident. Bashford arbeitet diese Widersprüche und Inkonsistenzen nachdrücklich heraus.

Wenn es um Religion ging, war Thomas Henry Huxley jedoch ungemein konsistent. Er bekämpfte ihre Ansprüche kompromisslos bis zu seinem Lebensende. Während sein Großvater ein überzeugter Materialist war, wenn es um Emotionen und den menschlichen Geist ging, war Julian, beeinflusst durch Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie und die Drogenexperimente seines Bruders Aldous, offen für die Erkundung anderer Bewusstseinszustände - die jedoch immer im Rahmen der Evolutionstheorie gedeutet wurden. Beide Huxleys waren Visionäre, Julian in dieser Hinsicht weitaus ambitionierter als sein Großvater: Er versuchte sich mehrfach daran, seine Zukunftsvisionen in Science-Fiction-Romane oder Kurzgeschichten umzusetzen, gestand sich aber ein, dass Fiktion nicht seine Stärke war. 1957 prägte Julian den Begriff "Transhumanismus", der das menschliche Potential beschrieb, durch technologische Entwicklungen über seine Natur hinauszuwachsen.

Bashfords Buch bietet einen umfassenden, souverän verfassten Einblick in eine bemerkenswerte Familiengeschichte, in der das Private und das Öffentliche nie deutlich getrennt waren. Beide Huxleys versuchten ihre Theorien zu leben, gegen Widerstände und nicht ohne manche Widersprüchlichkeiten. Die Geschichte der beiden Protagonisten zeigt, mit welchen Möglichkeiten und mit welchem Preis diese Versuche verbunden waren. THOMAS WEBER

Alison Bashford: "The Huxleys". An Intimate History of Evolution.

University of Chicago Press, Chicago 2022. 576 S., Abb., geb., 29,60 Euro.

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