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A classic and impassioned account of the first revolution in the Third World. This powerful, intensely dramatic book is the definitive account of the Haitian Revolution of 1794-1803, a revolution that began in the wake of the Bastille but became the model for the Third World liberation movements from Africa to Cuba. It is the story of the French colony of San Domingo, a place where the brutality of master toward slave was commonplace and ingeniously refined. And it is the story of a barely literate slave named Toussaint L'Ouverture, who led the black people of San Domingo in a successful…mehr

Produktbeschreibung
A classic and impassioned account of the first revolution in the Third World. This powerful, intensely dramatic book is the definitive account of the Haitian Revolution of 1794-1803, a revolution that began in the wake of the Bastille but became the model for the Third World liberation movements from Africa to Cuba. It is the story of the French colony of San Domingo, a place where the brutality of master toward slave was commonplace and ingeniously refined. And it is the story of a barely literate slave named Toussaint L'Ouverture, who led the black people of San Domingo in a successful struggle against successive invasions by overwhelming French, Spanish, and English forces and in the process helped form the first independent nation in the Caribbean.
Autorenporträt
C. L. R. James; With a new introduction by David Scott
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2008

Die schwarzen Jakobiner in den weißen Trikots
Vor sechzig Jahren erschienen die "Black Jacobins" von C. L. R. James, ein Klassiker der Globalhistorie

Sklaven haben ihr Schicksal nicht passiv ertragen, sondern regelmäßig Widerstand geleistet. Sie vermochten selbst unter dem repressiven Plantagensystem als aktiv Handelnde in das Geschehen einzugreifen. Dennoch blieben sie, wie der Berliner Afrikahistoriker Albert Wirz einmal schrieb, "eine impotente Klasse". Mit einer Ausnahme: In Saint-Domingue, dem späteren Haiti, gelang es ihnen selbst, die Institution der Sklaverei abzuschaffen.

Saint-Domingue war die wohl einträglichste aller Kolonien. Um 1789 erzeugte die Insel mit achttausend Plantagen und einer halben Million Sklaven zwei Drittel des französischen Außenhandels. Kurz darauf, zwischen 1791 und 1804, mündete eine Sklavenrevolte in eine Revolution, aus der Haiti als erster "schwarzer Nationalstaat" hervorgehen sollte. Die haitianischen Revolutionäre richteten ihr politisches Handeln an den Idealen der Französischen Revolution aus. Wie Toussaint L'Ouverture, der führende Kopf dieser Revolution, ihre Ziele im Verfassungsentwurf von 1800 zusammenfasste: Alle Menschen in Saint-Domingue sollten frei und Franzosen sein.

Toussaint L'Ouverture und seine Mitstreiter verstanden sich als getreue Diener der Republik. Sein Nachfolger, Dessalines, indes sagte sich von Frankreich los. An Silvester 1803 rief er die Unabhängigkeit Haitis aus. Diese Erklärung antwortete auf den Versuch Napoleon Bonapartes, die neun Jahre zuvor vom Pariser Nationalkonvent verabschiedete Aufhebung der Sklaverei rückgängig zu machen und damit auch die von den Sklaven erkämpften Freiheiten einzukassieren. Politisch war die haitianische Revolution erfolgreich, in wirtschaftlicher Hinsicht scheiterte sie jedoch. Die auf den Weltmarkt ausgerichtete Zuckerwirtschaft, bis dato das wirtschaftliche Rückgrat der Insel, brach binnen kurzem völlig zusammen. Haiti wurde zu einem Bauernstaat mit geringem Außenhandel, zum Inbegriff für Armut und Misswirtschaft; ein Image, das bis heute charakteristisch ist.

Gleichwohl entfaltete die Revolution der Sklaven von Haiti sowohl auf Zeitgenossen als auch auf spätere Generationen von afrikanischen und karibischen Intellektuellen und Nationalisten eine große Ausstrahlungskraft. Der auf der britischen Karibikinsel Trinidad geborene politische Journalist und Schriftsteller Cyril Lionel Robert James (1901 bis 1989) setzte Toussaint L'Ouverture und den revoltierenden Sklaven mit seinem vor genau sechzig Jahren publizierten Buch "Black Jacobins. Toussaint L'Ouverture and the San Domingo Revolution" ein Denkmal. Seinerzeit vor allem als politisches Manifest aus der Feder eines militanten Antiimperialisten und Marxisten gedeutet, gilt das Werk heute als historiographischer Meilenstein. Denn James konzipierte, ohne es so zu nennen, eine "atlantische Perspektive" und verknüpfte die Karibik, Afrika und Europa, ganz so, wie es auch die panafrikanische Bewegung tat, in der er sich in den dreißiger Jahren engagierte. Er hob die Bedeutung von Kapitalbildung durch den interkontinentalen Sklavenhandel ebenso hervor wie die Verknüpfung von Angebot an Arbeitskräften, Produktion und Konsumtion im atlantischen Raum. Viele Jahre später hat Sidney Mintz diese Perspektive in seiner berühmten Studie über "die süße Macht" Zucker weiter erschlossen.

In seinem Buch betont James überdies die "jakobinische" Seite der Sklavenrebellion: die ernsthafte Debatte in Paris darüber, ob der Geltungsbereich der universellen Erklärung der Menschenrechte begrenzt sei oder nicht; die Aneignung dieses Diskurses über Rechte durch die Sklaven; die Mischung von Idealen und Strategie, welche einen französischen Gouverneur 1793 dazu veranlasste, die Sklaverei abzuschaffen und die Sklaven für die Sache des republikanischen Frankreich zu mobilisieren; und schließlich den vielgestaltigen und wechselhaften, von Intrigen und Verrat geprägten Kampf der von Sklaven geführten Armeen, der mit der Unabhängigkeit Haitis endete. James war es besonders darum zu tun, aus der haitianischen Revolution einen modernen Aufstand gegen eine moderne Form der Ausbeutung zu machen, gleichsam die Avantgarde eines modernen Prozesses. Damit richtete er sich gegen das verbreitete Bild von Haiti als einem Ort des Scheiterns.

Zugleich wollte er verdeutlichen, wie spärlich die Früchte der Befreiung für die ehemaligen Sklaven und ihre Nachkommen letztendlich waren. Für diesen Hinweis gab es einen höchst aktuellen Anlass. 1938, im Erscheinungsjahr von "Black Jacobins", jährte sich zum hundersten Mal die Entscheidung Großbritanniens, nach dem Sklavenhandel auch den Besitz von Sklaven zu verbieten. Über viele Jahre hatte die Regierung in London immer wieder ihr historisches Engagement für die Sklavenemanzipation betont. Nun verbot sie die Feiern zum hundertsten Gedenktag. In den Jahren zuvor war es in Teilen Afrikas und in den West Indies zu zahlreichen Streiks und Unruhen gekommen - das feierliche Begehen der Emanzipation, so fürchtete man, hätte wahrscheinlich auf die Tatsache aufmerksam gemacht, wie schlecht es den britischen Untertanen in den Kolonien weiterhin ging.

Kritik am Kolonialismus gehörte zu den Herzensangelegenheiten von James, der in Trinidad zunächst als Sportjournalist und Lehrer arbeitete (Frank Rosengarten, Urbane Revolutionary. C.L.R. James and the Struggle for a New Society, University Press of Mississippi, Jackson 2008). 1932 kam er nach England und schloss sich bald einer trotzkistischen Gruppe an. Mit großem Engagement organisierte er etwa den Protest gegen den italienischen Überfall auf Äthiopien. Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs reiste James in die Vereinigten Staaten, wo er knapp zwanzig Jahre blieb und sich in der Socialist Workers Party betätigte. Der Bürgerrechts- und zunehmend auch der Frauenbewegung galt seine besondere Aufmerksamkeit. Anfang der fünfziger Jahre wurde er jedoch aus Nordamerika ausgewiesen und musste einige Zeit auf Ellis Island verbringen, wo er ein Buch über Hermann Melville abschloss. Nach verschiedenen Stationen unter anderem als Journalist in seiner inzwischen unabhängigen Heimat Trinidad verbrachte er schließlich seine letzten Lebensjahre in England und publizierte weiterhin Bücher und Aufsätze, ohne viel Beachtung zu finden.

So erschien drei Jahre vor seinem Tod eine Anthologie, die zahlreiche Beiträge von ihm zum Thema Kricket enthielt. Dieser Sport hat ihn sein Leben lang beschäftigt, als aktiver Sportler und später als Journalist, und er spielt nicht zuletzt in seiner autobiographischen, 1963 publizierten Schrift "Beyond a Boundary" eine zentrale Rolle. Für James war Kricket eine Sportart, in der sich zentrale Aspekte des sozialen Lebens manifestierten, etwa die sowohl in Trinidad als auch in England sichtbaren Hierarchisierungen der Gesellschaft nach Rasse und Klasse.

Die besten Vertreter dieser Disziplin standen überdies, so argumentierte er, für eminente menschliche Qualitäten: Ausdauer, Mut, Kraft, vor allem aber Kühnheit und Individualität. Eher überraschend ist auf den ersten Blick ein weiterer Aspekt, mit dem James die große Bedeutung von Kricket für sein Leben begründete: Er verstand Kricket als Teil seiner "Britishness", als Ausdruck von britischen Werten wie Fairness und Selbstrespekt, denen er zeit seines Lebens anhing.

ANDREAS ECKERT

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