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Ein junger Mann, ziel- und heimatlos, nimmt einen Job an, der ihn in die Weite von Texas und Oklahoma führt, und lernt in dieser gottverlassenen Gegend nicht nur die skurrilsten Menschen und ihre Schicksale kennen, sondern auch die wechselhafte Geschichte der Prärie, des amerikanischen Herzlands. Ein großartiger Roman über das heutige Amerika, voller Leben und Poesie, rauher Schönheit und herrlichem Humor.

Produktbeschreibung
Ein junger Mann, ziel- und heimatlos, nimmt einen Job an, der ihn in die Weite von Texas und Oklahoma führt, und lernt in dieser gottverlassenen Gegend nicht nur die skurrilsten Menschen und ihre Schicksale kennen, sondern auch die wechselhafte Geschichte der Prärie, des amerikanischen Herzlands.
Ein großartiger Roman über das heutige Amerika, voller Leben und Poesie, rauher Schönheit und herrlichem Humor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2003

Der Rancher am Stickrahmen
Im Herzen des Landes herrschen die Schweine: Annie Proulx entdeckt unbekannte Seiten der amerikanischen Prärie

Manche Konstellationen tragen von Anfang an das Vorzeichen des künftigen Scheiterns unübersehbar auf der Stirn. Wer ihnen beim Entstehen zusieht, kann es nicht fassen, daß auch nur einer der Beteiligten an den Erfolg des Unternehmens glaubt. Da schickt ein Schweinemastkonzern aus Colorado einen Angestellten nach Texas, damit der heimlich auskundschaftet, wo sich Landbesitzer zum Verkauf ihrer Grundstücke bereit finden könnten - heimlich deshalb, weil Agenten, die dem Bau von pestilenzartig stinkenden Mastbetrieben Vorschub leisten, gewöhnlich keinen leichten Stand haben. Doch der junge Mann, den die Konzernbosse für diese Aufgabe ausgewählt haben, ist so erkennbar außerstande zur Konspiration, daß man sich nur fragt, was seine Vorgesetzten in ihm sehen. Schon im allerersten Absatz des Romans, der seine Mission schildert, ist von Bob Dollars "hellen, unschuldigen Augen" die Rede, und als er nach einigen Irrwegen seinen Einsatzort erreicht hat, fliegt seine Tarnung auf, kaum daß er die ersten Worte mit der Landbevölkerung gewechselt hat.

Bob Dollars Mission stellt den Rahmen für Annie Proulx' neuen Roman "Mitten in Amerika", im Zentrum aber steht die Landschaft, die Dollar bereist, die Geschichte ihrer Besiedlung und ihrer Bewohner. Aus diesem Spannungsverhältnis gewinnt das Buch seine beträchtliche Faszination, und Annie Proulx, die in ihrem Erfolgsroman "Schiffsmeldungen" aus einer ähnlichen Konstellation heraus ein liebevolles Bild Neufundlands entworfen hat, weiß hier das Schicksal des jungen Mannes, den es in ein abgelegenes Gebiet verschlägt, noch geschickter in den Dienst der Landschaftsschilderung zu stellen.

Die Panhandle-Region, das Prärieland im Grenzgebiet von Texas und Oklahoma, gewinnt so in diesem Roman unversehens ein Eigenleben, indem die Besonderheiten von Landschaft und Klima jene Farmerfamilien, deren Mitglieder Bob Dollar begegnen, in ihrem Wesen offensichtlich tief geprägt haben: "Wie ein einsamer Baum den Blitz anzieht, zogen die Panhandle-Gebiete Weltuntergangsgewitter, Steppenbrände, höllische Nordwinde, gelbbraune Staubstürme und jedes Jahr eine Abfolge ekelhafter Tornados auf sich. Wenn nachts das Licht gelöscht war und man die Glieder zum Schlafen ausgestreckt hatte, konnte niemand mit Sicherheit wissen, ob er oder sie am nächsten Morgen aufwachen oder inmitten eines Wirbels von Metallteilen und zersplittertem Holz in den Himmel fortgetragen sein würde. Das Leben im Panhandle-Gebiet war von einem unterschwelligen Gefühl der Ungewißheit geprägt."

Dem Zerstörungswerk aus der Luft setzen die Bewohner ein Mittel der Landschaftskultivierung entgegen, das seinen Platz im gleichen Bereich findet. Überall errichten sie Windräder, um damit Wasserpumpen für die Rinderherden anzutreiben, und den Erbauern dieser weithin sichtbaren Türme gilt erkennbar die besondere Liebe der Autorin. Als sich am Ende doch noch eine Lösung für die durch Abwanderung und Bodenspekulation bedrohte Schönheit der Region andeutet, ist diese märchenhafte Wendung der jahrzehntelangen Arbeit eines passionierten Windradkonstrukteurs geschuldet.

Die Geschichten, die Bob Dollar von ganz unterschiedlichen, meist älteren Siedlern hört, erzählen von Aufbau und Wirschaftskrisen, von Viehtransporten, märchenhaftem Reichtum und kollektivem Elend, vom Schatten, den die Ereignisse der großen Welt auf diesen zuletzt besiedelten Winkel von Texas werfen. Nicht alle sind wahr, einige ganz offensichtlich aus Versatzstücken zusammengefügt, und daß es eher auf das Panorama als auf das Detail ankommt, wird rasch deutlich - nicht zufällig gerät der heimliche Agent der Schweinezüchter einmal an einen Zirkel älterer Damen, die zusammen an großformatigen gestickten Bildern arbeiten. In dieser Lesart ist die Überlieferung von Vergangenem ebenso ein Gemeinschaftswerk wie die Kultivierung der Landschaft, und weil Proulx dabei niemals in die Gefahr gerät, ihren Gegenstand zu verklären, hält ihr Lied von der Panhandle-Region den Leser bis zuletzt ebenso in Atem wie die Geschichten der alten Damen den jungen Besucher.

Denn auch Bob Dollar merkt rasch, daß er in ein sehr spezielles Gebiet geraten ist, in dem es Fremde nicht leicht haben, wenn sie die ungeschriebenen Gesetze dieser Gesellschaft nicht rasch erkennen und beachten: "Knorrige alte Rancher, die am Stickrahmen arbeiteten, alkoholische Zwillingsschwestern in vorgerücktem Alter oder der Mann, der in seiner Garage eine Lokomotive in Originalgröße zusammenbaute, der Rancher, der eine Kopie von Stonehenge in halber Größe errichtete; Mrs. Splawn, die den Dee-Tex-Metalldetektor ihres Mannes geerbt hatte und damit am Straßenrand nach Münzen und Verlobungsringen suchte, die gehässige, heißblütige texanische Mädchen weggeworfen hatten, wurden nicht etwa toleriert, sondern bewundert. Aber dunkle Haut, ungewohnte Sprachfärbung und Manifestationen von Homosexualität oder unverhülltem Liberalismus kamen nicht in Frage."

Daß die amerikanische Autorin es - anders als in "Schiffsmeldungen" - hier vermeidet, ihrem von der Welt beschädigten Helden in der Provinz eine neue Heimat zu bescheren, ist für ihren Roman ein Gewinn und völlig konsequent. Denn so unterläuft sie nicht die ganz und gar antiromantische Haltung des Buchs. "Mitten in Amerika" beschreibt einen Landstrich mit Akribie, Anteilnahme und literarischer Raffinesse, nur um mit jedem neuen Kapitel die Fremdheit des Gebiets zu betonen, die Eigengesetzlichkeit: die Würde, die aus Unzugänglichkeit erwächst.

Annie Proulx: "Mitten in Amerika". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Melanie Walz. Luchterhand Literaturverlag, München 2003. 510 S., geb., 25,- [Euro].

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'Sometimes the laughs are prompted by joyously well-jointed plot devices, or by Proulx's small, absurd observations. As often as not, the humour comes from the unmistakable edginess and quirkiness of Proulx's prose. It is hard to think of any living writer who deserves to be mentioned in the same breath as Dickens, with the exception of Proulx.'
A N Wilson, New Statesman

'Proulx's own ace in the hole is her brilliance at evoking place and landscape. She sets about drawing the vast distances and parched flatlands of Texas with almost immeasurable skill.' Alex Clark, Guardian

'The travels and travails of Bob Dollar, and his habit of asking garrlous locals to tell stories about the old days, allow her to build up a rich and many-layered portrait of the region. The reader gets to pluck the fruits of all that research and through the magic of her prose become engrossed in subjects like windmill repairs and the history of barbed wire.' RichardGrant, Telegraph Magazine

'A kind-hearted and intelligent novel.' Daily Telegraph

'Proulx has a first class eye and ear.' Adam Mars-Jones, Observer

'Brilliantly written.' Peter Kemp, Sunday Times