Andrea Karimé, Annette von Bodecker-Büttner

Tee mit Onkel Mustafa

Illustrator: Bodecker-Büttner, Annette von

• Gebundenes Buch

Produktbeschreibung

Mina fährt in den Sommerferien das erste Mal in den Libanon. Sie besucht dort ihre Großmutter, und auch den alten Onkel Mustafa lernt sie kennen. Der sitzt gerne auf einem Teppich vor seinem Olivenbaum, trinkt duftenden Zimttee und erzählt Mina die unglaublichsten Geschichten aus seinem Leben. Eines Tages zeigt er ihr seinen geheimnisvollen unterirdischen Turm der Wunder, in dem sich all seine Geschichten in einem eigenen Zimmer wiederfinden. Doch auf einmal fängt der Turm an zu zittern und zu beben rasch bringt der Onkel Mina nach Hause. Dort erklärt man ihr dann das Schreckliche: Ein Krieg ist ausgebrochen! Die Familie flüchtet nach Deutschland zurück, Onkel Mustafa nehmen sie mit. Doch der findet sich in Deutschland gar nicht zurecht. In sensibler, bildreicher Sprache thematisiert Andrea Karimé mit viel Witz die schwer fassbaren Themen Krieg und Heimat und macht Minas Geschichte spielend greifbar und dabei wie nebenbei bestens für Kinder verständlich.

Produktdetails

• Verlag: Picus Verlag
• 2. Aufl.
• Seitenzahl: 133
• Altersempfehlung: ab 8 Jahren
• Erscheinungstermin: März 2011
• Deutsch
• Abmessung: 215mm x 149mm x 19mm
• Gewicht: 348g
• ISBN-13: 9783854521570
• ISBN-10: 385452157X
• Artikelnr.: 32653433

Autorenporträt

Andrea Karimé, 1963 geboren, deutschlibanesisch, studierte Musik- und Kunsterziehung in Kassel und arbeitete an einer Grundschule in Leverkusen. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin und Geschichtenerzählerin in Köln und Kairo und leitet Fortbildungen und Schreibwerkstätten. Bei Picus erschienen ihre Bücher »Nuri und der Geschichtenteppich«, »Die Zauberstimme«, »Soraya, das kleine Kamel«, »Soraya entdeckt das Meer« (2009) und »Kaugummi und Verflixungen« (2010). Annette von Bodecker-Büttner, 1965 in Bützow geboren, Studium des Faches Maskenbild in Dresden und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Maskenbildnerin am Staatsschauspiel Dresden, seit 2001 freischaffende Illustratorin. Mutter zweier Söhne. Sie illustrierte bereits vier Bücher Andrea Karimés im Picus Verlag

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2011

Wie der Mond vor dem Ertrinken gerettet wurde
In „Tee mit Onkel Mustafa“ erzählt die deutsch-libanesische Autorin Andrea Karimé, wie ein Kind die arabische Heimat seines Vaters entdeckt
Am liebsten würde sich Mina im Haus ihrer Großmutter verkriechen. Zum ersten Mal ist sie im Libanon, der Heimat ihres Vaters. Doch draußen ist es furchtbar heiß, eine Libanonhitze eben, dazu noch laut, und es riecht widerlich, wie Rosenkohl. Dauernd wollen Verwandte sie mit feuchten Küssen abknutschen und im Meer kann man gar nicht richtig baden. Das können ja schöne Ferien werden! Aber dann lässt sich Mina überreden und besucht Onkel Mustafa, der auf einem Teppich unter seinem Baumhaus schläft. Der alten Schafhirte mit Haaren wie Wolken gewinnt sofort Minas Herz. „Mina Augenstern“ nennt er sie. Mit seinen Geschichten kann sie abtauchen in die Welt der Wunder und dazu ein Glas ganz heißen Tee mit viel Zucker trinken. Der alte Mann erzählt unglaubliche Geschichten, zum Beispiel wie er den Mond vor dem Ertrinken gerettet hat, als der in den Brunnen gefallen war. Eine Fischschuppe aus blauem Glas ist der Beweis dafür, dass Onkel Mustafa drei Tage als Fisch unter Wasser gelebt hat, um sich vor den bösen Hunden des Sultans zu verstecken. Poetisch und zauberhaft sind die Erzählungen des alten Mannes aus einer Welt der Wunder, die direkt hinter der Wirklichkeit besteht. Alles nur arabische Fabulierkunst? Von wegen – auf diese Weise baut Onkel Mustafa Mina eine Brücke in das Leben im Libanon. Sie lässt sich ein auf die fremde Umgebung, geht alleine Brot kaufen und spielt auf den Dächern der Häuser. Mina fängt an, sich im Libanon zu Hause zu fühlen. Doch die Erwachsenen beginnen zu flüstern und abends Radio zu hören. Das Mädchen bekommt Angst, schnappt das Wort Krieg auf. Was wird aus ihrer Familie, der Stadt, den Tieren, wenn es wirklich wieder Krieg gibt? Die Erwachsenen handeln schnell und besorgen Flugtickets, auch Onkel Mustafa ist bereit mit nach Deutschland zu kommen. Komisch, wie er an der Grenze all seine Pässe auspackt und mit den Grenzbeamten scherzt. Fast so wie in einer seiner vielen Geschichten! Mina ist froh, mit ihm ist alles nicht mehr so schlimm.
Onkel Mustafa in Deutschland! Als erstes lässt er sein Tütchen mit Pistazien im Bus herumgehen, denn ein Gast bringt Geschenke mit. Und dann setzt er sich auf den Fußboden im Wohnzimmer, auf seinen geliebten Teppich, um Tee zu trinken und Geschichten zu erzählen. Wäre das nun der Schluss der Geschichte von Mina und Onkel Mustafa, so hätte das Buch einen süßlichen Beigeschmack. Zuviel Zucker im Tee! Das hieße die Erzählkraft und Kenntnis der deutsch-libanesischen Autorin Andrea Karimé zu unterschätzen. Ein deutscher Sommer, in dem es immer regnet, keine Nachbarn, die auf ein Schwätzchen stehen bleiben, selbst als sich Onkel Mustafa mit seinem Teppich mitten auf den Bürgersteig vor das Haus setzt, so wie er es zuhause immer gemacht hat. Als Mina ihn dort findet, traurig und verloren, da weiß sie, dass Onkel Mustafa vor Heimweh sterben wird.
Auch wenn noch Krieg ist, so findet die Familie eine Lösung, um ihn nach Hause zu bringen. Mina bleibt sein Teppich mit den wundervollen roten Flecken – „er hat sehr viel Abendsonne verspeist“ – und die Hoffnung, Onkel Mustafa im nächsten Sommer im Libanon wiederzusehen.
Mit Sympathie wird der Zusammenprall der verschiedenen Kulturen und Lebensweisen geschildert, ohne die eine oder die andere Seite abzuwerten. Alles hat in diesem leicht geschriebenen Buch voller Poesie seinen Platz. Wundergeschichten, geheimnisvolle Abenteuer und fantastische Erzählungen genauso wie die existentiellen Fragen von Krieg, Angst und Abschied. (ab 9 Jahre) REGINA RIEPE
Andrea Karimé
Tee mit Onkel Mustafa
Mit Illustrationen von Annette von
Bodecker-Büttner. Picus 2011.
136 Seiten, 13,90 Euro.
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