Melinda Nadj Abonji
Gebundenes Buch
Tauben fliegen auf
Roman. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2010 und Schweizer Buchpreis 2010
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Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da...
Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?
Melinda, Nadj Abonji, geboren 1968 in Becsej, Serbien, lebt als Schriftstellerin und Musikerin in der Schweiz.
Produktdetails
- Verlag: Jung und Jung
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 314
- Erscheinungstermin: 6. August 2010
- Deutsch
- Abmessung: 191mm x 125mm x 30mm
- Gewicht: 384g
- ISBN-13: 9783902497789
- ISBN-10: 3902497785
- Artikelnr.: 29669909
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Buchpreis für Melinda Nadj Abonji
Schweizer Autorin erhält im Römer Auszeichnung für besten Roman des Jahres
FRANKFURT. Zum Schluss ihrer Dankesrede wechselte Melinda Nadj Abonji ins Ungarische. Gerade hatte die in Deutschland bislang noch kaum bekannte Autorin den Deutschen Buchpreis erhalten und sich für die Zuerkennung der Auszeichnung mit einem äußerst präzisen Auftritt revanchiert, da begann ihre Stimme doch noch zu zittern und musste durch den Rückgriff auf die Muttersprache gefestigt werden. "Ich dachte, es regnet, aber es sind meine Augen, die tränen", übersetzte Nadj Abonji das Zitat aus einem ungarischen Lied später.
Erhalten hatte die 1968 in der Vojvodina zur Welt gekommene Autorin den Preis
Schweizer Autorin erhält im Römer Auszeichnung für besten Roman des Jahres
FRANKFURT. Zum Schluss ihrer Dankesrede wechselte Melinda Nadj Abonji ins Ungarische. Gerade hatte die in Deutschland bislang noch kaum bekannte Autorin den Deutschen Buchpreis erhalten und sich für die Zuerkennung der Auszeichnung mit einem äußerst präzisen Auftritt revanchiert, da begann ihre Stimme doch noch zu zittern und musste durch den Rückgriff auf die Muttersprache gefestigt werden. "Ich dachte, es regnet, aber es sind meine Augen, die tränen", übersetzte Nadj Abonji das Zitat aus einem ungarischen Lied später.
Erhalten hatte die 1968 in der Vojvodina zur Welt gekommene Autorin den Preis
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für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres für ihr Buch "Tauben fliegen auf", das im Salzburger Verlag Jung und Jung erschienen ist. Aus der Sicht einer jungen Frau schildert es die Geschichte einer ungarischen Familie aus Serbien, die vor dem Zerfall Jugoslawiens in die Schweiz auswandert und sich dort dem Arbeitsleben in einem fremden Land stellen muss, ohne dessen Sprache zu beherrschen. Während sie langsam ihren eigenen Weg machen, erfahren Ildiko und ihre Verwandten vom Auseinanderbrechen ihrer Heimat nur aus langen Gesprächen am Telefon. Die Auswirkungen der Ereignisse auf die Serben, Kroaten, Bosniaken und Slowenen in der Schweiz bekommt die Familie Kocsis jedoch ebenso am eigenen Leib zu spüren wie zuvor den Ausländerhass der Einheimischen. In Zeiten der Diskussion um Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" wirkte die Wort für Wort absichtsvoll gesetzte Ansprache der Preisträgerin wie geschaffen, um daran zu erinnern, dass Schriftsteller schon immer in fremde Sprachen eingewandert sind und die Literatur des deutschen Sprachraums in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch Bücher bereichert haben, die darauf beruhen, dass die eigene Sprache plötzlich zu nichts mehr nützt.
Ob es der Buchpreis-Jury darum ging, ein solches Zeichen zu setzen, gab sie nicht zu erkennen. Nadj Abonji allerdings ging es im Kaisersaal des Frankfurter Römer durchaus darum. Die heute in Zürich lebende Autorin beschrieb, wie ein Aufenthalt in der ihr fremden französischen Schweiz vor sechs Jahren dazu geführt habe, dass sie zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder an ihre Kindheit in der Vojvodina habe denken müssen. Da sich die Schweiz zur selben Zeit auf eine Abstimmung über das erleichterte Zuzugsrecht für Einwanderer der zweiten Generation vorbereitet habe, sei sie von Wahlplakaten der Schweizerischen Volkspartei umgeben gewesen, auf denen farbige Hände nach dem Alpenland zu greifen schienen. Plötzlich habe sie sich an zahlreiche Übergriffe auf ihre Familie erinnert. Entstanden sei aus diesen ersten Gefühlen ein Buch, das nicht nur als Hommage an die Lebensleistung ihrer Verwandten gedacht sei, sondern sich auch zu einer Hommage an verschiedene Sprachen entwickelt habe. "Ich bin eine ungarische Serbin, die in der Schweiz lebt und die deutsche Sprache so liebt wie das Ungarische - serbokroatisch kann ich nicht."
Unter den sechs Verlagen, die sich seit der Verkündung der Shortlist Anfang September Hoffnung auf einen Gewinnertitel im Herbstprogramm machen konnten, war in diesem Jahr kein Frankfurter Unternehmen. In den vergangenen Jahren wurde aus dem Sieger des Buchpreises jeweils ein Bestseller. Für die in diesem Jahr zum sechsten Mal vergebene Auszeichnung hatten Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 148 Titel eingereicht, die zwischen Oktober vorigen und September dieses Jahres erschienen sind. Nominiert waren neben Nadj Abonji auch Jan Faktor, Thomas Lehr, Doron Rabinovici, Peter Wawerzinek und Judith Zander. Während der Buchpreis für Nadj Abonji mit 25 000 Euro dotiert ist, erhalten die fünf Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro.
Nachdem die zu Überraschungen neigende Jury Titel von Martin Mosebach, Andreas Maier und Thomas Hettche nicht auf die Shortlist gesetzt hatte, erschien das Warten auf den Preis Beobachtern in diesem Jahr weniger spannend als zuvor. Aus dem zuletzt ausgefochtenen Zweikampf zweier Titel, von dem Mitglieder der Jury sprachen, ist schließlich aber doch noch ein aufregender Gewinner hervorgegangen.
FLORIAN BALKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ob es der Buchpreis-Jury darum ging, ein solches Zeichen zu setzen, gab sie nicht zu erkennen. Nadj Abonji allerdings ging es im Kaisersaal des Frankfurter Römer durchaus darum. Die heute in Zürich lebende Autorin beschrieb, wie ein Aufenthalt in der ihr fremden französischen Schweiz vor sechs Jahren dazu geführt habe, dass sie zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder an ihre Kindheit in der Vojvodina habe denken müssen. Da sich die Schweiz zur selben Zeit auf eine Abstimmung über das erleichterte Zuzugsrecht für Einwanderer der zweiten Generation vorbereitet habe, sei sie von Wahlplakaten der Schweizerischen Volkspartei umgeben gewesen, auf denen farbige Hände nach dem Alpenland zu greifen schienen. Plötzlich habe sie sich an zahlreiche Übergriffe auf ihre Familie erinnert. Entstanden sei aus diesen ersten Gefühlen ein Buch, das nicht nur als Hommage an die Lebensleistung ihrer Verwandten gedacht sei, sondern sich auch zu einer Hommage an verschiedene Sprachen entwickelt habe. "Ich bin eine ungarische Serbin, die in der Schweiz lebt und die deutsche Sprache so liebt wie das Ungarische - serbokroatisch kann ich nicht."
Unter den sechs Verlagen, die sich seit der Verkündung der Shortlist Anfang September Hoffnung auf einen Gewinnertitel im Herbstprogramm machen konnten, war in diesem Jahr kein Frankfurter Unternehmen. In den vergangenen Jahren wurde aus dem Sieger des Buchpreises jeweils ein Bestseller. Für die in diesem Jahr zum sechsten Mal vergebene Auszeichnung hatten Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 148 Titel eingereicht, die zwischen Oktober vorigen und September dieses Jahres erschienen sind. Nominiert waren neben Nadj Abonji auch Jan Faktor, Thomas Lehr, Doron Rabinovici, Peter Wawerzinek und Judith Zander. Während der Buchpreis für Nadj Abonji mit 25 000 Euro dotiert ist, erhalten die fünf Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro.
Nachdem die zu Überraschungen neigende Jury Titel von Martin Mosebach, Andreas Maier und Thomas Hettche nicht auf die Shortlist gesetzt hatte, erschien das Warten auf den Preis Beobachtern in diesem Jahr weniger spannend als zuvor. Aus dem zuletzt ausgefochtenen Zweikampf zweier Titel, von dem Mitglieder der Jury sprachen, ist schließlich aber doch noch ein aufregender Gewinner hervorgegangen.
FLORIAN BALKE
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
"Sympathische Unreife" bescheinigt Rezensentin Iris Radisch diesem Roman. Seine jugendliche Protagonistin pflüge sich mit ihren tastenden wie atemlosen Endlossätzen durch eine unbekannte Umwelt, und erzähle eine "mustergültige Einbürgerungs- und Erfolgsgeschichte", die aus Rezensentinnensicht. Eltern und Tochter kommen nach dem Zusammenbruch des Ostblocks aus Serbien in die Schweiz, arbeiten fleißig und bringen es zu einem eigenen Cafe. Gegen diese Integration durch "Überanpassung" setzt Abonji eine kunterbunte Kinderbalkanwelt, wo alles so schön wäre, wenn nicht ständig geschossen werden würde. Diese naiv-herzigen Postkartenansichten der alten Heimat freilich gehen der Kritikerin auch ein wenig auf die Nerven. Die um Originalität bemühte Teenagersprache scheinbar auch. Insgesamt lobt sie aber die "Frische" dieses Debütromans.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Eine teils ergreifende, nie sentimentale Familiengeschichte, aber ebenso ein Roman über die Anpassungsfähigkeit des Menschen.« Judith von Sternburg / Frankfurter Rundschau
»Melinda Nadj Abonjis Geschichte ist gut, ein Ereignis aber ist ihre Sprache.«Tobias Becker / Der Spiegel
»Mit Humor, pointierter Wehmut und rhythmischem Sound.«Sibylle Birrer / Neue Zürcher Zeitung
»Melinda Nadj Abonjis Geschichte ist gut, ein Ereignis aber ist ihre Sprache.«Tobias Becker / Der Spiegel
»Mit Humor, pointierter Wehmut und rhythmischem Sound.«Sibylle Birrer / Neue Zürcher Zeitung
Einfühlsames und wunderbar wird der Leser mit dem Leben einer Zuwanderfamilie vertraut gemacht, sachte Einblicke in die Gefühle Welt, deren Nöte und Sehnsüchte. Der schwierige Neubeginn, das Bedürfnis sich in der neuen Heimat zu integrieren und Anerkennung zu erlangen. Das …
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Einfühlsames und wunderbar wird der Leser mit dem Leben einer Zuwanderfamilie vertraut gemacht, sachte Einblicke in die Gefühle Welt, deren Nöte und Sehnsüchte. Der schwierige Neubeginn, das Bedürfnis sich in der neuen Heimat zu integrieren und Anerkennung zu erlangen. Das Buch setzt sich auch mit dem Balkankrieg wage auseinander. Die teils schier unendlich langen Sätze sind etwas gewöhnungsbedürftig, für die Ausdauer jedoch, wird der Leser mit einer Prise Humor belohnt. Obwohl unspektakulär, hat mir die Lektüre gut getan.
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Als Mahnzeichen für den Balkankrieg missbraucht
Ich, der diese Rezension schreibt, um seine Eindrücke und Empfindungen nach erfolgter Lektüre festzuhalten, der künftige Leser, der in Erwartung hilfreicher Hinweise meine Kritik an diesem Roman liest, das Feuilleton, welches das …
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Als Mahnzeichen für den Balkankrieg missbraucht
Ich, der diese Rezension schreibt, um seine Eindrücke und Empfindungen nach erfolgter Lektüre festzuhalten, der künftige Leser, der in Erwartung hilfreicher Hinweise meine Kritik an diesem Roman liest, das Feuilleton, welches das Buch zumeist hochjubelte, Ich, den das Buch überhaupt nicht überzeugt hat, Melinda Nadj Abonji, die sich über renommierte Buchpreise freuen darf, Ich, der hinzufügt, wenn einen solche und noch deutlich längere Satzkaskaden nicht irritieren, der Leser, der fragt, lohnt sich das Lesen also doch, Ich, der antwortet, dann eventuell.
Die der Autorin biografisch ziemlich nahestehende Ich-Erzählerin Ildiko beschreibt ihre idyllisch scheinende ärmliche Kindheit in der Vojvodina und ihr anschließendes, vergleichsweise komfortables Leben bis zum Erwachsenwerden in der Schweiz. Mir war beim Lesen oft so, als ob ich die Protagonistin und die mit ihr symbiotisch verbundene Schwester jungmädchenhaft rumalbern hörte bei dem atemlos scheinenden Stakkato des Textes, diesem sehr speziellen Schreibstil der jungen Autorin, der beim Poetry Slam vielleicht erfolgreich ist, in einem Roman auf Dauer aber ziemlich nervt, mich jedenfalls.
Der Stoff des Romans gibt einiges her. Liebevoll und berührend werden die vielen Figuren detailreich beschrieben, die engere Familie ebenso wie der große Verwandtenkreis und auch die vielen Freunde und Nachbarn. Diese mit Anekdoten reich ausgeschmückte Beschreibung einer archaischen, kunterbunten Balkanwelt mit ihren materiellen Alltagssorgen, ihren unüberschaubar großen Familienclans, ihren ausufernden Fress- und Saufgelagen, diese minutiöse Schilderung erscheint mir merkwürdig unreif, aus Sicht naiver junger Mädchen erzählt, glorifizierend und mystifizierend gleichermaßen. Es geht dabei um Familienkonflikte, Liebesbeziehungen, Landleben, Traditionen, andererseits um Wohlstandsgesellschaft, Missgunst, Ausländerfeindlichkeit, Assimilationsdruck, und ganz im Hintergrund auch um den unsäglichen Balkankrieg.
Wir erfahren nebenbei so manches, zum Beispiel dass die beliebtesten Schwarzarbeiter die Pfarrer sind (sic!), welchen Nöten eine Serviertochter in einem Schweizer Café ausgesetzt ist und vieles Anekdotische mehr. Alles das wird überaus warmherzig geschildert und ist trotz der erwähnten stilistischen Marotte durchaus angenehm zu lesen. Woran es mangelt ist eine auch nur einigermaßen interessante Handlung, von tieferen Einsichten, die manche gute Lektüre zu vermitteln vermag, ganz zu schweigen. Fehlt Handlung weitgehend und geistiger Gehalt komplett, bleibt nur die Sprache, der Schreibstil als Motiv zum Lesen. Aber der ist einfach viel zu manieriert, wovon mein einleitender Versuch einer Nachahmung künden soll. Buchpreiswürdig also ist dieser Roman in keinem Fall! Sind womöglich die Buchpreise als Mahnzeichen für den Balkankrieg missbraucht worden, frage ich mich als total irritierter Rezensent.
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