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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2001

Strategisches Management in Unternehmen
Auch in einem veränderten Umfeld kein überflüssiger Ansatz

Harald Hungenberg: Strategisches Management in Unternehmen. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Theodor Gabler, Wiesbaden 2000, 446 Seiten, 78 DM.

Strategisches Denken und Handeln gilt als eine unerläßliche Bedingung des unternehmerischen Erfolgs. Die Erfolgsgeschichte der strategischen Planung hat vor vier Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten begonnen und sich zu Beginn der siebziger Jahre in der Bundesrepublik fortgesetzt, wobei sich Aloys Gälweiler, seinerzeit verantwortlich für die Unternehmensplanung der BBC in Mannheim, für die Verbreitung des strategischen Denkens in Theorie und Praxis eingesetzt hat. Die Wendung vom "Corporate Planning" zum "Strategic Management" vollzog Igor Ansoff. Er orientierte sich an den Schwachstellen einer Planung, die Implementierung und organisatorische Strukturierung ausgeklammert hatte. In seiner Tradition steht das neue Lehrbuch von Harald Hungenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensführung in Erlangen-Nürnberg. Das Studium des umfassenden, gründlichen Werkes zeigt, daß die zentralen Elemente der strategischen Planung auch in einem veränderten Umfeld keinesfalls überflüssig sind.

Der Autor wählt einen interessanten Ansatz. Nach einem ersten Grundlagenteil behandelt er zunächst die strategische Analyse, die Strategieauswahl und deren Einbau auf der spezifische Produkt-/Marktkombinationen umfassenden Geschäftsfeldebene. Danach wendet er sich denselben Fragen auf der obersten Unternehmensebene zu. Es ist im Einzelfall schwer zu beurteilen, welche Planungsinstrumente der dezentralen Geschäftsfeldebene als Teilmarkt und welche dem Unternehmen insgesamt zuzuordnen sind. Der Autor hat sich entschieden, nur das Portfoliokonzept der Unternehmensebene zuzuweisen - was einleuchtet, weil es um die zentrale Frage der Auswahl und Ausrichtung der Geschäftsfelder geht. Als Kriterien dienen beispielsweise das externe Marktwachstum und der relative Marktanteil eines Geschäftsfelds. Zu fragen ist indes, warum das Management-Informationssystem nicht als Aufgabe der Unternehmensleitung gesehen, sondern auf Geschäftsfeldebene behandelt wird, zumal dessen zentraler Bestandteil, das Planungs- und Kontrollsystem, "originär an den Aufgaben des Managements ansetzt".

Ebenso fällt auf, daß die organisatorischen Strukturen zur Absicherung einer Geschäftsfeldstrategie zunächst relativ allgemein dargestellt werden, ohne daß die spezifische Strategieorientierung durchgängig deutlich wird. Erst in der Zusammenfassung erfährt der Leser, daß die Strategie der Kosten-/Preisführerschaft am besten durch eine funktionale Organisation, die Strategie der marktbezogenen Differenzierung dagegen vorzugsweise durch eine divisionale (produktorientierte) Struktur unterstützt wird. Ausführlicher unterrichtet wird er über die Möglichkeiten, die Geschäftsfelder und Teilmärkte so zu untergliedern, daß homogene Einheiten entstehen.

Besonders hervorzuheben ist die umfassende Diskussion der für die Strategieauswahl wichtigen finanziellen Größen. Hungenberg erläutert die Methoden, nach denen sich der Wertbeitrag einer Strategiealternative ermitteln läßt, mit gut gewählten Beispielen. Die Überlegungen zu einem Management-Anreizsystem gelten der Frage, wie das Handeln der Führungskräfte in geeigneter Weise mit der Verwirklichung von Strategien gekoppelt werden kann. So bieten Aktienoptionsprogramme ("Stock options plans") dem Management die Möglichkeit, Aktien des eigenen Unternehmens zum vorher festgelegten Kurs zu erwerben. Auf diese Weise können die Führungskräfte an einem steigenden Aktienkurs entsprechend partizipieren. Hier hätte es nahegelegen, die wegweisenden Arbeiten von Helmut Laux zusätzlich zu berücksichtigen.

Zum Schluß geht der Autor auf die Akquisition von Geschäftsfeldern ein, wie sie durch den Erwerb von Bankers Trust durch die Deutsche Bank demonstriert worden ist. Ebenso sachkundig behandelt Hungenberg die Formen der externen Kooperation wie die "strategische Allianz". Den didaktischen Wert des gelungenen Lehrbuchs unterstützen mehr als 160 Abbildungen. Auch Führungskräfte können das Buch mit Gewinn lesen.

HARTMUT KREIKEBAUM

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