
Wilhelm Raabe
Broschiertes Buch
Stopfkuchen
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"Stopfkuchen" hänseln die Schüler ihren Kameraden Heinrich, der ihnen allzu träge und gefräßig erscheint. Aber aus stiller Kraft heraus, die spektakuläre Weltaneignung meidet, entwickelt sich "Stopfkuchen" zu einem reifen Charakter. Ähnlich entwickelt Raabes 1890 erschienener, aber erst Jahrzehnte später als Meisterwerk anerkannter Roman aus konzentriertem Kern eine wegweisende erzählerische Komplexität.
»Stopfkuchen« hänseln die Schüler ihren Kameraden Heinrich, den sie als zu träge und gefräßig abtun. Dabei verkennen sie seine praktische Intelligenz und sein mitfühlendes Wesen. Beide Eigenschaften werden Heinrich nach anfänglichem Scheitern zu privatem Glück und Wohlstand führen. Und schließlich ist es auch der Außenseiter, der einen lang zurückliegenden Mord aufklären kann.Raabes 1891 veröffentlichter Roman wird dem Realismus zugerechnet, weist jedoch durch seine spezifische Erzählweise in die Moderne voraus.
Wilhelm Raabe, 8. 9. 1831 Eschershausen bei Holzminden - 15. 11. 1910 Braunschweig. Der Sohn eines Juristen besuchte zunächst die Schule in Holzminden, dann nach dem Tod des Vaters 1845 und dem Umzug der Familie das Gymnasium in Wolfenbüttel. 1849 brach er die Schulausbildung ab und absolvierte bis 1853 eine Buchhändlerlehre in Magdeburg. Nach einem vergeblichen Versuch, das Abitur nachzuholen, ging R. nach Berlin, besuchte die Universität als Gasthörer (1854-56) und schrieb seinen ersten Roman. Danach lebte er als freier Schriftsteller in Wolfenbüttel (1856-62), Stuttgart (1862-70) und Braunschweig (von 1870 an). In Stuttgart gehörte er zu den Mitbegründern der nationalliberalen Deutschen Partei, die für die dt. Einigung unter der Führung Preußens eintrat. Er verließ Stuttgart, weil er sich hier mit seinen politischen Anschauungen isoliert fühlte. Die meisten seiner Werke erschienen zuerst in Fortsetzungen in weit verbreiteten Familienzeitschriften. Seine größten Erfolge erzielte er mit seinem stimmungsvollen Frühwerk Die Chronik der Sperlingsgasse und dem das Modell des Bildungsromans aufgreifenden Hungerpastor, der ein stilles Glück im Winkel verheißt. Im Folgenden wuchs das kritische Potential seiner Bücher (Abu Telfan, Der Schüdderump), die Resonanz beim Publikum ließ nach. Die späteren Romane und Erzählungen stellen sich den Problemen, die die Industrialisierung und die Gründerjahre nach sich zogen, kritisieren Spießertum und Materialismus und entwickeln eine Erzählstruktur, in der einer eher konventionell bürgerlichen Erzählergestalt gesellschaftliche Außenseiter und Sonderlinge als Helden gegenüberstehen, die in ihrer Unangepasstheit das Philistertum bloßstellen. Zahlreichen Texten, etwa einem Drittel der (auch aus ¿nanziellen Gründen äußerst) umfangreichen Produktion, liegen historische Stoffe zugrunde. Auch hier kommt es im Spätwerk zu komplexen Erzählstrukturen, die statt historischer Rekonstruktion zu einer subjektiv gebrochenen, kritischen Darstellung führen. Um 1890 setzte eine Wiederentdeckung v. a. des Frühwerks ein; zu seinem 70. Geburtstag erhielt R. zahlreiche Ehrungen (z. B. Dr. h. c. Göttingen, Tübingen). In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664 .) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
Produktdetails
- Reclams Universal-Bibliothek 9393
- Verlag: Reclam, Ditzingen
- Durchges. Ausg.
- Seitenzahl: 264
- Erscheinungstermin: 15. Dezember 1986
- Deutsch
- Abmessung: 147mm x 95mm x 11mm
- Gewicht: 111g
- ISBN-13: 9783150093931
- ISBN-10: 3150093937
- Artikelnr.: 00787203
Herstellerkennzeichnung
Reclam Philipp Jun.
Siemensstr. 32
71254 Ditzingen
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Stopfkuchen - eines der Spätwerke Wilhelm Raabes. Eduard, nach vielen Jahren in Afrika lebend zu Besuch in seiner Heimatstadt, kehrt an seinem vorletzten Tag bei seinem alten Jugendfreund Stopfkuchen ein. Dieser erzählt Eduard seine Lebensgeschichte und bringt nebenbei Licht in das Dunkel …
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Stopfkuchen - eines der Spätwerke Wilhelm Raabes. Eduard, nach vielen Jahren in Afrika lebend zu Besuch in seiner Heimatstadt, kehrt an seinem vorletzten Tag bei seinem alten Jugendfreund Stopfkuchen ein. Dieser erzählt Eduard seine Lebensgeschichte und bringt nebenbei Licht in das Dunkel eines unaufgeklärten Mordes, dessen sein Schwiegervater verdächtigt wurde. Am Tag danach kehrt Eduard per Schiff zurück nach Afrika und schreibt während dieser Reise das Erzählte nieder.
Das Ganze ist nicht gerade leichte Kost, was weniger am Inhalt liegt als an der altertümlichen Sprache (geschrieben wurde das Werk 1891) sowie der zeitweise langatmigen und wiederholenden Ausführungen der Hauptperson Stopfkuchen. Beeindruckend ist jedoch wieviele Anspielungen und doppelsinnige Bedeutungen in dieser Geschichte enthalten sind - die man ohne entsprechende Hinweise jedoch nur schwerlich entdeckt (hier ist die Reclam-Ausgabe empfehlenswert: 17 Seiten Anmerkungen). Macht man sich die Mühe, auch das 19seitige Nachwort zu lesen (ebenfalls Reclam-Ausgabe) erschließen sich einem Blickwinkel, die man in diesem Buch wohl nicht so ohne weiteres vermutet hätte (auch im Hinblick darauf, dass dieses Buch viel von Raabes Leben widerspiegelt, wenn auch sehr verschlüsselt). Hinter der eher schlichten Geschichte offenbart sich eine komplexe Lebenssichtweise, die der Wilhelm Raabes vermutlich nahestand.
Fazit: Wer Lesen als reinen Zeitvertreib betrachtet, wird mit diesem Buch sicher nicht allzu viel Freude haben. Allen Anderen jedoch, die bereit sind, etwas mehr Zeit zu investieren, werden erstaunt sein, wieviel hintergründige Bedeutung in diesem Werk enthalten ist.
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