Rund um München reiht sich eine Freizeitoase an die andere. Deren Schönheit ist allerdings oft kaum mehr wahrzunehmen, wenn sich dort speziell an Wochenenden die Menschen auf die Füße treten. Wer stilles Genießen dem Freizeittrubel vorzieht, findet in diesem praktischen Begleiter 20 entspannende Touren rund um München, zu Plätzen, die ihre Wirkung oft erst auf den zweiten Blick entfalten. So lässt sich Münchens Umgebung ohne Hektik ganz neu entdecken.
Armin Scheider stellt wenig besuchte Ausflugsziele vor
Von Birgit Lutz-Temsch
Wer Ruhe sucht, muss erst mal einen Parkplatz finden. So sieht es aus, wenn die Münchner das machen, weswegen sie München so mögen: Aus der Stadt hinaus und „ruckzuck in die Berge fahren”. Das ist die Mär, die allen Fremden erzählt wird. Dass München so schön ist, weil man so schnell in den Bergen, an den Seen, im Grünen ist. Die Wahrheit ist, dass es sich viele Münchner oft dreimal überlegen, an einem heißen Sommerwochenende an einen See oder an einem kalten Winterwochenende in die Berge zu fahren. Lieber gehen sie in die Eisdiele um die Ecke oder mit dem Schlitten zum Olympiaberg. Denn mit schöner Regelmäßigkeit sind die Straßen gen Süden am Wochenende genauso verstopft wie die Orte, zu denen sie führen. Weil sich immer die gleichen Plätze herumsprechen.
Das ist auch Armin Scheider aufgefallen, Autor des Buchs „Stille Wege rund um München”, erschienen soeben im J.- Berg-Verlag. Es muss nicht immer die Ilkahöhe sein, schreibt er und stellt 20 Touren vor, bei denen man auf Sehenswürdigkeiten stößt, „die nicht zur ersten Garde oberbayerischer Freizeitziele gehören, es sind vielmehr verborgene Attraktionen abseits der großen Ausflugsrouten”. Wie zum Beispiel die Tour Nummer 6, „Panoramawege um Tuntenhausen” im Südosten Münchens, empfohlen vor allem bei Föhn. Scheider beschreibt dort zwei Wanderungen, eine Radtour und eine Autotour, die wundervolle Blicke auf das Kaisergebirge bieten, selbst aber noch im flacheren Land liegen und deshalb wenig anstrengend sind. Auf dem Weg liegt die Wallfahrtskirche Tuntenhausen aus dem 17. Jahrhundert mit ihren unzähligen Votivtafeln. Die Tour endet in Maxlrain, einer Schlosswirtschaft mit eigener Brauerei und Biergarten wie aus dem Bilderbuch.
Antizyklisch zum wochenendlichen Verkehrsstrom verhält sich, wer einfach Richtung Norden fährt und der Tour Nummer 20 in die Hallertau oder bayerisch: Holledau, folgt, die man vielleicht am besten vor der Hopfenernte machen sollte, wenn die Felder mit den prächtigen Hopfendolden bewachsen sind. Eine 1000-jährige Linde, eine 800 Jahre alte romanische Basilika, ein Moorspaziergang und Spargelspezialitäten sind die Attraktionen dieses Ausflugs. Scheider stöbert Gehöfte mit Lüftlmalereien auf, ruhige Aussichtspunkte, verborgene Schätze, die neugierig machen – und jetzt vielleicht neu entdeckt werden, was eine Neuauflage mit noch geheimeren Plätzen notwendig machen wird. Im zehnten Band könnte dann wieder die Ilkahöhe stehen, wenn sie dereinst vergessen ist. Aber das ist unwahrscheinlich.
Armin Scheider: Stille Wege rund um München, ISBN 978-3-7658-4218-4, J. Berg Verlag, 96 Seiten 14,95 Euro. oh
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH