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Erstaunliche Bodendenkmäler sind auf Kelkheimer Stadtgebiet zu entdecken: Grabhügelfelder, die bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Noch weiter zurück reichen jungpaläolithische Werkzeuge aus der letzten Eiszeit, die von Jäger-und Sammlerkulturen an Rast- und Wohnplätzen zurückgelassen wurden.

Produktbeschreibung
Erstaunliche Bodendenkmäler sind auf Kelkheimer Stadtgebiet zu entdecken: Grabhügelfelder, die bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Noch weiter zurück reichen jungpaläolithische Werkzeuge aus der letzten Eiszeit, die von Jäger-und Sammlerkulturen an Rast- und Wohnplätzen zurückgelassen wurden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.2021

Verschwundene Mammutzähne

KELKHEIM Ein in Kelkheim geborener Prähistoriker hat eine Dokumentation archäologischer Funde aus der Vor- und Frühgeschichte der Stadt vorgelegt. Vielleicht muss sie bald aktualisiert werden.

Von Heike Lattka

Irgendwann im 19. Jahrhundert muss es gewesen sein, als ein eifriger Hobbyarchäologe gleich mehrere gut erhaltene Zähne vom Elephas primigenius zwischen Münster und Kelkheim ausgrub. Doch die in einer Fachpublikation erwähnten und mehr als 10 000 Jahre alten Mammut-Funde seien spurlos verschwunden, bedauert Kelkheims Kulturreferentin Beate Matuschek. Leider geschah dies mit vielen Ausgrabungsgegenständen, die oftmals in irgendwelchen Museumsschubladen auf Nimmerwiedersehen abgelegt worden seien. Damit dies nicht mit der gesamten Kelkheimer Vor- und Frühgeschichte passiert, ist nun mit der Dokumentation von Michael Sturm-Berger unter dem Titel "Steingeräte, Grabhügel, Eisenbarren" eine Lücke in der Aufarbeitung und Kartierung der Funde geschlossen worden, die auch im neuen Stadtmuseum Beachtung finden wird.

Sturm-Bergers Buch lenkt nun den Blick auf den heimischen Lebensraum, als die jüngste Eiszeit vor 12 000 Jahren endete und die großflächige Besiedlung in Mitteleuropa begann. Anhand des teilweise spärlichen Quellenmaterials arbeitete er auf, welche Schätze zumeist Bauern bei der Arbeit auf ihren Feldern zutage förderten. Die Palette der Funde reicht von steinzeitlichen Feuersteinen bis zu bandkeramischen Scherben oder Bruchstücken von Steinbeilen und Klingen. Auch der Hohestein, der an den ehemaligen Grenzen zwischen Kelkheim, Hornau und Fischbach stand, gibt den Forschern Rätsel auf. Spätestens seit 1714 wurde er als Grenzstein verwendet. Es spricht aber vieles dafür, dass es sich um einen Menhir und Relikt aus vorchristlicher Zeit handelt.

Die Kelkheimer Funde seien zwar nicht so spektakulär wie die Himmelsscheibe von Nebra, gesteht Matuschek zu. Kelkheim aber habe im gesamten Main-Taunus-Kreis die meisten Bodendenkmäler zu bieten. Elf Grabhügelfelder aus der Bronzezeit reichen bis ins zweite Jahrtausend vor Christus zurück mit insgesamt 110 Grabhügeln auf Kelkheimer Gemarkung, damit handelt es sich um die größte Konzentration bei insgesamt 295 Grabhügeln im gesamten Main-Taunus-Kreis, die im Schutze des Waldes erhalten blieben.

Für die Stadt Kelkheim erwies sich der Buchautor, der in Kelkheim aufwuchs und schon dort als Jugendlicher bei den Ausgrabungen der Alten Hornauer Kirche 1974 dabei war, als Glücksfall. Längst avancierte der junge Mann nach einem Studium in Mainz und Frankfurt zum Prähistoriker und wirkt derzeit als freier Dozent an den Universitäten von Potsdam und Erfurt. Den Kontakt zur alten Heimat jedoch verlor der Archäologie nie und bot sich an, eine wissenschaftliche Dokumentation der vorgeschichtlichen Siedlungsspuren in Kelkheim zu erstellen.

Das in der Edition Pauer erschienene Buch liegt mit 119 Seiten und farbigen Abbildungen und Karten nun vor und ist in den Kelkheimer Buchläden erhältlich. Mit der Publikation aber endet laut Matuschek die Untersuchung der frühen Menschheitsgeschichte in Kelkheim noch lange nicht. Vielmehr sagte die Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Karin Wolff, der Stadt Kelkheim die finanzielle Unterstützung weiterer Forschung zu.

Dadurch kann schon bald rund um den Großen Mannstein am Staufen und am Hühnerberg eine archäologische Prospektion vorgenommen werden. Es wird sich zeigen, ob der Mannstein tatsächlich eine alte Wallanlage verbirgt und am Hühnerberg die ersten Kelkheimer siedelten, wie vermutet wird. Ob dort auch einmal Mammuts grasten, ließe sich aber nur beweisen, wenn ein weiteres Mal mit einem Glückstreffer deren Zähne gefunden würden.

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