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Als photographische "Notizen" oder "Sofort Bilder" bezeichnet Wim Wenders (geb. 1945) seine Polaroids aus den 1970er und 80er Jahren: Portraits von Freunden, Schauspielern und seinen persönlichen Helden, Impressionen von den ersten USA-Reisen, von Dreharbeiten und der Kinolandschaft in der deutschen Provinz verwebt Wenders hier mit eigenen Erzählungen, Geschichten und Erinnerungen zu einem "Roadmovie" durch die Anfangsjahre eines noch jungen Filmemachers, der schnell zu Weltruhm gelangen sollte.

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Produktbeschreibung
Als photographische "Notizen" oder "Sofort Bilder" bezeichnet Wim Wenders (geb. 1945) seine Polaroids aus den 1970er und 80er Jahren: Portraits von Freunden, Schauspielern und seinen persönlichen Helden, Impressionen von den ersten USA-Reisen, von Dreharbeiten und der Kinolandschaft in der deutschen Provinz verwebt Wenders hier mit eigenen Erzählungen, Geschichten und Erinnerungen zu einem "Roadmovie" durch die Anfangsjahre eines noch jungen Filmemachers, der schnell zu Weltruhm gelangen sollte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2018

Im Lauf der Zeit

Beim Aufräumen fielen dem Regisseur Wim Wenders etliche Zigarrenkisten voller Aufnahmen aus drei Jahrzehnten in die Hände. In dem Buch "Sofort Bilder" fügt er sie nun zur Geschichte seines Lebens zusammen - und zu einer Geschichte seiner Reisen.

Von Freddy Langer

Beweis ist der zentrale Begriff: Beweis dafür, etwas gesehen zu haben. Beweis dafür, etwas erlebt zu haben. Und am Ende sogar Beweis dafür, dass es einen wirklich gibt. So legt Wim Wenders in dem Film "Alice in den Städten" der Schauspielerin Lisa Kreuzer seine Theorie der Fotografie in den Mund, während dem Schauspieler Rüdiger Vogler den ganzen Film über eine Polaroidaufnahme nach der anderen aus seiner SX-70 Kamera ratscht: Bsszz, bsszz, bsszz - jedes Mal ein neuer Beweis. Jedes Mal eine neue Geschichte: In der Gegenwart gesehen, in den Händen bereits Vergangenheit, jedoch für die Zukunft gerettet.

Polaroid-Kameras zogen sich über Jahrzehnte wie ein roter Faden durch die Filme von Wim Wenders. Sie waren sein Mittel, die Handlung zu verzögern, innezuhalten in der Bewegung, mehr noch: die Erzählung zu stoppen. Dass er es auch im Alltag so hielt, konnte man sich zumindest denken. Nun hat er Funde aus dem Archiv, in dem ihm beim Aufräumen etliche Zigarrenkisten voller Polaroids in die Hände fielen, zu einem Buch zusammengestellt, das sich betrachten lässt wie einer seiner Filme: als die Geschichte eines Suchenden - und Reisenden.

Die Geschichte beginnt in Deutschland, Österreich und Spanien, aber früh geht es samt einem unfreiwilligen Zwischenaufenthalt in Island nach New York, wo Wenders nach Drehorten und einer Handlung für den Film suchen wollte, der später "Alice in den Städten" heißen wird. Doch darüber hinaus landet er durch schicksalhafte Verknüpfungen in San Francisco und unternimmt von dort aus gemeinsam mit einer jungen Fotografin namens Annie Leibovitz eine Reise nach Los Angeles, wo ihn der Regisseur Sam Fuller zum Frühstück einlädt. Und so nimmt die Geschichte im Wortsinn rasant an Fahrt auf. Wie ja auch die Filme, die Wenders fortan dreht, sehr oft von Fahrten erzählen - deutsche Road Movies mit Johann Wolfgang Goethe im Kopf oder unterwegs auf der Suche nach den letzten Lichtspielhäusern im Niemandsland entlang der deutsch-deutschen Grenze.

Manche von Wenders' Aufnahmen sind optische Notizen, um mögliche Drehorte wiederzufinden oder Perspektiven auszuprobieren. Manche versteht er als Hommage, etwa wenn er in einem amerikanischen Supermarkt ein Regal voller Dosen mit Tomatensuppe fotografiert. Mit einem Augenzwinkern dokumentiert er Schilder an Hausfassaden wie "Fassbinderei" oder "Wender's". Und manchmal arbeitet er sich an einem Motiv regelrecht ab, an Wolken beispielsweise, und er ist auch dann noch nicht wirklich zufrieden, wenn ihm zwei Jets mit ihren Kondensstreifen ein perfektes Kreuz ans Firmament zeichnen.

Natürlich ist dies Buch auch ein Abgesang, die melancholische Reminiszenz an ein Bildmedium, das einem die Welt buchstäblich in die Hand gelegt hat. Dabei war die Fotografie schon immer melancholisch, das gehört zu ihrem Wesen. Aber ein Romantiker wie Wim Wenders versteht es, dieser Eigenschaft einen ganz besonderen Zauber zu entlocken - überall auf der Welt.

"Sofort Bilder" von Wim Wenders. Schirmer/Mosel Verlag, München 2017. 320 Seiten, 410 Abbildungen. Gebunden, 49,80 Euro.

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