Produktdetails
  • Verlag: Zweitausendeins
  • ISBN-13: 9783861503866
  • ISBN-10: 3861503867
  • Artikelnr.: 24149940
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Was macht man nur, wenn man sich zum ersten Mal mit Michel Foucault beschäftigen will, jenem französischen Meisterdenker, dem Vater der Mikrosoziologie der Macht, fragt sich Jörg Lau und vergleicht die Werke Foucaults mit einem Truthahn, dessen appetitliches Fleisch dem hungrigen Gaumen in allen Nuancen entgegen lächelt: soll man erst vom hellen oder dunklen Fleisch probieren? Foucaults Schriften haben für den Rezensenten eine seltene Bandbreite von Beleuchtungen: "In seinen Denkbildern, Panoramen, Historienbildern sind alle Abstufungen vorhanden - von der Morgenröte der Menschheit über das gleißende Licht eines südlichen Mittags bis zum schwärzesten Schwarz gegenaufklärerischer Schauerromantik". Da ist es gut, meint Lau, mit einem Auswahlband in dieses Spektrum einzutauchen. Abgelegte Reden, Interviews, Rezensionen und Vorworte enthält der vorliegende Auswahlband. Lesbares und Antiquiertes, denkt der Rezensent. So ganz erträglich findet er Foucault rundum nicht. Manches an seiner Rhetorik hält Lau für "automatisierten Avantgardekitsch". Zu viel wird ihm bei Foucault "erschüttert", "gebrochen" und "gesprengt", um das in Machtstrukturen befangene Individuum zu eigenem Denken zu führen. Aus manchen Schriften liest Lau auch die Verklemmung eines "spätbürgerlichen Intellektuellen" heraus, dessen Antifaschismus ihm seltsam nachgeholt erscheint. Doch auch Befremdlich-Subversives hat Lau bei Foucault entdeckt. Eine Bandbreite eben - wie beim Truthahn zu Thanksgiving.

© Perlentaucher Medien GmbH
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