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Eine gut bezahlte Gefälligkeit bringt Mary Alice Baker in ziemliche Schwierigkeiten, denn in dem Paket, das sie am Flughafen von Los Angeles abgab, war eine Bombe. Und nun sind alle hinter ihr her. Sie muß untertauchen, will sie ihr Leben retten, denn von der FBI wird sie als Psychoterroristin gesucht, von zwei sadistischen Gangstern gejagt. Es beginnt eine rasante Höllenfahrt durch die Abgründe des Kunstbetriebs und der Unterwelt von Los Angeles.

Produktbeschreibung
Eine gut bezahlte Gefälligkeit bringt Mary Alice Baker in ziemliche Schwierigkeiten, denn in dem Paket, das sie am Flughafen von Los Angeles abgab, war eine Bombe. Und nun sind alle hinter ihr her. Sie muß untertauchen, will sie ihr Leben retten, denn von der FBI wird sie als Psychoterroristin gesucht, von zwei sadistischen Gangstern gejagt. Es beginnt eine rasante Höllenfahrt durch die Abgründe des Kunstbetriebs und der Unterwelt von Los Angeles.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.1997

Nasenring und Flauschpullover
Robert Eversz schildert die Befreiung eines weiblichen Batman

"Shooting Elvis" von Robert Eversz wirbt auf dem Titelblatt mit Nasenring, Vamplippenstift und Flimmerdruckbuchstaben. Und doch wird nie ganz klar, ob das Buch lässiger Szenethriller oder Sozialreport mit tieferer Bedeutung ist. Mit diesem Manko läßt sich leben, wenn die Milieurundreise den Erzählmotor immer wieder zum rasanten Krimi überdreht. Eversz' Ich-Erzählerin Mary Alice Baker stammt aus den gesichtslosen Randgebieten von Los Angeles, in denen King Elvis für alles steht, was einst der alten Welt Kultur war. Marys gewissenhaft tätowierter Vater verteilt beim kleinsten Anflug von Widerspruch Kinnhaken an seine Familie. Ihre Mutter verwaltet die Six-Pack-Batterie im Kühlschrank, schnipselt Bohnen und pinnt Deckchen mit eingestickter Lebensweisheit über die Spüle und an den Geschirrschrank. Zusehends unverblümt läßt Mary uns wissen, daß ihr Vater sie als Kind mißbrauchte. Der rosa Flauschpullover, die blonden Locken, der mädchenhafte Nagellack, alles an ihr will dem Papa gefallen, damit er nicht zuschlägt.

Aber es geht in ihrer Erzählung nicht um alte Wunden, es geht um den Ausbruch aus der defekten Idylle. Zum letzten Mal holt der Vater zum Schlag aus, als Mary Fotos von ihm macht. Mit dem entspannten Studium des väterlichen Konterfeis beginnt ihre Befreiung aus dem Bannkreis des Despoten. Auf der Suche nach Alternativen indessen gerät sie unter den Einfluß eines Harley-Davidson-Piraten mit aufgeschlitzten Jeans und rotglühendem Stirnband, der Mary im Handumdrehen ins kriminelle Abseits reißt.

Nachdem sie ein Bombenattentat auf dem Gewissen hat und steckbrieflich gesucht wird, taucht Eversz' Heldin in einem Künstlerloft zwischen leeren Lagerhäusern und verlassenen Fabriken unter. Ihr Äußeres erfährt dabei eine radikale Änderung: "Ich begutachtete mich im hohen Spiegel an der Badezimmertür. Ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, daß sich in Los Angeles alles darum dreht, jemand zu sein, der man ursprünglich nicht war, aber mit ein bißchen Arbeit und ein wenig Glück sein könnte." Mit Totenköpfen im Ohrloch und schwarzer Punkmähne zeigt sie nun endlich das ruchlose Kind, das der Vater aus ihr gemacht hat. Wir verfolgen, wie Mary sich aus allen Lagen freischießt, allen Fallen entkommt, alle Torturen übersteht. Was das Kind an Widerstand versäumte, holt die Erwachsene nun gründlich nach. Ein weiblicher Batman setzt furchtlos den harten Kern gegen das Böse. "Ich schrumpfte zusammen, machte mich so klein und hart wie möglich, ließ alles los außer diesem einen geheimen Ort, wo ich mich verkriechen kann", heißt es, als ein gedungener Killer mit dem Lederriemen auf sie einschlägt.

Dieser in früher Kindheit angelegten Höhle des trotzigen Rückzugs kann der Leser trauen. Von ihr her spricht "Shooting Elvis", der Roman eines Ausbruchs, mit dem Mary am Ende die versammelten Geschworenen zu überzeugen hofft. In ihm erzählt sie die Kehrseite der Sensationsgeschichte, ein Überlebenskunststück, das von Mißverständnissen, Enttäuschungen und falschen Schritten strotzt. Marys forsch vorgetragene Verteidigung braucht im Grunde keine Richter. Frech, flott und prätentionslos übt sie selbst - poetische - Gerechtigkeit. INGEBORG HARMS

Robert Eversz: "Shooting Elvis". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Giovanni Bandini und Ditte König. Krüger Verlag, Frankfurt am Main 1997. 302 S., geb., 34,- DM.

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