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"Es verletzt uns, wenn sich die westlichen Bergsteiger mit ihren Erfolgen brüsten, obwohl wir unser Leben dafür riskieren." Aussage eines "climbing sherpa"
Wenn westliche Bergsteiger vom Everest zurückkommen, erzählen sie von den Strapa zen, von ihrem Triumph, vom Sieg über sich selber. Sie erzählen auch von den Sherpas, die ihnen immer lächelnd geholfen haben und sich nie etwas von den Anstrengungen anmerken liessen. Als Helden werden die westlichen Bergsteiger in den Medien präsentiert. Die Sherpas sind einfach da, werden vielleicht einmal lobend erwähnt. Zum ersten Mal wird auf…mehr

Produktbeschreibung
"Es verletzt uns, wenn sich die westlichen Bergsteiger mit ihren Erfolgen brüsten, obwohl wir unser Leben dafür riskieren."
Aussage eines "climbing sherpa"

Wenn westliche Bergsteiger vom Everest zurückkommen, erzählen sie von den Strapa
zen, von ihrem Triumph, vom Sieg über sich selber. Sie erzählen auch von den Sherpas, die ihnen immer lächelnd geholfen haben und sich nie etwas von den Anstrengungen anmerken liessen. Als Helden werden die westlichen Bergsteiger in den Medien präsentiert. Die Sherpas sind einfach da, werden vielleicht
einmal lobend erwähnt. Zum ersten Mal wird auf eindrückliche Art die Geschichte der "wahren Helden" bei einer Besteigung des Everest gezeigt. Ausgerüstet mit Film- und Fotokamera dokumentieren die Sherpas mit eindrücklichen Bildern: die gefährliche Arbeit im berüchtigten Khumbu-Eisfall, bei Sturm und Kälte in eisigen Höhen Material schleppen und Lager einrichten, Fixseile in der Todeszone verlegen und schlussendlich die zahlenden "Touristen" auf den
Gipfel bringen.
Kari Kobler, der seit acht Jahren kommerzielle Expeditionen an den Everest führt, wird mit seiner Mannschaft im umgekehrten Sinn aus der Sicht der Sherpas begleitet, fotografiert und gefilmt.
Die beiden Autoren Otto C. Honegger und Frank Senn ergänzen das Buch mit verschiedenen wissenswerten Textbeiträgen über das Leben der Sherpas im Dorf und am Berg. Geschichten hinter den Kulissen erzählen von den Dreharbeiten und von den auszubildenden Sherpa-Kameraleuten. Interviews mit den "climbing sherpas" runden das Buch ab.
Autorenporträt
Otto C. Honegger, geboren 1945. Als Filmautor realisierte er zahlreiche Dokumentarfilme in aller Welt. Von 1990 bis 2008 war er Leiter der Dokumentarfilm-Redaktion des Schweizer Fernsehens und machte die Sendung 'DOK' zu einem Markenzeichen für Qualität am Bildschirm. Er ist Himalayakenner, nahm an diversen Expeditionen teil, filmte auch schon 2003 am Everest und widmet sich in seiner Freizeit dem tibetischen Buddhismus. Frank Senn, geboren 1963, arbeitet seit 1988 im Schweizer Fernsehen als Dokumentarfilmer. 1995 entstand sein erster Dokumentarfilm 'Tod am Dhaulagiri'. Er war 1999 Co-Produzent der erfolgreichen Sendung 'Eiger live'; 2001 folgte 'Eiger-Nordwand - auf den Spuren der Erstbegeher', 2004 '48 Stunden Matterhorn', 2006/07 die 12-teilige Serie 'Die Bergretter - unterwegs mit der Air Zermatt'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.10.2009

Reisebuch
Sie sind Helden
Ein Fotoband über die Leistungen der Sherpas am Everest
Es gibt eine besonders starke Szene in „Sherpas – Die wahren Helden am Everest”, die exemplarisch für die Substanz dieses Dokumentarfilms des Schweizer Fernsehens ist: Der Sherpa Long Dorje sitzt in seiner kärglichen Behausung und erzählt von seiner Kindheit. Als er ein kleiner Junge war, durften seine älteren Brüder nach Kathmandu auf die Schule. Er aber musste im Dorf zurückbleiben und die Yaks hüten. Als er sich daran erinnert, weint er – ein Baum von einem Mann Anfang 40, der zu den bekanntesten und besten nepalesischen Bergführern zählt, schon 14 Mal mit ausländischen Auftraggebern auf dem Everest stand und doch nur durch die Ungerechtigkeiten des Seins dazu gezwungen wurde. Allerdings verdient er heute weit mehr am Berg als mit der Landwirtschaft. Aber mit dem Lohn für ein, zwei Expeditionen pro Jahr muss Long Dorje seine Familie ernähren. Er ist monatelang weg von zu Hause und riskiert sein Leben für reiche Touristen, die sich mit dem Gipfel brüsten wollen.
Long Dorje ist einer der „wahren Helden” dieses Films und des Bildbandes „Sherpas am Everest”, der als Nebenprodukt der Dreharbeiten entstand. Die beiden Schweizer Autoren Otto C. Honegger und Frank Senn begleiteten eine Gruppe von Landsleuten, die sich im Olympiajahr 2008 zum Everest aufmachte, vom nepalesischen Militär im Basislager gestoppt wurde, weil die Chinesen am Gipfel ungestört mit der olympischen Fackel zündeln wollten, und es schließlich doch nach oben schaffte.
Jedes Jahr wollen sich Hunderte diesen Traum vom höchsten Berg der Welt erfüllen. Sie zahlen zwischen 30 000 und 60 000 Euro, den Rest erledigen die Sherpas. Sie schleppen alle Lasten – pro Mann 20, 30 Kilo – bauen die Lager, kochen und servieren Mahlzeiten in beheizten Zelten, sie verlegen Leitern und Fixseile, sichern ihre Kunden und ziehen sie zur Not nach oben. Weder der Khumbu-Eisbruch mit seinen tückischen, abgrundtiefen Gletscherspalten noch das letzte Felsenhindernis vor dem Gipfel, der Hillary Step, stellen so noch jene Herausforderungen dar, mit denen die ersten Besteiger einst zu kämpfen hatten. Kunden, die bei ihrer Buchung „max ox”, also maximale Sauerstoffversorgung bezahlt haben, verfügen über zwei persönliche Flaschenträger an ihrer Seite. Kurz: Ohne Sherpas würde kaum ein westlicher Bergsteiger jemals auf den Everest gelangen.
Entsprechend naheliegend scheint es zu sein, eine solche kommerzielle Unternehmung aus Sicht der Guides und Träger zu erzählen. Seit Edmund Hillarys berühmtem Beweisfoto von Tenzing Norgay auf dem Gipfel des Everest aus dem Jahr 1953 ist das „Volk des Ostens” – so die Übersetzung des Begriffs Sherpa aus dem Tibetischen – auf der ganzen Welt bekannt. Die bergsteigerischen Kenntnisse der Sherpas werden allenthalben geschätzt, aber zu mehr als freundlichen Fußnoten in den Everest-Berichten reicht es dennoch kaum. Nicht einmal im Jubiläumsjahr der Erstbesteigung, 2003, erschien ein Film über die Sherpas. Otto C. Honegger und Frank Senn beschlossen daraufhin, einen eigenen zu drehen.
Die Idee, neben professionellen Kameraleuten die Sherpas selbst filmen und fotografieren zu lassen, erwies sich dabei als glücklicher Kunstgriff. So entstanden Bilder aus ungewöhnlichen Perspektiven und von großer Unmittelbarkeit, die es aufgrund der Distanziertheit der Sherpas zu ihren Auftraggebern andernfalls wohl nicht gegeben hätte. Die Sherpas öffneten sich den nepalesischen Übersetzern und erzählten ihre Lebensgeschichten. Man erfährt viel über den Alltag dieser Menschen, ihre Familien, ihre alpinen Leistungen und ihre Spiritualität. Darüber hinaus bieten Film und Buch einen realistischen und unverklärten Blick auf das Konsumgut Everest, dessen touristische Begehung eben gerade wenig Heldenhaftes hat.
Wenn 500 Bergsteiger gleichzeitig im Gänsemarsch emporstapfen, an den Leitern und Fixseilen Schlange stehen und diese dann teils angsterfüllt blockieren, dann büßt der Everest seine Faszination genauso ein wie die symbolhaften Alpengipfel, die von den Massen gestürmt werden. Vielleicht liegt darin der Grund, dass es so wenige Filme und Bücher über die Sherpas gibt: Wahre Helden lassen alle anderen schlecht aussehen. JOCHEN TEMSCH
OTTO C. HONEGGER, FRANK SENN: Sherpas am Everest – Die Geschichte der wahren Helden. AS Verlag, Zürich 2009. 176 Seiten, 157 Abbildungen, 49,80 Euro.
Der Aufstieg zum Everest führt über den Khumbu-Eisbruch mit abgrundtiefen Spalten. Sherpas machen sich auf die gefährliche Suche nach einem Weg, dann verlegen sie Leitern und Sicherungsseile. Die westliche Kundschaft hat es relativ bequem. Auch für ausreichend Sauerstoff bis zum Gipfel ist gesorgt. Die Sherpas schleppen die Flaschen. Fotos: AS Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2010

Für jeden Bergsteiger Träger ohne Namen

Geschichten und Filme über westliche Mount-Everest-Bezwinger gibt es genug. Umso erfreulicher, dass die Schweizer Filmemacher Honegger und Senn ihren Blick einmal auf die nepalesischen Lastenträger richten, ohne die kaum jemals eine Besteigung geglückt wäre. Der großformatige Bildband zeigt, welch unglaubliche Leistung die Sherpas vollbringen. Man sieht sie riesige Gepäckstücke tragen, über Gletscherspalten springen, Leitern und Fixseile in der sogenannten Todeszone montieren. Auch sieht man, mit wie viel Technik heutigen Everest-Aspiranten der Weg geebnet wird. Und man sieht die Karawanen, die sich zum Gipfel hinaufschleppen - die "Gäste" mit leichtem Gepäck, die Träger beladen wie Esel. Gemacht wurden die faszinierenden Aufnahmen im Jahr 2008 - während einer kommerziellen Expedition, die von einem Kamerateam des Schweizer Fernsehens begleitet wurde. Das eindrucksvollste Bild entstand auf dem Gipfel: Der bescheiden lächelnde Sirdar Norbu steht neben einem Schweizer Bergführer, von dem hinter Sauerstoffmaske und Ganzkörperschutzanzug nichts zu erkennen ist. Kritiker der abendländischen Gier nach Gipfeltrophäen fühlen sich bestätigt: Der europäische Alpinist entmaterialisiert sich dort oben zu einem Phantom mit rotem Plastikrüssel, es wird überdeutlich, dass Flachländler an solchen Orten nichts verloren haben. Einwenden ließe sich, dass die "westliche Logik" noch im Aufbau des Buches präsent ist: Der Leser unternimmt eine Reise vom Flugplatz über das Basislager und den Südsattel zum Gipfel. Der für die Sherpas nicht weniger strapaziöse Abstieg, bei dem sie leere Sauerstoffflaschen und randvolle Fäkalienfässer auf dem Rücken tragen, bleibt hingegen unbeleuchtet. Allerdings ließ man erstmals in der Geschichte westlicher Himalaja-Expeditionen auch die Träger filmen und fotografieren. Ein Teil der Aufnahmen im Buch stammt von ihnen. In den Textbeiträgen macht uns Otto C. Honegger mit der Geschichte und Gegenwart des vor fünfhundert Jahren aus Osttibet eingewanderten Bauernvolks vertraut. Weil ein nepalesischer Filmproduzent als Mittelsmann eingeschaltet wurde, erfährt man auch etwas über die Gefühlswelt der Sherpas, die sich Westlern gegenüber nie öffnen würden: Wie rücksichtslos sie sich von manchem Gipfelstürmer ausgenutzt fühlen etwa oder dass sie sich nach jedem Abstieg schwören, nie wieder hinaufzugehen.

fitz

"Sherpas am Everest - Die Geschichte der wahren Helden" von Otto C. Honegger und Frank Senn. AS Verlag, Zürich 2009. 174 Seiten, 157 Abbildungen. Gebunden, 49,80 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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