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Nehmen wir einmal an, es war so: María beginnt als junge Frau für die beste Kunstgutachterin des Landes zu arbeiten. Enriqueta Macedo, die ausschließlich in druckreifen Sentenzen spricht, lehrt María, wie sich Kunstfälschungen durch genaues Sehen enttarnen lassen. Und sie weiht ihren Schützling in ein wohlgehütetes Geheimnis ein: Als Teil einer Bande erklärt Enriqueta seit Jahren Fakes zu Originalen.Die exzentrischen Betrüger, die im Bohème-Treff Hotel Meláncolico verkehren, kreisen um eine mysteriöse, nicht zu fassende Meisterfälscherin. Deren Spezialität: Werke »im Stil« einer einst…mehr

Produktbeschreibung
Nehmen wir einmal an, es war so: María beginnt als junge Frau für die beste Kunstgutachterin des Landes zu arbeiten. Enriqueta Macedo, die ausschließlich in druckreifen Sentenzen spricht, lehrt María, wie sich Kunstfälschungen durch genaues Sehen enttarnen lassen. Und sie weiht ihren Schützling in ein wohlgehütetes Geheimnis ein: Als Teil einer Bande erklärt Enriqueta seit Jahren Fakes zu Originalen.Die exzentrischen Betrüger, die im Bohème-Treff Hotel Meláncolico verkehren, kreisen um eine mysteriöse, nicht zu fassende Meisterfälscherin. Deren Spezialität: Werke »im Stil« einer einst berühmten, ebenso schillernden Porträtmalerin. María, mittlerweile illusionslose Kunstkritikerin, folgt den Spuren der verschwundenen Fälscherin.Mit sprühendem Witz entführt die Argentinierin María Gainza in ein Spiegelkabinett voller spleenig-nebulöser Figuren, authentischer Fakes und unwahrscheinlich schöner Geschichten: Denn was ist origineller als eine echt gute Fälschung?
Autorenporträt
María Gainza ist Schriftstellerin und Kunstkritikerin. Sie war unter anderem Korrespondentin der ¿New York Times¿ in ihrer Heimatstadt Buenos Aires und Herausgeberin einer Buchreihe zu argentinischer Kunst. Ihr literarisches Debüt »Lidschlag« wurde in zehn Sprachen übersetzt. »Schwarzlicht« wurde 2019 mit dem Premio Sor Juana Inés de la Cruz, einem der renommiertesten Preise Lateinamerikas, ausgezeichnet und vom ¿New Yorker¿ zu einem der besten Bücher des Jahres gekürt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In den höchsten Tönen lobt Rezensent Rudolf von Bitter diesen Roman der argentinischen Kunstkritikerin Maria Gainza- Erzählt wird die Geschichte einer Kunstkritikerin, die gemeinsam mit der Kunstgutachterin Enriqueta Macedo in Buenos Aires Bildfälschungen für echt erklärt, eine Malerin namens La Negra hilft ihnen dabei. Als Enriqueta stirbt, macht die Erzählerin nicht nur weiter, sondern begibt sich auch in der Halbwelt des Kunstbetriebs auf die Suche nach der Identität jener La Negra, resümiert der Rezensent. Nicht nur die Geschichte zieht ihn in den Bann, auch Gainzas Sprache, reich an "skurrilen" Metaphern und zugleich "resolut" beeindruckt den Kritiker. Ein von Peter Kultzen hervorragend übersetzter Roman, der Bitter wie ein "glitzerndes Feuerwerk" erscheint.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2023

Besser als im Original
Krimis in Kürze: Dennis Lehane, María Gainza, Florian Wacker

Ein neuer Roman von Dennis Lehane ist ein Grund zur Vorfreude. Dieser hier könnte auch ein Anlass zur Trauer werden. In einem Interview im Anhang zu "Sekunden der Gnade" (Diogenes, 408 S., geb., 26,- Euro) sagt Lehane, womöglich werde er keinen weiteren Roman mehr schreiben und lieber Filme und Serien machen, was er, wie seit "The Wire" bekannt, auch sehr gut beherrscht. Noch aber ist da dieses irisch-amerikanische Epos, die Geschichte einer Frau, die Rache nimmt für ihre verschwundene Tochter, für das Leben, um das sie betrogen wurde, Rache an den irischen Gangstern, die in South Boston die Kontrolle haben. Diese Mary Pat ist keine heilige Johanna der Sozialsiedlungen, sie ist nicht sympathisch, sie ist wie ihr Umfeld eine Rassistin, die zur Furie wird.

Lehanes Buch spielt im Jahr 1974, als die Stadt Boston es für eine gute Maßnahme gegen die Segregation hielt, weiße Kinder mit Bussen in schwarze Viertel zur Schule zu bringen - und vice versa. Die Stimmung in diesem Sommer ist aufgeheizt, es gibt wütende Proteste und einen toten Afroamerikaner, den vier weiße Kids vor die U-Bahn stießen.

Lehane, damals neun Jahre alt, kennt diese Welt aus seiner Kindheit, er ist im Stadtteil Dorchester aufgewachsen, seine Erinnerung ist vital und anschaulich im Detail. Und in seiner Prosa passt jeder Dialogsatz, jeder Vergleich, jede kleine Charakterisierung einer Person oder eines Milieus. Er hat genau die richtige Sprache für diese Zeit voller Gewalt und Verzweiflung, er erklärt nicht, er erzählt aus dem Alltag, wie sich der Rassismus reproduziert. Er rechtfertigt nichts. Er fühle sich lediglich angezogen, wie er sagt, "vom Bösen in den guten Menschen und vom Guten in den schlechten Menschen".

Auch die Argentinierin María Gainza ist eine Erzählerin, bei der es auf die Unschärfen, das Uneindeutige ankommt und nicht auf irgendeine Moral der Geschichte. "Schwarzlicht" (Wagenbach, 160 S., geb., 20,- Euro) ist womöglich gar kein Kriminalroman, vielleicht eher eine Detektiverzählung. Aber wen interessiert hier schon eine erkennungsdienstliche Behandlung? Eine Icherzählerin, die nur "Fräulein M." heißt, erzählt vom Leben der Boheme im Buenos Aires der Sechzigerjahre, von frechen, genialen Kunstfälschungen, um eine Kommune über Wasser zu halten, von einer Welt, in die sie hineingeriet, weil ihre verstorbene Mentorin bei einer Bank all die Fakes dank ihrer Reputation sehr lässig durchgehen ließ. Die dabei bevorzugt gefälschte Malerin Mariette Lydis ist im Übrigen keine Erfindung.

Fräulein M. wird dann eine leidenschaftslose Kunstkritikerin, deren ganzer Elan sich darauf richtet, den Spuren der verschollenen Fälscherin nachzugehen, die einfach "la Negra" hieß, mit Menschen zu reden, die sie angeblich gekannt haben. Um all das aufzuschreiben, zieht sie sich in ein Hotel mit Friedhofsblick zurück. María Gainza, die selber als Kunstkritikerin gearbeitet hat, taucht tief ein in diesen entfernten Kosmos, sie entwickelt eine beeindruckende erzählerische Phantasie, bis sie dann, unter beiläufigem Verweis auf Orson Welles' Film "F for Fake", ihre etwas blass bleibende Erzählerin fragen lässt, ob nicht Fälschungen spannender sein können als die Originale.

Noch eine Frau, die sich durchsetzen will. Staatsanwältin Greta Vogelsang ermittelt in Frankfurt. Nicht mehr im Dezernat Kapitalverbrechen, sondern gegen Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte. Aber oft hängt beides enger zusammen, als es die bürokratischen Zuständigkeitsdefinitionen vorsehen. In "Die Spur der Aale" (Kiepenheuer & Witsch, 238 S., br., 17,- Euro) von Florian Wacker wird ein Zollfahnder tot im Main gefunden. Vogelsang macht sich Vorwürfe, seine Hinweise auf den Schmuggel wertvoller Glasaale nicht ernst genug genommen zu haben. Und weicht dann ein wenig vom Dienstweg ab.

Wacker entwickelt diesen Fall, der nach Hongkong und Frankreich führt, sehr ökonomisch und kompakt. Er leidet auch nicht unter dem weitverbreiteten zwanghaften Ehrgeiz, eine Hauptfigur möglichst originell auszustaffieren, was in aller Regel nur kunstlose Kunstfiguren hervorbringt. Greta Vogelsang wird so entworfen, dass einen auch ihr kommender zweiter Fall interessiert. Wenn man zwei Kater hält wie die Staatsanwältin, dürfen die auch Marx & Engels heißen. PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.11.2023

Der Kunstbetrieb, ein einziger Bluff
Die argentinische Autorin María Gainza parodiert in ihrem glänzenden Roman
„Schwarzlicht“ das Geschäft mit dem Hunger nach Echtheit.
María Gainza, Kunstkritikerin und viel gelobte Autorin, hat jetzt umgesetzt, was sie schon länger vorhatte, nämlich Lebensläufe realer Personen zu verfassen, über die sie nichts oder nicht viel weiß. Sie hat sich hier für die Biografie einer obskuren Bilderfälscherin entschieden, ähnlich wie Adolf Muschg, der 1984 anhand des berühmten Vermeer-Fälschers Han van Meegeren den Vampir-Roman „Das Licht und der Schlüssel“ geschrieben hat.
Muschgs Figur empfand sich selbst als verkanntes Genie, María Gainzas Fälscherin will bloß ihren Lebensunterhalt verdienen, wird aber von ihrer Autorin ironisch und kunstvoll verspielt inszeniert. Aus ihrer offenbar reichhaltigen Erinnerung an Lektüren und Erlebnisse verwendet Gainza alles, was sich für eine geheimnisvolle Vita nutzen lässt.
Damit niemand denkt, sie erzähle von sich, schickt sie eine Erzählerin vor, die sich als abgebrühte Kunstkritikerin des Lokalteils eines argentinischen Tagblatts präsentiert. Dort wurde sie entlassen, weil sie zu oft krank war, dann durfte sie wieder mitarbeiten, weil ihr langweiliger Nachfolger lieber als Kurator fest angestellt werden wollte.
Womit Gainza dem Betrieb einen Seitenhieb versetzt: Wer in der Kunst nach Sicherheit sucht, ist am falschen Ort. Das führt sie exemplarisch an der Heldin ihres Romans vor, Enriqueta Macedo. Deren Geschäft war ein besonderes: Als hochgeachtete Spezialistin arbeitete sie im Taxierungsbüro der Kreditabteilung einer Bank, wo Bilder als Sicherheiten eingeliefert werden – und erklärte in dieser Funktion Fälschungen für echt. Natürlich gegen Geld. Als Komplizin fungiert eine Malerin namens La Negra. „Aber ist Unaufrichtigkeit etwas so Entsetzliches? ,Ich denke nicht‘ hat Oscar Wilde gesagt“, weiß die Erzählerin, die sich mit Enriqueta als deren Assistentin anfreundet und in die Geschäfte eingeweiht wird.
Dann stirbt Enriqueta, doch die Erzählerin lässt noch nicht von der Sache und beginnt eine umfassende Recherche nach der Identität der Negra. Sie sucht vor allem in der Halbwelt des Kunstbetriebs, wo Galeristen und windige Zwischenhändler, erfolglose Malerinnen und Maler und gewitzte Taugenichtse eine Boheme bilden, wie es sie jederzeit in den Metropolen gab und gibt.
Das Objekt der Fälschungen sind die Bilder der Malerin Mariette Lydis, 1887 bei Wien geboren, adelig verheiratet und 1970 in Buenos Aires gestorben, deren Bilder sich als Werke einer Dame der Gesellschaft gut machen in den Salons der gehobenen Klasse und deshalb einen festen Marktwert haben. Der Betrug fliegt auf, als ein Käufer dieser Bilder einen Kredit bekommen will, und seine Bilder, da gefälscht, als Sicherheit abgewiesen werden. Enriqueta ist eben nicht mehr da.
Das wäre allein schon eine schöne Geschichte, bei Gainza wird noch mehr daraus. Das liegt an ihrem Ton und ihrer Sprache: Ihre Erzählerin betritt das elegante Hotel, um aufzuschreiben, was sie herausgefunden hat. Angeblich ist alles ausgebucht. Sie tritt mit einem Selbstbewusstsein auf, dass sogar ihr Pelzmantel, „der aussah, als hätte man dafür einem räudigen Hund das Fell abgezogen“, dem Personal Respekt einflößt.
Gainza erweist sich in diesem Roman als Meisterin im Erfinden skurriler Metaphern und Bilder. Ihren resoluten Tonfall konterkariert sie häufig gleich wieder: „Erwarten Sie keine Namen, Zahlen, Daten. Alles Solide entzieht sich mir. Was bleibt, ist nichts als eine vage Atmosphäre.“ So war es vielleicht das unscharfe Foto einer Frau in den 1960er-Jahren, das Gainza veranlasst hat, sich eine biografische Recherche auszudenken und von den Besuchen vermeintlicher Bekannter der Negra zu berichten: allesamt mehr oder minder schräge Vögel, unter denen ein „mediumistischer Maler“ hervorsticht, der in spiritistischen Séancen Bilder im Stil von Renoir und Sisley malt.
Wenn erst klar ist, zu was für einem Scherz die Autorin uns einlädt, werden die Gerichtsakten um einen Fälscher- und Betrugsprozess und die blumigen Texte zu einer Auktion der falschen Bilder zur gelungenen Parodie. „Oder war die ganze Negra ein einziger Bluff?“, fragt die Erzählerin. Daran fügt sie zwei Verse von Carol Ann Duffy: „Viel leichter als dein Werk / lässt sich deine Seltsamkeit verkaufen“, und schließt: „Figuren mit klar umrissener Vergangenheit, geradliniger Psyche und kohärenten Handlungen gehören zu den großen Lügen der Literatur – ich glaube, ich habe mir diese Recherche bloß ausgedacht, um mich weiter mit meiner alten Freundin Enriqueta unterhalten zu können.“ Schön und bizarr ist diese Geschichte dank des Übersetzers Peter Kultzen auch auf Deutsch. Ein Roman wie ein glitzerndes Feuerwerk, eine Performance. Wenn das kein Gewinn ist.
RUDOLF VON BITTER
María Gainza:
Schwarzlicht. Roman.
Aus dem Spanischen
von Peter Kultzen.
Wagenbach, Berlin 2023.
176 Seiten, 22 Euro.
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