Irene Dische
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Schwarz und Weiß
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Der neue, große Roman von Irene Dische nach 'Großmama packt aus'Im New York der frühen 70er-Jahre werden Lili und Duke ein Paar: sie, die Tochter einer weißen Intellektuellen-Familie, mit allen Möglichkeiten aufgewachsen, und er, der schwarze junge Mann aus dem Süden. Ihr gemeinsames Leben entwickelt sich schnell zu einem rasanten Auf und Ab, voller Möglichkeiten, Verführungen, Rückschläge. Beide verlassen sich aufeinander, doch hinter Lilis Schönheit, Charme, ihrer Klugheit und Raffinesse verbirgt sich nicht zuletzt eine mörderische Wut, die alles und jeden zu verschlingen droht.
Der neue, große Roman von Irene Dische nach 'Großmama packt aus'
Im New York der frühen 70er-Jahre werden Lili und Duke ein Paar: sie, die Tochter einer weißen Intellektuellen-Familie, mit allen Möglichkeiten aufgewachsen, und er, der schwarze junge Mann aus dem Süden. Ihr gemeinsames Leben entwickelt sich schnell zu einem rasanten Auf und Ab, voller Möglichkeiten, Verführungen, Rückschläge. Beide verlassen sich aufeinander, doch hinter Lilis Schönheit, Charme, ihrer Klugheit und Raffinesse verbirgt sich nicht zuletzt eine mörderische Wut, die alles und jeden zu verschlingen droht.
Im New York der frühen 70er-Jahre werden Lili und Duke ein Paar: sie, die Tochter einer weißen Intellektuellen-Familie, mit allen Möglichkeiten aufgewachsen, und er, der schwarze junge Mann aus dem Süden. Ihr gemeinsames Leben entwickelt sich schnell zu einem rasanten Auf und Ab, voller Möglichkeiten, Verführungen, Rückschläge. Beide verlassen sich aufeinander, doch hinter Lilis Schönheit, Charme, ihrer Klugheit und Raffinesse verbirgt sich nicht zuletzt eine mörderische Wut, die alles und jeden zu verschlingen droht.
Irene Dische wurde im 'Vierten Reich', einem deutsch-jüdischen Emigrantenviertel in New York City, geboren. Deutsch ist ihre Muttersprache. Ihr Vater, ein renommierter Wissenschaftler, stammt aus Galizien; ihre Mutter, 1939 aus Deutschland immigiert, war während der frühen sechziger Jahre Stellvertretende Obergerichtsmedizinerin von New York. Irene Dische studierte in Harvard und lebt seit den achtziger Jahren vorwiegend ohne Aufenthaltserlaubnis in Berlin sowie in Rhinebeck/USA; ihr Antrag auf einen deutschen Pass ist vom Berliner Innenministerium zweimal abgelehnt worden. 1986 drehte sie den Dokumentarfilm ¿Zacharias¿ über das Leben ihres Vaters. Von Hans Magnus Enzensberger entdeckt, veröffentlichte Irene Dische 1989 ihr literarisches Debüt, den Erzählungsband ¿Fromme Lügen¿, der von der Kritik begeistert aufgenommen wurde. Es folgten zahlreiche Romane und Erzählungsbände. 'Irene Dische mustert unsere verrückte Welt mit einer eigenartig geschliffenen Linse, die immer wieder neue Details heranholt, schmerzhaft nah, schmerzhaft genau.' Martin Ebel in der ¿Hannoverschen Allgemeinen Zeitung¿
Produktdetails
- dtv Taschenbücher 14684
- Verlag: DTV
- Originaltitel: An American Husband
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 496
- Erscheinungstermin: 24. Mai 2019
- Deutsch
- Abmessung: 211mm x 135mm x 32mm
- Gewicht: 571g
- ISBN-13: 9783423146845
- ISBN-10: 3423146842
- Artikelnr.: 54564740
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Auf dem Weg ins Ehe-Desaster
Ungleich zu Ungleich gesellt sich gern: Irene Dische lässt im Roman "Schwarz und weiß" das erhoffte Gesellschaftspanorama vermissen.
Von Andreas Platthaus
Amerika ist ein vielfach gespaltenes Land, und die bislang fruchtlosen Bemühungen, diese Konflikte zu lösen, bestimmen seine Geschichte und die Geschichten, die über die Vereinigten Staaten erzählt werden. So auch in Irene Disches neuem Roman, der einen, wenn nicht den zentralen Zwiespalt der dortigen Gesellschaft im Titel führt: "Schwarz und weiß". Das Buch der in Berlin lebenden und schreibenden Amerikanerin erzählt von der Ehe zwischen Lili Stone und Duke Butler; sie die Tochter eines wohlhabenden New Yorker
Ungleich zu Ungleich gesellt sich gern: Irene Dische lässt im Roman "Schwarz und weiß" das erhoffte Gesellschaftspanorama vermissen.
Von Andreas Platthaus
Amerika ist ein vielfach gespaltenes Land, und die bislang fruchtlosen Bemühungen, diese Konflikte zu lösen, bestimmen seine Geschichte und die Geschichten, die über die Vereinigten Staaten erzählt werden. So auch in Irene Disches neuem Roman, der einen, wenn nicht den zentralen Zwiespalt der dortigen Gesellschaft im Titel führt: "Schwarz und weiß". Das Buch der in Berlin lebenden und schreibenden Amerikanerin erzählt von der Ehe zwischen Lili Stone und Duke Butler; sie die Tochter eines wohlhabenden New Yorker
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Intellektuellenpaars polnischer Abstammung (der Vater Komponist, die Mutter Essayistin), er der Sohn einer Deutschen, die in den frühen fünfziger Jahren mit einem farbigen amerikanischen Besatzungsoffizier in dessen Heimatort nach Florida übersiedelte, wo sie aber feststellen musste, dass der vermeintliche Ehemann schon mit einer anderen verheiratet war. Fortan zog Jutta Kurz, die sich in der Neuen Welt nur noch Jo nennt, ihren Sohn allein auf, in prekären Verhältnissen, die dadurch nicht einfacher wurden, dass Duke nach amerikanischen Maßstäben als Schwarzer gilt.
Mit Lili und Duke treffen also in vielerlei Hinsicht zwei Welten zusammen, als sie sich 1972 in New York ineinander verlieben und im Folgejahr heiraten. Bei den liberalen Eltern der Braut stößt der Schwiegersohn aus der Unterschicht durchaus auf Sympathie, zumal er einen Vietnam-Einsatz hinter sich hat, der krankheitsbedingt unterbrochen werden musste und dessen Fortführung durch allerlei Tricks der neuen Familie verhindert wird. Bei einem distinguierten Weinhändler erwirbt Duke die Befähigung zum Weintester und erlebt einen kometenhaften Aufstieg in der New Yorker Gastronomieszene. Mit der eigenen Verwandtschaft in Florida scheint der junge Mann genauso gebrochen zu haben wie mit seiner Südstaaten-Vergangenheit, und das ist auch besser so, heißt es doch bei Dische einmal in ihrem unnachahmlich lapidaren Ton: "Im Süden heirateten die Leute und blieben zusammen, bis sie ihren Ehepartner satthatten, und dann brachten sie ihn um."
Der Norden kommt allerdings bei Dische kaum besser weg. Ein typisches Beispiel für den Spott der gebürtigen New Yorkerin über ihre Heimatstadt: "Eine dreiköpfige Familie wie die Stones hat nicht drei, sondern sechs Mitglieder, weil jedes Mitglied rund um die Uhr von einem unsichtbaren Therapeuten begleitet wird, einem Vertrauten, auf den man sich beruft und den man zitiert und der so an allem beteiligt ist, an jedem Zerwürfnis, jedem Kuss und jedem Gespräch." Lili und Duke entwickeln sich trotzdem zum Traumpaar der feinen Gesellschaft.
Dass sie es nicht bleiben, wird bereits auf den ersten Seiten klar, die von Dukes Mutter Jo aus der Ich-Perspektive bestritten werden - wie später auch einige Zwischenspiele und das Schlusswort des ansonsten auktorial erzählten Romans. Wir erfahren, dass Duke im Jahr 2000 in Florida zum Tode verurteilt worden und das dortige Haus der Butlers am Tag des Urteilsspruchs explodiert ist, noch nichts aber zu den näheren Umständen. Dafür ist Jo dank eines ortsüblichen meteorologischen Ausnahmezustands in den Besitz von Aufzeichnungen gekommen, die Lili über ihre Ehe gemacht hat. Wer nun aber erwartet hätte, dass diese Aufzeichnungen im Folgenden zitiert würden, sieht sich getäuscht. Weder weitere Erzählhaltung noch Faktenlage entsprechen Lilis Blickwinkel. Was Irene Dische zu ihrer romantisch anmutenden Manuskript-Fiktion getrieben hat, bleibt bis zuletzt unklar. Das ist leider nicht der einzige konzeptionelle Mangel dieses Romans.
Schwerer noch wiegt das Ungleichgewicht des auf Dichotomie angelegten Handlungsverlaufs. Lili, die als Fotomodell Furore macht, und Duke kommen dabei noch einigermaßen gleichberechtigt zur Darstellung, aber schon bei den Eltern Stone findet der Vater, der ein spätes Coming-out als Homosexueller erlebt, weitaus mehr Beachtung als die Mutter, deren Karriere als Schriftstellerin immer stärker bröckelt. Und dann ist da die Gliederung des Romans in zwei Teile namens "Norden" und "Süden", deren letzter aber gerade einmal ein Viertel des Gesamtumfangs erreicht. Natürlich kennt Irene Dische New York und seine (gehobenen) Milieus weitaus besser als Florida und den dortigen white scum abseits der Großstädte. Sie begleitet deshalb mit erkennbarer Lust ihre Protagonisten durch die metropolitanen siebziger, achtziger und neunziger Jahre, während sie für Lilis und Dukes Landleben im Süden nur noch gerade so viel Platz opfert, wie die Abrundung diverser Handlungsbogen erfordert. Aber dadurch kommt just jener Teil des Buches zu kurz, der die größere Neugier weckt. Über das New York der Jahrzehnte vor dem 11. September 2001 haben wir in diesem Jahr schon viel und vor allem Besseres gelesen als "Schwarz und weiß" - Paul Austers "4 3 2 1" etwa oder Hanya Yanigiharas "Ein wenig Leben". Ein Gegenwartsporträt der Südstaaten dagegen, zumal eines, das dabei auch die weißen Deklassierten in den Blick nimmt, solch ein Roman fehlt. Und daran ändert sich auch mit "Schwarz und weiß" leider nichts.
Bleibt das, was Irene Dische vor allem gelockt haben wird: die Geschichte einer Ehe, die gegen alle Wahrscheinlichkeit und auch gegen alle konkreten Anfechtungen (Affären, Kinderlosigkeit, berufliches Scheitern, Auftauchen unverhoffter Verwandtschaft) Bestand hat und dennoch in ein Desaster mündet. Es ist nicht die Schuld von Lili und Duke als Gemeinschaft; sie versagen als Individuen, und das ist die verblüffendste Volte, die dieser Eheroman aufzubieten hat. Darüber allerdings ist die Sorgfalt bei Autorin, Übersetzerin und Lektorat verlorengegangen, denn nicht nur widersprechen sich die Altersangaben zu Lili - mal ist sie vor 1972 schon achtzehn, dann wieder erreicht sie dieses Alter erst 1973 -, auch die Explosion des Butlerschen Hauses soll zunächst am Tag des Urteilsspruchs und schließlich am Tag der Hinrichtung von Duke stattgefunden haben. Dazwischen liegen 480 durchaus amüsante Seiten, deren Reiz aber vor allem auf satirischer Ebene liegt, nicht auf dem, was Irene Dische wirklich wichtig war. Und uns gewesen wäre.
Irene Dische: "Schwarz und weiß". Roman.
Aus dem amerikanischen Englisch von Elisabeth Plessen. Hoffmann und Campe, Hamburg 2017. 489 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit Lili und Duke treffen also in vielerlei Hinsicht zwei Welten zusammen, als sie sich 1972 in New York ineinander verlieben und im Folgejahr heiraten. Bei den liberalen Eltern der Braut stößt der Schwiegersohn aus der Unterschicht durchaus auf Sympathie, zumal er einen Vietnam-Einsatz hinter sich hat, der krankheitsbedingt unterbrochen werden musste und dessen Fortführung durch allerlei Tricks der neuen Familie verhindert wird. Bei einem distinguierten Weinhändler erwirbt Duke die Befähigung zum Weintester und erlebt einen kometenhaften Aufstieg in der New Yorker Gastronomieszene. Mit der eigenen Verwandtschaft in Florida scheint der junge Mann genauso gebrochen zu haben wie mit seiner Südstaaten-Vergangenheit, und das ist auch besser so, heißt es doch bei Dische einmal in ihrem unnachahmlich lapidaren Ton: "Im Süden heirateten die Leute und blieben zusammen, bis sie ihren Ehepartner satthatten, und dann brachten sie ihn um."
Der Norden kommt allerdings bei Dische kaum besser weg. Ein typisches Beispiel für den Spott der gebürtigen New Yorkerin über ihre Heimatstadt: "Eine dreiköpfige Familie wie die Stones hat nicht drei, sondern sechs Mitglieder, weil jedes Mitglied rund um die Uhr von einem unsichtbaren Therapeuten begleitet wird, einem Vertrauten, auf den man sich beruft und den man zitiert und der so an allem beteiligt ist, an jedem Zerwürfnis, jedem Kuss und jedem Gespräch." Lili und Duke entwickeln sich trotzdem zum Traumpaar der feinen Gesellschaft.
Dass sie es nicht bleiben, wird bereits auf den ersten Seiten klar, die von Dukes Mutter Jo aus der Ich-Perspektive bestritten werden - wie später auch einige Zwischenspiele und das Schlusswort des ansonsten auktorial erzählten Romans. Wir erfahren, dass Duke im Jahr 2000 in Florida zum Tode verurteilt worden und das dortige Haus der Butlers am Tag des Urteilsspruchs explodiert ist, noch nichts aber zu den näheren Umständen. Dafür ist Jo dank eines ortsüblichen meteorologischen Ausnahmezustands in den Besitz von Aufzeichnungen gekommen, die Lili über ihre Ehe gemacht hat. Wer nun aber erwartet hätte, dass diese Aufzeichnungen im Folgenden zitiert würden, sieht sich getäuscht. Weder weitere Erzählhaltung noch Faktenlage entsprechen Lilis Blickwinkel. Was Irene Dische zu ihrer romantisch anmutenden Manuskript-Fiktion getrieben hat, bleibt bis zuletzt unklar. Das ist leider nicht der einzige konzeptionelle Mangel dieses Romans.
Schwerer noch wiegt das Ungleichgewicht des auf Dichotomie angelegten Handlungsverlaufs. Lili, die als Fotomodell Furore macht, und Duke kommen dabei noch einigermaßen gleichberechtigt zur Darstellung, aber schon bei den Eltern Stone findet der Vater, der ein spätes Coming-out als Homosexueller erlebt, weitaus mehr Beachtung als die Mutter, deren Karriere als Schriftstellerin immer stärker bröckelt. Und dann ist da die Gliederung des Romans in zwei Teile namens "Norden" und "Süden", deren letzter aber gerade einmal ein Viertel des Gesamtumfangs erreicht. Natürlich kennt Irene Dische New York und seine (gehobenen) Milieus weitaus besser als Florida und den dortigen white scum abseits der Großstädte. Sie begleitet deshalb mit erkennbarer Lust ihre Protagonisten durch die metropolitanen siebziger, achtziger und neunziger Jahre, während sie für Lilis und Dukes Landleben im Süden nur noch gerade so viel Platz opfert, wie die Abrundung diverser Handlungsbogen erfordert. Aber dadurch kommt just jener Teil des Buches zu kurz, der die größere Neugier weckt. Über das New York der Jahrzehnte vor dem 11. September 2001 haben wir in diesem Jahr schon viel und vor allem Besseres gelesen als "Schwarz und weiß" - Paul Austers "4 3 2 1" etwa oder Hanya Yanigiharas "Ein wenig Leben". Ein Gegenwartsporträt der Südstaaten dagegen, zumal eines, das dabei auch die weißen Deklassierten in den Blick nimmt, solch ein Roman fehlt. Und daran ändert sich auch mit "Schwarz und weiß" leider nichts.
Bleibt das, was Irene Dische vor allem gelockt haben wird: die Geschichte einer Ehe, die gegen alle Wahrscheinlichkeit und auch gegen alle konkreten Anfechtungen (Affären, Kinderlosigkeit, berufliches Scheitern, Auftauchen unverhoffter Verwandtschaft) Bestand hat und dennoch in ein Desaster mündet. Es ist nicht die Schuld von Lili und Duke als Gemeinschaft; sie versagen als Individuen, und das ist die verblüffendste Volte, die dieser Eheroman aufzubieten hat. Darüber allerdings ist die Sorgfalt bei Autorin, Übersetzerin und Lektorat verlorengegangen, denn nicht nur widersprechen sich die Altersangaben zu Lili - mal ist sie vor 1972 schon achtzehn, dann wieder erreicht sie dieses Alter erst 1973 -, auch die Explosion des Butlerschen Hauses soll zunächst am Tag des Urteilsspruchs und schließlich am Tag der Hinrichtung von Duke stattgefunden haben. Dazwischen liegen 480 durchaus amüsante Seiten, deren Reiz aber vor allem auf satirischer Ebene liegt, nicht auf dem, was Irene Dische wirklich wichtig war. Und uns gewesen wäre.
Irene Dische: "Schwarz und weiß". Roman.
Aus dem amerikanischen Englisch von Elisabeth Plessen. Hoffmann und Campe, Hamburg 2017. 489 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es ist ein wunderbar geistreicher, amüsanter Roman über die Möglichkeit einer Ehe, wo die Frau wirklich böse ist, (...) der mich glänzend unterhalten hat.« Denis Scheck SWR lesenswert 20171214
Gebundenes Buch
Schwarz und Weiß. Keine Zwischentöne. Der Holzschnitt im Einband kennt nur zwei Farben: die des Papiers (in der Regel weiß) und die der Druckfarbe (in der Regel schwarz). Auch dieser Roman hat keine Grautöne. Er ist weder versöhnlich noch beschwichtigend und er macht …
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Schwarz und Weiß. Keine Zwischentöne. Der Holzschnitt im Einband kennt nur zwei Farben: die des Papiers (in der Regel weiß) und die der Druckfarbe (in der Regel schwarz). Auch dieser Roman hat keine Grautöne. Er ist weder versöhnlich noch beschwichtigend und er macht nichts gut. Er ist unerbittlich tiefschwarz und die Charaktere sind weiß im Schwarzen und schwarz im Weißen. Soviel zur Farbgebung.
Man könnte den Roman einen Entwicklungsroman nennen. Ein junger Schwarzer aus den Südstaaten kommt Anfang der Siebziger ins brodelnde New York. Er ist unbedarft und dadurch formbar. Sein Gaumen ist frisch und die Knospen lernfähig. Ein Weinhändler sucht einen Assistenten, um reichen New Yorkern die teure Währung Wein schmackhaft zu machen. So wird Duke Weinverkoster, nicht irgendeiner, nein, DER Experte. Seine junge bildhübsche blonde Frau Lili, die sich von einem hässlichen Entlein zu einem erfolgreichen Super-Model wandelt, liebt ihren großen naiven, unschuldigen, unverdorbenen schwarzen Mann Duke. Schon bald gehören beide zur hippen New Yorker Gesellschaft. Ihre Liebe ist beispiellos groß, nicht klein und mittelmäßig. Zwischentöne gibt es nicht.
Schönheitswahn, Kokain, Sensationsgier im Schein der Schönen und Reichen, ein bisschen Showbiz von Liz Taylor bis zum Schah von Persien, das alles très chic und gleichzeitig dekadent, füllen die Seiten und die der Klatschpresse in den 70-igern. Der Jahrtausendwechsel naht, die Angst vor AIDS greift um sich und die damals neuesten Errungenschaften der Technologie wie Walkman und PC entwickeln sich milleniumtauglich.
Duke ist naiv, schlicht, unerfahren und gutgläubig. Er kennt keine Steuererklärung und hat kein eigenes Bankkonto. Geld ist für ihn „Privatsache“. Seine Liebe zu seiner Frau bleibt trotz stiller Verdachtsmomente jahrelang unangetastet.
Lili lebt ihr verwöhntes Leben als It-Girl. Sie muss im Mittelpunkt stehen, koste es, was es wolle. Dafür geht sie über Leichen. Menschen, die ihr von Nutzen sein könnten, werden zum Spielball ihrer Eitelkeiten. Sie ist die Meisterin im Ränkeschmieden und schreckt vor nichts zurück. Sie so direkt, dass es weh tut.
Neben den beiden Protagonisten gibt es noch weitere Hauptpersonen, an denen sich die Story reibt: Jo, die weiße Mutter des schwarzen Duke, die Stimme aus dem Off, die richtigstellt und kommentiert, und die Stones, Lilis Eltern, er Professor und sie Journalistin. Letztere leben in der Upper West Side, umgeben von überquellenden Bücherregalen und intellektuellen Freunden. Wer ihre Dinnerpartys besucht, ist wichtig. Beide besuchen regelmäßig ihren Psychiater. Und doch gerät ihre Welt aus den Fugen.
Dukes deutschstämmige Mutter Jo hat nie richtig Fuß gefasst. Die Hassliebe zu ihrer Tochter Anne beruht auf Gegenseitigkeit.
Vietnam und Nazideutschland, eine Alleinerziehende mit farbigem Kind, Rassenressentiments, eine reiche Hollywood-Schönheit ohne Publikum, spätes Coming-out eines gestandenen Heteros, eine Nutte in Kenia und eine unbekannte Tochter - das alles macht den Stoff aus Eitelkeiten aus und zündet ein Fegefeuer. Menschliche Tragödien werden wie beiläufig lakonisch angeführt und lassen den Leser atemlos zurück.
Der Schluss lässt so manche Frage offen. Warum geht es so aus, wie es ausgeht? Verweben sich Alptraum, Wunschtraum und die nackte Wahrheit so fest ineinander, weil das Leben so ist? Können die starren Strukturen der amerikanischen Gesellschaft vielleicht gar nicht aufgebrochen werden, obwohl sich die Welt in den 70-igern schneller zu drehen begann? Eifersucht, Neid, Gier und Macht können menschliche Abgründe auftun, deren Nährboden Liebe ist. Der Leser schwankt zwischen Mitleid und Angst.
Eine antike Tragödie, deren Katharsis ein Opfer braucht.
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