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"Allgegenwärtig, wo es um Buch und Bild, um Bühne, Ausstellung und Museum geht, Münchens immerfort wißbegieriger Kultur-Chronist", so schreibt Wilhelm Lukas Kristl über seinen Freund Karl Ude, den wohl bekanntesten "Kulturbummler" seiner Zeit. Ausgestattet mit einem feinen Gespür für alles Kulturelle und einer ungeheuren Personen- und Sachkenntnis, verfaßte er im Laufe seines Lebens neben seinem belletristischen Werk auch eine unendliche Fülle journalistischer Texte. Die in dieser Anthologie versammelten, nach 1945 entstandenen kulturellen Essays Karl Udes umfassen ein Spektrum von kurzen…mehr

Produktbeschreibung
"Allgegenwärtig, wo es um Buch und Bild, um Bühne, Ausstellung und Museum geht, Münchens immerfort wißbegieriger Kultur-Chronist", so schreibt Wilhelm Lukas Kristl über seinen Freund Karl Ude, den wohl bekanntesten "Kulturbummler" seiner Zeit. Ausgestattet mit einem feinen Gespür für alles Kulturelle und einer ungeheuren Personen- und Sachkenntnis, verfaßte er im Laufe seines Lebens neben seinem belletristischen Werk auch eine unendliche Fülle journalistischer Texte.
Die in dieser Anthologie versammelten, nach 1945 entstandenen kulturellen Essays Karl Udes umfassen ein Spektrum von kurzen Nachrichten, hingetupften Skizzen, tagesaktuellen Glossen, von Rezensionen, Veranstaltungsberichten, Kritiken, größeren Studien und Analysen. Präsentiert wird eine ausgewogene Mischung von Texten über bekannte wie auch weniger bekannte, jedoch nicht minder interessante Themen und Personen. Der Leser begegnet Schriftstellern, bildenden Künstlern, Musikern, Schauspielern, Politikern und Buchhändlern - vor allem aber lernt er Schwabing von innen kennen.
Autorenporträt
Karl Ude wurde 1906 in Düsseldorf geboren. Sein Studium der ev. Theologie führte ihn u.a. nach Paris und München, wo er sich, fasziniert vom Schwabinger Kulturleben, 1926 niederließ. Zunächst als Student, später als Freund des legendären Theaterwissenschaftlers Artur Kutscher bearbeitete er dessen Wedekind-Biographie und gab sie 1964 neu heraus. Mit seiner langjährigen Tätigkeit als Chefredakteur der Monatszeitschrift »Welt und Wort« trug Ude in großem Maße zum Neubeginn des literarischen Lebens nach 1945 bei. Er arbeitete für verschiedene Münchner Zeitungen, u.a. für die »Süddeutsche Zeitung« und den »Münchner Stadtanzeiger«, schrieb zahlreiche Bücher, widmete sich der Herausgabe von Anthologien und der Produktion von Hörspielen. Für sein Werk erhielt er den Tukan-Preis, den Ernst-Hoferichter-Preis, das Bundesverdienstkreuz sowie die Medaille »München leuchtet« in Gold. Karl Ude starb 1997 in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2002

Zuviel Kuscheln ist gar nicht gesund
"Schwabing von innen" stellt Texte des langjährigen Münchner Kulturchronisten Karl Ude vor

VON JULIA BLUM

Mit der Kultur kuscheln, das hat die Eröffnung der dritten Pinakothek wieder einmal vor Augen geführt, können die bayerischen Politiker besonders gut. Daß der hiesige Oberbürgermeister kein kantiger Politisierer, sondern vielmehr ein Kulturmensch mit Leidenschaft für Politik ist, hat auch das Bild, das die Welt von München hat, geprägt: irgendwie nett. Christian Ude erwähnt gerne, daß seine Neigungen nicht von ungefähr kommen, schließlich war sein Vater Karl Ude auch ein Kulturmensch - allerdings ohne politische Ambitionen. Nun hat der Sohn ein Buch vorgestellt, in dem Zeitungsartikel aus der Feder des Vaters versammelt sind, und zu dem er, Christian, das Vorwort verfaßt hat. Auch das ist nett.

Das Büchlein bildet den Anfang einer neuen Reihe, die das Literaturarchiv der Stadt im Allitera Verlag herausbringt. In der "edition monacensia" erscheinen Texte von Münchner Autoren wie Peter Paul Althaus, Lena Christ, Oskar Maria Graf, Ernst Hoferichter und Anette Kolb. Und eben Texte, die Karl Ude nach 1945 in der "Süddeutschen Zeitung", dem "Münchner Stadtanzeiger" und seiner eigenen Monatszeitschrift "Welt&Wort" veröffentlicht hat.

Ude, der sich die letzten siebzig Jahre seines langen Lebens in der Münchner Kulturszene umgetrieben hatte, bezeichnete sich selbst als "Kulturbummler", angelehnt an seine wöchentlich im Stadtanzeiger erscheinende Kolumne, den "Kulturbummel". Man mag sich hier an den Spaziergänger Sigi Sommer erinnert fühlen, doch dessen erfrischende Spontaneität sollte man bei Karl Ude nicht suchen. Eher ein braver Chronist als ein guter Geschichtenerzähler, recherchierte er vor allen Dingen gründlich, und prüfte daraufhin, was einer redaktionellen Besprechung würdig sei. Keine Lesung, keine Vernissage, keine Premiere, auf der Karl Ude nicht erschienen wäre. Und überall traf er Freunde: das Ehepaar Hoferichter, Rudolf Schmitt-Sulzthal, der den "Tukan"-Kreis gründete, Wilhelm Lukas Kristl, den Karikaturisten Rolf Peter Bauer. Der verewigte ihn als bildungsbürgerlichen Spießer mit langer Pfeife zwischen sensiblen Lippen und einem spitzen Bleistift, den er sich offenbar gerade ins eigene Herz stoßen will. Allen seinen Freunden hat Ude Artikel gewidmet, sei es aus Anlaß des 75. Geburtstags oder des Todestags oder der Enthüllung einer Gedenktafel. Er schrieb über die Literaturkreise und Lokale, in denen man sich traf, manchmal auch über den Nachlaß eines berühmten Münchner Schriftstellers oder über den schwierigen Stand der schreibenden Zunft.

Karl Ude kannte sich unbedingt aus in der Szene, vor allem auf seinem Lieblingsgebiet, der Literatur, und in seinem Lieblingsstadtteil, Schwabing. Die Monacensia-Ausgabe konzentriert sich bei der Auswahl der Artikel auf diese beiden Schwerpunkte und erscheint unter dem Titel "Schwabing von innen". Der Untertitel "Kulturelle Essays" suggeriert eine kritische Auseinandersetzung mit der Zeit. Auf der Rückseite des Taschenbuchs steht dann, was genau damit gemeint ist: "Die kulturellen Essays umfassen ein Spektrum von kurzen Nachrichten, hingetupften Skizzen, tagesaktuellen Glossen . . ." - und so weiter. Kritiken, die eine Haltung des Autors verraten, wird man hier nicht finden. Verrisse waren schon gar nicht Udes Sache, er schrieb über das, was ihn sowieso begeisterte. Er wollte, schreibt Ude junior im Vorwort, "erst einmal selber verstehen, anderen vermitteln, beschreiben und erklären und erst dann - häufig zwischen den Zeilen - bewerten".

Und was erfährt man über das Schwabing der Nachkriegszeit? Nicht viel mehr, als das, was die Biografieskizzen derer verraten, die Ude mit seiner Beachtung würdigte. Schwabing, davon ist der Autor auch 1972 noch felsenfest überzeugt, ist von Männern "gemacht" worden. Münchens Kulturszene "von innen" kennenlernen heißt dementsprechend, es durch die Augen eines Mannes zu sehen, der das Treiben von wichtigen anderen Männern in Schwabing beobachtet. "Natürlich hatten auch Frauen ihren Anteil daran", räumt er in seiner Ansprache bei der Enthüllung einer Gedenktafel für den "Kulturwirt" Georg Steinicke ein. "Dennoch: Es waren Männer, die Schwabing prägten und ins Gespräch brachten, die ihm Anziehungsmagie gaben und es zu einem Mythos für die Nachgeborenen werden ließen."

Kritische Distanz zu der Gesellschaft, in der er und von der er lebte, wollte ihm schon während der Nazizeit nicht recht gelingen: "Er floh in die wohlwollende Kunstbetrachtung, ins rein Unterhaltsame oder ins zeitlos Musische. So hat er es selbst im Gespräch immer wieder formuliert", schreibt Christian Ude, der hier, anders als der Vater, keine Scheu vor der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit zeigt. Auch über die Hintergründe der aufregenden Jahrzehnte nach dem Krieg, über den Wiederaufbau einer zerschmetterten Kunst- und Kulturszene, über eine Haltung gegenüber den Studentenaufständen oder der Bildungsdebatte erfährt man in den Artikeln von Karl Ude nichts Nennenswertes.

Er war weder Kritiker noch Reporter, seinen Texten fehlt der feuilletonistische Mehrwert: Karl Ude schrieb deskriptiv, unnahbar, ungefährlich, ordentlich. Bei aller Kultursinnigkeit, bei all seiner Liebe zur Literatur, bei all seinem Wissen und seinen Erfahrungen - es springt kein Funke über, es fehlt die Leidenschaft. Es bleibt beim Kuscheln mit der Kultur.

Karl Ude: Schwabing von innen - Kulturelle Essays; das Buch erscheint in der Reihe "edition monacensia" im Allitera Verlag und kostet 12,50 Euro.

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