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"Alles in allem sieht es ganz so aus, als wäre uns Utopia viel näher, als irgend jemand es sich vor nur fünfzehn Jahren hätte vorstellen können. Damals verlegte ich diese Utopie sechshundert Jahre in die Zukunft. Heute scheint es durchaus möglich, daßuns dieser Schrecken binnen eines einzigen Jahrhunderts auf den Hals kommt; das heißt, wenn wir in der Zwischenzeit davon absehen, einander zu Staub zu zersprengen." Aldous Huxley
Die Schöne neue Welt, die Huxley hier beschreibt, ist die Welt einer konsequent verwirklichten Wohlstandsgesellschaft »im Jahre 632 nach Ford«, einer Wohlstandsgesellschaft, in der alle Menschen am Luxus teilhaben, in der Unruhe, Elend und Krankheit überwunden, in der aber auch Freiheit, Religion, Kunst und Humanität auf der Strecke geblieben sind. Eine totale Herrschaft garantiert ein genormtes Glück. In dieser vollkommen »formierten« Gesellschaft erscheint jede Art von Individualismus als »asozial«, wird als »Wilder« betrachtet, wer - wie einer der rebellischen Außenseiter dieses Romans - für sich fordert: »Ich brauche keine Bequemlichkeit. Ich will Gott, ich will Poesie, ich will wirkliche Gefahren und Freiheit und Tugend. Ich will Sünde!«
Aldous Huxley wurde 1894 in Godalming / Surrey geboren. Er wurde in Eton erzogen und studierte in Oxford. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als Journalist und Kunstkritiker. Unter dem Einfluß der buddhistischen Lehre und der politischen Ereignisse in Europa entwickelte er sich in den dreißiger Jahren vom amüsiert beobachtenden Satiriker zum leidenschaftlichen Reformator, der die Welt durch eine universale mystische Religion zu heilen versucht. Huxley starb im Jahre 1963.

Produktdetails
- Fischer Taschenbücher Bd.26
- Verlag: FISCHER (TB.), FRANKFURT
- 1981.
- Seitenzahl: 252
- Erscheinungstermin: 1. Februar 1953
- Deutsch
- Abmessung: 190mm
- Gewicht: 184g
- ISBN-13: 9783596200269
- ISBN-10: 3596200261
- Artikelnr.: 00144327
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Der Möchtegernschamane
Das Gebäude, mit dessen Schilderung der Roman anfängt, ist selbstredend grau und viereckig, damit auch die Dümmsten begreifen: Jetzt wird's lieblos. Der derangierte Geisteszustand einer unsympathischen Hauptfigur wird, ist doch klar, sinnfällig gemacht, indem der Verfasser uns eine dreifache Wiederholung ihres Überfordertseins aufdrängt: "Seltsam, seltsam, seltsam." Sämtliche Gestalten, Institutionen und Sachverhalte tragen andauernd irgendwelche mit Edding auf kleine Merkzettel gemalte Namen vor sich her, die das Publikum an vertraute Zeiterscheinungen der Moderne erinnern sollen, welche der Verfasser madig zu machen wünscht. Der eindimensionale Grübelspießer, dessen abstoßend uninteressante
Das Gebäude, mit dessen Schilderung der Roman anfängt, ist selbstredend grau und viereckig, damit auch die Dümmsten begreifen: Jetzt wird's lieblos. Der derangierte Geisteszustand einer unsympathischen Hauptfigur wird, ist doch klar, sinnfällig gemacht, indem der Verfasser uns eine dreifache Wiederholung ihres Überfordertseins aufdrängt: "Seltsam, seltsam, seltsam." Sämtliche Gestalten, Institutionen und Sachverhalte tragen andauernd irgendwelche mit Edding auf kleine Merkzettel gemalte Namen vor sich her, die das Publikum an vertraute Zeiterscheinungen der Moderne erinnern sollen, welche der Verfasser madig zu machen wünscht. Der eindimensionale Grübelspießer, dessen abstoßend uninteressante
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Selbstfindung wir begleiten sollen, heißt Bernard Marx; ein mieses Weib kriegt gar den oberplatten Vornamen Lenina ab. Nur der Wilde heißt schlicht "der Wilde", denn es handelt sich bei ihm um die positive Gegengestalt zu den Plastikpuppen, die durch den Rest der Story stolpern. Fairerweise hätte Huxley seinen Naturburschen "Henry David Tarzan Rousseau" taufen müssen, damit der Holzhammer nicht morsch wird, mit dem der Rest des Werkes zurechtgekloppt wurde. Es handelt sich, erkennt man, bei diesem Klassiker der neuzeitlichen Zivilisationsmiesepeterei um eine Sorte Satire, wie sie schwerfälliger auch der Arbeitskreis Weihnachts-Laientheater der katholischen Landjugend von Nieder-Dossenbach nicht zuwege gebracht hätte. Die Botschaft, schlichter als schlicht, lautet: Wenn das so weitergeht mit der Unterhaltungsindustrie, der Medizin, der industriellen Fertigung von Gütern und der rationalen Verwaltung, dann werden wir in Zukunft Menschen erleben, die sich vor gar nichts mehr fürchten. Huxley schreibt wie einer, den es vor Kopfschmerztabletten, Ampeln, elektrischem Licht und anderen Lebenserleichterungen in einem Ausmaß graut, das nach dem Therapeuten schreit.
In Huxleys Albtraum gehen alle mit allen ins Bett und betäuben sich mit Rauschgift. Er selber aber hat, das ist das Lustige, durchaus mit anderen Gelangweilten rumgemacht, wo er konnte, und fraß alle Drogen, die er kennenlernen durfte. Anders als seine Buchmonster aber behängte er, was er da so alles trieb, mit mystischen Begründungen und erlesenen Motiven zwischen "Wahrnehmungserweiterung" und "Poetisierung des Alltags", an deren Verbreitung ihm außerordentlich viel lag. Sein Credo: Sofern ein Mensch mit höherer Schulbildung rumvögelt und sich die Birne bedröhnt, nennen wir das Erleuchtung, sobald es aber die Massen tun, die dazu keine höheren Weihen brauchen, ist es Dekadenz und fürchterlich. Der Möchtegernschamane, heißt das, will einfach seine paar piefigen Privilegien behalten. Es geht ihm da ganz wie den deutschen Romantikern, häufig von verarmtem Adel stammenden Individuen, die sich über Pockenimpfungen und Kartoffelbepflanzung lustig machten. Die Aufklärung, sollte das heißen, vertreibt die Krankheiten und den Analphabetismus, aber leider auch die Feen, die Rittertugenden, den Strickstrumpf und den ganzen übrigen Urväterhausrat, ohne den empfindsame Opiumraucher und Nachtbeschwörer die Welt nun mal nicht komplett finden können. Schriften wie die Abhandlung des Novalis über das europäische Schicksal der Christenheit kann man nur durchstehen, wenn man den starken Magen von Peter Hacks besitzt, der das Zeug ausgegraben und gleich wieder beerdigt hat, damit man sich glücklich schätzt, es verschwunden zu wissen. Huxleys krampfige Gardinenpredigt fordert das, was jene Romantiker wollten; nur mit weniger Kruzifix und Schlossgespenst, dafür mehr Sarkasmus und Flachwitz.
Neben so viel Ranküne, Ressentiment und Herzensfinsternis sehen Onkel Ratzinger und seine schwarzberockte Schar aus wie die Bee Gees zu ihren besten Zeiten. Es gibt gegen die Gegenwart, gegen Konsumschrott und den Klassenstaat wirklich Wichtigeres vorzubringen als die Klage über den Verlust der Innerlichkeit vormoderner Zustände. Huxley aber ist nichts Wichtigeres eingefallen. Hätte er doch schweigend gekifft statt weltbelehrend.
DIETMAR DATH
Aldous Huxley: "Schöne neue Welt". Verlag S. Fischer, 7,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In Huxleys Albtraum gehen alle mit allen ins Bett und betäuben sich mit Rauschgift. Er selber aber hat, das ist das Lustige, durchaus mit anderen Gelangweilten rumgemacht, wo er konnte, und fraß alle Drogen, die er kennenlernen durfte. Anders als seine Buchmonster aber behängte er, was er da so alles trieb, mit mystischen Begründungen und erlesenen Motiven zwischen "Wahrnehmungserweiterung" und "Poetisierung des Alltags", an deren Verbreitung ihm außerordentlich viel lag. Sein Credo: Sofern ein Mensch mit höherer Schulbildung rumvögelt und sich die Birne bedröhnt, nennen wir das Erleuchtung, sobald es aber die Massen tun, die dazu keine höheren Weihen brauchen, ist es Dekadenz und fürchterlich. Der Möchtegernschamane, heißt das, will einfach seine paar piefigen Privilegien behalten. Es geht ihm da ganz wie den deutschen Romantikern, häufig von verarmtem Adel stammenden Individuen, die sich über Pockenimpfungen und Kartoffelbepflanzung lustig machten. Die Aufklärung, sollte das heißen, vertreibt die Krankheiten und den Analphabetismus, aber leider auch die Feen, die Rittertugenden, den Strickstrumpf und den ganzen übrigen Urväterhausrat, ohne den empfindsame Opiumraucher und Nachtbeschwörer die Welt nun mal nicht komplett finden können. Schriften wie die Abhandlung des Novalis über das europäische Schicksal der Christenheit kann man nur durchstehen, wenn man den starken Magen von Peter Hacks besitzt, der das Zeug ausgegraben und gleich wieder beerdigt hat, damit man sich glücklich schätzt, es verschwunden zu wissen. Huxleys krampfige Gardinenpredigt fordert das, was jene Romantiker wollten; nur mit weniger Kruzifix und Schlossgespenst, dafür mehr Sarkasmus und Flachwitz.
Neben so viel Ranküne, Ressentiment und Herzensfinsternis sehen Onkel Ratzinger und seine schwarzberockte Schar aus wie die Bee Gees zu ihren besten Zeiten. Es gibt gegen die Gegenwart, gegen Konsumschrott und den Klassenstaat wirklich Wichtigeres vorzubringen als die Klage über den Verlust der Innerlichkeit vormoderner Zustände. Huxley aber ist nichts Wichtigeres eingefallen. Hätte er doch schweigend gekifft statt weltbelehrend.
DIETMAR DATH
Aldous Huxley: "Schöne neue Welt". Verlag S. Fischer, 7,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Oh Wunder, was gibt es für herrliche Geschöpfe hier. Wie schön der Mensch ist! Schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!"
632 nach Ford (2540 gemäß unserer Zeitrechnung) ist die Welt nicht mit unsrer jetzigen vergleichbar. Menschen werden in …
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"Oh Wunder, was gibt es für herrliche Geschöpfe hier. Wie schön der Mensch ist! Schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!"
632 nach Ford (2540 gemäß unserer Zeitrechnung) ist die Welt nicht mit unsrer jetzigen vergleichbar. Menschen werden in Flaschen herangezüchtet und anschließend entkorkt. Dabei werden einige verdutzendfacht und künstlich verdummt; die Epsilons. Diese, die Deltas und die Gammas sind der "Oberschicht" den Alphas und Betas zu Diensten und verrichten niedrige Arbeiten. Individualismus existiert so gut wie nicht mehr, alle Menschen sind zufrieden und hinterfragen ihre Position nicht. Diese Befriedigung beruht auf freiem Sex und der Droge Soma.
In seinem Roman beschreibt Aldous Huxley eine "perfekte" Welt in der niemand hungern muss, Krankheiten erleidet oder sich vor Verbrechen fürchten muss; der Preis hierfür ist allerdings Freiheit, Gefühle und freier Willen. Diese "Entmenschlichung" ist sehr anschaulich und detailgenau beschrieben.
Der Autor selbst verstand sein 1932 erschienenes und damals noch sehr utopisches Buch als Anklage und Satire. Heutzutage ist es bereits eine spannende Gesellschaftskritik, deren Inhalt so abwegig gar nicht mehr ist.
Die Lektüre regt zum Nachdenken an und beschäftigt auch nach dem Lesen noch. Dies schätze ich an einem Buch besonders.
Einziges Manko war für mich die teilweise anstrengende Sprache.
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Wenn die Zukunft aus Menschen Maschinen macht.
Im Jahre 632 nach Ford hat sich die Menschheit um Riesenschritte verändert: Eine Wohlfahrtsgesellschaft mit Luxus und ohne Unruhe oder Krankheiten ist entstanden. Doch jeder Fortschritt hat seinen Preis: Die Menschen haben ihr Menschsein verloren; …
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Wenn die Zukunft aus Menschen Maschinen macht.
Im Jahre 632 nach Ford hat sich die Menschheit um Riesenschritte verändert: Eine Wohlfahrtsgesellschaft mit Luxus und ohne Unruhe oder Krankheiten ist entstanden. Doch jeder Fortschritt hat seinen Preis: Die Menschen haben ihr Menschsein verloren; Kunst, Religion und Freiheit sind auf der Strecke geblieben. Wer diese Werte schätzt und sich für sie einsetzt wird als "Wilder" oder "Außenseiter" abgestempelt und verstoßen!
Um die Sicherheit zu garantieren werden die Menschen in Brutkästen herangezüchtet und in 5 Klassen aufgeteilt, um je nach Intelligenz später Berufe zu erlernen. Außerdem wird den Bürgern die Soma-Droge aufgedrängt, die ebenfalls die Ruhe bewahren soll.
In diese Welt platzt der Außenseiter Bernhard Marx, der aus einem Reservat kommt, in dem es weder genmanipulierten Menschen noch Soma gibt (Er ist also quasi einer der heutigen Menschen) Er trifft eine Frau aus der obersten Kaste und verliebt sich in sie. Da er das System der Gesellschaft nicht versteht und befolgen will, rebelliert er dagegen. "Schöne, neue Welt, die solche Menschen trägt!", steht in seinem Shakespeare-Buch, doch wie schön kann so eine Welt wirklich sein?<br />Ich kann nur hoffen, dass Aldous Huxley nicht Recht behält und seine "schöne,neue Welt" niemals eintritt!
Zu sagen ich war von der neuen Regierungsform geschockt,ist gar kein Ausdruck! Den Menschen ihre Gefühle, ihre Freiheit und Kunst zu nehmen, das was sie erst zu Menschen macht, finde ich einfach nur grausam und kann es nicht nachvollziehen! Die Menschen in diesem Buch sind nur noch Maschinen, welche Arbeiten um sich Luxus leisten zu können und die keinen Sinn mehr für die inneren Werte haben. Aber niemand kann garantieren, dass diese erschreckende Zukunft nicht einmal Wahrheit wird und genau das macht dieses Buch so interessant und lesenswert, auch wenn das Ende nicht schön oder ermutigend ist.
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Was vor 10 Jahren noch als eine unvorstellbare Utopie zu lesen war, könnte sich auch bei uns binnen weniger Jahrzehnte als Realität heraus stellen. Hoffentlich wird diese grauenvolle Vision der Zukunft niemals Realität werden.
"Schöne neue Welt" ist ein Klassiker, den …
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Was vor 10 Jahren noch als eine unvorstellbare Utopie zu lesen war, könnte sich auch bei uns binnen weniger Jahrzehnte als Realität heraus stellen. Hoffentlich wird diese grauenvolle Vision der Zukunft niemals Realität werden.
"Schöne neue Welt" ist ein Klassiker, den man, wenn man sich für Zukunftsvisionen interessiert, gelesen haben muss.
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Huxleys Roman ist ein Meisterwerk. Die "Schöne neue Welt" entpuppt sich als Horrorvorstellung einer total entmenschlichten Gesellschaft, in der jede Individualität (abgesehen von der "Alpha-Elite", die aber auch in ihrer relativen Freiheit eingeschränkt ist), jede …
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Huxleys Roman ist ein Meisterwerk. Die "Schöne neue Welt" entpuppt sich als Horrorvorstellung einer total entmenschlichten Gesellschaft, in der jede Individualität (abgesehen von der "Alpha-Elite", die aber auch in ihrer relativen Freiheit eingeschränkt ist), jede Freiheit, kurz, alle für uns so selbstverständlichen Grund- bzw. Menschenrechte abgeschafft sind. Mit Drogen werden die hybriden Menschen ruhig gestellt.
Huxleys Ausführungen über die Eingriffe ins Erbgut sind erschreckend aktuell, schon deswegen ist das Buch äußerst lesenswert. Nur eine unnötige Schwäche ist mir aufgefallen: der Handlungstransfer von England nach Deutschland, zum Verständnis (auch der Anspielungen) wäre das nicht unbedingt nötig gewesen.
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Antworten 3 von 8 finden diese Rezension hilfreich
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