Frau für ein solches hielt und an dessen Aufklärung sie seinerzeit kläglich scheiterte.
Die Zahl potentieller Verdächtiger steigt rapide
Nach einem längeren Auslandsaufenthalt geht sie die Sache nun ein zweites Mal an - fest entschlossen, sich durch nichts und niemanden von ihren Recherchen abbringen zu lassen und gestärkt durch wesentlich mehr Kraft, Durchsetzungsvermögen und nicht zuletzt Lebenserfahrung. Dass die selbst ernannte Detektivin nunmehr auch über eine Fülle von zwischenzeitlich gesammelten Informationen verfügt, tut ein übriges, um die Zahl potentieller Verdächtiger rapide ansteigen zu lassen. Alle mit einem Motiv und sogar der Gelegenheit, die Tat begangen zu haben.
Diese Entwicklung ist spannend, außerordentlich spannend. Zumal die Autorin in der ihr eigenen gekonnten Art den Leser buchstäblich bis zur letzten Seite auf die Folter spannt, während sie einen "Schleiertanz" aufführt, bei dem die Zusammenhänge erst nach und nach enthüllt werden, bis sich am Schluss ein logisches Gesamtbild ergibt; und auch das ist nicht in jeder Hinsicht vollständig.
Von Millionen Fans verehrt
Doch damit nicht genug. Minette Walters wäre nicht die von Millionen Fans verehrte Krimischriftstellerin, wenn sie die Leser nicht mit ihren Werken aufrütteln und über das gewöhnliche Maß hinaus "beunruhigen" würde. Was ihr mit diesem außerordentlich verstörenden Roman zweifelsohne gelungen ist.
Denn hier sind alle Täter und Opfer gleichzeitig - inklusive der Protagonistin, die sich zwar sympathisch präsentiert, aber nicht als die klassische "strahlende Heldin", sondern als vielschichtiges menschliches Wesen mit zuweilen fast Zügen von Grausamkeit. Und ganz nebenbei wird der Leser veranlasst, neu nachzudenken, über den "kleinen Rassisten", der tief drin in jedem von uns steckt - die Angst nämlich vor dem Fremden, dem Ungewohnten und vielfach Unverständlichen.
Am Ende bleibt das Gefühl, einen ungeheuer spannenden Krimi gelesen zu haben - der einen aber auch im Anschluss noch etliche Tage durch das Alltagsleben begleitet. (Michaela Pelz, www.krimi-forum.de)