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Knapp zwei Jahre lebte und arbeitete der Dichter Friedrich Schiller in Mannheim. Entscheidende Jahre für seinen weiteren Weg als Berufsschriftsteller, der mit der sensationellen Uraufführung seines ersten Schauspiels, "Die Räuber", am 13. Januar 1782 im Mannheimer Nationaltheater seinen Anfang nahm. Überraschende Einblicke und Geschichten um Freunde, Frauen, Künstlerinnen und Künstler, denen er hier begegnete, zeittypische Theater-, aber auch Buchhandelsverhältnisse, Aspekte seiner Lebens- und Arbeitsumstände, seine Krankheit, sein Ringen um die passenden Dramenschlüsse und vieles mehr zeigt…mehr

Produktbeschreibung
Knapp zwei Jahre lebte und arbeitete der Dichter Friedrich Schiller in Mannheim. Entscheidende Jahre für seinen weiteren Weg als Berufsschriftsteller, der mit der sensationellen Uraufführung seines ersten Schauspiels, "Die Räuber", am 13. Januar 1782 im Mannheimer Nationaltheater seinen Anfang nahm.
Überraschende Einblicke und Geschichten um Freunde, Frauen, Künstlerinnen und Künstler, denen er hier begegnete, zeittypische Theater-, aber auch Buchhandelsverhältnisse, Aspekte seiner Lebens- und Arbeitsumstände, seine Krankheit, sein Ringen um die passenden Dramenschlüsse und vieles mehr zeigt die Ausstellung in Mannheim (2005 - 2006).
Die Reiss-Engelhorn-Museen beleuchten in einem bunten Bilderbogen in spielerischer, oft auch witziger, immer aber wissenschaftlich fundierter Weise Schillers Spuren in Mannheim. Die Präsentation geht mit bisher noch kaum gezeigten Dokumenten aus deutschen Filmarchiven auch auf das Nachleben Schillers im deutschen Film ein.
Autorenporträt
Alfried Wieczorek ist Vorstandsvorsitzender der Curt-Engelhorn-Stiftung und Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2005

Auf der Flucht vor Häschern und Gläubigern
Eine Mannheimer Ausstellung beleuchtet Friedrich Schillers wilde Jahre
Im kurzen Leben des Friedrich Schiller war das kurpfälzische Mannheim die Schlüsselstation auf dem Weg nach Jena und Weimar. Am 13. Januar 1782 wurde die erste deutsche Nationalbühne, die Kurfürst Carl Theodor bei der Verlegung seiner Residenz nach München in Mannheim zurückgelassen hatte, zum Schauplatz jenes gewaltigen Theaterdonners, der die Uraufführung der „Räuber” begleitete: „Schwerlich hat je ein Stück in Deutschland mehr Wirkung auf dem Theater gemacht”, lautete das bis heute gültige Urteil des damaligen Kritikers der Berliner Litteratur- und Theaterzeitung. Und ähnlich wie das entfesselte Publikum, das den Berichten zufolge in ekstatische Verzückungen geriet, wähnte sich auch der Theaterdichter, der bei der Aufführung selbst zugegen war, am Beginn eines neuen Zeitalters angelangt. In einem Dankesbrief an den Mannheimer Intendanten Heribert von Dalberg schrieb er wenige Tage darauf: „Ich glaube, wenn Teutschland einst einen dramatischen Dichter in mir findet, so muß ich die Epoche von der vorigen Woche zählen.”
Nach Marbach, Weimar und Stuttgart präsentiert auch Mannheim eine Ausstellung zu Schillers 200. Todesjahr. Unter dem Titel „SchillerZeit in Mannheim” holt sie den Dichter allerdings weniger in die barocke, doch im letzten Krieg stark zerstörte Quadratestadt zurück, um vielmehr seine schicksalhafte Ortlosigkeit und Unbehaustheit zu unterstreichen. Daran ändert auch nichts, dass nur einen Steinwurf weit vom Ausstellungsgelände des Reiss-Engelhorn-Museums, im Planquadrat B 5, 7 - der Mannheimer Stadtkern kennt keine Straßennamen -, ein originalgetreu restauriertes barockes Hinterhäuschen unter dem Namen „Museum SchillerHaus” als multimedial bespielte Gedenkstätte für den Dichter eingerichtet wurde: Der fahnenflüchtige Regimentsarzt Friedrich Schiller, der seinem württembergischen Herzog Carl Eugen eines Nachts im September 1782 endgültig davongelaufen war und auch im kurpfälzischen Ausland weder vor Häschern noch vor Gläubigern sicher war, hat dieses Haus niemals bewohnt und ist allenfalls in der unmittelbaren Nachbarschaft, wo Gönner von ihm lebten - aber auch Theaterangehörige, Schauspielerinnen womöglich -, gelegentlich ein und ausgegangen.
Schiller, der auf einer öffentlichen Sitzung der kurfürstlichen deutschen Gesellschaft zu Mannheim im Jahr 1784 seine Rede über die Schaubühne als moralischer Anstalt vortrug, hatte die berühmte Kernthese ganz gewiss auch in eigener, persönlicher Sache formuliert: „Die Gerichtsbarkeit der Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gerichte sich endigt.” Wie die Ausstellung jedoch zeigt, konnte oder wollte ihm die Mannheimer Bühne keine bleibende Heimat bieten. So hoch Schillers Erwartungen anfangs waren, trat doch schon bald Ernüchterung ein. Dalberg, der ja auch am Hofe von Schillers düpiertem Stuttgarter Dienstherrn verkehrte, lavierte und zögerte lange, bis er Schiller als Theaterdichter verpflichtete, und schon im Jahr darauf wurde der Vertrag nicht mehr verlängert. Die Stücke, die sich Schiller zu schreiben verpflichtete, wurden entweder wie der „Fiesko” zum bekannten Fiasko, hatten wie „Kabale und Liebe” nicht den erwarteten Erfolg, oder sie blieben wie der „Don Karlos” unvollendet, weil der Autor unter dem Mannheimer Sumpfklima - Mal d’Aria - an der Malaria erkrankt war.
Die Ausstellung bietet eine eindrucksvolle Melange aus visuellen wie schriftlichen Zeugnissen und Objekten, die Schillers mit Mannheim verbundene Jahre von 1792 bis 1795 rekonstruieren, mit Elementen der Inszenierung wie Hörstationen und Filmen sowie mit Spuren, die bis in die Gegenwart führen: Auch dahin, wo in Mannheim heute anstelle eines historischen Bauwerks ein Kaufhaus steht, oder bis hin zu den nach Pennälerart typographisch verfremdeten Einbänden von Reclamheftchen Schillerscher Dramen. Anschaulich gemacht werden nicht nur das lebendige Umfeld, in dem Schiller sich in Mannheim bewegte, das literarische und gesellige Leben, in das er eingebunden, die vielen Liebeshändel, in die er verwickelt war, sondern auch allerhand Kabale, unter denen er litt und die eine gesicherte Position verhinderten. Am Ende war ihm die Stadt, die ihm zunächst als „ein lieblicher Himmel” erschien, „zu einem Kerker” geworden: „und der hiesige Horizont liegt schwer und drückend auf mir wie das Bewußtsein eines Mordes”, schrieb er - aus dem „Don Karlos” zitierend - an die neuen Freunde in Leipzig, seiner nächsten Station.
VOLKER BREIDECKER
Bis 29. Januar 2006. Das Begleitbuch ist im Verlag Philipp von Zabern, Mainz, erschienen und kostet 24,90 Euro.
Eine Postkarte von 1906: Schillers Flucht von Stuttgart nach Mannheim mit dem Musiker Andreas Streicher.
Foto: rem, Jean Christen
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