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Sarah will um jeden Preis berühmt werden. Und als der legendäre Popstar Jonathon Heat ihr anbietet, sie ganz groß rauszubringen, glaubt sie sich am Ziel ihrer Träume. Der Gesangsunterricht, das Posieren für die Presse, die bevorstehenden Schönheitsoperatio-nen, das alles ist ein einziges großes Spiel für sie. Schließlich hat sie schon immer neue Per-sönlichkeiten wie Kleider anprobiert. Und so findet sie auch nichts dabei, dass Heat, dessen unzählige Operationen sein Gesicht unwiederbringlich zerstört haben, sich nur noch mit einer Maske in die Öffentlichkeit wagt. Auch Sarah selbst trägt…mehr

Produktbeschreibung
Sarah will um jeden Preis berühmt werden. Und als der legendäre Popstar Jonathon Heat ihr anbietet, sie ganz groß rauszubringen, glaubt sie sich am Ziel ihrer Träume.
Der Gesangsunterricht, das Posieren für die Presse, die bevorstehenden Schönheitsoperatio-nen, das alles ist ein einziges großes Spiel für sie. Schließlich hat sie schon immer neue Per-sönlichkeiten wie Kleider anprobiert. Und so findet sie auch nichts dabei, dass Heat, dessen unzählige Operationen sein Gesicht unwiederbringlich zerstört haben, sich nur noch mit einer Maske in die Öffentlichkeit wagt. Auch Sarah selbst trägt immer häufiger seine Maske. Und immer tiefer gerät sie in einen Strudel wirrer Ideen und Versprechungen und kann am Ende gar nicht mehr unterscheiden, was sie will oder was Heat und sein skrupelloser Arzt, Dr. Kaye, von ihr wollen. Sie trägt sein Gesicht - trägt er bald ihres?
Autorenporträt
Melvin Burgess, geboren 1954 in London, aufgewachsen in Surrey und Sussex. Tätig als Journalist, bevor er begann, Jugendbücher zu veröffentlichen. Ausgezeichnet u. a. mit dem Guardian Fiction Award und der Carnegie Medal. Der Autor lebt mit seiner Familie in Manchester.

Heike Brandt, geboren 1947, wuchs in Berlin auf. Sie studierte dort Pädagogik und arbeitete vier Jahre in einer Obdachlosensiedlung. Danach arbeitete sie in einem von ihr mitgegründeten Kinderbuchladen-Kollektiv. Seit 1986 ist sie freiberuflich als Übersetzerin und Autorin tätig. Weiterhin rezensiert sie Kinder- und Jugendbücher für den Rundfunk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.11.2007

Leben als Maske
„Sarahs Gesicht”, ein Roman über Schönheit und Zerstörung
Eine unerhörte Vibration geht von diesem Buch aus, eine unheimliche Unruhe treibt es voran, die nicht auf ein klares Ziel gerichtet ist – im Gegenteil, sie wird von der Angst geprägt vor festen Formen und Vorstellungen. Seine Heldin, die siebzehnjährige Sarah will sich verändern, unaufhörlich, sie will die reine Transformation und muss dafür den eigenen Körper malträtieren, verletzen, verstümmeln. Muss auch mit den Menschen spielen, gemeine, grausame Spiele, mit ihrer Mutter und ihrem Freund Mark, den Mitschülern und der Psychotherapeutin Bernadette. Mit dem Popstar Jonathon Heat, der sie dämonisch anlockt und in sein Reich holt, das Gut Landheim, wo er wie ein Fürst der Unterwelt regiert.
Die Teenage-Jahre als die intensivste Zeit des Menschen, näher ist man danach nie wieder am Leben, an seinem Ineinander von Lust und Schmerz und Glück. Ja, man muss all dies unterbringen in einem Roman, man kann alles unterbringen. Verquere jugendliche Schönheitsideale. Misstrauen dem eigenen Körper gegenüber und seiner Entwicklung. Die grenzenlosen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie. Die Bannkraft der Popidole. Die unerklärliche Faszination der Selbstverstümmelung. „Ich glaube, unsere ganze Vorstellung von Schönheit ist eine Form des Selbstmissbrauchs”, sagt Melvin Burgess. „Es ist erstaunlich, dass Schönheit so endete. Es ist wirklich eine Travestie.”
Das Buch hat keine Antworten parat auf diese Fragen, mag keine erzählerische Allwissenheit suggerieren. Seine Offenheit verstört, Melvin Burgess lässt seine Leser in einer Ratlosigkeit, die der seiner Figuren entspricht. Der Roman ist wie eins jener Skandal-Enthüllungsbücher angelegt, die seit einigen Jahren den Büchermarkt überschwemmen, sogar ein paar Videoaufnahmen von Sarah selbst sind darin „dokumentiert”, in denen sie sich vor ihre Kamera setzte und ihre Erlebnisse für sich reflektierte – aber kann man das wirklich heute, allein mit sich selbst sein, mit seiner Wahrheit?
Sarah hat Angst, sie selbst zu werden und in einen Stillstand zu verfallen, das lässt sie oszillieren zwischen Unschuld und einer merkwürdigen Durchtriebenheit. Gern spielt sie den andern was vor, liefert verschiedene Versionen einer Geschichte, verschiedene Ansichten von sich selbst. Es gibt nichts mehr hinter den Masken, keine Identität, keine Persönlichkeit – die Masken selbst sind das Ich geworden in unserer Medienwelt. Als dann der junge Rocker Jonathon Heat Sarah holt, der an den mysteriösen Michael Jackson erinnert, tut er das nicht nur, um ihr großzügig die ersehnten Teenager-Schönheitsoperationen zu ermöglichen. Er ist der Proteus unter den Megastars, für seine Show hat er sich in einem fort verwandelt. Sein Gesicht hat sich durch eine Vielzahl von Operationen zersetzt – er ist auf der Suche nach anderen Gesichtern, die ihm das seine ersetzen können.
Ein französischer Film hat Melvin Burgess inspiriert, aus den Sechzigern, Les yeux sans visage, von Georges Franju, eine intensive kleine Horror-Genre-Studie, in der die Entwicklung heute vorausgeahnt scheint. Die abgezogene Gesichtshaut, die zur Maske umfunktioniert wird, das ist ein Element des klassischen Horrors wie der surrealistischen Imagination. Schon sehr früh, in ihrem ersten Video, macht Sarah deutlich, wie tief ihre bizarren Sehnsüchte motiviert sind: „Wenn mich die Leute angucken, sollen sie Sachen denken, die sie nie zuvor gedacht haben – Sachen, von denen sie nie wussten, dass sie sie denken können. Das ist Kunst.” Und zwar eine Kunst, die auch den Künstler beunruhigt, gefährdet: „Und die ganze Zeit lauern Gedanken und Gefühle, die du nie wahrgenommen hast, lauern wie wilde Tiere am Rande deines Bewusstseins. Du kriegst nie raus, was sie bedeuten, du weißt nicht, ob es Monster oder Engel sind, und du hast Angst davor, sie zu verstehen, weil es sein kann, dass sie einfach aus dir rausplatzen und dein ganzes Leben verändern. Dein ganzes Leben. Genau. So was mache ich.” FRITZ GÖTTLER
MELVIN BURGESS: Sarahs Gesicht. Aus dem Englischen von Heike Brandt. Carlsen Verlag 2007. 288 Seiten, 14 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Beklemmend, Neugierde weckend und abschreckend gleichermaßen", Christ + Bildung 20151104