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In ihrer Kindheit war ein dreifacher Händedruck Symbol der Liebe zwischen Mindy und ihrer Mutter. Jetzt liegt die Mutter im Krankenhaus, operiert an einem Gehirntumor, der groß war wie eine Grapefruit und bösartig. Als Mindy realisiert, dass die Mutter wirklich sterben wird, ist diese schon nicht mehr bei Bewusstsein. Nun ist es zu spät für die Fragen, die Mindy ihr noch hätte stellen und für alles, was sie ihr noch hätte sagen wollen. Ihr Vater lässt Mindy in ihrer Trauer völlig allein. Nur ansatzweise und viel zu spät informiert er sie über die Krankheit der Mutter und tut all ihre Sorgen…mehr

Produktbeschreibung
In ihrer Kindheit war ein dreifacher Händedruck Symbol der Liebe zwischen Mindy und ihrer Mutter. Jetzt liegt die Mutter im Krankenhaus, operiert an einem Gehirntumor, der groß war wie eine Grapefruit und bösartig. Als Mindy realisiert, dass die Mutter wirklich sterben wird, ist diese schon nicht mehr bei Bewusstsein. Nun ist es zu spät für die Fragen, die Mindy ihr noch hätte stellen und für alles, was sie ihr noch hätte sagen wollen.
Ihr Vater lässt Mindy in ihrer Trauer völlig allein. Nur ansatzweise und viel zu spät informiert er sie über die Krankheit der Mutter und tut all ihre Sorgen mit dem lapidaren Satz "Du schaffst das schon" ab. Halt geben Mindy in dieser Phase ihre Freundin Gail, und Bobby, der seit kurzem in ihrer Klasse ist. Sie sind auch während der Beerdingungsfeier bei ihr und vermitteln ihr die Zuversicht, dass sie die Zukunft auch ohne die Mutter wird meistern können.
So endet der Roman mit einem deutlichen Hoffnungsschimmer: Mindy weiß, dass sie ihre Mutter in Gedanken immer bei sich haben wird. Und sie weiß, dass sie in Zukunft über ihre Gefühle und Gedanken niemals schweigen, sondern diese laut aussprechen wird.
Ein behutsam erzählter, poetischer Roman, der traurige und auch hoffnungsfrohe Momente vereinigt.
Autorenporträt
Joan Abelove studierte klinische Psychologie und Ethnologie. Seit 1991 ist sie als Autorin tätig. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in New York. Für ihr erstes Jugendbuch, den im Herbst 2000 bei C. Bertelsmann erschienenen Titel "Catanhue – Geh und komm wieder", erhielt sie mehrere Auszeichnungen. Unter anderem stand es auf der Liste der "Besten 7" von Deutschlandradio und Focus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2002

Chaos aus Trauer und Wut
Aus dem Tagebuch einer 16-Jährigen
Mindy ist 16 und, wie Teenager eben so sind, eher auf Kriegsfuß als auf Friedenspfaden mit den Eltern. Jetzt liegt die Mutter im Sterben. Gehirntumor. Plötzlich ist nichts mehr so wie es war. Unwiderruflich. Und es gäbe doch noch so viel zu klären! – Das ist die Ausgangssituation in Sag es, sag es laut, dem neuen Jugendroman der Amerikanerin Joan Abelove.
Eigentlich könnte man bei einem solchen Thema gerade von amerikanischen Jugendbuchautoren erwarten, dass sich am Ende die Tragödie in hoffnungsvoller Wiedervereinigung der Hinterbliebenen auflöst. Nein, tut sie nicht. Jedenfalls nicht so, wie es fürsorgliche Familienideologen wünschten. Mindys Vater, ein emsiger Geschäftsmann und strenggläubiger Jude, bleibt, trotz des sichtbaren Leidens der Tochter, derselbe engstirnige, egozentrische Charakter, der er vor Mutters Krankheit war. Eins von vielen harten Motiven in diesem Buch.
Wer selbst einmal an der Tatsache zu verzweifeln drohte, dass so viele Fragen unbeantwortet bleiben, wenn ein vertrauter Mensch stirbt, der weiß, wie nahe sich Joan Abeloves Roman an der Wirklichkeit bewegt. Vielleicht trägt Sag es, sag es laut sogar autobiographische Züge. Abelove schildert aus der Tagebuchsicht Mindys präzise die fürchterlichen Gefühlsschwankungen in der Phase der Ungewissheit, dieses Chaos aus Trauer, Wut, Hoffnung, Angst, Resignation und Geschäftigkeit. Die Autorin lässt ihre Heldin Schuldzuweisungen an Gott, die Welt, die Mutter und sich selbst formulieren, sie lässt der Flut unkontrollierbarer Erinnerungen freien Lauf und beschreibt die menschenunwürdigen Verhältnisse, denen Sterbende in Krankenhäusern ausgeliefert sind. Aber auch Freunde rücken ins Blickfeld, die Mindy in selbstverständlicher und zärtlicher Weise trösten. Sie nennt eine dieser Stimmungen das „angenehme Schweigen”, im Gegensatz zur „bedrückenden Stille” im Umgang mit dem Vater. Besonders in den tröstlichen Augenblicken treten JoanAbeloves feinsinnige Ironie und herzlicher Humor zu Tage, die schon ihren Roman Catanhue auszeichneten – Schutzschilde vor der Übermacht des Tragischen.
Außer Ironie und der Möglichkeit, den Gefühlen freien Lauf zu lassen, gibt es ein drittes Schutzschild gegen die Übermacht des Tragischen: der Poesie in der Tragödie zu folgen. Die Poesie durchzieht die Geschichte wie ein sanfter Ton. Wie ein Ton, der vom Wissen getragen wird, dass eine einzigartig liebevolle Begegnung zweier Menschen unauslöschlich bleibt, auch wenn sie längst der Vergangenheit angehört und nie mehr zur Sprache kam. Mindy wird sich – bei allem Ärger mit der Mutter – immer an die Augenblicke erinnern, als sie als Kind vor dem Spiegeltisch auf Moms Schoß saß, Wange an Wange, und die Mutter lächelnd davon sprach, sie beide seien „Madame Lebrun und ihre Tochter”. Erst jetzt, als Mom im Sterben liegt, entdeckt das Mädchen den Hintergrund der Anspielung: das gleichnamige Selbstbildnis der französischen Hofmalerin Elisabeth-Louise Vigée-Lebrun aus dem Jahr 1789. Erst jetzt, im kalkweißen Krankenzimmer, als sie – wie damals – die Haare ihrer Mutter bürstet, die sich nun steif und fettig anfühlen, erst jetzt streift die Tochter eine Ahnung von der Zeitlosigkeit des Bildes von Vertrauen und Geborgenheit. Und erst jetzt erkennt sie die Kraft, die in der geheimen Geste geborgen liegt, die Mom und sie sich einst wortlos mitteilten. Dreimal Hände drücken hieß „Ich liebe dich”.
Joan Abelove verknüpft die realistische und die poetische Seite des Trauerns ohne dramaturgischen Bruch und ohne aufgezwungenes Happy-End. Und das macht die Geschichte so glaubwürdig und so tröstlich. (ab 14 Jahre)
SIGGI
SEUSS
JOAN ABELOVE: Sag es, sag es laut. Aus dem Amerikanischen von Hilde Schruff. Bertelsmann Verlag 2002. 160 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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