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Rußland ist eine Unbekannte. Trotz der ständigen Präsenz in den Medien wissen wir wenig über das riesige Land im Osten, über seine Vergangenheit und Gegenwart, über seine Traditionen und Vorbelastungen. Gerade seit dem Ende der Sowjetunion erscheint Rußland als undurchschaubar, oft auch als bedrohlich und gefährlich. Ein Gang durch die russische Geschichte öffnet Zugänge zu den schwierigen, rätselhaften Verhältnissen der Gegenwart. Gibt es in diesen mehr als tausend Jahren Leitthemen, Merkmale, die zu allen Zeiten, über alle Wechsellagen hinweg wirksam blieben? Inwieweit bereitete sich in…mehr

Produktbeschreibung
Rußland ist eine Unbekannte. Trotz der ständigen Präsenz in den Medien wissen wir wenig über das riesige Land im Osten, über seine Vergangenheit und Gegenwart, über seine Traditionen und Vorbelastungen. Gerade seit dem Ende der Sowjetunion erscheint Rußland als undurchschaubar, oft auch als bedrohlich und gefährlich. Ein Gang durch die russische Geschichte öffnet Zugänge zu den schwierigen, rätselhaften Verhältnissen der Gegenwart. Gibt es in diesen mehr als tausend Jahren Leitthemen, Merkmale, die zu allen Zeiten, über alle Wechsellagen hinweg wirksam blieben? Inwieweit bereitete sich in verschiedenen Epochen die Zukunft vor? Welche Möglichkeiten und Ansätze, die später wieder verschüttet wurden, bargen vergangene Zeiten in sich? Auf welche Traditionen kann Rußland heute zurückgreifen? Renommierte Kenner der russischen Geschichte blicken in diesem Buch zurück in die Vergangenheit Rußlands und erklären damit seine Gegenwart.
Mit Beiträgen von
Klaus von Beyme (Heidelberg), Diet rich Beyrau (Tübingen), Dietrich Geyer (Tübingen), Heinz-Dietrich Löwe (Heidelberg), Stefan Plaggenborg (Marburg), Gottfried Schramm (Freiburg).
Autorenporträt
Gottfried Schramm, geboren 1929, studierte 1948-1952 namentlich in Göttingen, promovierte in Altgermanistik, wechselte dann aber zur Osteuropäischen Geschichte über. Sie lehrt er seit 1965 in Freiburg. Zu seinen weiteren Arbeitsgebieten gehören die Verfassungs- und Kirchengeschichte der frühen Neuzeit in Ostmitteleuropa und die Entwicklungschancen des Zarenreiches zwischen dem Krimkrieg und 1917.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.01.2002

Staubfrei
Gottfried Schramms kleiner, feiner Band über Russland
Ein großer Gegenstand für einen schmalen Buchrücken: Russlands Geschichte von der Kiewer Rus’ bis zu den jüngsten Kreml-Kabalen, und das alles auf nicht einmal hundert Seiten – so etwas wird im schlimmsten Fall ein wüstes Geholper, im besten aber, in diesem nämlich, ein konzentriertes Dahingleiten auf mächtigen Themenströmen, die das Land seit Jahrhunderten durchziehen.
Einige nennt Gottfried Schramm, der Herausgeber des neuen Russlandbandes, gleich im ersten Beitrag: „Weiträumigkeit, Gewaltsamkeit und eine Vereinheitlichung, die alles ohne Erbarmen über einen Kamm schor, sind einen unheiligen Band eingegangen, der schließlich im Fiasko endete.” Bereits in der Unterwerfung der Fürstentümer unter die Herrschaft der Rjurikiden zeichnete sich ein Zwang zur Homogenität ab, der später keine anderen als gewaltsame Mittel kannte, um zwischen den Regionen und dem Zentrum auszugleichen. Erst am Ende der Zarenzeit erlebten einzelne Provinzen einen kurzen Frühling, wie die Autokratie nach Meinung der meisten Autoren ohnehin besser war als ihr Ruf.
An der Herrschaft der Bolschewiken hingegen lässt kaum einer der sechs Osteuropahistoriker ein gutes Haar. Nachdem diese sich mit Raffinesse an die Macht geputscht hatten, erkauften sie ihre Legitimität durch einen zunehmend unbezahlbaren Sozialstaat und, spätestens seit den sechziger Jahren, auch durch die ideologische Instrumentalisierung des „Großen Vaterländischen Krieges”. Stefan Plaggenborg, der in seinem Aufsatz die Last des bis in die jüngste Zeit reichenden Stalinismus’ entlarvt, beschreibt die Selbststilisierung der Partei zur „Beschützerin der russischen Erde” als Fundament der Macht. Die Fetischisierung des Militärs ist eine der wichtigsten Konstanten der Sowjetunion, die Helmut Schmidt einst gehässig „Obervolta mit Atomraketen” nannte, und sie reicht bis zu den aktuellen Schlachtfeldern von Tschetschenien.
Gottfried Schramm und seine Kollegen haben ihre Beiträge zuvor in einer Radio-Serie vorgetragen, und so darf sich der Leser nicht nur auf ein inhaltlich glänzendes, sondern auch „schönes” Buch freuen – im Sinne Daniil Charms’: „Jede Weisheit ist schön, sobald sie von jemandem verstanden wird. Eine unverstandene Weisheit kann einstauben.” Das Prädikat für den vorliegende Band: Fusselfrei.
SONJA ZEKRI
GOTTFRIED SCHRAMM (Hg.): Russlands langer Weg zur Gegenwart. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001. 96 Seiten, 9,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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