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»Sehnaz Dost hat eine Symphonie komponiert. Wie scheinbar mühelos 'ruh' die Akkorde unseres Menschseins anschlägt - alles, was wir sind, waren, sein könnten, verwebt sich in diesem Juwel von Text.« - Rasha KhayatCemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule und Vater der kleinen Ekin. Für sie möchte er ein stabiles Umfeld schaffen - was ihm aber zunehmend schwerfällt. Sein Alltag voller Herausforderungen der Diaspora wird nachts immer häufiger durch Träume von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde aufgebrochen. Sie zeigt ihm darin Szenen aus ihrem Leben, und versetzt ihn...
»Sehnaz Dost hat eine Symphonie komponiert. Wie scheinbar mühelos 'ruh' die Akkorde unseres Menschseins anschlägt - alles, was wir sind, waren, sein könnten, verwebt sich in diesem Juwel von Text.« - Rasha Khayat
Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule und Vater der kleinen Ekin. Für sie möchte er ein stabiles Umfeld schaffen - was ihm aber zunehmend schwerfällt. Sein Alltag voller Herausforderungen der Diaspora wird nachts immer häufiger durch Träume von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde aufgebrochen. Sie zeigt ihm darin Szenen aus ihrem Leben, und versetzt ihn wie beiläufig an den Ort seiner Kindheit: Ein arabisches Dorf in der Südtürkei, wo Cemal bei den Großeltern gelebt hat, bis er als Achtjähriger seinen Eltern nach Deutschland gefolgt ist - zu einer Familie, die ihm fremd war, die er nun aber lieben sollte.
Cemal watet immer tiefer in dunklen Gewässern, die ihn zunehmend auch im Wachzustand umgeben. In Georg hat er, nach seiner Exfrau Gül, zum ersten Mal einen Partner gefunden, der ihn in seinem Innersten erreicht. Doch Cemal bleibt verschlossen und somit ewiger Zuschauer seiner eigenen Geschichte - dabei muss er endlich lernen, auf sein Innerstes zu hören, um diese Geschichte selbst zu bestimmen.
Ein sprachlich beeindruckender Roman, der sanfte Erschütterung hinterlässt und eine wichtige Erzählung aus der Realität unserer Gesellschaft. Ein Roman wie eine Familienfotografie.
»Zwischen besonderen familiären Banden, einer noch zarten Liebesbeziehung und der Härte des Alltags schwankt Cemals Bewusstsein. Sehnaz Dosts Roman nimmt uns inmitten einer Gegenwart der Fokussierung auf Körper und alles Körperliche mit auf eine Seelenwanderung, die leichthin alle Zeiten überwindet.« - Julia Franck
Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule und Vater der kleinen Ekin. Für sie möchte er ein stabiles Umfeld schaffen - was ihm aber zunehmend schwerfällt. Sein Alltag voller Herausforderungen der Diaspora wird nachts immer häufiger durch Träume von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde aufgebrochen. Sie zeigt ihm darin Szenen aus ihrem Leben, und versetzt ihn wie beiläufig an den Ort seiner Kindheit: Ein arabisches Dorf in der Südtürkei, wo Cemal bei den Großeltern gelebt hat, bis er als Achtjähriger seinen Eltern nach Deutschland gefolgt ist - zu einer Familie, die ihm fremd war, die er nun aber lieben sollte.
Cemal watet immer tiefer in dunklen Gewässern, die ihn zunehmend auch im Wachzustand umgeben. In Georg hat er, nach seiner Exfrau Gül, zum ersten Mal einen Partner gefunden, der ihn in seinem Innersten erreicht. Doch Cemal bleibt verschlossen und somit ewiger Zuschauer seiner eigenen Geschichte - dabei muss er endlich lernen, auf sein Innerstes zu hören, um diese Geschichte selbst zu bestimmen.
Ein sprachlich beeindruckender Roman, der sanfte Erschütterung hinterlässt und eine wichtige Erzählung aus der Realität unserer Gesellschaft. Ein Roman wie eine Familienfotografie.
»Zwischen besonderen familiären Banden, einer noch zarten Liebesbeziehung und der Härte des Alltags schwankt Cemals Bewusstsein. Sehnaz Dosts Roman nimmt uns inmitten einer Gegenwart der Fokussierung auf Körper und alles Körperliche mit auf eine Seelenwanderung, die leichthin alle Zeiten überwindet.« - Julia Franck
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¿ehnaz Dost ist freie Autorin und lebt in Köln. ruh ist ihr erster Roman und wurde 2024 vom New Books in German Komitee als besonders geeignet für eine englische Übersetzung ausgezeichnet. Nach dem Studium der Germanistik, Komparatistik und Medienkulturanalyse begann Dost 2019 mit dem Schreiben von Prosa; im selben Jahr erhielt sie den Förderpreis der Kölner Literaturtage. 2020 nahm sie an der Autoren·werkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin teil. Ihre Arbeit ist mit Stipendien der Kunststiftung NRW, des Kulturrats Brandenburg und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert worden.
Produktdetails
- Verlag: Ecco / Ecco Verlag
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 270
- Erscheinungstermin: 20. Februar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 193mm x 128mm x 22mm
- Gewicht: 323g
- ISBN-13: 9783753001005
- ISBN-10: 3753001007
- Artikelnr.: 71362380
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Unruhige Seelen
In Sehnaz Dosts Debütroman "Ruh" ringt ein Berliner Grundschullehrer mit seiner Migration.
Von Karen Krüger
Die Kinder der ersten Arbeitsmigranten aus der Türkei wurden bei Verwandten oder Nachbarn zurücklassen und erst später, als die deutschen Behörden es erlaubten, nachgeholt. Manche pendelten jahrelang zwischen den Ländern. Als "Kofferkinder" werden sie in der Literatur bezeichnet oder als "Generation Einskommafünf", weil sie weder als Erwachsener nach Deutschland kamen noch dort geboren wurden und weder der ersten noch der zweiten Einwanderergeneration angehören. Sie sind etwas dazwischen.
Cemal, der Protagonist in "Ruh", dem Debüt von Sehnaz Dost, gehört ihr an. Er wuchs bei
In Sehnaz Dosts Debütroman "Ruh" ringt ein Berliner Grundschullehrer mit seiner Migration.
Von Karen Krüger
Die Kinder der ersten Arbeitsmigranten aus der Türkei wurden bei Verwandten oder Nachbarn zurücklassen und erst später, als die deutschen Behörden es erlaubten, nachgeholt. Manche pendelten jahrelang zwischen den Ländern. Als "Kofferkinder" werden sie in der Literatur bezeichnet oder als "Generation Einskommafünf", weil sie weder als Erwachsener nach Deutschland kamen noch dort geboren wurden und weder der ersten noch der zweiten Einwanderergeneration angehören. Sie sind etwas dazwischen.
Cemal, der Protagonist in "Ruh", dem Debüt von Sehnaz Dost, gehört ihr an. Er wuchs bei
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den Großeltern auf, mit acht Jahren holten ihn seine Eltern, zu denen er keine Nähe mehr aufbauen konnte, in ihr Leben in einer süddeutschen Kleinstadt. Mittlerweile ist Cemal Grundschullehrer in Berlin, Vater einer kleinen Tochter und lebt von seiner Frau getrennt. Seit einiger Zeit trifft er sich mit Georg. Ihre Affäre ist im Begriff, zu einer Beziehung zu werden, doch da macht Cemal Schluss. An diesem Punkt setzt der Roman ein.
Die Trennung reißt Wunden auf, die von Erfahrungen des Zurückgelassenwerdens und Nicht-Ankommen-Könnens rühren. Nachts liegt Cemal jetzt oft wach. In Träumen begegnet er Lebenden und Toten. Innere Stille empfand er erstmals an Georgs Seite, nun aber findet er diese "Ruh" nicht mehr, auf die der Buchtitel verweist. Er deutet noch auf eine weitere Ebene: "Ruh" meint im Islam den Geist oder die Seele, und an deren Wiedergeburt glaubt man in Cemals Dorf. Wenn ein Mensch ertrinke, wisse er im nächsten Leben noch, dass er schon einmal auf Erden war. Eine solche Frau war Cemals Urgroßmutter Süveyde, die, als sie ein Kind aus einem Bach rettete, starb. Sie ist es nun, die im Traum zu Cemal spricht. Sie sagt: Ich werde dir alles zeigen - und er schaut genau hin.
Sehnaz Dosts Sprache ist angenehm klar. Sie transportiert Cemals Fremdheitsgefühl, das in Deutschland begann, indem sie auf seine neue akustische Umgebung verweist. "Neue Sprache, neues alles: schrille Stimmen der Mitarbeiterinnen im Ausländeramt, dem aggressiven Summen der Mücken im Dorf bei Nacht ähnlich." An einer anderen Stelle heißt es: "In Deutschland ließ der Beton die Autos anders klingen, als er es gewohnt war, es gab keine Hühner, keine Straßenkatzen, niemand rief durch die Gassen, um frisches Gemüse oder Gas für die Herde und Boiler zu verkaufen, stattdessen wohnten unfreundliche Menschen nebenan, nur durch dünne Wände von ihnen getrennt, und wenn man sich zufällig im Hausflur begegnete, tat man so, als kennte man sich nicht." Cemal findet Halt in Musik, im Anadolu Rock, er kauft sich haufenweise Kassetten im türkischen Supermarkt. Eines der ersten Dinge, die er in Deutschland gelernt hatte, war, dass für einen Migranten wie ihn "sich aufregen dürfen ein Luxus ist und sich abregen erst recht". Die Songs von Baris Manço, Selda Bagcan, Cem Karaca sind auch noch als Erwachsener zentral, um Gefühle aller Art zu kanalisieren. Man wird in die Klanglandschaft von Cemals Leben hineingezogen. Zu ihr gehören auch die türkischen Ausdrücke, die Dost in Dialogen einfließen lässt und auf deren Übersetzung sie verzichtet. Das ist erst irritierend, verstärkt aber den Eindruck von Authentizität, da es den Sprachmix in migrantischen Milieus abbildet.
Nicht nur Cemal sieht, von Süveyde in Träumen an die Hand genommen, bald klarer, was sein Leben und seine Familie angeht, in der seit Generationen geschwiegen wurde. Auch dem Leser öffnet sich ein Fenster in eine Realität, die nur wenigen bekannt sein dürfte. Viele der wohl 700.000 betroffenen Kindern fanden ihren Lebensmittelpunkt später in Deutschland. Sehnaz Dost hat einen schönen Weg gewählt, um auf sie aufmerksam zu machen, und ein außergewöhnliches, unbedingt lesenswertes Buch geschrieben.
Sehnaz Dost: "Ruh". Roman.
Ecco Verlag, Hamburg 2024. 272 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Trennung reißt Wunden auf, die von Erfahrungen des Zurückgelassenwerdens und Nicht-Ankommen-Könnens rühren. Nachts liegt Cemal jetzt oft wach. In Träumen begegnet er Lebenden und Toten. Innere Stille empfand er erstmals an Georgs Seite, nun aber findet er diese "Ruh" nicht mehr, auf die der Buchtitel verweist. Er deutet noch auf eine weitere Ebene: "Ruh" meint im Islam den Geist oder die Seele, und an deren Wiedergeburt glaubt man in Cemals Dorf. Wenn ein Mensch ertrinke, wisse er im nächsten Leben noch, dass er schon einmal auf Erden war. Eine solche Frau war Cemals Urgroßmutter Süveyde, die, als sie ein Kind aus einem Bach rettete, starb. Sie ist es nun, die im Traum zu Cemal spricht. Sie sagt: Ich werde dir alles zeigen - und er schaut genau hin.
Sehnaz Dosts Sprache ist angenehm klar. Sie transportiert Cemals Fremdheitsgefühl, das in Deutschland begann, indem sie auf seine neue akustische Umgebung verweist. "Neue Sprache, neues alles: schrille Stimmen der Mitarbeiterinnen im Ausländeramt, dem aggressiven Summen der Mücken im Dorf bei Nacht ähnlich." An einer anderen Stelle heißt es: "In Deutschland ließ der Beton die Autos anders klingen, als er es gewohnt war, es gab keine Hühner, keine Straßenkatzen, niemand rief durch die Gassen, um frisches Gemüse oder Gas für die Herde und Boiler zu verkaufen, stattdessen wohnten unfreundliche Menschen nebenan, nur durch dünne Wände von ihnen getrennt, und wenn man sich zufällig im Hausflur begegnete, tat man so, als kennte man sich nicht." Cemal findet Halt in Musik, im Anadolu Rock, er kauft sich haufenweise Kassetten im türkischen Supermarkt. Eines der ersten Dinge, die er in Deutschland gelernt hatte, war, dass für einen Migranten wie ihn "sich aufregen dürfen ein Luxus ist und sich abregen erst recht". Die Songs von Baris Manço, Selda Bagcan, Cem Karaca sind auch noch als Erwachsener zentral, um Gefühle aller Art zu kanalisieren. Man wird in die Klanglandschaft von Cemals Leben hineingezogen. Zu ihr gehören auch die türkischen Ausdrücke, die Dost in Dialogen einfließen lässt und auf deren Übersetzung sie verzichtet. Das ist erst irritierend, verstärkt aber den Eindruck von Authentizität, da es den Sprachmix in migrantischen Milieus abbildet.
Nicht nur Cemal sieht, von Süveyde in Träumen an die Hand genommen, bald klarer, was sein Leben und seine Familie angeht, in der seit Generationen geschwiegen wurde. Auch dem Leser öffnet sich ein Fenster in eine Realität, die nur wenigen bekannt sein dürfte. Viele der wohl 700.000 betroffenen Kindern fanden ihren Lebensmittelpunkt später in Deutschland. Sehnaz Dost hat einen schönen Weg gewählt, um auf sie aufmerksam zu machen, und ein außergewöhnliches, unbedingt lesenswertes Buch geschrieben.
Sehnaz Dost: "Ruh". Roman.
Ecco Verlag, Hamburg 2024. 272 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Unruhige Seelen
In Sehnaz Dosts Debütroman "Ruh" ringt ein Berliner Grundschullehrer mit seiner Migration.
Von Karen Krüger
Die Kinder der ersten Arbeitsmigranten aus der Türkei wurden bei Verwandten oder Nachbarn zurücklassen und erst später, als die deutschen Behörden es erlaubten, nachgeholt. Manche pendelten jahrelang zwischen den Ländern. Als "Kofferkinder" werden sie in der Literatur bezeichnet oder als "Generation Einskommafünf", weil sie weder als Erwachsener nach Deutschland kamen noch dort geboren wurden und weder der ersten noch der zweiten Einwanderergeneration angehören. Sie sind etwas dazwischen.
Cemal, der Protagonist in "Ruh", dem Debüt von Sehnaz Dost, gehört ihr an. Er wuchs bei
In Sehnaz Dosts Debütroman "Ruh" ringt ein Berliner Grundschullehrer mit seiner Migration.
Von Karen Krüger
Die Kinder der ersten Arbeitsmigranten aus der Türkei wurden bei Verwandten oder Nachbarn zurücklassen und erst später, als die deutschen Behörden es erlaubten, nachgeholt. Manche pendelten jahrelang zwischen den Ländern. Als "Kofferkinder" werden sie in der Literatur bezeichnet oder als "Generation Einskommafünf", weil sie weder als Erwachsener nach Deutschland kamen noch dort geboren wurden und weder der ersten noch der zweiten Einwanderergeneration angehören. Sie sind etwas dazwischen.
Cemal, der Protagonist in "Ruh", dem Debüt von Sehnaz Dost, gehört ihr an. Er wuchs bei
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den Großeltern auf, mit acht Jahren holten ihn seine Eltern, zu denen er keine Nähe mehr aufbauen konnte, in ihr Leben in einer süddeutschen Kleinstadt. Mittlerweile ist Cemal Grundschullehrer in Berlin, Vater einer kleinen Tochter und lebt von seiner Frau getrennt. Seit einiger Zeit trifft er sich mit Georg. Ihre Affäre ist im Begriff, zu einer Beziehung zu werden, doch da macht Cemal Schluss. An diesem Punkt setzt der Roman ein.
Die Trennung reißt Wunden auf, die von Erfahrungen des Zurückgelassenwerdens und Nicht-Ankommen-Könnens rühren. Nachts liegt Cemal jetzt oft wach. In Träumen begegnet er Lebenden und Toten. Innere Stille empfand er erstmals an Georgs Seite, nun aber findet er diese "Ruh" nicht mehr, auf die der Buchtitel verweist. Er deutet noch auf eine weitere Ebene: "Ruh" meint im Islam den Geist oder die Seele, und an deren Wiedergeburt glaubt man in Cemals Dorf. Wenn ein Mensch ertrinke, wisse er im nächsten Leben noch, dass er schon einmal auf Erden war. Eine solche Frau war Cemals Urgroßmutter Süveyde, die, als sie ein Kind aus einem Bach rettete, starb. Sie ist es nun, die im Traum zu Cemal spricht. Sie sagt: Ich werde dir alles zeigen - und er schaut genau hin.
Sehnaz Dosts Sprache ist angenehm klar. Sie transportiert Cemals Fremdheitsgefühl, das in Deutschland begann, indem sie auf seine neue akustische Umgebung verweist. "Neue Sprache, neues alles: schrille Stimmen der Mitarbeiterinnen im Ausländeramt, dem aggressiven Summen der Mücken im Dorf bei Nacht ähnlich." An einer anderen Stelle heißt es: "In Deutschland ließ der Beton die Autos anders klingen, als er es gewohnt war, es gab keine Hühner, keine Straßenkatzen, niemand rief durch die Gassen, um frisches Gemüse oder Gas für die Herde und Boiler zu verkaufen, stattdessen wohnten unfreundliche Menschen nebenan, nur durch dünne Wände von ihnen getrennt, und wenn man sich zufällig im Hausflur begegnete, tat man so, als kennte man sich nicht." Cemal findet Halt in Musik, im Anadolu Rock, er kauft sich haufenweise Kassetten im türkischen Supermarkt. Eines der ersten Dinge, die er in Deutschland gelernt hatte, war, dass für einen Migranten wie ihn "sich aufregen dürfen ein Luxus ist und sich abregen erst recht". Die Songs von Baris Manço, Selda Bagcan, Cem Karaca sind auch noch als Erwachsener zentral, um Gefühle aller Art zu kanalisieren. Man wird in die Klanglandschaft von Cemals Leben hineingezogen. Zu ihr gehören auch die türkischen Ausdrücke, die Dost in Dialogen einfließen lässt und auf deren Übersetzung sie verzichtet. Das ist erst irritierend, verstärkt aber den Eindruck von Authentizität, da es den Sprachmix in migrantischen Milieus abbildet.
Nicht nur Cemal sieht, von Süveyde in Träumen an die Hand genommen, bald klarer, was sein Leben und seine Familie angeht, in der seit Generationen geschwiegen wurde. Auch dem Leser öffnet sich ein Fenster in eine Realität, die nur wenigen bekannt sein dürfte. Viele der wohl 700.000 betroffenen Kindern fanden ihren Lebensmittelpunkt später in Deutschland. Sehnaz Dost hat einen schönen Weg gewählt, um auf sie aufmerksam zu machen, und ein außergewöhnliches, unbedingt lesenswertes Buch geschrieben.
Sehnaz Dost: "Ruh". Roman.
Ecco Verlag, Hamburg 2024. 272 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Trennung reißt Wunden auf, die von Erfahrungen des Zurückgelassenwerdens und Nicht-Ankommen-Könnens rühren. Nachts liegt Cemal jetzt oft wach. In Träumen begegnet er Lebenden und Toten. Innere Stille empfand er erstmals an Georgs Seite, nun aber findet er diese "Ruh" nicht mehr, auf die der Buchtitel verweist. Er deutet noch auf eine weitere Ebene: "Ruh" meint im Islam den Geist oder die Seele, und an deren Wiedergeburt glaubt man in Cemals Dorf. Wenn ein Mensch ertrinke, wisse er im nächsten Leben noch, dass er schon einmal auf Erden war. Eine solche Frau war Cemals Urgroßmutter Süveyde, die, als sie ein Kind aus einem Bach rettete, starb. Sie ist es nun, die im Traum zu Cemal spricht. Sie sagt: Ich werde dir alles zeigen - und er schaut genau hin.
Sehnaz Dosts Sprache ist angenehm klar. Sie transportiert Cemals Fremdheitsgefühl, das in Deutschland begann, indem sie auf seine neue akustische Umgebung verweist. "Neue Sprache, neues alles: schrille Stimmen der Mitarbeiterinnen im Ausländeramt, dem aggressiven Summen der Mücken im Dorf bei Nacht ähnlich." An einer anderen Stelle heißt es: "In Deutschland ließ der Beton die Autos anders klingen, als er es gewohnt war, es gab keine Hühner, keine Straßenkatzen, niemand rief durch die Gassen, um frisches Gemüse oder Gas für die Herde und Boiler zu verkaufen, stattdessen wohnten unfreundliche Menschen nebenan, nur durch dünne Wände von ihnen getrennt, und wenn man sich zufällig im Hausflur begegnete, tat man so, als kennte man sich nicht." Cemal findet Halt in Musik, im Anadolu Rock, er kauft sich haufenweise Kassetten im türkischen Supermarkt. Eines der ersten Dinge, die er in Deutschland gelernt hatte, war, dass für einen Migranten wie ihn "sich aufregen dürfen ein Luxus ist und sich abregen erst recht". Die Songs von Baris Manço, Selda Bagcan, Cem Karaca sind auch noch als Erwachsener zentral, um Gefühle aller Art zu kanalisieren. Man wird in die Klanglandschaft von Cemals Leben hineingezogen. Zu ihr gehören auch die türkischen Ausdrücke, die Dost in Dialogen einfließen lässt und auf deren Übersetzung sie verzichtet. Das ist erst irritierend, verstärkt aber den Eindruck von Authentizität, da es den Sprachmix in migrantischen Milieus abbildet.
Nicht nur Cemal sieht, von Süveyde in Träumen an die Hand genommen, bald klarer, was sein Leben und seine Familie angeht, in der seit Generationen geschwiegen wurde. Auch dem Leser öffnet sich ein Fenster in eine Realität, die nur wenigen bekannt sein dürfte. Viele der wohl 700.000 betroffenen Kindern fanden ihren Lebensmittelpunkt später in Deutschland. Sehnaz Dost hat einen schönen Weg gewählt, um auf sie aufmerksam zu machen, und ein außergewöhnliches, unbedingt lesenswertes Buch geschrieben.
Sehnaz Dost: "Ruh". Roman.
Ecco Verlag, Hamburg 2024. 272 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein originelles Buch, das auf in Deutschland wenig beachtete Schicksale aufmerksam macht, findet Rezensentin Karen Krüger mit diesem Buch von Sehnaz Dost. Der Roman handel von Cemal, einem sogenannten Kofferkind, dessen Eltern in Deutschland als Arbeitsmigranten lebten, während er zunächst in der Türkei zurückblieb und erst mit acht Jahren nachzog. In der Erzählgegenwart ist Cemal Lehrer, er lebt von seiner Frau getrennt und hat sich soeben auch von Georg, einer Affäre, getrennt. Traurig ob dieses Verlusts begegnet er im Traum seiner Ururgroßmutter Süveyde, die ihm einen neuen Blick auf sein Leben ermöglicht, erzählt die Kritikerin. Das Gefühl der Fremdheit ist Thema hier, meint Krüger, die von mürrischen Nachbarn liest und einen Blick auf triste deutsche Straßen wirft. Türkische Musik sorgt im Leben Cemals für Hoffnungsschimmer, führt die Rezensentin weiter aus. Ein kluges Buch, findet sie, das Einblick gibt in Erfahrungswelten, von denen viele in Deutschland wenig wüssten.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein gelungenes Debüt.« Gerrit Bartels Tagesspiegel 20240601
Gebundenes Buch
Ein Buch, das wie ein Kunstwerk gelesen werden will. So wie das Seebild als Cover nicht klar erkennen lässt, ob es Morgendämmerung oder Abendstimmung einfangen möchte, so bewegt sich auch der Inhalt zwischen so vielen verschiedenen Themen. „Wer kann schon wissen, wovon die Songs …
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Ein Buch, das wie ein Kunstwerk gelesen werden will. So wie das Seebild als Cover nicht klar erkennen lässt, ob es Morgendämmerung oder Abendstimmung einfangen möchte, so bewegt sich auch der Inhalt zwischen so vielen verschiedenen Themen. „Wer kann schon wissen, wovon die Songs wirklich handeln.“ Dieses Zitat kann man auch wunderbar auf das Gesamtwerk übertragen. Wer weiß schon, was das eigentliche Thema des Romanes ist, denn es werden viele verschiedene angesprochen. Zwischen Stillstand und Bewegung, das Ertrinken in Emotionen, im Alltag und in der Welt. Der Umgang mit Alltagsrassismus und dem Wechsel zwischen Ankommen und Rückblicken. „Die Grenzen sind schon lange offen“, stellt der Protagonist Cemal fest. So auch die Grenzen zwischen den Zeiten, der Perspektiven und Sprachen. Alles vermischt sich und wird somit lebendig. Ob Traum oder Erinnerung, ob Realität oder Hoffnung. Die Übergänge sind fliesend, wie der Fluss des Lebens. Cemal, der eigenständig seinen Namen geändert hat, vielleicht um mit seiner Vergangenheit abzuschließen, hängt doch einem Trauma nach. Sprachlich bewegt sich der Roman ebenfalls zwischen verschiedenen Grenzen hin und her. Mal lange Sätze, die über eine halbe Seite fließen, mal kurz auf den Punkt gebracht. Fragen, die keine Fragen sind und plötzliche direkte Ansprache, bei denen man kurz überlegt, ob mit DU die Lesenden oder doch die Urgroßmutter oder Cemal gemeint ist. Mal Präteritum, mal Präsens, mal Futur. Mal wird Englisch eingeworfen, aber dem deutschen Sprachgebrauch in Grossschreibung angepasst, mal Türkisch in der unveränderten Form. So vermischt sich alles, wie wir es aus dem Leben kennen. Genau deswegen ist es ein Kunstwerk, das man gelesen haben sollte. Klare Empfehlung für alle, die über ihren Horizont hinausblicken möchten.
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Gebundenes Buch
Träume
Der Klappentext verspricht eine Geschichte über Familie, eine Liebesbeziehung und Alltagsproblemen wobei der Hauptcharakter Cemal immer wieder Träume von seiner Vergangenheit hat.
Die Erzählungen über Cemals Vorfahren und deren Leben haben mich vor allem Anfangs …
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Träume
Der Klappentext verspricht eine Geschichte über Familie, eine Liebesbeziehung und Alltagsproblemen wobei der Hauptcharakter Cemal immer wieder Träume von seiner Vergangenheit hat.
Die Erzählungen über Cemals Vorfahren und deren Leben haben mich vor allem Anfangs eher verwirrt, weil mir nicht ganz klar war wie die Verwandtschaftsverhältnisse sind. Im Laufe des Lesens habe ich den Stammbaum hinten im Buch entdeckt was das Ganze erleichtert hat. Trotzdem haben diese Teile des Buchs für mich nicht wirklich funktioniert und eher immer aus der Geschichte der Gegenwart gerissen.
In der Gegenwart geht es hauptsächlich um Cemals Beziehung zu seiner Tochter und seiner Ex-Frau, sowie einer neuen Liebschaft Georg. Es geht viel um Alltagsrassismus. Nicht nur in Cemals, sondern auch in dem Leben seiner Tochter. Diese Themen hätten meiner Meinung nach mehr Raum kriegen können. Eine Problematik, die an Cemals Arbeitsplatz auftritt mit der das Buch auch beginnt, wird im weiteren Verlauf nicht weiter behandelt. Auch die Beziehung zu Georg wurde nur oberflächlich behandelt.
Insgesamt war das Buch meiner Meinung nach nur durchschnittlich. Nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Mir hat insgesamt die Tiefe etwas gefehlt und das Stilmittel der Träume hat mir nicht gefallen. Die Geschichte an sich war aber trotzdem interessant.
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Gebundenes Buch
Eigentlich heißt "ruh" Seele, aber die Assoziation "Ruhe" passt genauso gut zu diesem Roman. Nicht, weil nichts passiert oder es langweilig wäre, im Gegenteil, Cemals Leben und sein ganzes Inneres sind von Unruhe und Rastlosigkeit geprägt. Trotzdem erfasst einen …
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Eigentlich heißt "ruh" Seele, aber die Assoziation "Ruhe" passt genauso gut zu diesem Roman. Nicht, weil nichts passiert oder es langweilig wäre, im Gegenteil, Cemals Leben und sein ganzes Inneres sind von Unruhe und Rastlosigkeit geprägt. Trotzdem erfasst einen beim Lesen diese typische Ruhe, die einen in die Geschichte eintauchen und alles rundherum vergessen lässt.
Die ersten 8 Lebensjahre ist Cemal bei seinen Großeltern in einem kleinen Dorf in der Südtürkei aufgewachsen. Dann plötzlich der Umzug nach Deutschland, eine neue Sprache, neue Kultur, seine eigene Familie, die ihm fremd ist. Heute ist Cemal Ende 30 und unterrichtet Deutsch an einer Grundschule, seine kleine Tochter Ekin ist alles für ihn. Er arrangiert sein Leben zwischen ihr und Georg, mit dem er seit einer Weile eine Affäre hat. Doch nun will Georg die nächsten Schritte gehen, und Cemal hat Angst davor, ihn in sein Leben mit Ekin zu lassen. Außerdem träumt er seit kurzem von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde, die er nie gekannt hat und die ihm nach und nach die Welt ihrer Jugend zeigt und ihn mitnimmt an all die Orte, die ihm aus seiner eigenen Kindheit noch so vertraut sind. Neben dem manchmal mehr und manchmal weniger unterschwelligen Rassismus sind nun auch die Träume Süveydes Teil von Cemals Alltag, in dem er versucht, endlich einen Weg hinaus aus seiner anerzogenen Sprachlosigkeit zu finden. Die Suche nach seinen Wurzeln und nach Beständigkeit und gleichzeitig die Angst und Unfähigkeit, irgendwo länger zu verharren, sind Dinge, die Cemal umtreiben.
Der Roman reißt mit. Die recht kurzen Kapitel, die dazu verleiten, ständig "nur noch eins!" mehr zu lesen, die Sprache, die Thematik, all das packt und man bekommt kaum mit, in welcher Geschwindigkeit man durch die Seiten fliegt. Cemals Geschichte macht wütend und frustriert, ist aber zugleich von riesiger Verletzlichkeit und Zartheit geprägt. Eine große Leseempfehlung für diesen schönen, feinfühligen Roman!
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Gebundenes Buch
In der Ruhe liegt keine Kraft
ruh ist ein komplexer Roman. Er handelt in der Hauptsache von Cemal und seiner Geschichte, aber in der Nebensache viel von Cemals familiären Verflechtungen und Freunden. Es geht um die Suche nach Identität, auch zwischen Orten und Kulturen, aber vor allem …
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In der Ruhe liegt keine Kraft
ruh ist ein komplexer Roman. Er handelt in der Hauptsache von Cemal und seiner Geschichte, aber in der Nebensache viel von Cemals familiären Verflechtungen und Freunden. Es geht um die Suche nach Identität, auch zwischen Orten und Kulturen, aber vor allem aus einer sehr persönlichen, verzweifelten Perspektive heraus. Es geht dabei auch um Einsamkeit und verstanden werden. Oder eben nicht verstanden werden.
ruh bietet dabei tiefe Einblicke, wie sich familiäre Traumata über Generationen fortsetzen und auch einen interessanten Blickwinkel darauf, wie man diesen entfliehen und sich selbst vielleicht finden kann. Dabei vereinfacht der Roman nicht, sondern fordert den Leser auf, die Komplexität selbst zu entwirren.
Mich hat in dem Buch die Komplexität erschlagen. Ich habe bis zum Ende den Überblick nicht gefunden und war verwirrt, auch auf Grund vieler unterschiedlicher Punkte. Einerseits springt das Buch in den Zeitebenen. Andererseits fließen die Perspektiven vieler Personen ein. Dazu kommt eine mystische / religiöse Ebene, über die ich noch ein wenig grübeln werde. Geholfen hat sie mir ad hoc nicht.
Und so fehlt diesem hoffnungsvollen Roman-Debüt eine Prise Auflösung zumindest aus meiner Sicht. Es kann auch sein, dass ich das Buch nicht oder nur teilweise verstanden habe, was an mir liegen mag. Mich hat es schlussendlich nicht vollends überzeugt.
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Gebundenes Buch
Ein Roman um Trennung und Sprachlosigkeit
Das bunte Cover zeigt eine friedliche Seelandschaft mit bewaldetem Berg bei leichter Bewölkung im Sonnenuntergang. Der Buchtitel RUH ist auf Deutsch hier gut interpretiert, auf türkisch bedeutet ruh dagegen die Seele, der Geist, das Gemüt, …
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Ein Roman um Trennung und Sprachlosigkeit
Das bunte Cover zeigt eine friedliche Seelandschaft mit bewaldetem Berg bei leichter Bewölkung im Sonnenuntergang. Der Buchtitel RUH ist auf Deutsch hier gut interpretiert, auf türkisch bedeutet ruh dagegen die Seele, der Geist, das Gemüt, die Psyche, das Innere. Und genau der seelische Kraftakt der Hauptperson Cemal steht im Mittelpunkt, gefangen in deutscher Gegenwart und türkischer Vergangenheit, verfolgt von Träumen, Vorurteilen und Rassismus. Ohne Türkischkenntnisse und ohne erklärendes Glossar bleibt leider manches Erklärende verborgen, wo doch die zarte, beschädigte Gefühlsebene des jungen türkischen Deutschlehrers angesprochen wird. Seine Suche nach Identität zwischen den verschiedenen Kulturen lässt ihn verzweifeln und vereinsamen – ein komplexes, schwieriges Thema auf verschiedenen Zeitebenen. Schlussendlich verliert man sich etwas verwirrt auf der Suche nach mehr Struktur zwischen den Perspektiven der Beteiligten verschiedener Generationen trotz anhängendem Familienstammbaum. Besonders die lebhaften Beschreibungen zu Cemals dörflichen Kindheitserinnerungen der Südtürkei gefallen. Die gegensätzlichen Charaktere von Cemal und seinem Partner Georg sind gut herausgearbeitet, bringen nicht nur körperliche Spannung ins Beziehungsgeflecht. Cemals Umgang mit seiner Tochter und ihren Launen wird liebevoll gekonnt beschrieben. Beim Leser sollten zumindest Grundkenntnisse der türkischen Sprache vorhanden sein.
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Gebundenes Buch
Das Cover dieses Romans finde ich recht außergewöhnlich und spricht mich persönlich jetzt nicht unbedingt an .
Anders siehts dann schon beim Klappentext aus, der macht wirklich Lust auf mehr.
Cembalo ist ein 30 jähriger deutschlehrer und Vater einer kleinen Tochter.
Er …
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Das Cover dieses Romans finde ich recht außergewöhnlich und spricht mich persönlich jetzt nicht unbedingt an .
Anders siehts dann schon beim Klappentext aus, der macht wirklich Lust auf mehr.
Cembalo ist ein 30 jähriger deutschlehrer und Vater einer kleinen Tochter.
Er träumt von seiner Großmutter und bekommt so immer wieder Einblicke in die Vergangenheit als er noch ein Kind war und mit seiner Familie in einem arabischen Dorf in der Türkei lebte.
Diese Träume fand ich super gut beschrieben als ob man sie selbst träumen würde.
Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht und es ließ sich aus gut und flüssig lesen .
Habe es auch tatsächlich un 2 Tagen beendet und kann es nur empfehlen. Ein wirklich toller Roman
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Gebundenes Buch
Sprachlich wunderbar, Handlung zäh
Ich hatte mir nach dem Lesen des Klappentextes von "ruh" der Autorin Sehnaz Dost eine Geschichte erhofft, wo es um einen Protagonisten geht, der in seinen ersten Lebensjahren in der Türkei bei seinen Großeltern aufgewachsen ist und …
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Sprachlich wunderbar, Handlung zäh
Ich hatte mir nach dem Lesen des Klappentextes von "ruh" der Autorin Sehnaz Dost eine Geschichte erhofft, wo es um einen Protagonisten geht, der in seinen ersten Lebensjahren in der Türkei bei seinen Großeltern aufgewachsen ist und später zu seiner ihm weitestgehend fremden Eltern nach Deutschland kommt. Ich erwartete Einblicke in die familiären Beziehungen und wie Cemal zwischen diesen beiden Heimaten aufwächst. Außerdem fand ich den Aspekt der homosexuellen Beziehung interessant.
Leider war der Roman dann doch eine große Enttäuschung. Ich habe mich immer wieder gefragt, wo die Autorin mit der Geschichte hin möchte. Es gibt kaum Einblicke in die familiären Beziehungen, vielmehr lesen wir hauptsächlich von Cemal, der im Selbstmitleid versinkt. Zwischendrin wechselt die Perspektive zu Cemals Urgroßmutter, die sich an an ein vormaliges Leben erinnert und sich nun stark auf ihre Tochter fixiert. Hier fehlte es mir völlig am Zusammenhang. Warum wird dieser Handlungsstrang erzählt? Was hat das Ganze mit Cemal zu tun?
Was mich wirklich sehr stört, ist die Darstellung von "den rassistischen Deutschen". Diese stereotype Zeichnung fördert ebenso Vorurteile und spaltet unsere Gesellschaft (und das schreibe ich als eine Person, die selber einen sogenannten "Migrationshintergrund" hat!).
Es ist schade, dass das Potential der Geschichte nicht genutzt wurde. Das Thema Heimat und auch der innere Konflikt rund um Cemals sexuelle Orientierung sind aus meiner Sicht absolut interessante Themen, die zwar angerissen, aber nicht wirklich auserzählt wurden. Ich empfinde die Handlung als sehr zäh und langatmig.
Ein Lob möchte ich dennoch aussprechen: Die Autorin hat eine wunderbare Sprache! In ihren Sätzen liegt etwas sehr melancholisches und zartes, was ich sehr mag.
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Eigentlich spannend: Cemal möchte sich nicht öffnen, zumindest nicht Georg gegenüber, ihm nicht mehr von sich, seiner Familie erzählen. Von den Geschichten, die ihm durch den Kopf schießen, von seinen Eltern und Großeltern und Urgroßeltern in der Türkei. …
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Eigentlich spannend: Cemal möchte sich nicht öffnen, zumindest nicht Georg gegenüber, ihm nicht mehr von sich, seiner Familie erzählen. Von den Geschichten, die ihm durch den Kopf schießen, von seinen Eltern und Großeltern und Urgroßeltern in der Türkei. Geschichten, die wichtig und spannend sind für seine Herkunft und sein Wesen. Und gleichzeitig: Die, die den Verlauf von „ruh“ eher zäh machen. Die, für mich persönlich, viel weniger interessant sind als Cemals Persönlichkeit, sein Leben zwischen Ex-Frau Gül, Tochter Ekin und neuer Liebe Georg. Stellt sich die Frage: Liegt es am Buch oder an mir?
Cemals Leben ist nicht einfach, von Anfang an. Aufgewachsen im arabischsprachigen Teil der Türkei, ohne Vater und Schwester, die in Deutschland geblieben sind. Erst mit acht Jahren kommt er nach, in ein neues Leben, ohne die Großeltern. Irgendwann zieht es ihm vom Land in die große Stadt, er heiratet Gül, wird Vater von Ekin, doch ein zweites Kind wird erst einmal aufgeschoben und dann bleibt es bei der einen Tochter und die Ehe ist auch zu Ende. Als Lehrer wird er rassistisch beleidigt und vom Direktor nicht in Schutz genommen. Und dann droht auch noch seiner sechsjährigen Tochter eine schlechte Note, da diese sich gegen ein fremdenfeindliches Lied im Musikunterricht zur Wehr gesetzt hat.
Die Figuren in Şehnaz Dosts Debütroman schwanken zwischen Aufbegehren und Resignation, wenn es um Alltagsrassismus geht. Und dieser Zwiespalt vom Leben mit Migrationshintergrund in Deutschland ist stark geschrieben. Viel mehr, viel intensiver hätte ich mir diesen so wichtigen Teil von „ruh“ gewünscht. Und auch Cemals Unsicherheit in Bezug auf seine Beziehung mit Georg, ihre gemeinsame Freundschaft mit Anne ist spannend, ja, vielleicht ein Roman für sich, in „ruh“ aber leider eher nur ein Nebenfluss, der irgendwann zu versanden droht.
Dass die Geschichte rund um Cemals Familie nicht so richtig ankommt, ist sicher auch einem Stück mir geschuldet. Ich verliere gerne mal den Faden bei Erzählungen über Generationen hinweg. Das „Wer war noch mal wer“ wird zwar durch den Stammbaum am Ende des Buches abgefedert, aber irgendwie hat mich dieser Teil von Dosts Roman nicht gefesselt. Eine weitere Hürde: Mir fehlt der sprachliche Hintergrund, die vielen türkischen und arabischen Begriffe zu verstehen, die im Buch Teil der Erzählung sind. Sie sind extrem gut eingebunden, man liest alles flüssig, aber stolpert doch, muss googeln, und das macht es doch etwas anstrengender. Hätte es ein Glossar gebraucht, wie häufig bei japanischen oder koreanischen Büchern? Oder doch mehr Verständnis für Begrifflichkeiten, die Teil der deutschen Sprache werden könnten?
Wenn ich beide Teile von Şehnaz Dosts „ruh“ bewerte, dann bekommt Cemals Gegenwart 4 von 5 Sternen, seine Familiengeschichte aber nur 2. Macht 3 von 5. Aber wer Generationengeschichten mag, der wird auch hier mehr Freude haben. Und mit Blick auf das Leben von türkischstämmigen Deutschen und den unerträglichen Rassismus, der ihnen im Alltag entgegenschlägt, ist „ruh“ auch allen anderen eine Empfehlung wert. Und die Hoffnung groß, dass Dosts nächster Roman die Stärken des Debüts bündelt und noch besser wird.
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Zwischen Identität und Vergangenheit
In "ruh" führt Şehnaz Dost mit ihrem literarischen Debüt in eine Welt voller Gefühle und Vergangenheit ein. Das Cover des Romans zeigt eine Landschaft und deutet bereits auf die komplexe Familiengeschichte hin, die im Zentrum der …
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Zwischen Identität und Vergangenheit
In "ruh" führt Şehnaz Dost mit ihrem literarischen Debüt in eine Welt voller Gefühle und Vergangenheit ein. Das Cover des Romans zeigt eine Landschaft und deutet bereits auf die komplexe Familiengeschichte hin, die im Zentrum der Handlung steht. Cemal, der Protagonist, wurde zunächst von seinen Großeltern in der Türkei großgezogen, bevor er später zu seinen Eltern in die Türkei geschickt wurde. Durch verschiedene zeitliche Ebenen und Rückblenden erzählt die Autorin einfühlsam von Cemals Suche nach Identität und dem Umgang mit seinen inneren Konflikten.
Besonders beeindruckend fand ich die Darstellung von Cemals Bindungsängsten und seine Rolle als Vater, der mit seiner Tochter Rassismus erlebt. Trotz kleinerer Kritikpunkte hatte ich insgesamt eine gute Zeit bei der Lektüre und empfehle "ruh" gerne weiter, besonders an Leserinnen und Leser, die migrantische Geschichten aus neuen Perspektiven kennenlernen möchten.
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"Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns", habe ich neulich gelesen. Dieses Buch ist keine Axt, sondern lässt das Eis ganz langsam und sanft schmelzen. Dieser Roman muss gelesen werden von Lehrern, Eltern, Migranten und Nicht-Migranten, Liebenden, Suchenden und …
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"Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns", habe ich neulich gelesen. Dieses Buch ist keine Axt, sondern lässt das Eis ganz langsam und sanft schmelzen. Dieser Roman muss gelesen werden von Lehrern, Eltern, Migranten und Nicht-Migranten, Liebenden, Suchenden und Angekommen.
Häufig sind türkische Sätze eingestreut, was ich sehr schön fand. Google translate hat mir weitergeholfen, aber Fußnoten mit der Übersetzung hätten mir besser gefallen.
Die musikalischen Referenzen sind auch toll, es böte sich sogar an, eine Buchplaylist zu erstellen.
Ich habe selbst "Migrationshintergrund", wenn auch keinen türkischen, und es tut bisweilen weh, diesen Text zu lesen, weil er so wahr ist, individuell und auch gleichzeitig universell. Ich wünsche mir, dass er von vielen Menschen gelesen wird, gerade auch von denen der sogenannten Mehrheitsgesellschaft, die uns immer fremdgemacht hat und immer fremdmachen wird. Wir sind hier nicht fremd. Wird es eines Tages jemand verstehen?
Ich empfehle diesen Roman uneingeschränkt weiter.
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