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Produktdetails
  • Verlag: Roseni Verlag
  • 2000.
  • Seitenzahl: 87
  • Altersempfehlung: ab 11 Jahren
  • Deutsch
  • Abmessung: 280mm
  • Gewicht: 594g
  • ISBN-13: 9783980743402
  • ISBN-10: 3980743403
  • Artikelnr.: 09703935
Autorenporträt
Christoph Haußner ist als freier Maler tätig und war Zeichner der Grabungsmannschaft in Troja. Seine Illustrationen finden sich weltweit in Büchern und Zeitschriften wie National Geographic oder The Sunday Times Magazine. 2006 erhielt er den "Seerosenpreis für Bildende Kunst" der Stadt München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.08.2001

Wenn sich Traum und Wirklichkeit durchdringen
Drei jugendliche Zeitreisende auf den Spuren von Troja
Marian ist dreizehn, er hat Schliemanns Tagebuch gelesen und weiß alles über den Trojanischen Krieg, wie ihn Homer in der Ilias erzählt. Nun darf er mit seinem Archäologen-Vater für ein Vierteljahr an einem internationalen Grabungs-Treffen am Hügel von Hisarlik teilnehmen, wo Schliemann 1871 mit seinen Ausgrabungen begann und auf den Schatz des Trojaner-Königs Priamos stieß. Auch ein Archäozoologe gehört zum Forscherteam, und er hat ebenfalls seinen Sohn mitgebracht. Aber der sechzehnjährige David langweilt sich, er wäre viel lieber bei seinen Freunden zu Hause und würde sich den gemeinsamen Frühmännlichkeits-Ritualen hingeben. Den Umgang mit einem drei Jahre Jüngeren findet er unter seiner Würde, doch sonst gibt es unter den etwa 70 Bewohnern des Camps keinen Jugendlichen.
Was im Lauf der von Matthias Raidt ebenso sachkundig wie phantasievoll erzählten, von Christopher Haußner mit poetischer Exaktheit illustrierten Geschichte mit David passiert, das soll sich auch am halbwüchsigen Leser ereignen: seine langsame, aber sichere Verwandlung in einen „Trojaner”. Wetten, dass die Reise durch das Buch zum Ziel führt: Der Sog des Mythos Troja ist unwiderstehlich. Man muss ihn nur zu vergegenwärtigen wissen, und das gelingt Raidt und Haußner glänzend mit Hilfe einer Zeitreise zu einigen der wichtigsten Besiedlungsepochen des von Geschichte getränkten, am Übergang von Europa nach Asien herausragend gelegenen Hügels.
Das geheimnisvolle Mädchen Rüya, das die beiden Jungen zunächst durch das Gerippe eines in einem Kistengrab bestatteten zehnjährigen Kindes auf sich aufmerksam macht, wandelt sich im Lauf der zweieinhalb Jahrtausende zur jungen Frau, bleibt aber, wie Beatrice für Dante, die zuverlässige Wegweiserin der Jungen durch ein ihnen auf weite Strecken unbekanntes, immer wieder auch gefahrvolles Terrain. Denn es ist nie ganz harmlos, sich ernsthaft auf Vergangenes einzulassen.
Vergegenwärtigung: Sie betrifft das Leben von Rüyas Familie in der frühen Bronzezeit-Hütte (um 2500), die Kämpfe zwischen Trojanern und Griechen, namentlich die zwischen Hektor und Achilles, den durch ein furchtbares Erdbeben verursachten Untergang der blühenden Stadt (das trojanische Pferd entpuppt sich als dichterische Umschreibung der Katastrophe, nannte man doch den oft zornschnaubenden Meeresgott Poseidon einfach das Pferd), schließlich das elegante römische Ilium, in das gerade Kaiser Hadrian einzieht und in dem David um ein Haar dem grausamen Kybele-Kult zum Opfer fällt.
Die drei Zeitreisenden absolvieren die Hauptstationen einer faszinierenden Rezeptionsgeschichte, die Troja auch zur Nahtstelle zwischen Griechenland und Rom gemacht hat. Wir sehen einen jungen Mann aus der brennenden, einst so stolzen Stadt fliehen, einen gebrechlichen Alten, seinen Vater, auf den Schultern, einen kleinen weinenden Buben an der Hand: Äneas und sein Sohn Ascanius werden das römische Reich gründen.
Traum und Wirklichkeit durchdringen sich; Traum und Wirklichkeit lautet auch der Untertitel der großen, Besuchermassen anziehenden, im März in Stuttgart eröffneten Troja-Wanderausstellung (jetzt in Braunschweig, ab November in Bonn). Das Buch steht in ihrem Zeichen. Aber es bietet mehr als spannende Information, weil es gleichzeitig die Emotionen anspricht Der Leser erlebt, wie die beiden ungleichen Jungen Freundschaft schließen. „Eure Fantasie und eure Freundschaft”, erklärt ihnen Rüya zum Abschied, „haben mir die Macht gegeben, dies alles für euch Wirklichkeit werden zu lassen.”
Zur Wirklichkeitskenntnis trägt freilich auch der vorzügliche, knappe, doch überaus instruktiv gehaltene Anhang mit Erläuterungen, Rekonstruktionen, Karten und Zeittafel bei. Dieser Sachteil steht der Erzählung an Attraktivität nicht nach. (ab 12 Jahre )
ALBERT VON SCHIRNDING
MATTHIAS RAIDT: Rüya und der Traum von Troja. Mit Illustrationen von Christopher Haußner. Vorwort von Manfred Korfmann. Roseni-Verlag 2000. 87 Seiten, 29,80 Mark.
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