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"In der Kindheit ist der ganze Lebensplan vorhanden", schrieb Pierre Loti. Diesem inneren, geahnten Plan möchte er Konturen geben: Alain-Fournier und Proust vorwegnehmend, verknüpft er Vergangenes und Gegenwärtiges, um die innere Wirklichkeit und das Zeitlose zu finden. Primär ist der Roman jedoch die Schilderung einer in glücklicher Versponnenheit verlebten Jugend, der Loti mit seinem tiefen Bewusstsein um das Vergängliche über die Dauer des eigenen Lebens hinaus Bestand verleihen wollte. In seinem autobiographischen Roman erlebt Loti seine Jugend in frischer Farbigkeit nach. Erinnerungen an…mehr

Produktbeschreibung
"In der Kindheit ist der ganze Lebensplan vorhanden", schrieb Pierre Loti. Diesem inneren, geahnten Plan möchte er Konturen geben: Alain-Fournier und Proust vorwegnehmend, verknüpft er Vergangenes und Gegenwärtiges, um die innere Wirklichkeit und das Zeitlose zu finden. Primär ist der Roman jedoch die Schilderung einer in glücklicher Versponnenheit verlebten Jugend, der Loti mit seinem tiefen Bewusstsein um das Vergängliche über die Dauer des eigenen Lebens hinaus Bestand verleihen wollte.
In seinem autobiographischen Roman erlebt Loti seine Jugend in frischer Farbigkeit nach. Erinnerungen an die Freuden und ersten schmerzlichen Erfahrungen des wohlbehüteten Knaben, der in der Provinzhauptstadt Rochefort-sur-Mer aufwächst, steigen empor. Episoden aus dem Alltag des heranwachsenden Träumers werden aneinandergereiht, in dessen Wesen sich Realitätssinn und Phantasie eng verbinden.
Autorenporträt
Pierre Loti (eigentlich Julien Viaud, 1850-1923) war Marineoffizier. Reisen nach Nord- und Südamerika, Tahiti, Tongking (Teilnahme am Boxerkrieg), Indien, China und Japan. Er veröffentlichte seit 1879 Romane, Erzählungen, einige Dramen und Reiseberichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.1996

1890
Pierre Loti "Roman eines Kindes"

Proust, im Übergang vom "Jean Santeuil" (1895-99) zur "Recherche" (ab 1909 ungefähr), fand die vollendete Form der Erinnerung an die eigne ganz frühe Seele. Aber die französische Literatur hatte in den Jahren davor schon ergreifende Kinderseelendarstellungen gehabt, autobiographischer Art, das liegt sicher in der Natur solcher Dichtung: Jules Renard hatte 1894 "Muttersohn" geschrieben, vier Jahre davor war Pierre Lotis "Roman eines Kindes" erschienen, die im Ich-Stil erzählte Geschichte eines stillen Kindes, das in Rochefort aufwächst, auf der Isle d'Oleron, am Flusse Lot im Süden. (Dort liegt Loti auch begraben, auf seinen Wunsch, in einem Garten im Haus seiner Vorfahren, "unter Efeu und Lorbeer", wie eine Tafel vorn am Haus sagt, ans Grab darf keiner.) Pierre Loti, der von 1850 bis 1923 lebte, will eigentlich gar nicht wirklich verstehen, vom Erwachsenenstandpunkt aus, wer er war als jenes Kind. Er versucht, rein das Kind zu beschwören, das er gewesen sein muß, und es ergreift uns Leser dann wie ein unlösbares Rätsel, wenn Loti schließlich berichtet, wie er als ein Vierzehnjähriger, und er hat nie herausbekommen, warum (seine Eltern waren dagegen, sein so verehrter viel älterer Bruder war auf See gestorben), sich entschließt, zur Marine zu gehen. In den zehn Jahren vor diesem Kinderroman war Loti berühmt geworden durch romanhafte Schilderungen seiner Erlebnisse als weltbereisender Seemann. Ein unergründlicher Mann, vielleicht hatte er gar kein Inneres, sagt man sich manchmal. Vielleicht hat er sich das selber gesagt und dann in seiner Kindheit danach gesucht; da war eines, wir meinen es mit ihm jetzt zu sehen, im verlorenen Licht jener Tage - aber nichts führt von dort herüber, nur dieses wunderliche Wiederbeschwören bleibt. (Pierre Loti: "Roman eines Kindes". Aus dem Französischen übersetzt von Lislott Pfaff. Manesse Verlag, Zürich 1994. 342 S., geb., 32,20 DM.) R.V.

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