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Als die Mafia ihren Vater und ihren Bruder ermordet, entschließt sich die junge Sizilianerin Rita Atria unter Lebensgefahr, mit der Justiz zusammenzuarbeiten. Petra Reski erzählt diese wahre tragische Geschichte und zeichnet zugleich das Porträt eines Landes, das in mafioser Gewalt zu ersticken droht.

Produktbeschreibung
Als die Mafia ihren Vater und ihren Bruder ermordet, entschließt sich die junge Sizilianerin Rita Atria unter Lebensgefahr, mit der Justiz zusammenzuarbeiten. Petra Reski erzählt diese wahre tragische Geschichte und zeichnet zugleich das Porträt eines Landes, das in mafioser Gewalt zu ersticken droht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2008

Im Abendflug nach Palermo

Petra Reski hält es für einen Überlebensvorteil, unterschätzt zu werden. Nach Lektüre ihres Buches weiß man, warum. So anschaulich ist, zumindest auf Deutsch, noch nie über die Mafia geschrieben worden.

Seit Duisburg sieht die Mafia anders aus. Das Massaker im Ristorante "Da Bruno", wo an Maria Himmelfahrt 2007 zwei Killer der kalabresischen 'Ndrangheta sechs Landsleute hingerichtet haben, hat ihr den letzten Rest von Exotik und alle Zweifel daran genommen, dass sie sich hierzulande längst eingenistet hat. Von der Pizzeria an der Ecke kann sie ihre Fäden ziehen, Feinkost- oder Schuhgeschäfte können als Geldwaschanlagen dienen, viele Milliarden Euro ihrer in Drogen- und Waffenhandel, Schutzgelderpressung, Markenpiraterie und Subventionsbetrug erwirtschafteten Gewinne hat sie, einem Bericht des Bundeskriminalamts zufolge, in Deutschland angelegt. An der Frankfurter Börse ist sie ebenso aktiv wie in den neuen Bundesländern, wo sie früh in Hotels investiert hat.

Die Mafia ist mitten unter uns. Mit der Einführung des Euros sind grenzüberschreitende Finanzschiebereien leichter geworden, längst hat sie sich Maßanzüge, Manieren und Masken der Wohlanständigkeit zugelegt. Ihre archaische Fratze, die sie - strategisch ein Fehler - in Duisburg noch einmal zeigte, ist einem globalisierten Gesicht gewichen, das lieber anonym bleibt. Aus einer endemischen ist eine epidemische Krankheit geworden. Aber auch das ist Teil des Phänomens und des akuten Interesses daran: Dass die Öffentlichkeit auf die Festnahme der Mörder von Duisburg länger warten muss als auf ein spannendes neues Buch, das ihm, unter Berücksichtigung der dortigen Ereignisse, nachspürt.

Denn "Mafia", wie Petra Reski ihren Reportagenband denkbar allgemein überschreibt, hält mehr als der Untertitel "von Paten, Pizzerien und falschen Priestern" verspricht. Die seit 1989 in Venedig lebende Autorin ist eine genaue, kenntnisreiche Beobachterin, die Neugier und einschleichende Nähe mit einer kühlen Distanz imprägniert. Zur Mafia reist sie wie auf eine Städtetour. Von Venedig nach Palermo nimmt sie "immer den Abendflug" und schickt von unterwegs Salvo, "dem Taxifahrer meines Vertrauens", und ihrer Freundin Shobha, einer bekannten Fotografin, eine SMS, damit sie im Restaurant einen Tisch reserviert. "Mafia" lässt sich an wie ein Reiseessay, und der stellt auch den Rahmen bereit, in den Begegnungen mit Mafiosi und Hinterbliebenen von Opfern, Politikern, Staatsanwälten, Richtern, Polizisten und Zeitzeugen als Episoden aufgenommen werden. Was an Atmosphärischem, Persönlichem und kleinen Eitelkeiten einfließt, trägt auch bei, das Thema im Alltag zu justieren: Viele mafiöse Verhaltensweisen spielen sich, so führt Petra Reski eindrücklich vor, in aller Öffentlichkeit ab, und es bedarf "nur" eines geschulten Blicks und einer (oft großen) Portion Unerschrockenheit, sie wahrzunehmen und zu studieren.

Aus dem Umstand, dass die Mafia in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, zieht die Autorin eine so naheliegende wie mutige Konsequenz: Sie rückt den Mafiosi und ihren Angehörigen auf die Pelle und lockt sie mit ihren Fragen aus der Reserve. Klingt einfach, ist aber in dieser Mischung aus scheinbarer Unbedarftheit und Vertrauen weckender Einfühlung, Chuzpe und Courage ganz schön raffiniert: "Unterschätzt zu werden ist das Beste, was einem Journalisten während einer Reportage passieren kann", notiert Petra Reski einmal, und das gilt, wie sie weiß, in Süditalien für eine Frau erst recht.

Die Reise zu den Schauplätzen und Aktionsfeldern der Mafia, ihren Protagonisten und Antagonisten folgt nicht dem Flugplan der maroden Alitalia, sondern einer offenen Dramaturgie, die in Porträts und Szenen, Ortserkundungen, Gesprächen, Gerichtsakten und Recherchen die Physiognomie einer alles andere als "ehrenwerten Gesellschaft" differenziert und hintergründig erfasst. Diese Patchwork-Struktur erlaubt es Reski, schon auf dem Weg von Venedig nach Palermo eine Zwischenstation einzulegen, die sie gerade nicht in die Mitte, sondern an den Rand, an die Peripherie von Rom führt: In einem schäbigen Block, wo ihm das Innenministerium eine Wohnung angemietet hat, trifft sie Marcello Fava, einen abtrünnigen Mafioso, der hier unter falschem Namen und ständiger Bewachung lebt. Mit dem Porträt und Psychogramm eines "pentito" zu eröffnen, ist ein doppelter Coup. Denn erstens beweist die Autorin damit, dass sie sogar an Leute herankommt, die sich von der Cosa nostra losgesagt haben, und zweitens stellt sie sich gerade mit diesem Schicksal gegen jede Verharmlosung: Für Mafiosi gilt, so oder so, immer lebenslänglich.

Die Bereitschaft, mit der Justiz zusammenzuarbeiten, kommt einem Todesurteil mit unbekanntem Vollstreckungstermin gleich. So verkörpert Marcello Fava den Extremfall des Verhältnisses von Mafia und Gesellschaft, das Petra Reski in jeder Episode auslotet: Wenn sie Rosaria Schifani, Witwe eines der Leibwächter von Giovanni Falcone, porträtiert, wird das zu einer Fallstudie darüber, wie der Gemeinschaft eine Frau, die nicht bereit ist, ihre Trauer in sich hineinzufressen, zu viel wird. Wenn sie in San Luca mit Don Pino, dem Pfarrer, spricht, erscheint er als ein Kirchenvertreter, der sich mit der 'Ndrangheta so weit arrangiert hat, dass er sie schön- und wegredet, und wenn sie dort kurzentschlossen beim Haus des Pelle-Vottari-Clans vorbeischaut, bekommt sie einen Mafioso zu Gesicht, den sie sieben Monate später in den Nachrichten bei seiner Festnahme wiedererkennt, und riskiert, als "verdammte Nutte" beschimpft und bedroht zu werden. So blamiert Petra Reski sogar die Carabinieri.

Petra Reski fährt nach Reggio Calabria und interviewt die Staatsanwälte Salvatore Boemi und Nicola Gratteri, die - schwermütig der eine, dynamisch der andere - über die Geschäfte der 'Ndrangheta und das Blutbad von Duisburg sprechen, und sie verabredet sich mit Heinz Sprenger, der dort die Ermittlungen leitet und keine Pizza mehr isst: Eine Gegenüberstellung, die mit der Differenz zwischen italienischer und deutscher Rechtsprechung auch die größte Schwierigkeit der Ermittler aufzeigt.

Ein Ausflug nach Corleone wird zum Exkurs über die inbrünstig-verlogene Frömmigkeit der Mafia und die Begegnung mit dem Karmeliterpater Frittitta in Palermo zum Exempel für religiöse Korruption. Petra Reski ist Gast auf der Hochzeit von Rosalba Di Gregorio, Palermos prominenter Mafiaanwältin, und bekommt in deren Kanzlei die Frau und drei hübschen Töchter eines mächtigen Mafioso vors Mikrofon, die sich ungeniert als Opfer gerieren. In einem Vorort von Neapel schaut sie bei dem Musikproduzenten und Camorrista Carmine Sarno vorbei, geht mit ihm essen und rast mit ihm im silbergrauen Mercedes durch die Nacht. Und sie besucht Carla Madonia, die, Strohwitwe eines inhaftierten Paten, in ihrer mit Stahlwänden gesicherten Villa in Mondello sitzt, wenn sie nicht gerade auf Goodwill-Tour für ihren "ehrbaren" Gatten durch die Medien tingelt.

Petra Reski kennt Palermo wie ihre Jeanstasche, die Staatsanwälte des Anti-Mafia-Pools und die grauen Eminenzen, die Sprache, den Stolz und sogar einen "realen" Kommissar Montalbano. Auch dem Leben der Rita Atria, die mit siebzehn Jahren in den Tod sprang, spürt sie nach: Als Rita elf ist, wird ihr Vater, ein Mafiaboss, fünf Jahre später auch ihr Bruder ermordet, und als sie sich daraufhin an die Justiz wendet, wird sie von ihrer Mutter verstoßen. Überhaupt die Mafiafrauen: Mit der Legende der stummen Dulderinnen räumt das Buch gründlich auf und entschleiert sie als Mitwisser, Mittäter, Miträcher.

Kapitel für Kapitel, Szene für Szene, Porträt für Porträt setzt Petra Reski das Bild eines kriminellen Systems zusammen, mit dem Teile der italienischen Politik und Wirtschaft einen falschen Frieden geschlossen haben: Die Verbindung zwischen Silvio Berlusconi und seinem sizilianischen Studienfreund und Geschäftspartner, dem Mafiaunternehmer Marcello Dell'Utri, leuchtet sie ähnlich scharf aus wie die Verwicklungen von Giulio Andreotti oder Salvatore "Totò" Cuffaro, der als Regionalpräsident von Sizilien wegen Mafiabegünstigung zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde.

Wie die Vergehen der Mafia verdrängt, abgespalten und verklärt werden, wird dargelegt, ihre Mythen, Mentalitäten und Moral werden ebenso geschildert wie ihre Präpotenz, Arroganz und Protz: So gegenwärtig, anschaulich und farbig ist, zumindest auf Deutsch, noch nie über sie geschrieben worden. Die Mafia sieht nach diesem Buch anders aus.

ANDREAS ROSSMANN.

Petra Reski: "Mafia". Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern. Droemer Verlag, München 2008. 336 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2008

Neue Bankräuber
Die Welt der organisierten Kriminalität ist teilweise die eigentliche Welt Von Hans Leyendecker
Bankräuber sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Ihre Überfälle zeugen nur noch von naivem Dilettantismus. Und was ist schon der Finger am Abzug einer Waffe verglichen mit der Hand, die den Geldhahn auf- und zudreht? In der grenzenlos gewordenen Welt boomen die Geschäfte des organisierten Verbrechens. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds schätzen, dass mittlerweile bis zu zwanzig Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts aus kriminellen Aktivitäten stammen. Von einer ähnlichen Größenordnung wie die beiden Milliarden-Hochburgen geht der britische BBC-Reporter und Buchautor Misha Glenny aus, der die Welt des international organisierten Verbrechens kennt. Sein neues Buch hat er McMafia genannt.
Das ist ein origineller Titel für ein nicht ganz so neues Phänomen. „Mafia, eigtl. Überheblichkeit, Anmaßung”, erklärt der Duden. Der Mafioso ist in aller Regel unabhängig von den bürgerlichen Gesetzen und vertraut auf eigene Machtmittel. Mafia ist kein Geheimbund, sondern die Definition eines Zustands. Der Aggregatzustand der Gesellschaft, das steht fest, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht zum Besseren entwickelt. Seit der Implosion des Ostens ist das organisierte Verbrechen immer weiter gewachsen und immer neue Bündnisse eingegangen. Machtlos stehen vielerorts Ermittler vor dem Netzwerk krimineller Unternehmungen. Längst übertrifft die Wirklichkeit die Fiktion an Phantasie.
Als sich in Osteuropa Staaten auflösten, verschwand nicht nur eine Ideologie. Zehntausende früherer Sicherheitsmitarbeiter bauten kriminelle Konzerne auf, die unter anderem mit Drogenschiebereien, Schmuggel, Menschenhandel, Waffenhandel und allen Formen der Eigentumskriminalität das große Geld machten. Ständig erschlossen sie neue Märkte. Die für ihre Brutalität bekannte tschetschenische Mafia etwa verkaufte sogar ihren Namen an Schutzgeldkartelle, wie Glenny berichtet. Die machten die Dreckarbeit und mussten ebenso brutal auftreten wie das Original. Bankhäuser, Briefkastenfirmen, Treuhandgesellschaften, Beratungsfirmen und Holdings mit Phantasienamen steuerten dann Milliarden-Transaktionen. Dieses Geld ist Bestandteil des Finanzsystems und wird quer durch die Wirtschaftsbereiche investiert.
Glennys Reise in die Welt des organisierten Verbrechens führt den Leser nach West- und Osteuropa, Russland, China und Japan über Nord- und Südamerika in den Nahen Osten und nach Afrika. Er beschreibt die Internationalität des Geschäfts. Vor gut anderthalb Jahrzehnten etwa trafen sich kolumbianische Drogenkartelle und europäische Kriminelle auf Einladung italienischer Anwälte, die in Brasilien leben, auf einer Karibikinsel, um den Kokainschmuggel nach Europa neu zu organisieren. Der Autor warnt, dass Länder wie Sierra Leone oder Liberia zum Handlanger kolumbianischer Drogenkartelle werden könnten.
Der Brite ist Spezialist für Mittel- und Südosteuropa und hat auch deshalb einen besonderen Blick auf die panbalkanische Mafia und auf das kriminelle Gewese in Bulgarien. Im Schatten öffentlicher Wahrnehmung, aber in den Umrissen schon deutlich erkennbar, sind dort Verbrechensimperien entstanden. Die Staaten des früheren Jugoslawien, schreibt Glenny, hätten „die Logistik ihrer militärischen Anstrengungen in die Hände von Verbrecherbanden” gelegt. Der Westen habe zugeschaut und sich sogar der aus kriminellen Aktivitäten stammenden Produkten bedient.
Glennys Beschreibungen der Entwicklung der japanischen Yakuza oder der chinesischen Triaden hingegen sind eher klischeehaft. Kein Buchautor kann offenkundig Spezialist für alle weltweiten Formen der organisierten Kriminalität sein. Deutschland, wo es diese auch gibt, spart er aus, was kein allzu großer Mangel ist. Dass die osteuropäischen Verbrechenskonzerne in den Zeiten der Wirrnis den Aufbau des Kapitalismus erst möglich gemacht haben, ist ebenso eine Kernthese Glennys wie der Vorschlag, beispielsweise Marihuana freizugeben, um den kriminellen Unternehmungen den Gewinn wegzunehmen. Den Krieg gegen Rauschgift, der von den USA ausgerufen wurde, hält er für verloren.
Die Syndikate unserer Tage bilden keine Gegenmacht, bauen keinen Parallelstaat auf, sie wollen Anpassung um jeden Preis und hemmungslose Assimilation. Geräuschlos wollen sie sich in den Wirtschaftskreislauf integrieren und möglichst hohen Profit erzielen. Gewalt werde nur als letztes Mittel eingesetzt, meint Glenny. Die Bosse hätten gelernt, dass Mord- und Totschlag nur die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden auf sich ziehen und die Geschäfte stören.
Dass die Unterwelt zur Oberwelt werden könne, war die These vieler Kriminologen in den achtziger und frühen neunziger Jahren. Die Aufmerksamkeit ließ nach, als der islamistische Terrorismus die gewöhnliche Kriminalität aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verdrängte. Der neue Blick zeigt: Das Menetekel vom Verbrechen, das eines Tages die Welt regiert, ist keine Zustandsbeschreibung, sondern war Apokalypse.
In diesen Tagen stellt sich ohnehin die Frage, wo denn überhaupt der Unterschied zwischen aggressivem Turbokapitalismus und Kriminalität liegt. Es gibt häufig eine Scheu, die beiden Bereiche miteinander zu vergleichen oder in Beziehung zu bringen. Dabei macht schon die alte Definition der organisierten Kriminalität (OK) wie sie in Deutschland bereits 1990 von der Arbeitsgruppe Justiz/Polizei erarbeitet wurde, die Gemeinsamkeiten klar: Danach ist OK „die von Gewinn- oder Machtstreben bestimmte, planmäßige Begehung von Straftaten, die einzeln oder in ihrer Gesamtheit von erheblicher Bedeutung sind, wenn mehr als zwei Beteiligte auf längere oder unbestimmte Dauer arbeitsteilig, unter Verwendung gewerblicher oder geschäftsähnlicher Strukturen (. . .) zusammenwirken”. Danach kann Korruption, die Kartellabsprache, ja sogar die organisierte Steuerhinterziehung, die Voraussetzung für den Tatbestand OK erfüllen. Welcher Beamte traut sich, das öffentlich zu sagen. OK – das sind immer die anderen.
Eine andere Beschreibung der Welt des Verbrechens liefert Petra Reski. Die in Venedig lebende deutsche Journalistin ist eine sehr genaue, kenntnisreiche Beobachterin der Mafia in Italien. Die Reporterin hat einen „Mafia”-Reportageband geschrieben. Es ist das lesenswerteste Buch der vergangenen Jahre über die ehrenwerte Gesellschaft in Italien. Die Autorin berichtet über ihre Begegnungen mit Mafiosi, deren Unterstützern und Helfern, mit Staatsanwälten, Richtern und Opfern, und das Besondere ist, dass sie den Ton trifft und kühle Distanz hält: Sie kann beobachten, schreiben. Da gibt es keine stilistischen Ungezogenheiten, keinen Schwulst. Die Schilderung wählt kürzeste Linien, verschmäht Zierrat. Sie entlarvt die Mitwisser und Mittäter, aber sie ist keine Verkünderin irgendwelcher Botschaften. Ihre Abstecher nach Palermo oder San Luca sind Zeitzeugnisse. Der korrupte Priester, die verlogene Strohwitwe – sie bekommen plötzlich Gestalt und Gesicht. Selten war die Mafia so gut zu erkennen.
Misha Glenny
McMafia
Die grenzenlose Welt des organisierten Verbrechens. DVA, München 2008. 528 Seiten, 24,95 Euro.
Petra Reski
Mafia
Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern. Verlag Droemer, München 2008. 335 Seiten, 19,95 Euro.
Herzig ist nur die Aufmachung. Tatsächlich verbirgt sich in den Plastikteilchen aufgelöstes Kokain. Die Rauschgiftkartelle Südamerikas versuchen so die Kontrollen auf den Flughäfen zu unterlaufen. Foto: dpa
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