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'Eva Delectorskaya,' I said mystified. ' Who's that?', 'Me,' she said. 'I am Eva Delectorskaya.' What happens to your life when everything you thought you knew about your mother turns out to be an elaborate lie? During the long, hot summer of 1976, Ruth Gilmartin discovers that her very English mother, Sally is really Eva Delectorskaya, a Russian emigre and one-time spy. In 1939, Eva is a beautiful twenty-eight year old living in Paris. As war breaks out, she is recruited for the British Secret Service by Lucas Romer, a mysterious, patrician Englishman. Under his tutelage, she learns to become…mehr

Produktbeschreibung
'Eva Delectorskaya,' I said mystified. ' Who's that?', 'Me,' she said. 'I am Eva Delectorskaya.' What happens to your life when everything you thought you knew about your mother turns out to be an elaborate lie? During the long, hot summer of 1976, Ruth Gilmartin discovers that her very English mother, Sally is really Eva Delectorskaya, a Russian emigre and one-time spy. In 1939, Eva is a beautiful twenty-eight year old living in Paris. As war breaks out, she is recruited for the British Secret Service by Lucas Romer, a mysterious, patrician Englishman. Under his tutelage, she learns to become the perfect spy, to mask her emotions and trust no one: even those she loves most. Since then, Eva has carefully rebuilt her life - but once a spy, always a spy. And now, she must complete one last assignment. This time, though, Eva can't do it alone: she needs her daughter's help. "Restless" is a tour de force. Exploring the devastating consequences of duplicity and betrayal, William Boyd's gripping novel captures the drama of the Second World War and a remarkable portrait of a female spy. Full of suspense, emotion and history, this is storytelling at its very finest.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.01.2007

Der Spion, der zu sehr liebte
William Boyds „Ruhelos” ist ein Agenten-Thriller, ein zeitgeschichtlicher Roman und eine Existenz-Metapher
„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus”, dichteten die Romantiker. Denn fremd ist der Mensch auf der Welt. Zumindest solange er sich nicht einem anderen öffnen kann. Einsamkeit war deshalb eine Zentralvokabel der Romantiker. Der einsamste Mensch auf der Welt aber ist der Spion. Weil er sich immer verstellen muss, kann er sich niemandem mitteilen. Wenn Fremdheit die, wie man in den sechziger Jahren gesagt hätte, „Signatur” des Menschen ist, dann ist der Spion der menschliche Prototyp schlechthin. Er misstraut jedem und ist deshalb immer nur auf sich selbst gestellt. Aber ist Fremdheit überhaupt je überwindbar? Und umgekehrt: Kann man ohne Vertrauen leben?
Der englische Schriftsteller William Boyd hat einen Roman geschrieben, der davon erzählt, wie fremd und unbekannt uns selbst diejenigen sind, mit denen wir eng zusammenleben. Es ist ein Verlorenheits- und Verlassenheitsroman. Es ist ein Spionage-Thriller. Er erzählt auf seinem einen Erzählstrang die Geschichte der Eva Delektorskaja, die mit ihrer Familie vor der Revolution ihrer russischen Heimat geflohen ist und 1939 als junge Frau in Paris für den britischen Geheimdienst rekrutiert wird. Sie erhält eine Top-Ausbildung, an deren Ende ihr die oberste Devise „Vertraue niemandem!” in Fleisch und Blut übergegangen ist. Danach beginnt unter verschiedensten Falschnamen das einsame Leben der Eva Delektorskaja als Spionin.
Der zweite Erzählstrang spielt während des heißen Sommers 1976 in Oxford. Ruth Gilmartin beobachtet ihre Mutter Sally und muss seltsame Verhaltensweisen an ihr feststellen. Sie behauptet, sich verfolgt zu fühlen, sie nimmt mit ihrem Feldstecher den nahen Wald in den Blick und kauft sich ein Gewehr. Sind das Verrücktheiten, die mit dem Alter kommen? Doch dann drückt Sally ihrer Tochter ein Manuskript in die Hand. Es ist die Geschichte der Eva Delektorskaja. Denn Sally Gilmartin ist Eva Delektorskaja. So erfährt Ruth vom ruhelosen Leben ihrer Mutter als Spionin.
Erfundene Informationen
Die beiden Erzählstränge schaltet William Boyd in raschem Wechsel hintereinander, bis sie am Ende zusammengeführt sind. „Ruhelos” heißt der Roman, weil Eva/Sally ein Leben lang dazu verdammt ist, ihre Spuren zu verwischen. Zu den wichtigsten Verhaltensregeln, die Eva von ihrem Ausbilder und Führungsoffizier Lucas Romer lernt, gehört die, niemals zu den eigenen Kollegen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Ausgerechnet in Bezug auf Romer bricht sie diese Regel: Eva und ihr Chef werden ein – natürlich geheimes – Liebespaar. Was immer das unter den Bedingungen totaler Konspiration bedeutet. „Mag sein, dass wir Geliebte sind, sagte sie sich, aber wir sind auch Spione, daher ist für uns alles anders, als es scheint.”
„Ruhelos” greift als Spionage-Thriller einen sehr interessanten, wenig beachteten zeithistorischen Umstand auf: nämliche die britischen Spionageaktivitäten in den USA, bevor diese in den Zweiten Weltkrieg eintraten. Seit 1939 kämpfte das britische Empire einsam und verlustreich gegen das überall seine Siege feiernde Deutschland. In diesem Kampf war Churchill dringend auf die Vereinigten Staaten als Verbündete angewiesen. Präsident Roosevelt wusste zwar, dass er sich aus dem vermeintlich europäischen Krieg nicht raushalten konnte, aber der Kongress und das amerikanische Volk waren in ihrer Mehrheit isolationistisch gestimmnt. In dieser Situation betreibt der Secret Service auf amerikanischem Boden gezielte Desinformationskampagnen, die in der amerikanischen Öffentlichkeit die Angst vor den Deutschen schüren sollen. So soll – und jetzt sind wir in der fiktiven Welt des Romans – den Behörden eine gefälschte Karte zugespielt werden, nach der die Deutschen angeblich den südamerikanischen Kontinent bereits in fünf neue Großgaue aufgeteilt hätten. „Die Deutschen stehen vor eurer Tür”, solle die Botschaft sein.
Doch als Eva Delektorskaja die besagte Karte in New Mexico einem Mittelsmann übergibt, läuft alles aus dem Ruder. Sie wird überwältigt und soll umgebracht werden. Nur mit viel Geschick entkommt sie ihrem Häscher. Doch eines ist klar: Es muss in den eigenen Reihen einen Verräter geben, ein „Gespenst”, einen Doppelagenten. Und als Eva ahnt, wer dieser Verräter ist, desertiert sie, denn sie weiß: Dieser wird nicht Ruhe geben, bis er sie zur Strecke gebracht hat.
William Boyd hat für „Ruhelos” den Costa Novel Award 2006 bekommen. Keine Frage: Der Roman ist hervorragend konstruiert. Aber vor lauter Konstruktion kommt er einem ein wenig leblos vor. Boyd arbeitet auch als Drehbuchautor. Wenn man „Ruhelos” liest, hat man manchmal das Gefühl, als warte alles darauf, dass einige große Schauspieler in die bereitliegenden, sorgfältig entworfenen, aber noch nicht mit Leben erfüllten Rollen schlüpfen. Wie Schachfiguren behandelt Boyd seine Figuren. Um ihre Motive zu verstehen, hängt er ihnen immer genau ein zeitgeschichtliches Requisit (RAF-Terrorist, Kommunist, Verfolgter des Schahregimes, Nazi-Opfer) an, aus dem heraus sie dann handeln. Für einen vollen Charakter ist das zu wenig. Die Figuren sind im Grunde Black Boxes. Das ist natürlich Programm. Dass wir ihnen kaum in die Köpfe schauen, soll das verhandelte Thema veranschaulichen: Wir kennen niemanden wirklich richtig, nicht unsere Mütter und schon gar nicht die Helden unserer Lektüren. . . Aber genau das wäre ja die Chance eines Romans: die Black Box zu lüften.
Für einen Thriller ist der Plot nicht nervenaufreibend genug, besonders die erste Romanhälfte plätschert so dahin, bevor das Verfolgungsdrama seinen rasanten Lauf nimmt. Aber der Roman will das Thriller-Genre ja nur benutzen, um etwas Umfassenderes über die condition humaine zu sagen. In dieser didaktischen Absicht liegt die Schwäche des Buchs. Die Spionage als Existenz-Metapher wird überdehnt, zumal das Gegengewicht, das Leben der Tochter, so auffallend blass und plakativ erzählt wird. Um Ruth eine Geschichte zu geben, wird ihre Biografie auf unentschlossene und konsequenzenlose Art hineingestellt in das Geschehen der deutschen 68er-Bewegung und das Aufkommen des RAF-Terrorismus. Das sind aber vor allem lose Enden, die wie Kostüm-Zitate wirken.
William Boyd ist einer der interessantesten englischen Erzähler. Bisher haben seine Bücher in Deutschland nicht das verdiente Echo gefunden. Das scheint sich nun mit „Ruhelos” zu ändern. Es ist ja auch nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Autor ausgerechnet mit einem seiner schwächeren Bücher den Durchbruch schafft. IJOMA MANGOLD
WILLIAM BOYD: Ruhelos. Roman. Aus dem Englischen von Chris Hirte. Berlin Verlag, Berlin 2007. 366 Seiten, 22 Euro.
Über erfundene Pressemitteilungen versuchte der britische Geheimdienst die Stimmung der amerikanischen Öffentlichkeit zu beeinflussen: Roosevelt bei einer Radio-Ansprache. Darunter die fiktive Karte, die in Boyds Roman die Bedrohung durch die Deutschen ausmalt. Fotos: FDR Presidential Library/ Berlin Verlag
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