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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.02.2015

Liebe und
Quantenphysik
Ein junge Frau im
Forschungszentrum Cern
Die junge Laila kommt nach dem Abitur in Sevilla ans Forschungszentrum CERN in Genf, um dort drei Monate in der Cafeteria Geld zu verdienen. Sie teilt sich dabei ein Zimmer mit der hübschen, gleichzeitig ziemlich schlauen Physikerin Angelina. Leila lernt schnell zwei ganz unterschiedliche junge Männer kennen, den charmanten Journalisten Alessio, Typ Latin Lover, und den eher introvertierten Wissenschaftler Brian. Der eine umwirbt sie auf die charmante Art, lädt sie zu einem romantischen Abendessen in der Kuppel einer alten Sternwarte ein. Der andere setzt eher auf den Intellekt, geht mit ihr ins Kino, zu einem Dokumentarfilm über Einstein und die Quantentheorie. Laila ist hin und her gerissen zwischen beiden.
  So in etwa ließe sich die Liebesgeschichte von Quantic Love knapp zusammenfassen, es wären irgendwie erwartbare Irrungen und Wirrungen rund um die erste Liebe eines 18-jährigen Mädchens. Doch der spanischen Autorin Sonia Fernández-Vidal geht es noch um etwas ganz anderes, nämlich um Quantenmechanik. Die promovierte Quantenphysikerin beschwert ihre zarte Liebesgeschichte nämlich mit allerlei wissenschaftlichem Gedankengut. Manche Seiten lesen sich wie eine naturwissenschaftliche Abhandlung. Den einen oder anderen Leser wird das bald abschrecken. Doch Sonia Fernández-Vidal, die selbst am CERN und im amerikanischen Kernforschungszentrum Los Alamos gearbeitet hat, lässt sich nicht beirren. Man spürt, dass sie sich sonst mit Wissensvermittlung beschäftigt. Immer wieder fließen in den Roman Erklärungen über die Anfänge des Universums, den weltgrößten Beschleuniger LHC, Teilchenphysik oder das Wesen von Antimaterie ein. An diesen hohen Anteil an Hintergrundwissen zu Quantenphysik muss sich der Leser erst einmal gewöhnen. Phasenweise fühlen sich die Geschichte der jungen Laila und die der Quantenphysik wie zwei Paralleluniversen in einer Handlung an. Interessant ist, dass sie sich im Lauf des Buchs immer organischer miteinander verbinden. Akzeptiert man beide Welten, liest sich die Geschichte auch recht flüssig und leicht. Sie erreicht aber mit dieser Komposition vielleicht auch nur besondere Leser.
  In jedem Fall darf man die spanische Autorin für ihren Mut bewundern, so viel Physik in ein Buch einzubauen. Die Vergleiche und Erklärungen sind für sich genommen auch gut und verständlich aufbereitet. Sie kennt die Materie und die Orte ihrer Protagonisten tatsächlich sehr gut. Zudem hat sie sich einen liebevollen, dabei nicht verklärten Blick auf ihre ehemalige Wirkungsstätte bewahrt, auch das ist überraschend und informativ. Fernández-Vidal beschreibt Details wie die „hässlichen, gealterten Betongebäude“ am CERN genauso wie faszinierende Begegnungen mit Nobelpreisträgern wie Murray Gell-Mann, der in seinem braunen Cordsakko aussehe wie ein „Portier im Ruhestand“. So lernt man beim Lesen dieser schön erzählten Liebesgeschichte auch etwas über das Paralleluniversum der Quantenphysik und die Forscher, die es ergründen wollen. (Ab 13 Jahre)
HUBERT FILSER
Sonia Fernández-Vidal: Quantic Love. Aus dem Spanischen von Kristin Lohmann. Hanser 2014. 240 Seiten, 15,90 Euro.
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