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Who owns the land, by whose authority, and with what rights? These questions led Mitch Epstein to make Property Rights, a collection of photographs and short texts examining the American government's ongoing legacy of property confiscation, and how communities gather to resist. Epstein began this series in 2017 at Standing Rock, where thousands protested the installation of the Dakota Access Pipeline on Sioux land. Over four years, he charted other contested lands from Pennsylvania and Hawaii to the Mexican border, as well as land loss through wildfires and flooding due to egregious…mehr

Produktbeschreibung
Who owns the land, by whose authority, and with what rights? These questions led Mitch Epstein to make Property Rights, a collection of photographs and short texts examining the American government's ongoing legacy of property confiscation, and how communities gather to resist. Epstein began this series in 2017 at Standing Rock, where thousands protested the installation of the Dakota Access Pipeline on Sioux land. Over four years, he charted other contested lands from Pennsylvania and Hawaii to the Mexican border, as well as land loss through wildfires and flooding due to egregious environmental negligence.
In keeping with Epstein's 50-year exploration of American life, Property Rights questions the relationship between institutions, civil rights and the rights of nature itself. Acknowledging our bodies and lives as our most fundamental property, the book examines other forms of trespass and destruction in an elegy to the Tree of Life Synagogue massacre, and in photographs of Black Lives Matter protests during Covid-19. Property Rights includes the voices of activists Epstein interviewed while making this deeply personal and political work. In a time of alarming division, the book describes diverse communities in a common fight against politicians and plutocrats willing to sacrifice the people's well-being.
Autorenporträt
A pioneer of 1970s art photography, Mitch Epstein has photographed the landscape and psyche of America for half a century. His awards include the Prix Pictet, the Berlin Prize and a Guggenheim Fellowship, and he was recently inducted into the National Academy of Design. Numerous collections hold his work, including the Museum of Modern Art and Tate Modern; in 2013, the Walker Art Center commissioned a theatrical rendition of his "American Power" series. Epstein has described the cultural and physical evolution of the United States from 1973 to 2019 in his Steidl books Family Business (2003), Recreation (2005), American Power (2011), New York Arbor (2013), Rocks and Clouds (2017) and Sunshine Hotel (2019).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2022

Wem gehört das Land?
Amerikanische Konflikte: Mitch Epstein fotografiert, wo Menschen um ihr Recht kämpfen

Missachtet man die Chronologie seiner Bücher, zeichnet sich im Werk des amerikanischen Fotografen Mitch Epstein ein Weg ab, der vom Leben zu Hause und dem väterlichen Unternehmen, einem Möbelgeschäft in einer Kleinstadt in Massachusetts, über die Großstadt New York schließlich zu ausgedehnten Reisen durch Teile der Vereinigten Staaten führt, während derer er sich mal den mitunter bizarren Leidenschaften der Menschen, mal deren heiklem Umgang mit Ressourcen widmet. Wie sehr ihn dabei von Beginn an Fragen nach Recht und Besitz, nach Einflussnahme und Anspruchsdenken beschäftigt haben, wird erst jetzt, mit seinem jüngsten Buch "Property Rights", deutlich - ein Bildband mit fast dreihundert Fotografien, für den Epstein vier Jahre lang Orte und Personen besucht hat, die der oft drastisch laxe Umgang mit Eigentumsrechten in teils desaströse Verhältnisse gebracht hat. Manches ist dabei symbolisch ausgeführt und so auch von Epstein gezeigt, anderswo war es ihm um den direkten Einfluss auf einen Alltag zu tun, in dem es an Problemen und Schwierigkeiten nicht mangelt.

"Property Rights" ist kein einfacher Begriff. Neben dem Eigentumsrecht bezeichnet er Schutzrechte, Vermögensrechte, Verfügungsrechte, sogar Urheberrechte. Und Mitch Epstein machte sich im Laufe seines Projekts die Vielfalt der Bedeutungen beherzt zunutze. Begonnen jedoch hat die Arbeit mit einem geradezu klassisch zu nennenden Fall von Landnahme. Das war 2017, als er in North Dakota das Sioux-Reservat Standing Rock besuchte. Sieben Stämme demonstrierten dort gegen eine Ölpipeline, deren Verlauf aus Furcht vor drastischen Umweltverschmutzungen kurzerhand geändert worden war und nun durch ihr Land führen sollte. Folgerichtig sahen sie jetzt ihr Trinkwasser in Gefahr. "Water is Life", war das Motto, unter dem Tausende von Menschen zusammenkamen, in provisorischen Zeltlagern lebten und bei Minusgraden den Attacken des Sicherheitspersonals des Ölunternehmens ebenso widerstanden wie den Wasserwerfern der Polizei.

Dass es sich ausgerechnet um das Gebiet handelte, das Sitting Bull 1876 in der Schlacht gegen General Custer verteidigt hatte, erweiterte den Protest um eine historische Dimension. Alle Verträge, schreibt Dorothy Roland Sun Bear, eine Sioux, in Epsteins Buch zurückblickend bis ins neunzehnte Jahrhundert, seien von der amerikanischen Regierung gebrochen worden: "Amerika wurde auf gestohlenem Land errichtet." Präsident Obama verbot den Weiterbau der Pipeline, Präsident Trump hob das Verbot wieder auf.

Mitch Epstein macht keinen Hehl daraus, wem seine Sympathien gehören. Aber seine Bilder taugen nicht für Propaganda. Vielmehr zeugen sie von wacher Beobachtungsgabe, die er dafür nutzt, mit der umständlichen Technik der Großbildfotografie eindringliche, mitunter vielschichtige Bilder zu komponieren. Dabei sprengt er die Grenzen zwischen Reportage, Dokumentation und künstlerischer Fotografie. Von Standing Rock zeigt er auch die armseligen Lager in der weiten, verschneiten Ebene. Aber vor allem fertigte er Porträts an von Menschen, deren Gesichter nicht weniger zerfurcht sind als die erodierten Landschaften der Badlands, oder er fotografierte etwa vier junge Männer vom Stamm der Lakota während einer Trommelzeremonie. Einer daddelt dabei auf seinem Handy, ein anderer trägt einen Kapuzenpullover mit der Aufschrift "I am Hip Hop". Er mache sich ja keine Vorstellung davon, sagte ihm Alex White Plum vom Stamm der Lakota, den er sowohl mit Cowboyhut aufgenommen hat als auch mit seinem Federschmuck, der ihn als Häuptling ausweist, wie oft am Tag sie zwischen zwei Welten wechselten.

Auch darum geht es Mitch Epstein in "Property Rights": den Zusammenprall der Kulturen und die Vereinnahmung der schwächeren durch die vermeintlich stärkere. Mit welcher Rücksichtslosigkeit das seit jeher geschieht, zeigt er am Beispiel von Mount Rushmore, dem gewaltigen Felsrelief mit den Konterfeis von vier amerikanischen Präsidenten, das in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts in South Dakota aus der Klippe eines heiligen Bergs der Indianer geschlagen wurde. Die Natur war dem Fotografen gnädig und verhüllte weite Teile des Reliefs mit Nebel, als wolle sie einen Vorhang vor die Geschichte ziehen. Unten im Bild hängt schlapp und triefnass das Sternenbanner an einem Mast. Anderswo ließen Bürger keinen Zweifel an ihrem Unmut. So ist der Sockel eines Monuments des Sezessionskriegs mit dem Südstaatengeneral Robert E. Lee hoch zu Ross in Richmond, Virginia, über und über neonbunt mit Parolen der "Black Lives Matter"-Bewegung übersprüht. "Property Rights" umfasst bei Mitch Epstein auch das Recht auf Unversehrtheit des eigenen Körpers und des eigenen Weltverständnisses. "Property Rights" freilich nahmen auch die Plantagenbesitzer der Südstaaten gegenüber ihren Sklaven für sich in Anspruch.

Epsteins Buch ist in acht Kapitel gegliedert. Ein Prolog in Bildern zeigt das Land, um das es ihm geht, in majestätischer Erhabenheit. Schroffe Canyons und die Weite der Mesa werden zum Ausdruck einer Überzeitlichkeit, in der Spuren von Zivilisation wie etwa historische Nachrichten im Fels oder eine asphaltierte Straße als Zeichen einer nur kurz aufflammenden Epoche gelesen werden können. Dann folgen Orte aktueller Auseinandersetzungen. Er fand sie auf Hawaii, wo Einheimische verhindern wollen, dass am Fuße des Vulkans Mauna Kea, einem ihnen heiligen Ort, ein dreißig Meter hohes Teleskop errichtet wird. Und er fand sie entlang der Grenze zu Mexiko. Schilder mit Aufschriften wie "Is There Life After Death? Trespass And Find Out" lassen keinen Zweifel daran, was dort mancher von ungebetenen Besuchern hält. Der Zaun indes, den Trump entlang der Grenze hat bauen lassen, zerstört, was seit Generationen zusammenhing.

Grund zu Optimismus gibt Mitch Epstein, dessen Buch auch als eine Chronik der Ära Trump gelesen werden kann, deshalb nur insofern, als er immer wieder auf Aktivisten stieß, die sich ebenso hartnäckig bornierter Politik wie internationalen Konzernen in den Weg stellen, wenn mit dem Recht des Mächtigeren Regeln und Gesetze kurzerhand über Bord geworfen werden - eine Tradition, die sich in Amerika zurückführen lässt bis zu Henry David Thoreaus Essay "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat", erschienen im Jahr 1849 und nach wie vor aktuell. FREDDY LANGER

Mitch Epstein: "Property Rights".

Text von Mitch Epstein und Susan Bell. Hrsg. von Susan Bell. Steidl Verlag, Göttingen 2022. 288 S., Abb., geb., 65,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Freddy Langer bekommt mit diesem Bildband des amerikanischen Fotografen Mitch Epstein viel mehr als Aufnahmen von Orten und Personen. Dem Titel folgend dokumentiert der Künstler laut Langer die Umsetzung bzw. Nichtumsetzung von Eigentumsrecht, Schutzrecht, Vermögens-, Verfügungs- und Urheberrechten in North Dakota oder an der Grenze zu Mexiko. Es geht um Landnahme und den Kampf der Kulturen, den Epstein in zerfurchten Landschaften und Gesichtern festhält, wie Langer erklärt. Auch als Chronik der Trump-Ära lassen sich die großformatigen Fotos laut Langer lesen. Wann immer Epstein Aktivisten porträtiert, tragen sie einen Hoffnungsschimmer in sich, findet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH