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China ist in aller Munde. Das Land, das sich noch vor knapp dreißig Jahren hermetisch von der Welt abkoppelte und einen eigenständigen Weg zum Sozialismus versuchte, hat seit 1978 eine andere Wende genommen. Was diesem Land in dreißig Jahren gelungen ist, kann welthistorische Einzigartigkeit für sich beanspruchen. Doch wer voller Bewunderung nach China schaut, wird nach der ersten Begeisterung auch die vielen Schattenseiten sehen, die dieser gewaltige Aufschwung mit sich gebracht hat. Zu ihnen gehört die Produktpiraterie. China ist heute ein Land, in dem in großem Umfang der Schutz ideeller…mehr

Produktbeschreibung
China ist in aller Munde. Das Land, das sich noch vor knapp dreißig Jahren hermetisch von der Welt abkoppelte und einen eigenständigen Weg zum Sozialismus versuchte, hat seit 1978 eine andere Wende genommen. Was diesem Land in dreißig Jahren gelungen ist, kann welthistorische Einzigartigkeit für sich beanspruchen. Doch wer voller Bewunderung nach China schaut, wird nach der ersten Begeisterung auch die vielen Schattenseiten sehen, die dieser gewaltige Aufschwung mit sich gebracht hat. Zu ihnen gehört die Produktpiraterie. China ist heute ein Land, in dem in großem Umfang der Schutz ideeller Rechtsgüter missachtet und in dem Produkte gefertigt werden, deren Verkauf gegen internationale Rechtsnormen verstößt. Das Buch fragt, aus welchen Gründen die offizielle chinesische Rechtspolitik im Bereich des geistigen Eigentums in hohem Maße erfolglos bleibt, obwohl China 2001 im Rahmen des Beitritts zur Welthandelsorganisation WTO (Genf) die international anerkannten Regeln des Urheber-, Marken- und Patentrechts übernommen hat. Es geht der Frage nach, wie ausländische Unternehmen im Kontext der chinesischen Bedingungen agieren können und welche betriebswirtschaftlichen Instrumente ihnen zur Verfügung stehen, die Produktpiraterie wenn schon nicht zu beseitigen, so doch wenigstens einzugrenzen. Hierbei stellen die Autoren ihre Fragestellung in den historischen und gesellschaftlichen Kontext Chinas von den ersten Anfängen eines Schutzes geistigen Eigentums bis hin zum Einfluss des konfuzianistischen Wertesystems.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2010

Die fleißigen Kopierer
Ein Blick auf Chinas Produktpiraten

Unternehmertum ist Mühsal: Forschung und Entwicklung, Qualitätskontrolle, Vermarktung - Chinas Piraten sparen sich das: Sie fälschen die erfolgreichsten Produkte und vertreiben sie auf einem Markt, der dank Werbung durch die Originalhersteller bereits in Kauflaune ist. In ihrem Buch analysieren der Jurist Rainer Erd und der Betriebswirt Michael Rebstock Ursachen und Wirkung dieses Treibens.

Das Buch basiert auf Quellenanalyse und Experteninterviews und baut damit auf der bestehenden Empirie auf. Dadurch eignet es sich zwar nur bedingt für die Wissenschaft, doch Entscheider im Reich der Mitte finden auf den knapp 200 Seiten einen umfassenden Überblick und können sich durch die zahlreichen Fußnoten gegebenenfalls leicht in Details vertiefen.

Die Beschreibung der undurchsichtigen chinesischen Justiz überzeugt durch Details: Verletzer geistigen Eigentums müssen sich etwa manchmal öffentlich entschuldigen, wie die Kaffeekette Xingbake beim amerikanischen Vorbild Starbucks. Immer wieder verdeutlichen die Autoren, dass das Urheber- und Markenrecht im Zensurland China ein Politikum und keine reine Privatangelegenheit ist.

Zu den zahlreichen Ratschlägen an Unternehmen gehört Aufklärungsarbeit in den Medien und der Austausch "schwarzer Listen" mit Namen der Piraten. Betriebswirtschaftlich könnte man den Fälschern durch - freilich kostspielige - kurze Innovationszyklen vorauseilen, Auslagerung von Abteilungen sollten Unternehmen vermeiden, wollen sie den ungewollten Abfluss von Know-how unterbinden. Manchmal helfe der Tabubruch, etwa von DIN-Normen abzuweichen, um Produktpiraten in die Irre zu führen.

Am Ende wagen die beiden Professoren auch eine ökonomische These: Der zunehmende Wohlstand in der Volksrepublik werde die Nachfrage nach Piratenramsch irgendwann ersticken. Die weitere Erhöhung der Produktionskosten, genauer: arbeitnehmerfreundlichere Konditionen, würden Originalhersteller im Land halten und der Regierung das Vorgehen gegen Produktfälscher erleichtern.

HENDRIK WIEDUWILT

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