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Wir Menschen delegieren immer mehr Aufgaben an Künstliche Intelligenz. Das kann sinnvoll sein, wenn autonome Fahrzeuge sicherer fahren oder KI-Systeme bösartige Krebszellen besser erkennen. Doch zugleich sind KI-Systeme Fachidioten, ihnen fehlt der Blick für das große Ganze. Dennoch lassen wir uns zusehends von digitalen Assistenten wie Siri oder Alexa bevormunden und zeigen wenig Sorge vor einer Neuerfindung der Diktatur mit digitalen Mitteln. Dieser Ambivalenz spürt Bestseller-Autor Thomas Ramge in seinem neuen Buch nach und entwirft im Gegenzug ein wissenschaftlich fundiertes,…mehr

Produktbeschreibung
Wir Menschen delegieren immer mehr Aufgaben an Künstliche Intelligenz. Das kann sinnvoll sein, wenn autonome Fahrzeuge sicherer fahren oder KI-Systeme bösartige Krebszellen besser erkennen. Doch zugleich sind KI-Systeme Fachidioten, ihnen fehlt der Blick für das große Ganze. Dennoch lassen wir uns zusehends von digitalen Assistenten wie Siri oder Alexa bevormunden und zeigen wenig Sorge vor einer Neuerfindung der Diktatur mit digitalen Mitteln. Dieser Ambivalenz spürt Bestseller-Autor Thomas Ramge in seinem neuen Buch nach und entwirft im Gegenzug ein wissenschaftlich fundiertes, optimistisches Szenario für das Jahr 2030: Ein postdigitales Zeitalter, in dem wir nicht mehr auf die Heilsversprechen der großen Tech-Unternehmen hereinfallen und für die nächste Mikro-Dosis Dopamin auf unser Smartphone schauen. Ein Zeitalter, in dem intelligente Menschen intelligente Maschinen auf intelligente Weise nutzen, um individuelle Entscheidungen zu verbessern, den Wohlstand für alle zu mehren und die Demokratie zu stärken. Es ist keine digitale Utopie, die Thomas Ramge da präsentiert, sondern eine Chance für unser aller Zukunft.
Autorenporträt
Spiegel-Bestseller-Autor Thomas Ramge hat mehr als ein Dutzend Sachbücher und einen Roman veröffentlicht. Er ist Research Fellow am Weizenbaum Institut in Berlin. Seine Texte zu den großen digitalen Veränderungen unserer Zeit erscheinen u. a. in brand eins, The Economist, Harvard Business Review und Foreign Affairs. Für seine Bücher und Reportagen wurde er mit diversen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Best Business Book Award on Innovation and Technology, dem Axiom Business Book Award, dem getAbstract International Book Award, dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis und dem Herbert Quandt Medienpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.2020

Auch mal abschalten
Thomas Ramge über die ideale Zukunft mit KI

In seinem neuen Buch "Postdigital" entwirft Thomas Ramge das Idealbild einer künftigen Welt, in der wir Menschen einen souveränen Umgang mit den Möglichkeiten der Datenverarbeitung pflegen. Wie, fragt der Experte für Künstliche Intelligenz, einer Imaginationsanregung der systemischen Beratung folgend, werden wir dieses Ideal einmal erreicht haben? Dabei stellt er eindrucksvoll drohende Abwege und überzeichnete Visionen vor. Allein: Der Königsweg in eine Zukunft, in der Digitalisierung kein Thema mehr, Digitalität hingegen selbstverständlich ist, bleibt schmal.

In einer kurzen Erzählung komponiert Ramge eine beklemmende Szene der Kontrolle und Gängelung. Der Weg aus diesem Gedankenspiel zurück in die Realität, schreibt der Autor, ist nicht weit: Jede der vorgestellten KI-Anwendungen zur Überwachung, zur Entmündigung und zum Übervorteilen von Menschen ist bereits irgendwo im Einsatz.

Doch auch die optimistische Variante eines Lebens, in dem der Einsatz Künstlicher Intelligenz zum Alltag gehört, klingt nicht wie kühne Phantastik: Ein digitaler Assistent bucht Verkehrsmittel und organisiert Lebensmitteleinkäufe, alles im Abgleich mit Bedarf, Vorlieben und Vorsätzen seiner Nutzer. Er hat deren gewünschte Umweltbilanz ebenso im Blick wie ihren Terminkalender, übernimmt Teile der Routinekorrespondenz, Verhandlungen, medizinische Voruntersuchungen - und das Beschäftigungsprogramm auf einer Bahnfahrt.

Auffälligstes Detail dieser Schilderung: Ein solcher Assistent kostet Geld. Selbstverständlich bieten gerade die großen IT-Konzerne auch ausgeklügelte Modelle umsonst an, aber es bleibt zweifelhaft, was mit den anfallenden Daten passiert und ob diese Programme wirklich zugunsten ihrer Nutzer handeln - selbst wenn sich deren Interessen einmal gegen die des Unternehmens richten sollten, das sie hergeschenkt hat.

Die Aussichten auf eine ideale Zukunft mit KI hat Thomas Ramge in achtundzwanzig Thesen gefasst und sechzig KI-Experten zur Einschätzung vorgelegt. Die Antworten zeigen, dass eine Zukunft mit souveräner Nutzung Künstlicher Intelligenz zwar denkbar, es in der aktuellen Phase entscheidender Weichenstellungen aber mit der Bildung von Ethikräten nicht getan ist.

In den gesellschaftlichen Bereichen Energieversorgung, Transport, Verwaltung und Gesundheit erwarten die Experten mehr Effizienz durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz. Beim Einsatz in der Medizin, bei der Aus- und Weiterbildung, der Arbeitsorganisation und Terminplanung, der Vorauswahl dessen, was für den jeweiligen Nutzer interessant oder unterhaltsam sein könnte, aber auch bei der Partnervermittlung sehen sie individuelles Potential.

Dafür müssten allerdings leistungsfähige KI-Systeme für persönliche Assistenten entwickelt werden, die Nutzerinteressen klar vor Anbieterinteressen stellen. Eine Daten-Sharing-Pflicht müsste auch Start-ups und Forscher auf - zufällig ausgewählte und anonymisierte - Teile des Datenreichtums von Giganten wie Google, Facebook oder Amazon zugreifen lassen, um damit eigene KI-Entwicklungen zu trainieren. Die Systeme müssten darstellen können, auf welchem Weg und welcher Grundlage sie zu ihren Entscheidungen kommen. Und die Nutzer müssten deren Vertrauenswürdigkeit ebenso einschätzen können wie ihre Grenzen.

Die Mehrzahl der Experten, resümiert Ramge, ist skeptisch. Ob Politik, Nutzer und Gesellschaft mit der technologischen Entwicklung werden mithalten können? Ob KI-Unternehmen das gesellschaftliche Wohl ebenso im Blick behalten wie den eigenen ökonomischen Vorteil? Dass Europa gegenüber Amerika und China weiter an technologischer Souveränität verliert, scheint ihnen indes ausgemacht.

Thomas Ramge selbst stellt am Ende seines Buchs fest, wie viel leichter sich der Entwurf einer dystopischen KI-Zukunft zeichnen lässt als der einer gelungenen. So ist es bedauerlich, aber nicht verwunderlich, dass im abschließenden, gerade einmal neun Seiten umfassenden Kapitel, das den Buchtitel wieder aufgreift, kaum mehr bleibt als der Ruf nach Vision, Investition, einem Paradigma der Nützlich-, nicht der Möglichkeit - und der Unabhängigkeit jedes Einzelnen, Technik nur noch dann zur Hand zu nehmen, wenn er sie wirklich braucht.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Thomas Ramge:

"Postdigital". Wie wir Künstliche Intelligenz schlauer machen, ohne uns von ihr bevormunden zu lassen.

Murmann Verlag,

Hamburg 2020. 212 S., br., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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