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Die farbenfrohen, detailreichen Wandmalereien römischer Villen sind weltbekannt. Der Band führt den Leser Haus für Haus mit kundigen Texten, großformatigen Farbtafeln und zahlreichen Plänen durch diese Pracht.
Die Wandmalereien der Häuser und Villen in Pompeji, Rom, Herculaneum, Oplontis oder Boscoreale gehören zu den größten künstlerischen Leistungen der römischen Antike. Entstanden im wesentlichen vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum Vesuvausbruch 79n.Chr., spiegeln sie den Geist einer Zeit, in der die öffentlichen wie privaten Gebäude repräsentative Zwecke erfüllen: Ihre grandiose…mehr

Produktbeschreibung
Die farbenfrohen, detailreichen Wandmalereien römischer Villen sind weltbekannt. Der Band führt den Leser Haus für Haus mit kundigen Texten, großformatigen Farbtafeln und zahlreichen Plänen durch diese Pracht.
Die Wandmalereien der Häuser und Villen in Pompeji, Rom, Herculaneum, Oplontis oder Boscoreale gehören zu den größten künstlerischen Leistungen der römischen Antike. Entstanden im wesentlichen vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum Vesuvausbruch 79n.Chr., spiegeln sie den Geist einer Zeit, in der die öffentlichen wie privaten Gebäude repräsentative Zwecke erfüllen: Ihre grandiose Architektur mit Peristylhöfen, Wasserbecken, Atrien zum Lustwandeln, Triklinien für festliche Bankette und die Erlesenheit ihrer Ausstattung haben ihre Besucher seit jeher in ihren Bann gezogen. Der vorliegende Prachtband stellt die 28 bedeutendsten Gebäudekomplexe sowie ihre grandiosen Fresken aus römischer Zeit vor, darunter die Mysterienvilla, das Haus der Vettier oder die Domus Aurea. Zahlreiche, zum Teil in Originalgröße reproduzierte Details rücken den Betrachter nah an die farbkräftigen Malereien heran und lassen sie fast greifbar erscheinen. Farbtafeln von höchster Qualität auf Spezialpapier machen diesen Band zu einem unvergeßlichen Kunsterlebnis und einem unverzichtbaren, textlich fundierten Kompendium der weltberühmten pompejanischen Wandmalerei.
Autorenporträt
Donatella Mazzoleni, Professorin für Architekturdesign an der Universität in Neapel, hat an verschiedenen Universitäten in Europa, Amerika und Australien gelehrt. Ihre Arbeit als Architektin erstreckt sich insbesondere auf die Bereiche Architekturdesign, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Ausstellungsarchitektur und Museumsplanung.

Umberto Pappalardo, Direktor der Ausgrabungen in Herculaneum und Inspektor der Ausgrabungen von Pompeji, ist seit 1995 Professor für Geoarchäologie am Institut Suor Orsola Benincasa in Neapel. Zuvor war er als Dozent für Klassische Archäologie an den Universitäten Basel, Tübingen und Freiburg tätig. Er hat zahlreiche Publikationen zur römischen Wandmalerei vorgelegt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2005

Nach den Flugstunden des Illusionismus
Segeln über Grotten und Götter: Zwei Strukturalisten schauen auf die pompejanische Wandmalerei

Gebe es nicht die Vesuvstädte Pompeji und Herculaneum - unsere Kenntnis über die antike Malerei stützte sich nur auf die Fresken einiger Villen in Rom und die Reste von Wandmalereien griechischer Grabanlagen. Der Untergang eines blühenden Landstrichs am Golf von Neapel aber hat Hunderte campanischer Wandgemälde bewahrt, die, teils als Kopien alexandrinischer und pergamenischer Originale, teils als eigenständige Werke, ein Kompedium der antiken Malerei zwischen dem zweiten Jahrhundert vor und dem ersten Jahrhundert nach Christus überliefern.

Die Einzigartigkeit dieses Bilderschatzes wurde schon von den ersten Ausgräbern des achtzehnten Jahrhunderts und ihren adligen Auftraggebern erkannt, deren Enthusiasmus im europäischen Stilphänomen des Klassizismus mündete. Das Erstellen eines stilistisch-chronologischen Entwicklungsschemas aber erfolgte erst 1882 durch August Maus "Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji". Seine Unterteilung in den sogenannten Ersten, Zweiten, Dritten und Vierten Stil ist bis heute maßgeblich.

Auch Donatella Mazzoleni und Umberto Pappalardo, deren Enthusiasmus an den der ersten Ausgräber erinnert, bedienen sich in ihren Interpretationen der Fresken aus Pompeji, Herculaneum und sechs römischer Bauten Maus Schema. Ihr frischer Blick führt zu der beiläufig formulierten imponierenden Erkenntnis, daß der Dritte Stil, in dem architektonisch begrenzte Bildfelder als serielle Module verwendet werden, sich "mit (diesem) systematischen Einsatz als erste wahrhaft römische Schöpfung auf dem Gebiet der antiken Wandmalerei erweist".

Ebenso sind dem Autorendoppel die seit Mau publizierten Untersuchungen und Deutungen der pompejanischen Malerei und ihrer Vorbilder in Griechenland und dem ptolomäischen Ägypten geläufig. Doch sie türmen alles Wissen zu einer Abschußrampe für einen Höhenflug, der die Fresken in ein zeitloses, aus den intellektuellen Sehnsuchtsträumen unseres telematischen Zeitalters geborenes Arkadien katapultiert: "Die Phantasie beginnt überraschend den Flug ins Unendliche" - heißt es zu den Wanddekorationen der "Villa di Poppaea" in Oplontis, dem heutigen Torre Annunziata. Charakterisiert werden damit die Malereien im sogenannten Zweiten Stil, die in diesem 1964 ausgegrabenen luxuriösen Landsitz die Wände mit tausendfach gestaffelten und verschränkten Prospekten dreidimensionaler Architekturen aus scheinbar kostbarsten Materialien überziehen. In ihrer suggestiven Sprache schildern die Autoren das Ganze als "ein verblüffend reales und imaginäres architektonisches Labyrinth mit einer nicht verwickelten, sondern wie ein Baum verzweigten, in jede Richtung reichende Struktur, die über vielfache Tiefenebenen bis in die Unendlichkeit vielfacher Horizonte reicht".

Diesselbe Suggestion entfalten ihre Beschreibungen der Stadtgrundrisse und Strukturen Pompejis, Herculaneums und Roms. Alle drei Orte werden, unerachtet ihrer verworrenen Entwicklungsgeschichte, in den Beschreibungen der beiden zu ausgeklügelten symbolhaltigen Gesamtkunstwerken, in denen Hauptstraßen und zentrale Bauten absichts- und bedeutungsvoll platziert sind wie die Hauptmotive in den Wandgemälden. So heißt es vom "Collegio Augustali" in Herculaneum, einem noblen kleinen Versammlungsbau und Heiligtum der von Augustus gegründeten Vereinigungen zur Pflege von Kaiserkult und Staatstreue, es markiere, gemeinsam mit der angrenzenden Basilika, den umbilicus mundi, den Nabel der Welt, gelegen "an der Kreuzung der beiden wichtigsten, nach dem Kreuz der kosmischen Orientierung angelegten Straßen (die eine bezeichnet den Gang der Sonne, die andere die Achse der Erdumdrehung)".

Warum steht, wenn am Collegium der Nabel der Welt verortet ist, ausgerechnet der vermutlich wichtigste und älteste Tempel Herculaneums, der des Neptun, des Vulcanus, des Merkur und des Herakles, des mythischen Gründers der Stadt, auf einer Felsklippe direkt über dem Meer, nur mühsam über eine schmale Treppe und eine Terrasse erreichbar? Warum, bei der Vorliebe griechischer und römischer Stadtplaner für Tempelportiken und distanzschaffende Vorplätze, wird das Collegium erstickt von Ladenbauten und angrenzenden Häusern?

Ebenso fragwürdig ist es, daß die Autoren in Pompeji zwar den Verlauf der dortigen Hauptstraßen nach kosmischen Regeln angelegt sehen wollen, dabei aber das älteste Heiligtum der Stadt, den durch römische Umbauten optisch ins Abseits gedrängten griechischen Apollontempel am Forum außer acht lassen, obwohl sehr viele pompejanische Fresken berühmte Apolloheiligtümer abbilden. Genauso ignorieren sie den archaischen Herakles-Tempel Pompejis, der auf einem Felssporn an der Peripherie und quer zu allen "kosmischen" Straßenverläufen der Stadt liegt.

Solche Fragen oder Zweifel kennen Mazzoleni und Pappalardo nicht. Statt des Ergründens einstiger Zustände geht es ihnen um ein "methodologisches Modell, das nicht historistisch ist, sondern vom linguistischen Strukturalismus abgeleitet" - der, so die Autoren, habe sie ihre Aufmerksamkeit "auf das Verhältnis fokussieren (lassen), das die Erzeugnisse der Architektur und der Malerei miteinander verbindet".

Gesagt, getan, geschrieben: "Die Macht des Zaubers ist so stark, daß aus Vorsicht die Umgebung der Grotte ringsum von einem leichten Zaungitter eingefaßt ist, das, wenn auch vorgetäuscht, den Schritt unseres Fußes dort anhält, wo der Fußboden tatsächlich endet." Dieser Satz kommentiert die illusionistische Gartenmalerei in einem Triclinium der "Villa der Livia" in Rom. Daß selbst in dieser luxuriösen Anlage perspektivische Ungeschicklichkeiten und Verzeichnungen den angestrebten Illusionismus stören und daß damit die Gefahr, als Betrachter Schein und Sein zu verwechseln, äußerst gering ist, blendet die Begeisterung der Kommentatoren aus. Das gilt auch für die, Laien wie Archäologen verblüffende Tatsache, daß selbst reichste Villen und Stadtpaläste in der behandelten Zeit Fenster von - gelinde gesagt - zwergenhaften Maßen aufweisen. Auch bei hellstem Tageslicht muß im Großteil der freskierten Räume und Säle ein Dämmerlicht geherrscht haben, dem die blakenden Kandelaber und Öllampen nicht abhelfen konnten.

Was nutzt der perfekteste Illusionismus, was die raffinierteste raumsprengende Perspektivmalerei, wenn die Betrachter sie nur lücken- und schemenhaft wahrnehmen können? Mögen einem diese Einwände angesichts der Deutungs- und Formulierungslust des Autorenduos noch als Faktenhuberei erscheinen, das Vernachlässigen existentieller Grundlagen der antiken Wandmalerei macht den Band - der ja im Titel eine umfassende Analyse verheißt - nicht nur lückenhaft, sondern schadet auch den Thesen der Autoren, die deswegen am Ende wie Seifenblasen mutwilliger Phantasten anmuten. Wer vom Illusionismus der Gartenmalereien spricht, darf nicht schweigen von ihren sakralen Elementen, die ihnen (wie den realen, oft als Naturheiligtümern inszenierten Gärten) innewohnten. Dasselbe gilt für die großformatigen Figurenzyklen, denen die Architekturprospekte nur als wirkungssteigernder Rahmen dienen, ebenso für die vielen kleinformatigen Mittelbilder, die Stilleben, Veduten, Porträts und die Szenenbilder, in denen Mythen und Epen wiedergegeben sind. Donatella Mazzoleni und Umberto Pappalardo degradieren Götter und Helden wie Ariadne und Dionysos, Alexander und Darius, Venus, Iphigenie, Medea und Achill zu Zwergen, zu Staffagefiguren im Dienst eines obsessiven Architekturillusionismus nicht von der Antike, sondern der Strukturalisten Gnaden.

Erneut fesselnd und sympathisch wird die Begeisterung der beiden, wenn sie sich bei der detaillierten Analyse ausgewählter Bauten und Fresken zu deren aktuellem Zustand äußern: Zur nur fragmentarisch ausgegrabenen "Villa di Poppaea" wird angemerkt, daß sie nicht nur von der Lava, "sondern auch vom ungezügelten Städtebau des letzten halben Jahrhunderts verschlungen wurde". "Leider ist der berühmte oecus coronthius", heißt es von Pompejis "Casa del Labirinto", "der den Höhepunkt der komplexen architektonisch-malerischen Anlage dieses Hauses darstellt, heute in beschämender Weise auf eine Ansammlung von Schutt reduziert, in der seit Jahren die pulverisierten Fragmente einer der schönsten Wanddekorationen liegen - vermischt mit Resten einer aus Stahlbeton gebauten, gefährlichen Decke zum Schutz des Werkes, die dann jedoch einstürzte und es zerstörte." Mutige offene Worte sind das, zumal in einem wissenschaftlichen Milieu, das es überwiegend vorzieht, vor diesen himmelschreienden Mißständen die Augen zu schließen.

Vom zerstörten namensgebenden Mosaik dieses Hauses, einer Darstellung des Theseus mit dem getöteten Minotauros, erläutern Mazzoleni und Pappalardo, daß Pablo Picasso es bei einem Pompeji-Besuch in sein Skizzenbuch kopierte und damit das Vorbild für seine Minotauros-Serie fand. Welche Gelegenheit, daran anknüpfend die Kunst und Atmosphäre, die Erzählweise und Aussagekraft dieses antiken Mosaiks zu schildern und zu deuten. Doch wieder verblaßt das Zentralbild sofort vor den Schilderungen seines gemalten architektonischen Beiwerks. So bleibt dem Leser, außer dem Genuß an den strukturalistischen Geistesblitzen, den Seitenhieben auf die heutigen Konservatoren und vor allem an den brillanten farbigen Abbildungen nur das, was Goethe empfahl, den die beiden zitieren: "Mitwelt und Nachwelt werden nicht hinreichen, solches Wunder der Kunst würdig zu commentiren, und wird genöthigt seyn, nach aufklärender Betrachtung und Untersuchung immer wieder zur einfachen Bewunderung zurückzukehren."

DIETER BARTETZKO

Donatella Mazzoleni, Umberto Pappalardo: "Pompejanische Wandmalerei". Architektur und illusionistische Dekoration. Aus dem Italienischen von Agnes Allroggen-Bedel. Hirmer Verlag, München 2005. 415 S., Farb-Abb., Pläne, geb., 128,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2005

Narziss im Schlafzimmer: Pompejanische Kunst, neu fotografiert
„Von Zeit zu Zeit wandern die Gedanken zurück nach Pompeji.” Das geht ja nun nicht nur unserem poeta doctus Durs Grünbein so. Und es sind immer Gedanken in Bildern, die wir Richtung Vesuv schicken. Manche befürchten gar, bald seien nur noch die bildhaften Gedanken übrig, die wir uns von Pompejis Pracht und Niedergang machen. Computeranimationen und reproduzierte Bilder, so die Sorge, führen uns in ein virtuelles Schwelgen, während an Ort und Stelle, allen Bemühungen der Verantwortlichen zum Trotz, der Verfall voranschreitet, während weiterhin viele Schätze dem Besucher nicht zugänglich sind. So werden in Pompejis Gassen die Reisenden zu den Armen, den Sklaven der 79 nach Christus untergegangenen antiken Stadt - wie diese müssen sie an den Häusern der Reichen vorbeischleichen, ohne an ihrem kulinarischen und künstlerischen Raffinement teilhaben zu dürfen.
Und derweil arbeitet man an immer schöneren Mitteln, die Autopsie zu ersetzen. Ein höchst wirksames Instrument dieser Art ist nun im Hirmer-Verlag erschienen, die deutschsprachige Ausgabe eines im vergangenen Jahr in Italien publizierten Bandes, der „Pompeijanische Wandmalerei” heißt, aber auch die erhaltene römische Malerei in Herculaneum, Oplontis und Rom dokumentiert (Donatella Mazzoleni, Umberto Pappalardo: Pompejanische Wandmalerei. Architektur und illusionistische Dekoration. Aufnahmen von Luciano Romano. Hirmer, München 2005. 416 Seiten, 128 Euro).
Umrahmt von kultur- und kunsthistorischer Erläuterung zeigen 488 stupend farbgenaue neue Fotografien das ganze Niveau, die ganze Anmut der kaiserzeitlichen Freskenkunst. Unser Bild zeigt den selbstverliebten Narziss, den sich Marcus Lucretius Fronto in sein Schlafzimmer malen ließ, in einer etwa zwischen 30 und 40 nach Christus entstandenen Ausformung des eleganten, maßvollen, bukolisch gestimmten „Dritten Stils”.
Das wirkliche Pompeji leidet, und der Vesuv rumort schon wieder. Man sollte dieses Buch gut festhalten. Es ist nicht nur ein Pracht-, sondern auch ein Vergänglichkeitsband.
jsl
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Letztlich nicht überzeugt zeigt sich Rezensent Dieter Bartetzko von Donatella Mazzolenis und Umberto Pappalardos Buch über pompejanische Wandmalerei. Dabei findet er den "Enthusiasmus" und den "frischen Blick" der Autoren durchweg sympathisch. Auch attestiert er ihnen eine umfassende Kenntnis der Literatur. Mit ihrem strukturalistischen Ansatz aber ist er nicht einverstanden. Statt des Ergründens einstiger Zustände gehe es ihnen um ein "methodologisches Modell, das nicht historistisch ist, sondern vom linguistischen Strukturalismus abgeleitet" (Mazzoleni/Pappalardo). Fragwürdig erscheint Bartetzko diese Vorgehensweise etwa, wenn die Autoren Stadtgrundrisse und Strukturen Pompejis, Herculaneums und Roms als "ausgeklügelte symbolhaltige Gesamtkunstwerke" deuten - ungeachtet der verworrenen Entwicklungsgeschichte dieser Orte. Zudem hält er ihnen vor, "existentielle Grundlagen der antiken Wandmalerei" zu vernachlässigen, weswegen ihm die Thesen der Autoren am Ende vorkommen wie "Seifenblasen mutwilliger Phantasten".

© Perlentaucher Medien GmbH