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Albert Grzesinskis politische Bedeutung reicht über seine historische Wirkung im Preußen der Weimarer Zeit weit hinaus. Er kann zu den Wegbereitern der Demokratie in Deutschland gerechnet werden. Dietfrid Krause-Vilmar veröffentlicht erstmals Grzesinskis politische Reden: Sie verdeutlichen seine umfassenden gesellschaftlichen und politischen Perspektiven für den Transformationsprozess aus dem wilhelminischen Obrigkeitsstaat in einen modernen demokratischen Verfassungsstaat. Als Polizeipräsident und als preußischer Innenminister befestigte Grzesinski gemeinsam mit Otto Braun und Carl Severing…mehr

Produktbeschreibung
Albert Grzesinskis politische Bedeutung reicht über seine historische Wirkung im Preußen der Weimarer Zeit weit hinaus. Er kann zu den Wegbereitern der Demokratie in Deutschland gerechnet werden. Dietfrid Krause-Vilmar veröffentlicht erstmals Grzesinskis politische Reden: Sie verdeutlichen seine umfassenden gesellschaftlichen und politischen Perspektiven für den Transformationsprozess aus dem wilhelminischen Obrigkeitsstaat in einen modernen demokratischen Verfassungsstaat. Als Polizeipräsident und als preußischer Innenminister befestigte Grzesinski gemeinsam mit Otto Braun und Carl Severing das sozialdemokratisch geführte "Bollwerk Preußen" gegen antidemokratische, insbesondere gegen nationalsozialistische Angriffe in überzeugender verfassungstreuer Staatsautorität auch mit Hilfe des staatlichen Gewaltmonopols. Den demokratischen Rechtsstaat galt es gegen seine Feinde zu verteidigen. Grzesinskis unerschrockenes und unabhängiges Eintreten und sein Kampf für eine demokratischeGesellschaftsordnung haben an Gültigkeit nichts eingebüßt und sind bis in die Gegenwart aktuell und von großer Bedeutung.
Autorenporträt
Dietfrid Krause-Vilmar, Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft an den Universitäten Marburg und Frankfurt; Staatsexamen für das höhere Lehramt in den Fächern Geschichte und Politik; Promotion in Erziehungswissenschaft 1974 an der Universität Marburg; 1975-2005 Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Kassel. Mitgründer der Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen/Schwalm-Eder-Kreis. 2005-2007 Direktor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt. Arbeitsschwerpunkte: Regionale Zeitgeschichte, Nationalsozialismus, Erinnerungskultur.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Bewunderung liest Robert Probst die von Dietfrid Krause-Vilmar herausgegebenen Reden Albert Grzesinskis, den er als einen völlig zu Unrecht vergessenen SPD-Politiker schildert - immerhin war Grzesinski von 1926 bis 1930 preußischer Innenminister. Hier führte er Verwaltungsreformen durch, die zu einem demokratischen Rechtsstaat führen sollten, in Preußen mit einigem Erfolg. Und er kämpfte für Grundwerte und die Weimarer Verfassung, teils auch in "wuchtigen" Reden gegen die Nazis. Probst stimmt Krause-Vilmar zu: Hätte es mehr Politiker vom Schlage des einstigen Metallarbeiters Grzesinski gegeben, hätte die Weimarer Republik mehr Chancen gehabt. Grzesinski hat in der Emigration übrigens eine der ersten Chroniken des Verfalls der Weimarer Republik veröffentlicht, "Im Kampf um die deutsche Republik - Erinnerungen eines Sozialdemokraten", die 2002 wiederveröffentlicht wurde und sicher bis heute heute lesenswert ist.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2022

Wegweiser für
die Demokratie
Der Politiker Albert Grzesinski
und die Weimarer Republik
Die Magdeburger Volksstimme nannte ihn den „Volksminister“, einen „Mann, der mit fester Hand die Staatsgeschicke zu lenken versteht“. Das war im Jahr 1928. Heute ist dieser Minister weitgehend vergessen. Zu Unrecht. Albert Grzesinski, SPD, Mitglied des preußischen Landtags (1921-1933), preußischer Innenminister (1926-1930) und Berliner Polizeipräsident (1925/26 und 1930-1932) hatte eine Menge zu sagen. Der Kasseler Historiker Dietfrid Krause-Vilmar hat nun eine Reihe von Reden des Sozialdemokraten herausgegeben. Die Lektüre lohnt – vor allem in diesen Tagen, da zum 100. Jahrestag der Ermordung von Walther Rathenau wieder darüber sinniert wird, wie man der Republikfeinde vielleicht besser hätte Herr werden können.
Am besten womöglich mit der Methode Grzesinski. Sein Bestreben ging stets in zwei Richtungen: Die Verteidigung der Grundrechte, wie sie in der Weimarer Verfassung erstmals festgeschrieben worden waren, aber mit klaren Grenzen, die nicht überschritten werden durften. Und er strebte danach, den Verwaltungsapparat zu demokratisieren, was ihm im SPD-regierten Preußen besser gelang als anderswo, trotzdem blieb sein Wunsch nach „republikanisch demokratisch denkenden und fühlenden Personen“ an der Spitze in der Verwaltung und Exekutive letztlich unerfüllt.
Seine Reden sind teils wuchtig (wenn es gegen das „hysterische Geschrei“ der NSDAP geht, die Deutschland „in den Bürgerkrieg“ stürzen will), teils werbend (Die Polizei – dein Freund und Helfer) und immer wieder erklärend, was diese Verfassung so einzigartig macht und warum die Republik wehrhaft gemacht werden muss. Seine Klarheit und Geradlinigkeit ist an vielen Stellen beeindruckend, viele Gedanken sind historisch lehrreich – und ebenso aktuell.
Krause-Vilmar, der dem einstigen Metallarbeiter aus Pommern und späterem Kasseler Gewerkschaftsführer schon einige Aufsätze gewidmet hat, sieht Grzesinskis große Leistung darin, dass „er umfassende Perspektiven für den Transformationsprozess aus dem wilhelminischen Obrigkeitsstaat in einen modernen demokratischen Verfassungsstaat entwarf und praktizierte“. Als er im März 1933 Deutschland verlassen musste, fertigte Grzesinski aus seinem reichhaltigen Privatarchiv die erste gewichtige Rückschau auf die Zerschlagung der Demokratie durch alte Eilten und völkische Hetzer. „Im Kampf um die deutsche Republik. Erinnerungen eines Sozialdemokraten“ (wieder veröffentlicht 2002 von Eberhard Kolb), ist die Quintessenz seines Lebens. Er starb 1947 in New York.
Hätten mehr Politiker gedacht und gehandelt wie Albert Grzesinski, hätte sich die Republik vielleicht länger wehren können.
ROBERT PROBST
Albert Grzesinski:
Politische Reden 1919 – 1933. Herausgegeben von Dietfrid Krause-Vilmar. Reihe: Weimarer Schriften zur Republik. Franz-Steiner-Verlag, Stuttgart 2022.
202 Seiten, 42 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Die Lektüre lohnt. [...] Hätten mehr Politiker gedacht und gehandelt wie Albert Grzesinski, hätte sich die Republik vielleicht länger wehren können." Robert Probst Süddeutsche Zeitung 20220620