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Caleb Maddox ist Schmerzforscher und Toxikologe und wird als solcher zeitweilig von der Polizei von San Francisco als Berater bei Mordfällen hinzugezogen. Und die braucht gerade dringend seine Expertise, da in den letzten Wochen immer wieder wohlsituierte Männer tot aus der Bay gezogen werden, die unter unbeschreiblichen Schmerzen gestorben sein müssen. Maddox hilft gerne, auch wenn er zurzeit Krach mit seiner Freundin hat und daher lieber durch alle Bars der Stadt zieht. Dabei lernt er die geheimnisvolle Emmeline kennen, der er rasch verfällt. Emmeline scheint direkt aus einem Film Noir der…mehr

Produktbeschreibung
Caleb Maddox ist Schmerzforscher und Toxikologe und wird als solcher zeitweilig von der Polizei von San Francisco als Berater bei Mordfällen hinzugezogen. Und die braucht gerade dringend seine Expertise, da in den letzten Wochen immer wieder wohlsituierte Männer tot aus der Bay gezogen werden, die unter unbeschreiblichen Schmerzen gestorben sein müssen. Maddox hilft gerne, auch wenn er zurzeit Krach mit seiner Freundin hat und daher lieber durch alle Bars der Stadt zieht. Dabei lernt er die geheimnisvolle Emmeline kennen, der er rasch verfällt. Emmeline scheint direkt aus einem Film Noir der 1940er zu stammen, eine Femme fatale, stylish, mysteriös, extravagant. Die Nebel wallen über der Bay Area, der Asphalt glänzt regennass, und Emmeline führt Maddox an die unwahrscheinlichsten Orte. Aber nichts, gar nichts ist so, wie es scheint ...
Autorenporträt
Jonathan Moore ist Anwalt und Romancier. Bevor er sein Jurastudium in New Orleans abschloss, war er Englischlehrer, Wildwasser-Rafting-Führer auf dem Rio Grande, Besitzer von Taiwans erstem mexikanischen Restaurant, Betreuer in einem texanischen Wildniscamp für jugendliche Straftäter und Ermittler für einen Strafverteidiger in Washington, D.C. Er lebt mit seiner Familie auf Hawaii. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt. Thomas Wörtche, geboren 1954. Kritiker, Publizist, Literaturwissenschaftler. Beschäftigt sich für Print, Online und Radio mit Büchern, Bildern und Musik, schwerpunktmäßig mit internationaler crime fiction in allen medialen Formen, und mit Literatur aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Australien/Ozeanien. Herausgeber der 'global crime'-Reihe metro in Kooperation mit dem Unionsverlag (1999 - 2007), der Reihe 'Penser Pulp' bei Diaphanes (2013-2014). Gründete 2013 zusammen mit Zoë Beck und Jan Karsten den (E-Book-)Verlag CulturBooks und gibt ein eigenes Krimi-Programm für Suhrkamp heraus. Co-Herausgeber des Online-Feuilletons CULTurMAG. Stefan Lux übersetzt aus dem Englischen und hat u. a. Jonathan Moore, Marie Rutkoski, Loraine Peck, Nick Kolakowski und Michael Koryta ins Deutsche übertragen. Er lebt in Bonn.
Autoreninterview
Interview mit Jonathan Moore zu „Poison Artist“

Sie haben als Anwalt und Betreuer jugendlichen Straffälligen gearbeitet. Wie haben diese Erfahrungen Ihre Sicht auf Verbrechen und Bestrafung geprägt?

Es ist schwer, im amerikanischen Strafrechtssystems tätig zu sein, ohne frustriert und zynisch zu werden. Ich bin Anwalt, aber ich übernehme keine Strafsachen. Ich habe jedoch die zivilrechtliche Seite von Betrugsfällen bearbeitet, die parallel strafrechtliche Verfolgung beinhalteten. In diesen Fällen habe ich einige traurige Dinge mitbekommen, darunter einen Selbstmord und wie junge Menschen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

Arbeiten Sie noch als Anwalt? Was bewegt Sie dazu, einen Fall zu übernehmen?
Ja, ich bin Partner in einer Kanzlei in Honolulu. Ich übernehme Fälle, bei denen ich glaube, dass ich tatsächlich helfen kann – und bei denen ich ziemlich sicher bin, dass der Klient oder die Klientin meine Rechnung auch bezahlen wird.

Wie kam es dann dazu, dass Sie Krimis schreiben?
Schon als ich etwa sechs Jahre war, wollte ich Geschichten schreiben. Ich besuchte ein Internat in Michigan, wo ich Kreatives Schreiben
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Interview mit Jonathan Moore zu „Poison Artist“

Sie haben als Anwalt und Betreuer jugendlichen Straffälligen gearbeitet. Wie haben diese Erfahrungen Ihre Sicht auf Verbrechen und Bestrafung geprägt?

Es ist schwer, im amerikanischen Strafrechtssystems tätig zu sein, ohne frustriert und zynisch zu werden. Ich bin Anwalt, aber ich übernehme keine Strafsachen. Ich habe jedoch die zivilrechtliche Seite von Betrugsfällen bearbeitet, die parallel strafrechtliche Verfolgung beinhalteten. In diesen Fällen habe ich einige traurige Dinge mitbekommen, darunter einen Selbstmord und wie junge Menschen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

Arbeiten Sie noch als Anwalt? Was bewegt Sie dazu, einen Fall zu übernehmen?
Ja, ich bin Partner in einer Kanzlei in Honolulu. Ich übernehme Fälle, bei denen ich glaube, dass ich tatsächlich helfen kann – und bei denen ich ziemlich sicher bin, dass der Klient oder die Klientin meine Rechnung auch bezahlen wird.

Wie kam es dann dazu, dass Sie Krimis schreiben?
Schon als ich etwa sechs Jahre war, wollte ich Geschichten schreiben. Ich besuchte ein Internat in Michigan, wo ich Kreatives Schreiben als Hauptfach belegte. Darauf habe ich mich dann auch auf dem College konzentriert. Die eigentliche Frage ist also, wie es dazu kam, dass ich Anwalt geworden bin.

Wie lautet die Antwort?
Als ich in Taiwan in einem Kindergarten arbeitete und nicht viel Geld verdiente, erkannte ich eines Tages, dass ich einen viel komfortableren Lebensstil führen könnte, wenn ich einen besseren Job hätte. Aber ich wollte immer, dass meine Karriere als Schriftsteller endlich vorankommt.

Der Titel Ihres neuen Buches verblüfft. Was können Kunst und Gift miteinander zu tun haben?
Alkohol ist ein Gift und niemand würde jemals seine Verbindung mit Kunst in Frage stellen, oder?

Ihr Held Caleb Maddox ist ein Wissenschaftler, der zumindest zeitweise um den Verstand gebracht wird. Wie ist diese Figur entstanden?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Dieses Buch ist anders entstanden als meine anderen Bücher – denn es ist das zweite Mal, dass ich versucht habe, es zu schreiben. Beim ersten Mal war ich etwa zweiundzwanzig Jahre alt und lebte in San Francisco. Nach etwa dreißig Seiten merkte ich, dass mir das Buch über den Kopf wuchst. Aber beim zweiten Mal war ich Ende dreißig, lebte auf Hawaii und arbeitete als Anwalt. Ich hatte Ressourcen, die ich mit 22 nicht hatte, und das Selbstvertrauen, bestimmte Dinge zu tun, zum Beispiel den Gerichtsmediziner in Honolulu zu fragen, ob ich in der Leichenhalle bei Autopsien zusehen könnte.

Mit Schmerz, dem großen Thema ihres Buches, kann jeder Mensch etwas anfangen. Haben Sie persönlich eine Strategie mit Schmerz umzugehen?
Ihn zu vermeiden ist das Beste.

In Ihrem Buch spielt der „Rattenfänger von Hameln“ eine wichtige Rolle. Haben Sie ein Faible für deutsche Sagen?
Ich weiß eigentlich gar nichts über deutsche Sagen, aber vielleicht sollte ich mal welche lesen. In meinem Buch gibt es diesen Verweis auf das Gemälde von Maxfield Parrish, das den Rattenfänger von Hameln zeigt und hinter der Bar im Palace Hotel in San Francisco hängt. Es ist ein sehr gruseliges Gemälde. Parrish hielt nichts vom Trinken und offenbar wusste er, dass dieses Gemälde hinter einer Bar hängen würde, als das Hotel es in Auftrag gab. Also malte er es in der Hoffnung, dass ein Mann, der an der Bar sitzt, über die Dinge nachdenkt, die einen Menschen von Komfort und Sicherheit ablenken können, sodass er vielleicht nach Hause zu seiner Familie geht, anstatt einen weiteren Drink zu bestellen.

Interview: Literaturtest, 2022
Krimi des Monats August 2022
Jonathan Moore: Poison Artist

„House of Shields“, „Pied Piper“, „Spondulix“: Schon die Namen der Bars, in denen Caleb Maddox am liebsten verkehrt, scheinen ganze Geschichten in sich zu tragen. Der renommierte Schmerzforscher und Toxikologe ist Protagonist in einem Thriller und Liebesdrama, wie man sie aus dem stilvollen Film-Noir-Kino der 1940er Jahre kennt. Weniger stilvoll sind das Whiskyglas, das ihm seine Freundin Bridget an den Kopf wirft, und der Liebeskummer, den er nach dem Ende seiner langen, toxischen Beziehung erlebt. Hart ist auch die Mordserie, mit der es die Polizei von San Francisco zu tun hat. Immer wieder werden hier Leichen wohlhabender Männer aus dem Wasser gezogen und erst Maddox deckt auf, was sie sonst noch gemeinsam haben: Man hat ihnen vor ihrem Tod bewusst und über Stunden extreme Schmerzen zugefügt. Ein Rätsel bleibt Maddox dagegen Emmeline, die geheimnisvolle Frau mit der sanften Stimme, die er an einer Bar traf und nach der er seitdem vergeblich sucht.

Für seinen neuen Roman „Poison Artist“ hat der Jurist und Autor Jonathan Moore mit Caleb Maddox einen schillernden Helden geschaffen. Seine fachliche Brillanz lässt ihn strahlen, als wäre er unbesiegbar. Zugleich wirkt er einsam und verletzlich, immer auf der Suche, ohne wirkliche Hoffnung, irgendwann anzukommen. Das Nachtleben hat entsprechend eine magnetische Wirkung auf ihn. In eleganten Bars kommt er zur Ruhe, wo Cocktails elegant gemixt werden und Absinth auf französische Art serviert wird. Gleichzeitig sind es Orte verführerischer Begegnungen, die Maddox' Neugier anstacheln und von denen er sich Erlösung verspricht. Instinkt und Erfahrung mögen ihn noch so warnen. Es ist ein Spiel, auf das er sich dennoch immer wieder einlässt – weil er es mag und wohl nicht anders kann.

Einerseits beschreibt Jonathan Moore San Francisco sehr atmosphärisch, als nebelverhangene Welt, in der die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit zu verwischen scheinen. Andererseits erzählt er von Caleb Maddox' Lebens- und Genusswelt so plastisch und detailliert, dass man Lust bekommt, selbst eine Pfanne sautierter Jakobsmuscheln mit Wildpilzen und Trüffelrisotto zuzubereiten. Und auch einem Pathologen bei seinem Tagwerk über die Schulter schauen, erscheint nach diesem Thriller sehr vorstellbar. So führt die Lektüre von „Poison Artist“ nicht nur in die Schattenwelt menschlicher Abgründe, sondern wird vor allem zu einem sinnlichen Erlebnis. Alles zum Krimi des Monats
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2022

Das Maximum an Schmerzen

Jonathan Moore lässt eine Femme fatale auf einen Toxikologen los. Der wiederum soll eigentlich bei der Aufklärung einer Mordserie helfen, befasst sich aber lieber mit guter Küche.

Los geht's stumpf und gut und krimitypisch. Caleb steht im Hotel vorm Spiegel, begutachtet die Wunde an seiner Stirn, zieht ein paar Glassplitter aus der Haut und blutet das Waschbecken voll. Schuld an der Blessur trägt seine Freundin, die sich bei einem Streit nur noch zu helfen wusste, indem sie ein Whiskeyglas als Wurfgeschoss einsetzte. Sodann folgt eine Rückschau in die gemeinsame Geschichte des Pärchens, und schon wieder spielt ein Schnitt, diesmal an ihrem Fuß, eine wesentliche Rolle. Als Nächstes schleppt sich Caleb in eine Kneipe, um dort erst einmal in Ruhe Whiskey zu trinken. Der Leser lernt also: In Jonathan Moores Thriller "Poison Artist" begegnen sich sogar Liebende mit unbarmherziger Härte, die Handlung spielt sich im Bereich menschlicher, allzumenschlicher Scharmützel ab, und alles scheint mit allem in Schwingung zu stehen: Frust, Verletzungen, Alkohol.

Das ist auch in dem Moment noch korrekt, da sich der Plot verdichtet: In der Bucht von San Francisco werden immer wieder die Leichen gut situierter Männer gefunden, deren entscheidende Gemeinsamkeit der Leidensweg ist. Caleb, von Beruf Toxikologe und Schmerzforscher, ermittelt für seinen Kumpel Henry, der als Gerichtsmediziner arbeitet, dass die Toten nicht nur vollkommen betrunken waren, sondern auch mit dem Muskelrelaxans Vecuronium und dem Nervengift Thujon vollgepumpt wurden. "Ich habe alles analysiert, was sein Hormonsystem in den letzten drei Stunden seines Lebens ausgestoßen hat", sagt Caleb, "die Werte sind völlig außer Rand und Band. Vor seinem Tod hat er das Maximum an Schmerzen durchgemacht, die ein Mensch ertragen kann. Drei Stunden lang, mindestens. Totales, unerträgliches Leiden."

Seltsam an der Sache ist, dass eines der Opfer zuletzt in jener Bar gesehen wurde, in der sich Caleb den Drink nach der Eskalation mit seiner Freundin genehmigte. Noch seltsamer ist, dass sein Institut um Zuschüsse kämpft, damit er die Forschung darüber, wie sich Schmerz messen lässt, zu Ende bringen kann. Am seltsamsten allerdings ist diese Femme fatale, die plötzlich auftaucht, sich fortan bei den unpassendsten Gelegenheiten ans und ins Geschehen schmiegt, nach einem "dunklen Parfüm" duftet, am liebsten Absinth trinkt, auf den Namen Emmeline hört, den Eindruck macht, "als wäre sie aus einem Stummfilm herausgetreten" - und Caleb um den Verstand bringt. Damit auch die langsamen Leser verstehen, dass die Story immer dann, wenn sie die Szene betritt, Richtung Noir abbiegt, hat der Autor das Wort "Schatten" fast fünfzigmal im Roman untergebracht.

Emmeline ist das Kraftzentrum des zweiten Handlungsstrangs, der laufend die realistisch erzählten und insgesamt gelungenen Passagen auskontert. Die phantasmagorischen Episoden mit ihr markieren zugleich eine Umkehr des Zeitflusses. Sie fährt einen Invicta, hat eine rückwärts laufende Uhr in ihrer Kemenate und lässt sich von Caleb, der sonst mit modernster Technik hantiert, ein Gericht in alten Kupfertöpfen zubereiten: gegrillte Austern, dazu Prosecco, anschließend in der Pfanne sautierte Jakobsmuscheln mit Wildpilzen, danach Trüffelrisotto und zum Nachtisch gekühlte Himbeeren mit dunkler Schokolade. Obwohl bekannt ist, dass jeder Krimiplot Gefahr läuft, sich selbst zu verdauen, sobald die Kulinarik als Indikator kultureller Verfeinerungsstufen herhalten muss, lässt uns Moore sogar noch beim Schnippeln von Möhren und Sellerie zuschauen.

Das große Fressen und die Referenz "Noir" sind deswegen problematisch, weil sie über weite Strecken vor allem der Form des Thrillers eine Oberflächenpolitur verpassen, ohne sich mit dem Inhalt zu verbinden. Bei Emmeline handelt es sich gerade nicht um eine fein modellierte Figur, sondern um ein Abziehbild: blasse Haut, dunkle Haare, Satinkleid, hingehauchtes Gerede. Jonathan Moore, der übrigens Anwalt ist, als Englischlehrer und Wildwasser-Rafting-Führer gearbeitet hat und Taiwans erstes mexikanisches Restaurant besaß, will eine packende Stimmung heraufbeschwören, indem er Klischees und Regenwolken in den Text streut. Je länger die Lektüre dauert, desto deutlicher wird jedoch, dass die Geschichte unter den damit evozierten, oft unfreiwillig komischen Bildern ziemlich ächzt. Hätte Moore sein Faible für die "Schwarze Serie" hintangestellt, ihm wäre ein lesenswerter Krimi gelungen. KAI SPANKE

Jonathan Moore: "Poison Artist". Thriller.

Aus dem Englischen von Stefan Lux. Suhrkamp Verlag, Berlin 2022. 352 S., br., 16,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Historisch anmutende Atmosphäre statt "Gewaltpornografie": Das ist für Katharina Granzin zentral bei der Lektüre von Jonathan Moores "Poison Artist." Ein Serienkiller flößt seinen Opfern kurz vor ihrem Exitus schmerzerzeugende Mittel ein, wie der Chemiker Caleb, selbst nicht frei von problematischem Substanz-Konsum, feststellt. Der Protagonist wisse bei diesen Fällen nicht so recht, woran er ist, erfahren wir von der Rezensentin, die zudem die Frage stellt, ob Calebs geheimnisvolle Affäre Emmeline nicht auch in dieses Rätsel verwickelt sein könnte. Was der Roman an übermäßiger Konstruiertheit aufweise, werde durch die Atmosphäre wettgemacht, verrät Granzin und empfiehlt die neblige San Francisco-Geschichte.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein Kriminalroman von seltener atmosphärischer Dichte und mysteriöser Geschehnisse.« Gerhard Moser ORF 20230116