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Des einen Glück, des andern Pech - doch hier kommt beides verquer oder andersherum zusammen. So gut hat sich der Wickerl zum Beispiel auf den Weltuntergang vorbereitet, der dann doch nicht stattfindet - was für Wickerl eine echte Katastrophe ist. Peinlich, peinlich, wenn bei einem sensiblen Menschen in aufregenden Situationen die Gliedmaßen nicht bleiben, wo sie sind - doch für Ludwig wird aus Leiden Glück. Sieben kurze Geschichten, die es in sich haben: für Liebhaber schwarzen Humors und grotesker Schmankerl.

Produktbeschreibung
Des einen Glück, des andern Pech - doch hier kommt beides verquer oder andersherum zusammen. So gut hat sich der Wickerl zum Beispiel auf den Weltuntergang vorbereitet, der dann doch nicht stattfindet - was für Wickerl eine echte Katastrophe ist. Peinlich, peinlich, wenn bei einem sensiblen Menschen in aufregenden Situationen die Gliedmaßen nicht bleiben, wo sie sind - doch für Ludwig wird aus Leiden Glück. Sieben kurze Geschichten, die es in sich haben: für Liebhaber schwarzen Humors und grotesker Schmankerl.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2000

Wenn die Welt verrutscht
Bitterbös mit Eiswürfeln: "Pechleins Glück" von Stefan Slupetzky

Was, wenn die Welt nicht durch und durch so geordnet wäre, wie sie ist? Wie verlässlich sie sich gerade in den kleinsten Dingen zeigt, wird erst klar, wenn sie plötzlich in ebendiesen kleinen Dingen verrutscht und sich einmal an eine winzige Regel nicht hält. Es ist ein schönes Spiel, sich in diese Verrutschungen hineinzufantasieren. Für den, der sie sich ausdenkt. Wer sie selbst erlebt, für den ist es ein Erdrutsch oder auch eine rettende Sintflut, wie nebenan für Waechters Fisch.

Für Stefan Slupetzky ist es kein Erdrutsch und keine Sintflut. Als Erzähler ist er in Sicherheit; höchstens, dass da ein kleines nervöses Zucken in seinem Gesicht ist - Augenzwinkern kann man es nicht nennen -, während er mit kühler Stimme seine "bitterbösen Geschichten" entwickelt. Seine Augen können auch deshalb nicht zwinkern, weil sie mit sezierendem Interesse auf seine Helden schauen, so wie Kinder bei etwas Peinlichem zusehen, bevor man sie wegzieht. Den Leser zieht niemand weg, er schaut: auf Sonderlinge, Glückssucher, Getriebene und Gestrandete, die meisten mit Vor- und Nachnamen und manche auch mit Bild.

Da ist Ludwig, der eine seltene Krankheit hat: Wenn er nervös ist, wandern seine Körperteile in ihm herum und kommen an den erdenklichsten Stellen wieder zum Vorschein, der Fuß etwa wächst dann aus dem linken Ohr oder Schlimmeres. "Ludwig war meistens nervös", setzt der Erzähler lapidar hinzu. Der berühmte Professor, dem Ludwigs letzte verzweifelte Hoffnung auf Heilung gilt, will ihn nur als Lachnummer missbrauchen. Dann aber erscheint Rosa: "Leuchtende Schneeflocke. Klingender Abendstern. Rosa." Diese Geschichte geht also einmal gut aus.

Die anderen eher nicht. Doch die Temperatur der Erzählungen bleibt konstant, ob ihr Inhalt makaber, zärtlich oder gewalttätig ist. Es ist, als ließe Slupetzky in jede ein paar Eiswürfel aus gleichgültiger Nonsense-Logik und Lakonie gleiten: Da nimmt sich im zweiten Satz der Titelgeschichte Pechleins Mutter das Leben "und verursachte erhebliche Verspätungen auf der Bahnstrecke Salzburg-Wien".

Gefühlskalt sind Slupetzkys Eskapaden deshalb nicht, eher freundlich-frech und voll amüsierter Neugier auf die Verrutschungen, denen man im Leben so ausgesetzt ist. Was er über den versierten Raubmörder schreibt, der Pechlein gerade noch verschont, kann man genauso über den Autor sagen: "Er verrichtete seine Arbeit rasch, leise und ohne jede schnörkelhafte Brutalität."

MONIKA OSBERGHAUS.

Stefan Slupetzky: "Pechleins Glück. Bitterböse Geschichten". Middelhauve Verlag, München 1999. 58 S., geb., 19,80 DM. Ab 12 J.

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