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Joshua ist ein Kind der frühen siebziger Jahre. Bereits im Alter von siebzehn hat er ein Leben hinter sich, das, milde ausgedrückt, weit abseits bürgerlicher Standards verlaufen ist. Seine Mutter hat eine Alternativkarriere erster Güte eingeschlagen: vom Hippie-Groupie zur radikalen Lesbe, vom Goa-Dropout zur fernsehsüchtigen Pazifistin. Sein Vater oder der, den er lange dafür hielt hat sich längst eine heimliche Zweitfamilie samt Aktienpaket zugelegt. Obendrein behauptet der LSD-Lieferant seiner Mutter plötzlich, sowieso sein Erzeuger zu sein. In dieser Situation hilft es nicht gerade, dass…mehr

Produktbeschreibung
Joshua ist ein Kind der frühen siebziger Jahre. Bereits im Alter von siebzehn hat er ein Leben hinter sich, das, milde ausgedrückt, weit abseits bürgerlicher Standards verlaufen ist. Seine Mutter hat eine Alternativkarriere erster Güte eingeschlagen: vom Hippie-Groupie zur radikalen Lesbe, vom Goa-Dropout zur fernsehsüchtigen Pazifistin. Sein Vater oder der, den er lange dafür hielt hat sich längst eine heimliche Zweitfamilie samt Aktienpaket zugelegt. Obendrein behauptet der LSD-Lieferant seiner Mutter plötzlich, sowieso sein Erzeuger zu sein. In dieser Situation hilft es nicht gerade, dass Joshuas Mutter in ihrer ideologischen Verwirrtheit beschließt, sich aus Solidarität zu den ehemaligen RAF-Häftlingen für den Rest ihres Lebens in Isolationshaft zu begeben und zwar im Gästeklo. Als ihm dann auch noch seine erste Freundin gesteht, nichts von sexueller Treue zu halten, beginnt Joshua, das Geschlechterverhältnis neu zu sortieren ...

Alexa Hennig von Langes Roman führt aufdie Spielwiesen der Gegenkultur. Mit viel Witz und Tempo werden uns die nicht selten absurden Debatten vorgeführt, die unser Rollenverständnis jahrzehntelang erschüttert wie geprägt haben.
Autorenporträt
Alexa Hennig von Lange, geb. 1973 in Hannover, begann bereits mit acht Jahren zu schreiben. 1997 erschien ihr Debütroman 'Relax', mit dem sie über Nacht zu einer der erfolgreichsten Autorinnen und zur Stimme ihrer Generation wurde. Es folgten zahlreiche Romane für Erwachsene wie Kinder, außerdem Erzählungen und Theaterstücke. Alexa Hennig von Lange lebt mit ihren beiden Kindern in Berlin.
Rezensionen
"Alexa Hennig von Lange hat mit "Peace" einen wunderbar bösen Roman über unser Rollenverständnis geschrieben - ein satirisches Frauen- und Generationenporträt. Aberwitzig!" -- FREUNDIN

"Dieser groteske Roman ist einfach köstlich." -- NEUE PRESSE

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

An Alexa Hennig von Langes neuem Roman "Peace" lässt Jutta Person kein einziges gutes Haar. Mit wenig Vorfreude ordnet die Rezensentin das Werk in die blühende Gattung der Altachtundsechziger-Abrechnungsbücher ein, die parodistisch die Opferrolle der Kinder aufs Korn nimmt. In "Peace" ist es der 17-jährige Joshua, der die Wunden, die ihm die Drogen-, Sex- und Politexzesse seiner Eltern geschlagen haben, vorweist, ehe er eine erzkonservative Freundin findet, wie Person wissen lässt. Sie zeigt sich reichlich genervt von den Klischees und Kalauern und hat zu ihrem Ungemach auch noch eine gewisse Larmoyanz in Joshuas Geschichte entdeckt. Da dem Roman lediglich die Sprache zu Gebote steht, die er eigentlich persiflieren will, und die "Hippie-Witzchen" in den Augen der Rezensentin keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor locken, hat dieses Buch für sie keinerlei Reiz und wird schlichtweg als einfallslos abgekanzelt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2009

Wenn Mutti zu viel Drogen nimmt
Alexa Hennig von Lange und ihr Abrechnungsroman „Peace”
Die vielleicht schlimmsten Verbrechen der Achtundsechziger sind ihre Kinder. Diese quälen die Nachwelt auch noch nach über vierzig Jahren derart penetrant mit ihren Opfer-Erinnerungen, dass man dringend eine Schlussstrich-Debatte anzetteln müsste. Einmal im Leben begeistert Martin Walser zitieren! Ja, es sind „Meinungssoldaten mit vorgehaltener Moralkeule”, die eine unschuldige Bevölkerung mit ihren Traumata quälen und sich wehleidig im erlittenen Unrecht suhlen: Kinderladen, antiautoritäre Erziehung, vermännlichte Mütter, weibische Väter, unhygienische Kinderzimmer, Herzenskälte im Tarnkostüm der Selbstverwirklichung. Dies sind zweifellos schreckliche Erfahrungen, die nicht verharmlost werden sollen. Aber wie lange wird man diese Veteranengeschichten noch hören? Omi erzählt aus dem Krieg: So wird es demnächst heißen, wenn die Kindeskinder der Achtundsechziger-Opfer die schrecklichen Drogenexzesse ihrer Urgroßeltern betrauern müssen.
Ihre perfideste Waffe: Sie schreiben Bücher. Längst ist eine eigene literarische Gattung entstanden, die Achtundsechziger-Abrechnungsliteratur der Nachgeborenen. Sophie Dannenbergs Romansatire „Das bleiche Herz der Revolution” von 2004 ist ein Exempel für die blindwütig-humorlose Form der Abrechnung, während die Mehrheit der Romane sich darum bemüht, parodistisch Funken aus den Verirrungen der Vorgängergeneration zu schlagen. Das Besteck ist jeweils denkbar simpel: Joints, lila Latzhosen, Peace-Zeichen, Jesuslatschen, Selbstgestricktes, tantrischer Sex, Hass aufs Schweinesystem – Insignien einer Vergangenheit, die nicht vergehen will.
Alexa Hennig von Langes Roman „Peace” ist das Musterbeispiel eines solchen witzig gemeinten Versuchs, Gewinn aus den Stereotypen der Sechziger und Siebziger zu ziehen: Jedes noch so abgenudelte Klischee hat gleich mehrfache Auftritte, jede Binse über den vermeintlich libertären, letztlich aber schlicht egoistischen Umgang mit der menschlichen Umwelt wird bemüht. Die Hauptfigur namens Joshua ist ein Siebzehnjähriger, der Anfang der neunziger Jahre unter den Exzessen seiner Eltern zu leiden hat. Als Kind musste er die Selbstbefriedigungsseminare seiner Mutter mit ansehen, sein leiblicher Vater ist zugleich sein Drogendealer, der ihn außerdem zwingt, sich Texte über „Isolationsfolter” anzuhören. Der erste Satz von „Peace” trägt schon das ganze Romanprogramm in sich: „Am 26. Oktober 1991 sah ich meine Mutter in ihrer Kotze liegen.”
Nach über zwanzigjähriger Sex-, Drogen- und Blumenkinderkarriere hat Mutter Renate dauerhaft den Kanal voll. Trotz ihres wilden Starts war sie zudem noch in einer Ehe mit einem spießigen „Faschistenschwein” und „Chauvinistenwichser” gestrandet, dem sie Joshua unterschiebt. Der Junge wird zwischen militanten Feministinnen zum Pazifisten erzogen und entgeht nur um ein Haar der Kastration. Anfang der Neunziger steht er kurz vor der Aufnahme in eine schlagende Verbindung, doch seine Mutter schließt sich zu Hause auf der Toilette ein, um damit gegen den Tod von „Fillmore-Bill” zu protestieren. Bei Bill handelt es sich um die Konzertveranstalter-Ikone Bill Graham, ähnliche Auftritte haben „Timothy”, „Janis” und Bands wie die Grateful Dead. Irgendwann verlässt Renate die Toilette, verliebt sich in einen jungen Guns’n Roses-Anhänger, der einen religiösen Schub erleidet und ihr daraufhin das Hymen zunäht, um eine Jungfrau ehelichen zu können.
Das Altern der Hippiewitze
Joshua findet ein Mädchen namens Pony, das seiner Mutter im ideologischen Phrasendreschen unheimlich ähnelt, und so wiederholt sich die Geschichte aufs Neue. Dass dieses Mädchen mit ihren roten Locken und den Sommersprossen wiederum wie eine aufdringliche Kopie der so medienpräsenten Autorin wirkt – schon das Cover des Debütromans „Relax” kam nicht ohne den rothaarigen Wuschelkopf der Verfasserin aus –, könnte als selbstironische Volte durchgehen. Immerhin entpuppt sich Pony als wertkonservative Mutter in spe, die sich um Inneneinrichtung, Selbstgebackenes und die Kinder kümmern möchte: „Du solltest nicht sagen, dass ich ängstlich und neurotisch bin. Denn das bin ich nicht. Ich bin eine Frau. Ich werde eine Mutter sein und ich werde mir Sorgen machen.” Lustig wird „Peace” aber auch mit solchen autobiographischen Anspielungen nicht – und noch viel weniger kann das immergleiche Mantra aus „Scheiße”, „Kacke”, „Kotze”, „Ficken” und „Titten” etwas für den Spannungsbogen tun.
Dieser Roman will einen Jargon persiflieren, der zugleich sein einziges Ausdrucksmittel ist. Die Konstruktion der in die neunziger Jahre zurückverlegten Hippie-Witzchen ist so ermüdend, weil sämtliche parodistischen Einfälle eben seit Anfang der Neunziger bekannt sind. Und über all den Kalauern schwebt ein leise larmoyanter Ton: Mutti nimmt Drogen und vernachlässigt mich. In einer der „großen” Abrechnungen, Michel Houellebecqs „Elementarteilchen” (1998), wurde dieser Klageruf zur erbittert umkämpften Achtundsechziger-Entzauberung – nur dass die Rache der ungeliebten Hippie-Kinder auch schon wieder viele, viele Jahre alt ist. Alexa Hennig von Lange hat mit „Peace” einen Roman geschrieben, der vor allem eins bestätigt: literarische Einfallslosigkeit. JUTTA PERSON
ALEXA HENNIG VON LANGE: Peace. Roman. Dumont Verlag, Köln 2009. 224 Seiten, 14,95 Seiten.
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