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Reeve hat zwei große Wünsche: Er möchte nicht zehn werden, und er träumt davon, eines Tages segeln zu lernen. Da, wo er lebt, beginnt für jeden Jungen, der zehn wird, das Leben der Banden und Drogen. Jeder muß mitmachen, aber Reeve fürchtet sich vor den zwielichtigen Typen. Er hat einen großen Freund, Darnell, von dem er Käfer genannt wird. Darnell macht ihm ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk: Er verrät ihm sein Geheimversteck, ein Erdloch unter einer Brücke. Es ist zugleich Darnells Abschiedsgeschenk. Außer seinem Freund hat Käfer noch seine kleine Schwester Tasha, um die er sich liebevoll…mehr

Produktbeschreibung
Reeve hat zwei große Wünsche: Er möchte nicht zehn werden, und er träumt davon, eines Tages segeln zu lernen. Da, wo er lebt, beginnt für jeden Jungen, der zehn wird, das Leben der Banden und Drogen. Jeder muß mitmachen, aber Reeve fürchtet sich vor den zwielichtigen Typen. Er hat einen großen Freund, Darnell, von dem er Käfer genannt wird. Darnell macht ihm ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk: Er verrät ihm sein Geheimversteck, ein Erdloch unter einer Brücke. Es ist zugleich Darnells Abschiedsgeschenk. Außer seinem Freund hat Käfer noch seine kleine Schwester Tasha, um die er sich liebevoll kümmert. Er versucht sie zu beschützen, wo es nur geht. Tasha redet nicht viel, obwohl sie es kann. Aber Käfers Wunsch mit dem Segeln kennt sie genau. Und der geht an seinem zehnten Geburtstag in Erfüllung - durch Tasha. Ein wahres Märchen unserer Zeit und ein hoffnungsvolles Buch zugleich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.1998

Traurige Muntermacher
Paß auf dich auf, Kleiner: Neue Bücher zur Jugendreparatur

Ein Kinder- oder Jugendbuch erzählt stets mehr als nur eine Geschichte. Immer, er kann nicht anders, erzählt sein Autor auch, was er von seinen Lesern hält und erwartet. Das macht diesen Teil der Literatur suspekt: Die Generation der Erwachsenen zeigt darin ihr der Jugend zugewandtes Gesicht.

Der deutsche Titel des neuesten Buches von der Amerikanerin Alice Mead kann als Programm für viele gelesen werden: "Paß auf dich auf, Kleiner!" ruft die rote Schrift vom Titelbild, auf dem eine einsame Flaschenpost hoffnungsvoll in Richtung Hafen treibt. Erzählt wird von einem Jungen, der nicht mitmachen will "in der Welt der Gangs und Drogen". Lieber liest er Gedichte, kümmert sich um seine kleine Schwester und unterstützt seine Mutter, als es darum geht, in eine bessere Gegend zu ziehen. Die Geschichte ist flüssig und voller Anteilnahme geschrieben, nickend liest man die einzelnen Schritte mit: Wie er seinen Freund nicht verrät; wie er sich gegen die vergnügungssüchtige, unzuverlässige Tante stellt; wie er Gewalttätigkeiten ausweicht. Am Schluß wird er belohnt, die Flaschenpost ist angekommen - und wieder ist ein Kinderleben erfolgreich repariert worden, wenigstens im Buch.

Eine ähnliche Geschichte können Mädchen bei Norma Fox Mazer nachlesen, in deren Jugendbuch "Der gespiegelte Mond" eine junge Frau sich aus schier hoffnungsloser Lage - arbeitslos, Eltern tot, bis vor kurzem unter der Knute einer gewalttätigen Schwesternfurie gewesen - herausarbeitet. Der wehleidige Ton, in dem sie ihre Geschichte erzählt, soll wohl vermitteln, wie unendlich schwer es ist, in dieser Welt ein Fitzelchen Glück abzubekommen. Aber sie schafft es dann ja noch.

Sie schaffen es alle, unsere traurigen Helden. "Der Schatten des Schmetterlings" von Marjaleena Lembcke erzählt von den Problemen eines magersüchtigen Mädchens. "Ich will versuchen, mich auf das Leben einzulassen", teilt Katja ihrer Therapeutin schließlich mit. Das freut den Leser nach langen Kapiteln voll trostloser Stimmung, aber wundern tut es ihn nicht. Stella, die Hauptfigur in Unni Lindells "Knutschfleck", hat es ebenfalls schwer. Auch ihr fehlt die Mutter, wie übrigens vielen ihrer Leidensgenossinnen. Nach über zweihundert Seiten aber kann selbst sie dem Leben wieder etwas abgewinnen, nachdem sie Schritt für Schritt in die richtige Richtung gegangen ist, mit Therapie und allem.

Nun lauern draußen in der Welt aber noch ganz andere Gefahren. Elisabeth Zöller läßt in "Rave, Love & Happiness" ein Mädchen in die Techno-Szene hineinstolpern, wobei sie sich mit dem Sprachstil große Mühe gegeben hat: "Der Raum flimmert, die Menge brodelt, die Musik würgt. (. . .) Und ich falle. Ins Leere. Immer wieder. In mir diese Leere. Der Schrei. Ich wühle mich hinaus". Entlarvend ist das Verzeichnis am Schluß, in dem Vokabeln wie "Rave" und "Flyer" erläutert werden: ein Schnupperbuch von Eltern für Eltern?

Lehrer sollten Arnulf Zitelmanns neues Jugendbuch "Kein Ort für Engel" lesen, denn dort sagt ihnen ein sympathischer Gesamtschüler - eine Art wandelnde Shell-Studie -, was es mit dem Bildungsnotstand, der Gewaltbereitschaft und der Perspektivlosigkeit der Jugend angesichts der hohen Arbeitslosigkeit auf sich hat. Zu diesem Thema trägt auch Gudrun Pausewang etwas bei. Zwei Kinder helfen ihren arbeitslos gewordenen Eltern, verhalten sich sozial kompetent und tapfer und tragen enorm zum Zusammenhalt und zur Existenzsicherung der Familie bei. Wie im richtigen Leben, nur besser.

Literatur zum Abnicken: Die richtigen Stichworte sind gegeben, die Figuren sind zwar alle irgendwie defekt, aber doch strikt nachahmlich gezeichnet, die Sprache drängt sich so nah sie kann an den gedachten Leser. Der aber muß, wenn er solche Bücher braucht, wirklich in hoffnungsloser Lage sein, und außerdem ein bißchen dumpf. Es spricht ein großes Erschrockensein der Erwachsenen daraus, auch Mitleid, und eine gehörige Portion Selbstmitleid. Ihr Armen, was haben wir euch da für eine Welt hinterlassen, daß ihr so geworden seid, klagen die Geschichten, aber ein winzige Chance bleibt vielleicht, wenn ihr dies und das tut oder laßt. So kommt es zu der merkwürdigen Diskrepanz zwischen dem angestrengten Optimismus der Geschichten und dem fast wehleidigen, oft depressiven Ton, in dem sie erzählt werden. Es wird deutlich: Keiner der Autoren würde mit seinem Helden, seinen Lesern tauschen wollen, aber ein bißchen helfen, eine kleine Aufmunterung - na gut.

Manche dieser Bücher sind trotz allem ganz nett zu lesen - so, wie es manchmal ganz nett ist, eine Nachmittagstalkshow im Fernsehen zu gucken. Nur macht einem dort niemand weis, daß man gerade am Puls des Lebens sitzt. Das ist das eigentlich Traurige an diesen Büchern: Sie reden so viel vom Leben und haben es selber nicht. MONIKA OSBERGHAUS

Alice Mead: "Paß auf dich auf, Kleiner!" Aus dem Englischen von Salah Naoura. C. Bertelsmann, München 1998. 124 S., geb. 22,90 DM. Ab 10 J.

Norma Fox Mazer: "Der gespiegelte Mond". Aus dem Amerikanischen v. Cornelia Krutz-Arnold. Esslinger Edition, Esslingen 1998. 270 S., geb. 26,80 DM. Ab 13 J.

Marjaleena Lembcke: "Der Schatten des Schmetterlings". C. Bertelsmann, München 1998. 156 S., geb. 19,90 DM. Ab 12 J.

Unni Lindell: "Der Knutschfleck". Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Sauerländer Verlag, Frankfurt/M. 1998. 212 S., geb. 24,80 DM. Ab 13 J.

Elisabeth Zöller: "Rave, Love & Happiness". Arena Verlag, Würzburg 1998. 117 S., geb. 19,80 DM. Ab 13 J.

Arnulf Zitelmann: "Kein Ort für Engel". Beltz & Gelberg, Weinheim 1998. 238 S., geb. 26,80 DM. Ab 14 J.

Gudrun Pausewang: "Hörst du den Fluß, Elin?" Verlag Nagel & Kimche, Zürich 1998. 154 S., geb. 23,80 DM. Ab 9 J.

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