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Winner of the 2008 Duke d'Arenberg History Prize for the best book of a general nature, intended for a wide public, on the history and culture of the European continent. At once a book about Oxford and Heidelberg universities and about the character of European society on the eve of World War I, Our Friend "The Enemy" challenges the idea that pre-1914 Europe was bound to collapse. Weber brings Britain and Germany's preeminent universities and playgrounds for political and social elites back to life to reconsider whether any truth is left in the old contrast between British liberalism and…mehr

Produktbeschreibung
Winner of the 2008 Duke d'Arenberg History Prize for the best book of a general nature, intended for a wide public, on the history and culture of the European continent. At once a book about Oxford and Heidelberg universities and about the character of European society on the eve of World War I, Our Friend "The Enemy" challenges the idea that pre-1914 Europe was bound to collapse. Weber brings Britain and Germany's preeminent universities and playgrounds for political and social elites back to life to reconsider whether any truth is left in the old contrast between British liberalism and German illiberalism. Contesting the idea that fundamental Anglo-German differences existed, he also questions new interpretations that use a cultural history brush to paint pre-1914 Britain in just as gloomy a light as Imperial Germany. Rather, he argues that militarist nationalism and European transnationalism were not mutually exclusive concepts, that reform usually triumphed over stasis, and that prewar Europe was more stable than commonly argued. Finally, he demonstrates that the belief that Europeans were eagerly awaiting a cataclysmic remaking of the world they were inhabiting is a result of a tendency to read pre-1914 history backwards as the prehistory of the two world wars.
Autorenporträt
Thomas Weber is a Member of the Institute for Advanced Study in Princeton. He is the author of Lodz Ghetto Album (2004), which won the 2004 Golden Light Award for Best Edited Historical Book and a 2005 Infinity Award of the International Center of Photography in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2009

Viele Ähnlichkeiten
Elitenausbildung in Heidelberg und Oxford vor 1914

Die Frage, warum Deutschland im 20. Jahrhundert für zwei Weltkriege verantwortlich war, hat Zeitgenossen und Historiker von jeher beschäftigt. Immer wieder sind sie zu dem Schluss gekommen, dass die Katastrophen das Ergebnis eines "Sonderweges" gewesen seien, den Deutschland seit dem 19. Jahrhundert beschritten habe. Im Gegensatz zu Großbritannien, wo sich im Rahmen eines evolutionären Prozesses die Demokratie durchgesetzt habe, sei Deutschland eigentlich bis zum Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur 1945 ein Obrigkeitsstaat geblieben. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet angelsächsische Historiker diese These vom "Sonderweg" immer wieder zu erschüttern versucht haben. Nicht Deutschland, sondern England habe einen "Sonderweg" beschritten - so ihr Vorwurf an eine ganze Generation linker und linksliberaler Historiker. Wer vom deutschen "Sonderweg" spreche, übersehe zudem die ungeheure Vielfalt, Dynamik und Lebendigkeit der politischen Kultur wie auch der Gesellschaft des Kaiserreichs. Zahlreiche Detailstudien haben diese Argumentation untermauern können. Die "Sonderwegsthese" hat daher ihre Faszination als Erklärungsmodell für den Weg nach "1933" weitgehend verloren, da sie offenbar zu holzschnittartig die Wirklichkeit zu beschreiben versucht.

Zu diesen Detailstudien, die sich aus vergleichender Perspektive mit der "Sonderwegsthese" auseinandersetzen, gehört die Arbeit von Thomas Weber. Allein der Titel, der an eine floskelhafte, aber herzliche zeitgenössische Beschreibung eines bevorstehenden Ruderrennens zwischen deutschen und englischen Studenten in Heidelberg am Vorabend des Ersten Weltkrieges erinnert, will deutlich machen, dass die Wirklichkeit viel komplizierter war, als häufig angenommen worden ist. Um dies zu belegen, eignen sich Studenten aus Heidelberg und Oxford zweifellos in jeder Hinsicht. Aus ihnen rekrutierten sich, wie der Verfasser in seiner sehr gut lesbaren, lebendig geschriebenen Studie ausführlich nachweist, jene Eliten, die in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ihres jeweiligen Landes eine maßgebliche Rolle spielen sollten. In fünf Kapiteln untersucht er den Alltag der Studenten, vergleicht die Bedeutung traditioneller Ruderrennen in Oxford mit den für Heidelberger Studenten üblichen Mensuren, beschäftigt sich mit der Rolle der Sexualität, dem "Einzug" von Frauen in die Universitäten sowie dem Stellenwert von Antisemitismus beziehungsweise Ausländerfeindlichkeit.

Die Ergebnisse sind überzeugend. Die Ähnlichkeiten zwischen den Studenten waren viel größer als die Unterschiede. Liberale und antiliberale Strömungen lassen sich hier wie dort ausmachen. Dies gilt, um nur ein Beispiel zu geben, auch für das vieldiskutierte Feld des Militarismus. Die säbelschwingenden Studenten mit ihren "Schmissen", die später angeblich singend bei Langemarck in den Tod marschierten, gelten geradezu als Prototyp deutscher Militaristen. Weit gefehlt, folgt man dem Autor: Der "Geist", den diese Mensuren offenbarten, unterschied sich nicht von dem Oxforder Studenten in ihren Ruderbooten und in ihren - oft übersehenen - paramilitärischen Vereinigungen. Aus dieser Perspektive betrachtet, waren Loyalität, Teamgeist, Pflichtgefühl, Ausdauer und ein eher wertfreies Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit das Wesen solcher Aktivitäten, nicht die Vorbereitung auf einen, und schon gar nicht einen deutsch-englischen, Krieg. Dagegen sprechen nicht nur der rege Studentenaustausch zwischen beiden Universitäten, sondern auch viele ähnliche Verhaltens- und Denkmuster.

Insofern ist auch der Befund des Autors im Hinblick auf antisemitische beziehungsweise ausländerfeindliche Ressentiments nicht überraschend. Auch hier sind die Unterschiede eher marginal sowohl hinsichtlich der Haltung gegenüber Juden als auch gegenüber ausländischen Studenten. An beiden Universitäten gab es eine Minderheit, die jüdische, russische - so in Heidelberg - oder - wie in Oxford - farbige Studenten als Bedrohung des eigenen Status oder der eigenen Rasse ansahen und dagegen lautstark Front zu machen suchte. Die Mehrheit war hingegen viel toleranter und insgesamt viel kritischer als oft angenommen. Die Beispiele zeigen einmal mehr, wie fruchtbar es ist, nicht nur vergleichend zu arbeiten, sondern bei der Beurteilung historischer Entwicklungen - wie der Autor fordert - stets die "gleiche Brille" aufzusetzen.

MICHAEL EPKENHANS

Thomas Weber: Our Friend "The Enemy". Elite Education in Britain and Germany before World War I. Stanford University Press, Stanford 2008. 338 S., 65,- $.

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