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Deutschland 1900 bis 1933 - zwischen den Euphorien des machtpolitischen Aufstiegs und den militärischen, ökonomischen und politischen Katastrophen waren diese Jahre durch vielgestaltige und intensive Krisenerfahrungen geprägt. Krieg, Niederlage, Revolution und Depression, aber auch der kulturelle Aufbruch in die Moderne schrieben sich in die Leben der Menschen ein. Es waren Durchbruchs- und Krisenjahre der Moderne, deren prägende Strukturen und Umwälzungen es für eine politische Kulturgeschichte Deutschlands zu hinterfragen gilt.

Produktbeschreibung
Deutschland 1900 bis 1933 - zwischen den Euphorien des machtpolitischen Aufstiegs und den militärischen, ökonomischen und politischen Katastrophen waren diese Jahre durch vielgestaltige und intensive Krisenerfahrungen geprägt. Krieg, Niederlage, Revolution und Depression, aber auch der kulturelle Aufbruch in die Moderne schrieben sich in die Leben der Menschen ein. Es waren Durchbruchs- und Krisenjahre der Moderne, deren prägende Strukturen und Umwälzungen es für eine politische Kulturgeschichte Deutschlands zu hinterfragen gilt.
Autorenporträt
Wolfgang Hardtwig, Jahrgang 1944, ist Professor für Neuere Geschichte an der Humbold-Universität zu Berlin
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.07.2007

Zu spät
Die Bürger der Weimarer Republik lebten in verschiedenen Zeiten
Der Erste Weltkrieg vernichtete nicht nur millionenfach Lebenszeit, sondern er beschleunigte auch die Zeit in der Wahrnehmung der Überlebenden. 800 Jahre alte Monarchien verschwanden über Nacht. Neue Parteien schossen wie Pilze aus dem Boden. Nicht jeder hielt da mit.
Deutsche lebten nach 1918 zwar in der gleichen Zeit, waren insofern gleichzeitig, aber nicht alle lebten mit der Zeit. Die Ungleichzeitigkeit wurde zum Signet der Epoche. Für den Wiener Architekturhistoriker Adolf Loos litt bereits 1908 das Tempo der kulturellen Entwicklung unter den Nachzüglern. „Ich lebe vielleicht im jahr 1908, mein nachbar lebt aber um 1900 und der dort um 1880.”
Dies war nicht nur auf die sozialen Gefälle oder den Unterschied zwischen Stadt und Land zurückzuführen. Auch in der Stadt gab es „nachzügler aus dem 18. Jahrhundert, die sich über ein Bild mit violetten schatten entsetzten, weil sie das violett noch nicht sehen können”. Anderen Städtern gefielen „zigarettendosen mit renaissance-ornamenten” besser als glatte Dosen. In den vierzehn Jahren der Weimarer Republik drängten sich so mehrere Jahrhunderte zusammen. Ernst Bloch formulierte diesen Widerspruch als die „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen”.
Die Gleichzeitigkeit von 65 Millionen Deutschen wurde zum politischen Problem. Das hat jetzt Martin H. Geyer in einem Sammelband-Aufsatz mit dem Titel „,Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen‘. Zeitsemantik und die Suche nach der Gegenwart in der Weimarer Republik” anschaulich dargestellt (in: Ordnungen in der Krise. Zur politischen Kulturgeschichte Deutschlands 1900-1933, hrsg. von Wolfgang Hardtwig. Oldenbourg Verlag, München 2007, 79,80 Euro). Die Frage war: Wie sollte ein Gemeinwesen bestehen, wenn seine Bürger in ganz unterschiedlichen Zeiten lebten?
Aber auch neue Formen der Gleichzeitigkeit drückten der Epoche ihren Stempel auf. Nicht alle waren erfolgreich. Die Gedenkminute für Walther Rathenau im ganzen Reich scheiterte 1922 ebenso kläglich wie das Projekt eines Nationalfeiertags, an dem alle Reichsbürger der Republikgründung gedachten.
Erfolgreicher war die Inszenierung nationaler Gleichzeitigkeit im Sport. Sportfeste, Fußballendspiele und Autorennen leisteten, was die Politik nicht schaffte. Sportliche Großereignisse, aber auch Sternwanderungen zum Hermannsdenkmal zu dessen 50-Jahr-Feier schufen 1925 einen nationalen Erlebnisraum von großer emotionaler Dichte.
Die Vergesellschaftung psychischer Zeit basierte auf vorderhand unpolitischen Emotionen. In die gleiche Richtung wirkte das Radio. Sein großes Plus beim Publikum war die authentische Unmittelbarkeit. Millionen konnten jetzt dabei sein und teilhaben.
Dass Teilhabe indessen nicht Teilnahme ist, zeigte die nationalsozialistische Volksgemeinschaft. Sie nutzte das Wir-Gefühl der emotionalen Dramen im Sport später genauso aus wie die Einwegkommunikation des Radios. SIEGFRIED WEICHLEIN
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"Der (...) Tagungsband ist ein solcher Fall, den es zu loben gilt. Er bringt nicht nur die (deutsche) Forschung zur politischen Kulturforschung auf eine neue Höhe, er ist auch methodisch anregend. Man wird an ihm nicht mehr vorbeikommen." Friedrich Kießling, Archiv für Kulturgeschichte, Heft 1/2011 "Der Band, der sich auf einem durchweg hohen argumentativen Niveau bewegt, bietet insgesamt anregende, zum Teil neue Blicke auf die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Krise und Ordnungsversuche werden nicht auf simplifizierende Erklärungen heruntergebrochen, sondern bleiben mannigfaltig, oft widersprüchlich. Die Moderne behält ihre charakteristische Janusköpfigkeit." Tobias Becker in sehepunkte 7 (2007), 11 "Für jeden, der sich mit deutscher Sozial- und Kulturgeschichte seit der Jahrhundertwende beschäftigt, ist der von Wolfgang Hardtwig herausgegebene [...] Band ein 'Muss'. Die Beiträge bewegen sich empirisch wie methodisch, stilistisch wie vom Reflexionsniveau her auf einem beeindruckenden Niveau." Michael Prinz in H-Soz-u-Kult vom 26.11.2007 "Die umfassenden Einführungen in den jeweiligen Forschungsstand, vor dessen Hintergrund die Texte ihre eigenen Fragestellungen entwickeln, machen diesen Sammalband zu einem wertvollen Kompendium der politischen Kulturgeschichte der deutschen Zwischenkriegszeit." Wolfgang Bialas in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008), 7/8 "So bürsten die Autoren vor allem den bildungsbürgerlichen Kriesendiskurs, dessen Deutungsmustern die Forschung oft und gerne gefolgt ist, auf erfrischende Weise gegen den Strich." Thomas Hertfelder in: Historische Zeitschrift 287/1, August 2008 "Die Durchgängig ein hohes Niveau haltenden Aufsätze ziehen ihr Lesepublikum in Bann." Alf Christophersen, Theologische Literaturzeitung, 133/ 2008, 12…mehr