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Zweisprachige Jubiläumsausgabe
Das größte und schönste Volksfest der Welt - gefeiert vom US-amerikanischen Starautor Thomas Wolfe. Dieses literarische Wiesn-Schmankerl lotet alle Höhen und Tiefen des feuchtfröhlichen Spektakels aus. Es zeigt, wie man sich in München verlieben und unter Bayern sein weiß-blaues Wunder erleben kann.
Festbier, Tracht und Prügel - «München hat mich beinahe umgebracht», stöhnte Thomas Wolfe nach einer Wiesnschlägerei. Doch trotz gebrochener Nase und etlicher Platzwunden hielt er seiner Schicksalsstadt zeitlebens die Treue. Kein Ort auf der Welt bezauberte den
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Produktbeschreibung
Zweisprachige Jubiläumsausgabe

Das größte und schönste Volksfest der Welt - gefeiert vom US-amerikanischen Starautor Thomas Wolfe. Dieses literarische Wiesn-Schmankerl lotet alle Höhen und Tiefen des feuchtfröhlichen Spektakels aus. Es zeigt, wie man sich in München verlieben und unter Bayern sein weiß-blaues Wunder erleben kann.

Festbier, Tracht und Prügel - «München hat mich beinahe umgebracht», stöhnte Thomas Wolfe nach einer Wiesnschlägerei. Doch trotz gebrochener Nase und etlicher Platzwunden hielt er seiner Schicksalsstadt zeitlebens die Treue. Kein Ort auf der Welt bezauberte den großen amerikanischen Schriftsteller mehr, kein Ort bescherte ihm - im Guten wie im Bösen - so überwältigende Gefühle.

Auf höchst amüsante Weise wird in diesem Buch geschildert, wie aus dem Greenhorn aus North Carolina ein München-Liebhaber und Wahlbajuware wurde. Wolfe offenbart sein Schwanken zwischen Befremden und Faszination angesichts endemischer Bierseligkeit, seine aufflammende Begeisterung beim Mitschunkeln, das Glück rauschhafter Hingabe. Und nach jäher Ernüchterung finden sich just in Oberammergau segensreiche Hände, die dafür sorgen, dass die ramponierte Dichterstirn auch wieder verheilt.

Ausstattung: Mit 4 Schwarz-Weiß-Abbildungen
Autorenporträt
Thomas Wolfe (1900-1938) wurde als letztes von acht Kindern in Asheville, North Carolina, geboren. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, schaffte es der hochbegabte Junge bis nach Harvard und wurde Dozent für amerikanische Literatur an der New York University. Kaum hatte sein Schaffen weltweit Anerkennung gefunden, als er im Alter von nur siebenunddreißig Jahren starb.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.10.2010

Bier. Bier? Bier!

Herbst 1926, München: Ein Amerikaner besucht das Oktoberfest. Erst hat er Angst, dann trinkt er mit, am Ende verliebt er sich in die blonden Deutschen, die ihn zum Dichter machen: Thomas Wolfe

Ein Mann aus den Bergen kommt nach München und hat Durst. Und Hunger. Er geht aufs Oktoberfest, es ist Herbst 1928. Dieser Mann, so alt wie das Jahrhundert, das ihn später als Jahrhundertschriftsteller bezeichnen wird, kommt gar nicht aus richtigen Bergen: Jedenfalls ist das, was sich um seine Heimatstadt Asheville in North Carolina sanft erhebt, nicht viel gegen die Alpen, die man bei gutem Wetter von München sehen kann.

Thomas Wolfe aber sieht die Alpen nicht. Und auch München, das er so liebte, seit er es das erste Mal 1926 betrat, hat man in seiner Erzählung "Oktoberfest" kaum vor Augen. Es liegt im Schatten der bayerischen Spezialrepublik namens Theresienwiese, die Wolfe auf 17 Seiten so beschreibt, wie viele sie erleben, die zum ersten Mal da sind: Lärm, Blaskapellen, aufgerissene Münder und Augen und Menschen, Arm in Arm, auf und unter Tischen, die sich mit jedem Bissen etwas mehr in die Wesen verwandeln, die sie gerade, aber viel knuspriger natürlich, verspeisen. Und Bier, Bier, Bier, Bier, Bier. Bier.

Der Erzähler, namenlos wie die Furcht und Euphorie, die ihn sofort auf der Wiesn packen, muss nachfragen, um das Spektakel zu verstehen: ",Bier?', sagte ich. ,Warum Bier? Warum kommt man hierher, um Bier zu trinken? Warum sind all diese großen Hallen hier von den bekannten Brauereien errichtet worden, wenn doch ganz München berühmt ist für sein Bier und es in der Stadt Hunderte von Bierwirtschaften gibt?'" Und Heinrich, sein Begleiter, antwortet, das stimme schon, aber: ",Das ist Oktoberfestbier. Es ist doppelt so stark wie gewöhnliches Bier.'"

Also bestellen sie zwei Maß. Sie bestellen im Grunde 17 Seiten lang, und dazu Schweinswürstel mit Sauerkraut, Fischbrote, Leberkäse mit schöner Kruste, und das bisschen Geschichte, das um diese herrlichen Bestellungen herum geschieht, gipfelt künstlerromanhaft in Selbsterkenntnis. Die Leute, mit denen sich Heinrich und der Amerikaner anfreunden - so ist das seit 200 Jahren auf dem Oktoberfest -, ein blondes Mädchen allen voran, sollen raten, was der Amerikaner für einer ist. Er hatte vorher behauptet, er sei Norweger, Australier, Zimmermann, Matrose - was in etwa dem heutigen Publikum im Hofbräuzelt entspricht. Aber sie, ganz das ehrliche Blondinendeutschland, von dem Wolfe in Asheville geträumt hatte (bis ihm die Nazis den Traum austreiben), sagt: Nein, er sei ein Maler, ein schöpferischer Mensch. Ob das stimme, fragt sie Heinrich. Und Heinrich antwortet: Dieser Mann sei Schriftsteller. "Einen Dichter nannte er mich."

Auf dem Heimweg - "in weiter Ferne, wie die Zeit, das unaufhörliche und wesenhafte Murmeln der Ewigkeit, das ferne, schläfrige, wellengleiche Summen des großen Fests", sagt es Heinrich noch einmal: "Diese Leute kannten dich nicht, und sie meinten, du seist ein Dichter. Und du bist einer." Damit war es besiegelt: Du bist keiner wie alle anderen.

Thomas Wolfe, geboren 1900, war ins Land seiner Vorfahren gereist, um "Schau heimwärts, Engel" zu schreiben, jenen Jahrhundertroman, der ihn 1929 in die amerikanischen Oberliga dieser Jahre katapultierte, zu Fitzgerald und Faulkner. Er erzählt, wie "Oktoberfest", von einem jungen Mann, der auszieht, damit die Welt erkennt, dass er Künstler ist. Neun Jahre später war Wolfe tot.

Zum Jubiläum des Oktoberfests hat der Münchner Verlag Manesse die kleine und, wenn man genau hinschaut, auch etwas unbeholfene Geschichte auf Deutsch und Englisch aufgelegt und um einem Brief ergänzt, den Wolfe 1928 an seine Freundin Aline Bernstein geschickt hatte. Da ist er schon das dritte Mal auf dem Oktoberfest. Dieser Brief erzählt von Schlägereien und Spital: "München hat mich beinah umgebracht", schreibt Wolfe, "doch binnen fünf Wochen hat es mich so viel mehr über die meisten Menschen gelehrt, wie die meisten Leute binnen fünf Minuten nicht lernen."

Der Amerikaner aus der Erzählung denkt beim Oktoberfest zuerst an Coney Island, den Vergnügungspark von New York. Dann kommt es ihm vor, als sei da ein archaisches Ritual "in diesen Horden beschlossen, etwas, so dunkel und seltsam wie Asien, etwas, das älter war als die alten barbarischen Wälder, etwas, das um einen Altar geschwankt war und ein Menschenopfer dargebracht und verbranntes Fleisch verspeist hatte". Da werden ihm die unredlichen Franzosen sofort wieder sympathisch, und auch die Engländer mit ihren Pfeifen und den Frauen mit ihren langen Zähnen. "Ich wünschte, ich wäre bei ihnen", denkt er noch, als ihn das blonde Mädchen unterhakt, das ihn zum Dichter kürt.

"Hell oder dunkel?", fragt die erste Kellnerin, die Heinrich und dem Amerikaner Bier anbietet, und man überliest das schnell, bis man an die Stelle im Original kommt: "The light or the dark?" Das Licht oder die Finsternis? Ihr, die ihr eintretet, lasset alle Hoffnung fahren: Das gilt, jedenfalls in dieser kleinen Geschichte, für das Oktoberfest genauso wie für die Literatur. Sie bestellen ein Dunkles.

TOBIAS RÜTHER

Thomas Wolfe: "Oktoberfest". Übersetzt von Irma Wehrli. Manesse, 112 Seiten, 10 Euro

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»Ein tolles Buch, das auch zur Einstimmung auf den Bremer Freimarkt taugt.« Kurier am Sonntag, 19.09.2010