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"A classic tale of greed and corruption." --Eric Schlosser, author of Fast Food Nation and Reefer Madness This masterpiece of realist fiction portrays corruption and greed, as well as a coming-of-age story. The basis for Paul Thomas Anderson's 2007 film There Will Be Blood, the saga follows the rise of an oil magnate through the eyes of his loving but increasingly pessimistic son. Against the backdrop of the 1930s working-class and socialist movement, Bunny Ross, son of oil tycoon J. Arnold Ross, battles conflict between his wealthy upbringing and his sympathies for the working class. After…mehr

Produktbeschreibung
"A classic tale of greed and corruption." --Eric Schlosser, author of Fast Food Nation and Reefer Madness This masterpiece of realist fiction portrays corruption and greed, as well as a coming-of-age story. The basis for Paul Thomas Anderson's 2007 film There Will Be Blood, the saga follows the rise of an oil magnate through the eyes of his loving but increasingly pessimistic son. Against the backdrop of the 1930s working-class and socialist movement, Bunny Ross, son of oil tycoon J. Arnold Ross, battles conflict between his wealthy upbringing and his sympathies for the working class. After writing The Jungle, a groundbreaking book that exposed harsh labor conditions, novelist Upton Sinclair was inspired by the 1920s Teapot Dome political scandal involving President Warren G. Harding's administration and private oil companies. Secretary of the Interior Albert Fall accepted valuable gifts and large sums of money in exchange for allowing oil companies to control government oil reserves in Teapot Dome, Wyoming, and Elk Hills, California. Delivering a scathing, satirical critique of social injustice during the early years of the California oil boom, Sinclair skewers the budding Hollywood film industry, the birth of radio evangelism, the press, and higher education.
Autorenporträt
Upton Beall Sinclair Jr. (1878 -1968) was an American writer, muckraker, political activist and the 1934 Democratic Party nominee for Governor of California. Sinclair wrote nearly 100 books and won the Pulitzer Prize for Fiction in 1943.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2013

Und alles flutschte wie geschmiert

Die Quelle sprudelt noch: In seinem Klassiker "Öl" schildert Upton Sinclair den amerikanischen Mythos in geradezu enzyklopädischer Breite. Die Tiefenbohrung zahlt sich aus.

Für seinen Freund Upton Sinclair wurde Albert Einstein zum Knittelversschmied: "Wen ficht der schmutzigste Topf nicht an? Wer klopft der Welt an den hohlen Zahn? Wer verdächtigt das Jetzt und schwört auf das Morgen? Wem macht kein undignified je Sorgen? Der Sinclair ist der tapfere Mann: Wenn einer, dann ich es bezeugen kann!"

Das war 1932, als Upton Sinclair im Zenit seines Ruhms stand. Von Shaw für den Nobelpreis vorgeschlagen, bei den kalifornischen Gouverneurswahlen nur knapp gescheitert, wurde er von Moskau bis Berlin als "Gefühlssozialist" (Lenin), Salonbolschewist, "Dichter-Revolutionär" (Siegfried Kracauer) und "mutiger Kämpfer der guten Sache" (Klaus Mann) gefürchtet und gefeiert. Als unerschrockener Muckraker hatte er Skandale und Missstände in Fleischfabriken, Kohleminen, Zeitungen und Universitäten aufgedeckt. "Oil!" (1927) betrachtete Sinclair wohl nicht ganz zu Unrecht als sein Meisterstück: Keiner seiner vielen Romane war so "wahr" und gründlich recherchiert, mit mehr Herzblut und gerechter Empörung getränkt als dieses Lehrstück über den schwarzen, bösen Dämon, "der Männer und Frauen zu Krüppeln macht und ganze Nationen in den Abgrund lockt durch Traumbilder unverdienten Reichtums und die Möglichkeit, Arbeiter zu versklaven und auszubeuten".

Im kalifornischen Ölrausch hatten große "Ölmänner" wie John D. Rockefeller oder Edward Doheny (der für Sinclairs J. Arnold Ross Pate stand) kleinen Parzellenbesitzern wertvolle Grundstücke abgeluchst und Mensch und Natur bis auf den letzten Tropfen ausgepresst. Sinclair kannte das Geschäft (seine Frau gehörte zu den Geprellten) und beschrieb es mit kaltblütiger Genauigkeit und sinnlicher Kraft: Die Gier der Spekulanten, die gefährliche Arbeit auf den Bohrfeldern, die gewaltsam niedergeschlagenen Streiks, das Röcheln und Schnaufen der Pumpen, den Jubel, wenn das schwarze Gold sich seinen Weg nach oben bahnte, Land und Leute ruinierte und seine Besitzer reich machte.

Wie Melville in "Moby Dick" den Walfang schildert Sinclair den amerikanischen Mythos Öl in enzyklopädischer Breite, in all seinen Facetten und Figuren vom geschmierten Politiker bis zum angeschmierten Farmer, vom gekauften Journalisten bis zum wiedergetauften Wanderprediger. Die Öl-Religion vereint Gott und Geld und trennt Arbeit und Kapital. Ross' eigentlicher Gegenspieler ist nicht sein idealistischer Sohn Bunny, sondern die Familie Watkins: Der Vater ist ein fanatischer Pfingstler, seine Söhne, der wundertätige Sektengründer Eli und der moskaugläubige Kommunist Paul, hetzten gegen Ölgötzen und Bonzen. Paul Thomas Anderson hat in seinem an "Öl!" angelehnten Film "There will be blood" nicht zufällig den sozialkritischen Kontext weitgehend ausgeblendet und das "Raufen zweier Bengel", den Konflikt zwischen Öl- und Gottesmann, ins Zentrum gestellt.

Bei Sinclair erfasst der Ölrausch alle Milieus: korrupte Politiker, Anwälte, Bürokraten, Flapper-Girls aus Hollywood und "Berliner Perversenclubs", mexikanische Cowboys, wackere Gewerkschafter und edelmütige Kommunisten. Die verderbte "kapitalistische Zivilisation" tanzt unter den wilden Synkopen des Jazz und dem "Tamtam des Kongo" ihrem Untergang entgegen. Das orgiastische Tohuwabohu im Hotel Emporer in Angel City erinnert an Bilder von Grosz und Dix oder auch an Baz Luhmans "Großen Gatsby": "Beleibte Finanzmänner mit zerknitterten Hemdbrüsten hielten dicke Ehefrauen im Arm oder schlanke Geliebte mit bloßem Rücken, halb entblößten Busen voller Brillanten und Perlen, rot bemalten Lippen und Platinohrringen und schoben sie übers Parkett, immer im Kreis herum, zum Wummern des Tamtams, dem Heulen des Saxofons, dem Dröhnen der Gongs und dem Fauchen der gedämpften Trompeten."

Strukturiert wird das Gesellschaftspanorama durch eher schlichte Oppositionen und klassische Familienkonflikte: Daddy, der Patriarch alten Schlags, und sein empfindsamer, verträumter Ölprinz; der linke Kapitalist und sein gutes Gewissen, der heroisch-tragische Arbeiterführer Paul. Zu Bunnys Geliebten gehören neben glamourösen Hollywood-Diven auch sanfte, ernste heilige Johannas der Ölindustrie, aber es sind nur blasse Randfiguren in einer rauhen Männerwelt.

"Kein Roman bildet die inhärente Gewalt und unbegrenzte Gier unseres Wirtschaftssystems so eindringlich ab", rühmt der Schriftsteller Ilja Trojanow im Nachwort. Ein Meisterwerk ist "Öl!" dennoch nicht. Sinclair erreicht seine Vorbilder Dickens und Zola allenfalls im sentimentalen Moralisieren; dafür übertrifft er sie deutlich in der Zahl der Ausrufezeichen. Immerhin, er verzichtet, vor allem im ersten Teil, weitgehend auf Schwarzweißzeichnung. Ross senior raucht zwar fette Zigarren, aber er ist auch ein Tatmensch mit knorrigem Charme und gemütlichem Vaterinstinkt, ein amerikanischer Optimist, den beim Geldscheffeln auf dem Rücken der Arbeiter ein "mulmiges Gefühl" beschleicht. Bunny sitzt als roter Millionär zwischen allen Fronten und Stühlen, und so schwankt auch "Öl!" zwischen "Dallas"- und "Giganten"-Melodram und Agitprop, sozialem Realismus und realsozialistischem Pathos, Radiojazz-Kakophonien und "Unterrichtsstunden im Fach Solidarität".

Im ersten Kapitel entwickelt Sinclair einfühlsam und anschaulich aus einer Autofahrt von Vater und Sohn durch die Wüste Atmosphäre, Charaktere und Erzählmotive. Das letzte Kapitel hingegen ist kommunistischer Kitsch: Während die Reichen, Mächtigen und Dekadenten ihren Wahlsieg mit einem öligen "toodle-doodle-doo" feiern, verblutet Paul, das von einem Rollkommando des Kapitals erschlagene Opferlamm des Proletariats, im Dreck; noch auf dem Totenbett rezitiert er Revolutionsparolen auf Russisch.

"Öl!" traf den Nerv der Roaring Twenties, erst recht, als der Roman in Boston wegen angeblich obszöner Stellen verboten wurde und Sinclair auf der Straße eine "Feigenblatt-Edition" verkaufte. Auch die erste deutsche Ausgabe 1927 war ein Bestseller, obwohl Hermynia zur Mühlen als Kommunistin tadelloser denn als Übersetzerin war. In den achtziger Jahren erschienen fast gleichzeitig zwei neue Übersetzungen, eine DDR-Version von Ingeborg Gronke und Otto Wilcks sorgfältige Eindeutschung für den März-Verlag. Die jetzige neue Übersetzung im Klassikerverlag Manesse ist dennoch nicht überflüssig. Andrea Ott befreit mit Hilfe historischer Fachliteratur den Öljargon der vorletzten Jahrhundertwende von modernen Anglizismen (die Pipeline ist jetzt wieder eine "Rohrleitung", und auch Futterrohrkopf, Lamellenmeißel und Gestängeschuss kommen zu ihrem Recht) und den saloppen Umgangston und das "extremely crude English" von Arbeitern und Ölmagnaten von schwerfälligem Pathos und sozialen Updates.

"Alles flutschte wie geschmiert": Sinclairs Ölquelle pocht, sprotzt und sprudelt munter wie am ersten Tag. Die literatur- und sozialgeschichtliche Tiefenbohrung zahlt sich aus. Wenn jetzt ein Bohrturm explodiert, eine außer Kontrolle geratene Fontäne mit Dynamit gestoppt wird, ist es nicht mehr nur eine Allegorie auf die nach oben drängende Arbeiterbewegung, sondern eine dichte, packende Beschreibung von zeitgenössischen Ölkatastrophen und implodierenden Modellen von Wertschöpfung und Ausbeutung.

MARTIN HALTER

Upton Sinclair: "Öl!" Roman.

Aus dem Englischen von Andrea Ott. Nachwort von Ilja Trojanow. Manesse Verlag, München 2013. 761 S., geb., 34,95 [Euro].

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