Zahlreiche fotografische Aufträge führten den englischen Fotografen Peter Lavery in den letzten Jahren praktisch an jede Ecke der Welt. Die Zeit, die ihm neben seiner Aufträgen verblieb, nutzte er konsequent, um Leute zu porträtieren, denen er dort begegnete. Er ist dabei weniger an einem bestimmten Typus als vielmehr an der individuellen Persönlichkeit interessiert. Das Ergebnis seiner fotografischen Passion ist das neues Buch OF HUMANKIND. Es ist eine unwiderstehliche Sammlung, die z.B. japanische Geishas, Xingu Stammesangehörige, australische Cowboys, Bewohner Grönlands, Krieger aus Neu Guinea und Masai Hirten umfasst. Seine Porträts fertigt er vor einem einfachen schwarzen Hintergrund an, ein Kunstgriff, der so alt ist wie die Fotografie selbst. "Ich wollte den Porträtierten das Exotische nehmen. Mich interessierte vor allem, was sich unter den Körperbemalungen, den Federn und den Waffen der Naturvölker befand." Als Fotograf stellt Lavery äußerst hohe Anforderungen an sich selbs t. Ein stets wiederkehrendes Merkmal seiner Fotografie ist es, sich selbst so weit wie möglich in der dokumentarischen Arbeit zurückzunehmen, um den wesentlichen Charakter seines Gegenübers einzufangen.
"Welten in einem kleinen Raum" nannte der amerikanische Porträt- und Modefotograf Irving Penn seine Bildserie, für die er in den sechziger und siebziger Jahren mit einem selbstkonstruierten Studiozelt den halben Globus bereiste, um vor neutralem Hintergrund Menschen in ihrer Tracht oder Stammeskleidung aufzunehmen. Es entstand eine anthropologische Arbeit von auch ästhetisch großem Reiz: ein Beitrag für den großen Katalog der Menschheit.
Nun hat der britische Fotograf Peter Lavery seinen wunderbaren Bildband "Of Humankind" vorgelegt, ein Werk, das zunächst frappierend an Penns Arbeit erinnert. Wiederum posieren Männer und Frauen unterschiedlicher Rassen aller Kontinente vor dunklem Stoff: japanische Geishas, arabische Hirten, Krieger aus Papua-Neuguinea. Aber bald begreift man, daß es Lavery um anderes zu tun war, als eine Typologie der Weltbevölkerung zu erstellen. Seine Modelle sind zuallererst Vertreter ihrer selbst. Wichtiger als die exotische Kleidung werden deshalb Gestik und Blick, in denen sich mal Skepsis, mal Selbstbewußtsein widerspiegelt. Laverys Buch zählt zu den schönsten Kapiteln im Katalog der Menschen. - Unsere Abbildung zeigt einen Inuit-Jäger aus Umanak, Grönland.
F.L.
* "Of Humankind" von Peter Lavery, mit einem Vorwort von Robin Muir. Kruse Verlag, Hamburg 2000. 144 Seiten, 64 Fotografien. Gebunden, 128 Mark. ISBN 0-9529647-0-8.
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