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In Deutschland werden mehr als 30 Prozent des Sozialprodukts für Soziales ausgegeben, und der Staat greift mit seinen Sozialgesetzen massiv in die Handlungsfreiheit seiner Bürger ein. In diesem Buch werden einerseits normative Begründungen sowohl für staatliche Umverteilungsmaßnahmen als auch für die Existenz einer Sozialversicherung mit Zwangsmitgliedschaft mit den Methoden der neoklassischen Wirtschaftstheorie diskutiert. Dabei werden Gerechtigkeits- und vor allem Effizienzkriterien zu Grunde gelegt. Zum anderen werden die einzelnen Elemente des Systems der Sozialen Sicherung (Renten-…mehr

Produktbeschreibung
In Deutschland werden mehr als 30 Prozent des Sozialprodukts für Soziales ausgegeben, und der Staat greift mit seinen Sozialgesetzen massiv in die Handlungsfreiheit seiner Bürger ein. In diesem Buch werden einerseits normative Begründungen sowohl für staatliche Umverteilungsmaßnahmen als auch für die Existenz einer Sozialversicherung mit Zwangsmitgliedschaft mit den Methoden der neoklassischen Wirtschaftstheorie diskutiert. Dabei werden Gerechtigkeits- und vor allem Effizienzkriterien zu Grunde gelegt. Zum anderen werden die einzelnen Elemente des Systems der Sozialen Sicherung (Renten- Kranken- und Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe sowie Kindergeld) systematisch auf ihre Wirkungen hin untersucht und alternative Gestaltungsformen verglichen. Schließlich wird untersucht, wie der Sozialstaat reformiert werden kann, damit er den zukünftigen Herausforderungen, vor allem Arbeitslosigkeit und demographische Entwicklung, standhalten kann.

Inhaltsverzeichnis:
Einleitung.- Gleichheit und Gerechtigkeit.- Effizienzorientierte Begründungen für Umverteilung.- Effizienzgründe für die Existenz einer Sozialversicherung.- Rentenversicherung.- Krankenversicherung.- Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung.- Familienpolitik.- Zukunftsprobleme des deutschen Sozialsystems.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2007

Der deutsche Sozialstaat
Wie lässt sich beispielsweise die Familienpolitik rechtfertigen?

Wie wäre es, bestimmte Gesundheitsleistungen für Personen im Alter von mehr als 75 Jahren zu rationieren? Diesen Vorschlag hatte der Ökonom Friedrich Breyer vor einigen Jahren in einem Fernsehinterview gemacht - und damit heftige Reaktionen ausgelöst. Einer ökonomischen Sicht auf die Sozialpolitik werden regelmäßig immense Widerstände entgegengebracht. Mit ihrem Lehrbuch liefern Breyer und Wolfgang Buchholz nun eine systematische Analyse der theoretischen Rechtfertigungen von Sozialpolitik und ihrer Ausgestaltungsalternativen, die in dieser Form bislang gefehlt hat. Damit schließt sich eine Lücke in der ökonomischen Literatur.

Unter Sozialpolitik fassen die Autoren zum einen Transferzahlungen aus dem allgemeinen Haushalt zur Vermeidung von Armut. Zum anderen geht es um die Sozialversicherungssysteme, die der Absicherung gegen bestimmte existenzgefährdende Risiken dienen. Im ersten Teil des Buches werden zwei grundsätzliche Ansatzpunkte für die Rechtfertigung einer solchen Politik erörtert: zum einen die Herstellung von Gleichheit und Gerechtigkeit, zum anderen die Effizienz. Letztere ziehen die Autoren eindeutig vor. Breyer und Buchholz streben nach einer mikroökonomischen Fundierung von Sozialpolitik, die sich auf Marktversagensargumente stützt. Die Grenzen für Umverteilung und soziale Absicherung liegen dort, wo Leistungsanreize beeinträchtigt werden und damit Wohlfahrtseinbußen drohen.

Die wichtigsten sozialen Sicherungssysteme wie die Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung sowie die Familienpolitik werden im zweiten Teil des Buches näher betrachtet. Dabei finden auch die Besonderheiten und Reformdiskussionen des deutschen Systems Berücksichtigung. Interessant sind auch die Ausführungen zur Familienpolitik. Immerhin geht es dabei um eine Umverteilung von Kinderlosen zu Kinderreichen, deren Umfang rund 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Breyer und Buchholz erörtern zunächst das Gerechtigkeitsargument - und verwerfen es rundweg. Da die Elternschaft zumeist auf einer freien Entscheidung beruhe, komme diese Rechtfertigung nicht in Frage.

Familienpolitik lasse sich schlüssig nur mit der klassischen Effizienzargumentation begründen. Der "Nutzen" eines Kindes komme nicht allein den Eltern zugute, sondern auch Dritte profitierten. Im ökonomischen Jargon sind also positive "externe Effekte" zu verzeichnen, und zwar über den Generationenvertrag in der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Folge ist, dass weniger Kinder geboren werden, als volkswirtschaftlich optimal wäre. Ein Staatseingriff wäre prinzipiell wohlfahrtssteigernd. Indes zeigt sich, dass auch mit dem mikroökonomischen Instrumentarium das optimale Ausmaß des sozialstaatlichen Eingriffs nicht eindeutig zu bestimmen ist. Relativ klare Aussagen dagegen machen Breyer und Buchholz zur Ausgestaltung einzelner Instrumente. So kritisieren sie die gegenwärtige Finanzierung der Kinderbetreuung. Statt der staatlichen Bereitstellung von Betreuungsmöglichkeiten plädieren sie für die Ausgabe von Gutscheinen bei freier Anbieterwahl für die Eltern. Das würde für Wettbewerb zwischen den Anbietern und so für eine bessere und gerechtere Versorgung sorgen.

Das Buch schließt mit einem Überblick über die Zukunftsnöte des Sozialstaats. Besondere Betonung finden die Herausforderungen durch den demographischen Wandel.

ARNDT CHRISTIANSEN

Friedrich Breyer/Wolfgang Buchholz: Ökonomie des Sozialstaats. Springer-Verlag, Berlin 2007, 328 Seiten, 29,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Sehr lobend äußert sich Rezensentin Indira Gurbaxani über das Buch "Die Ökonomie des Sozialstaats" von Friedrich Breyer und Wolfgang Buchholz: Systematisch machen sich die Autoren daran, den deutschen Sozialstaat unter die Lupe zu nehmen. Untersucht werden die einzelnen Zweige der Sozialversicherungen, aber auch die generelle Frage, ob der Sozialstaat mehr sein muss als die Versicherung gegen existenzielle Risiken, nämlich ein politisches Mittel der Umverteilung. Welche Antworten Breyer und Buchholz auf diese Fragen geben, verrät die Rezensentin leider nicht. Sie versichert uns nur, dass die Autoren "große Sorgfalt" auf ihre Überlegungen verwendet haben.

© Perlentaucher Medien GmbH